Langhaarnetzwerk

Wir sagen "ja" zu langem Haar.
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 Betreff des Beitrags: Haare und Volksglaube
BeitragVerfasst: 01.08.2008, 16:42 
Haare haben in der sogenannten Sympathiemagie immer eine große Rolle gespielt. Sympathie bedeutete, daß Dinge, die aus irgendeinem Grund zusammengehören, sich anziehen und gegenseitig beeinflussen. So konnten Haare, Nägel, Körperflüssigkeiten einer Person, auch Gegenstände, die sie am Leib getragen oder auch nur berührt hatte, auch eine handschriftliche Notiz verwendet werden, um die Person zu beeinflussen, indem man einfach mit dem Körperteil/Gegenstand wirklich oder symbolisch das machte, was man gern mit der Person machen würde. Man betrieb mit allem möglichen, auch mit den Haaren, Liebes-, Heilungs- und Schadenzauber sowie Orakel.

Die Haare waren noch einmal etwas Besonderes, da sie mit Kraft in Verbindung gebracht wurden. Das findet sich nicht nur in der Bibel, sondern in unseren Breiten z.B. auch bei den Merowingerkönigen *hört hört*. Die Kraft äußerte sich auch in bestimmten übernatürlichen Fähigkeiten, wie etwa heilende Handauflegung. Wöchnerinnen, Kranke und kleine Kinder bis zum ersten Lebensjahr durften in manchen Gegenden nicht gekämmt werden, da ihnen das zuviel Kraft abziehe, die sie zum Genesen bzw. Wachsen benötigten. (1) Langes, feines, offen getragenes Haar galt als eine Art Antenne für Ãœbersinnliches jeglicher Art; Aufstecken konnte im Notfall als Schutz benutzt werden. (x)


Abgesehen davon gab es alle möglichen - hm - interessanten :wink: Rezepte, um die Haare zu verschönern und dazu zu bringen, lang zu wachsen.

Lapislazuli soll die Haare voll, gesund, kräftig, schneller und vor allem lockiger wachsen lassen; denselben Effekt schrieb man früher Kämmen aus Schildpatt :cry: zu. (2)

Vergräbt man mit einem Hopfensteckling etwas abgeschnittenes Haar, so beginnt das Haupthaar genauso zu sprießen. (x)

Zauberspruch, vor dem Spiegel zu sprechen:
"Ich befehle jetzt das Wachstum meiner Haare.
Ich bin die Wurzel, die so schwach scheint;
Ich bin die Kraft, die aus mir selber wächst und nie vergeht." (x)

Wenn man sich im ersten Regen im Mai barfuß und mit unbedecktem Kopf, am besten ganz und gar nackig, im Kreis dreht, sollen die Haare nach einer böhmischen Ãœberlieferung besonders gut wachsen. (3)
Meine Ãœberlegung dazu: Wenn der Regen das Haarwachstum anregt, würde ich mich lieber nur mit bloßem Kopf im Regen drehen...
8)

Märzenwasser, d.h. das Wasser vom allerersten Regen oder Schnee im März, wurde das ganze Jahr über aufbewahrt und für alles mögliche verwendet, vom Vertreiben des Ungeziefers bis hin zur Schönheitspflege. Die Haut soll davon schöner werden, es hilft gegen Sommersprossen, und man verwendete es auch zum Haarewaschen - vermutlich, damit die Haare auch schöner würden. (4)

"Ein Rezept aus dem Jahr 1600 empfiehlt Frauen, Pappelknospen oder »-zäpflein« mit Butter zu zerstoßen und in einen Topf zu legen. Dieser wird anschließend fest verschlossen und eine Woche aufbewahrt. »Darnach setzen sie den Topf zu dem Feuer, behalten's in einem sauberen Geschirr. Und so oft sie das Haar gewaschen und die Haar getrocknet haben, schmieren sie darauf diese Salbe. Also werden die Haare nicht allein schöner, sondern wachsen auch länger.«" (5)

Aalfett soll neben allerlei anderen Wunderwirkungen auch das Haar kräftigen (6) - allerdings wird die genaue Gebrauchsanweisung in der von mir konsultierten Literatur schändlich unterschlagen. :evil:


Aber auch um den Kamm haben sich die seltsamsten Vorstellungen gerankt. Beispielsweise sollte als Heilmittel für alles mögliche ein Kamm auf eine schmerzende Körperstelle oder unter ein Krankenbett gelegt werden; als Schutz, vor allem für Wöchnerinnen, wurde ein Kamm um den Hals gehängt. (7) Und es gibt viele Märchen, in denen eine Nixe dem Pechvogel aus Mitleid ihr wichtigstes Schönheitsutensil schenkt, woraufhin er immer Glück hat - solange er den Nixenkamm, der bei Tag betrachtet womöglich wie eine alte Fischgräte aussieht, in Ehren hält. (x)

Weiß jemand noch mehr? *hechels*


-----------------------------------

Fußnoten:
(1) Vgl. Bandini, Ditte und Giovanni, Kleines Lexikon des Aberglaubens, München 1998, 153.
(2) Freund Google liefert mehr als genug Evidenzen dafür; gehört zum Standard auf jeder Steinseite.
(3) Vgl. Bandini, 45.
(4) Vgl. ebda, 203
(5) Ebda, 233.
(6) Vgl. ebda, 9.
(7) Vgl. ebda, 153.
(x) selber damit aufgewachsen oder Quelle längst verschwitzt


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BeitragVerfasst: 01.08.2008, 18:42 
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"Frauenhaar bindet stärker als Glockenseil. "

Krabat und der Ring aus Haar als Band und Bund zwischen rettender Frau und verirrtem Mann fällt mir ein.

Liebeszauber aller Art macht man mit Haaren, soweit ich weiß. Ich muß mal bei Th. Manns Josephsgeschichten nachlesen, was in dem Zaubertrank war, mit dem Mut-em-Enet Joseph an sich binden wollte.

Selbst bei Harry Potter (dessen Schöpfern sehr viele alte Motive des Aberglaubens bzw Volksglaubens verwendet, oft ironisch, wie bei den Alraunen, aber eben doch erkennbar) braucht man Haare für diesen Zaubertrank, mit dessen Hilfe man die Gestalt eines anderen Menschen (oder Tiers...) annehmen kann.

Haarbroschen und Medaillons als äußeres Zeichen der inneren Verbindung nach dem Tod.

Der Ring mit der Haarlocke von Lucy und die abgeschnittene Locke von Marianne bei Jane Austen spiegeln die Sitte wieder, Haare als Liebespfand auszutauschen.

_________________
1b F 8cm (II)
79 cm (18.12.2021)
Sante Terra auf Grau


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BeitragVerfasst: 02.08.2008, 07:54 
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wenn frau an 3 vollmondnächten
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des hemdes vom mann ihrer begierde wickelt bekommt sie ihn.

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Der weg ist das ziel.

"silberhaar-glänzend souverän"-gruppe
http://frankenlamas.magix.net


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 Betreff des Beitrags: Re: Haare und Volksglaube
BeitragVerfasst: 02.08.2008, 08:26 
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Cimbra hat geschrieben:
Haare haben in der sogenannten Sympathiemagie immer eine große Rolle gespielt. Sympathie bedeutete, daß Dinge, die aus irgendeinem Grund zusammengehören, sich anziehen und gegenseitig beeinflussen. So konnten Haare, Nägel, Körperflüssigkeiten einer Person, auch Gegenstände, die sie am Leib getragen oder auch nur berührt hatte, auch eine handschriftliche Notiz verwendet werden, um die Person zu nie vergeht."


So ist es also vergleichbar mit Voodoo???

Das alles ist sehr interessant. Es inspiriert mich, mal zu googlen, ob ich auch noch etwas dazu beitragen kann. Mal schaun...
LG

_________________
.... wieder Kurzhaar...
längste Länge: 76 cm (Taille)
.... hormoneller HA, Hashimoto, Seb. Ekzem


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BeitragVerfasst: 02.08.2008, 10:29 
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Meine Mutter kommt aus Serbien und ist dort mit sehr viel Aberglaube und Hexenritualen aufgewachsen (meine Oma betreibt einen Kult um das Wissen der Frauen). Ich weiß nicht, ob es hier auch verbreitet ist - aber sie hat meine Haare, wenn sie mir die Spitzen geschnitten hat, immer bei uns in den Garten ins Rosenbett gestreut. Verrückt oder?


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BeitragVerfasst: 02.08.2008, 13:02 
michi hat geschrieben:
Ich weiß nicht, ob es hier auch verbreitet ist - aber sie hat meine Haare, wenn sie mir die Spitzen geschnitten hat, immer bei uns in den Garten ins Rosenbett gestreut. Verrückt oder?


Also das ist das unverrueckteste, was ich bisher in diesem Thread gelesen habe, denn das duengt die Rosen! ;)

Wenn sie es aber aus irgendeinem Aberglauben heraus gemacht hat, sieht die Sache anders aus.

Ich finde das sehr faszinierend, welche Legenden, Zauber und Rezepte sich zum Thema Haar so finden. Leider kenne ich keine. Meine Oma hat ihre langen Haare frueher gehasst und abgeschnitten, sobald sie volljaehrig war und "durfte". Dementsprechend verlief die Erziehung sowohl meiner Mutter als auch von mir bezueglich der Haare aeussert unspektakulaer.

Bin mal gespannt, was sich hier noch so alles findet :)

Liebe Gruesse,
Denebi


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BeitragVerfasst: 02.08.2008, 13:09 
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Hihi, sehr schön, Danebi! Meine Mutter die Rosenzüchterin!
Ne, sie hat es nicht aus Düngungsgründen gemacht. Sie hat das immer richtig zelebriert und auch ein paar Haare in die Rosenblüten gestreut. Fand ich immer ganz aufregend als Kind.


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BeitragVerfasst: 02.08.2008, 13:16 
Ui, sehr schoen :)

Weisst Du auch, warum sie das gemacht hat? Also sollte es was bewirken? (Ausser dass die Rosen besser wachsen... 8) )

Liebe Gruesse,
Denebi


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BeitragVerfasst: 02.08.2008, 14:02 
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Hm, so genau weiß ich das auch nicht - ich werde sie auf jeden Fall bald mal fragen!


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BeitragVerfasst: 02.08.2008, 18:28 
@Gwendolyn

:( Ähm... Voodoo... Ich weiß ja nicht, was Du über Voodoo weißt oder ob Du Dich nur schnell-schnell ausgedrückt hast, aber... *bissi unglücklich schaus*
Das Sympathieprinzip ist in allen möglichen magischen und religiösen Richtungen (Voodoo gehört zur religiösen) grundlegend. Weltweit. Man kommt einfach schnell drauf. Das ist was allgemein Menschliches: wer gibt dem Hasänfoto nicht abends ein Gutenachtbussi, weil das Original leider schon wieder verreist ist, und hofft, daß er was spürt davon...
Voodoo als Sammelbegriff für afrikanische Religiosität wäre ein Thema für einen eigenen Fred. Darüber gibt’s genug Mißverständnisse – auch wenn theoretisch klar sein sollte, daß letztklassige Hollywood-Unterhaltungsfilme sicher nicht das Niveau der universitären Religionswissenschaften erreichen :wink: .


TOPIC

Wenn man abgeschnittene Haarspitzen (je nach Gegend offenbar entweder nur eigene oder eigene plus die des heimlichen Schwarms) in einen (selbstfabrizierten) Baumspalt einklemmt, wird man wiedergeliebt, sobald die Haare eingewachsen sind.

*weitersuchs*


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BeitragVerfasst: 05.08.2008, 15:37 
Braucht man nicht auch Haare, Zähne, Nägel oder Blut, damit ein Voodoo-Zauber wirkt? :gruebel: Ich schlags morgen mal nach und informier euch dann... :les:


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BeitragVerfasst: 06.08.2008, 12:58 
@Sagi

Weltweit. Ob Voodoo oder europäisches Mittelalter - ohne eine persönliche Kontaktstelle läuft überhauptz gar nix.
Dasselbe Prinzip wurde später beim Telefon angewendet :lol: - ohne die richtige Nummer, die Dich direkt ins Haus des Gewünschten bringt, hattu Pech gehabt.
Naja gut, vielleicht nicht ganz dasselbe :) es geht halt darum, daß jemandes persönliches Fluidum irgendwo drinsteckt. Ein Gegenstand, den die betreffende Person in der Hand gehabt hat, geht auch noch, mehr Fluidum steckt halt in Körperteilen.


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BeitragVerfasst: 06.08.2008, 16:37 
Das meinte ich. Das für Schadenszauber (egal, welcher Ausrichtung) oder Flüche eben ein Teil der Person gebraucht wurde (wird), um den Zauber wirksam oder potenter zu machen. Ich glaube, das gleiche Prinzip gilt auch für Liebeszauber, in denen meines Wissens nach häufig Haare oder (der entsprechenden Person geklaute) häufig getragene Schmuck- oder Kleidungsstücke verwendet werden. Vor diesem Hintergrund, sollte ich zufällig halbwegs recht haben, finde ich so was hier interressant... vor nicht allzu langer Zeit verkaufte auf eBay auch ein Mann den appen Zopf seiner Ex... :roll:


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BeitragVerfasst: 07.08.2008, 15:25 
*kreiiiiiisch*


Fürs Singlewerden schon zu spät... [-o<


Das müßte man eigentlich ins OT in die "Hölle für Langhaarige" schreiben. :wink:


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BeitragVerfasst: 12.08.2008, 11:23 
*lach* Was sagt uns das? Passt auf eure Haare auf!!! :wink:


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