Langhaarnetzwerk

Wir sagen "ja" zu langem Haar.
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BeitragVerfasst: 15.05.2012, 21:26 
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Moorleichen bekommen rote Haare, weil das Haar im Moor sozusagen gegerbt wird. Gleiches gilt für die mumifizierten Leutchen aus Agypten etc.

Beim Ötzi hat man auch Haare gefunden, soweit ich weiß, waren die braun. Aber warum sollte sich im Eis auch etwas verfärben. :nixweiss:

Von unseren Neandertalerfreunden gibt's ja keine Haarüberreste, sondern man hat das mit der Haarfarbe bei Gentests herausgefunden. Genauso wie die Tatsache, dass sie sich doch mit den Homo-Sapiens-Menschen vermischt haben. Das heißt: Die Neandertaler sind immer noch unter uns! :D (Und das meine ich gar nicht negativ.)

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BeitragVerfasst: 15.05.2012, 23:41 
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Aber man hat ja nicht herausgefunden, dass ALLE Neandertaler rote Haare gehabt haben...sondern nur, DASS rote Haare wahrscheinlich auch bei ihnen vorgekommen sind.

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BeitragVerfasst: 19.05.2012, 01:01 
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ich glaube, etwa 4 % der Bevölkerung trägt das Neandertal-Gen mit sich rum...
Hab da mal eine sehr interessante Doku bei arte gesehen! Da wurde überall auf der Welt geforscht, ob es noch Neandertaler im Menschen gibt.
In bestimmten Gebieten nicht, da die Menschen sich ja unterschiedlich auf der Welt verteilten. Sie nannten auch eine Prozentzahl, ich meine es war die 4. Korrigiert mich, wenn ich mich irre! :oops:

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 Betreff des Beitrags: Re: Neandertaler / Urmenschen
BeitragVerfasst: 04.01.2014, 20:38 
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Hui, welch spannende (wenn auch uralte) Frage :D ich weiß dazu zwar nicht die ultimative Wahrheit oder so, aber wir hatten letzten Sommer einen Anthropologie-Kurs in der Arbeitsgruppe von Prof. Pääbo, wo wir sowas mit behandelt haben, und woran ich mich erinnere ist ungefähr folgendes:

Kurz was zur Genetik: Spuren des Neanderthaler-Genoms findet sich bei etwa zweieinhalb bis vier Prozent der Menschen, die außerhalb von Afrika leben. Man geht davon aus, dass die anatomisch modernen Menschen, die vor rund 50000 Jahren das erste mal Afrika verließen, im Nahen Osten auf die Neanderthaler trafen. Spuren dieser und der folgenden Begegnungen finden wir fast überall - die Menschen, die damals von Afrika aus loszogen, waren nur sehr, sehr wenige (geschätzt um die 200).

Haarpflege und Frisurenkunst zählen zu kulturellen Errungenschaften und haben nicht notwendigerweise eine direkte Funktion für das Überleben. So wie es aber kein Zufall ist, dass so ziemlich alle der Höhlen, in denen wir Knochen unserer Vorfahren finden, eine schöne Aussicht haben, so kann ich mir auch gut vorstellen, dass schönes Haar schon sehr, sehr lange als ein Marker für Gesundheit und Fitness gilt. So wie dasjenige Pfauenmännchen, das die Energie "übrig" hat, so einen schönen, bunten (aber entsetzlich unpraktischen und für Fressfeinde auffälligen) Schweif mit sich herumzutragen, sicher besonders gesund und kräftig ist, so war auch sicher eine Frau, die schönes Haar hatte oder es sich leisten konnte, sich aufwendig darum zu kümmern, schon früher besonders begehrenswert.

Ob letzteres allerdings schon bei den Neanderthalern eine Rolle spielte, bin ich unsicher. Aktive Haarpflege zur Schönheit zählt unter symbolisches Verhalten. Das heißt, Verhalten, das erstens ein Verständnis von abstrakten Ideen und zweitens eine Möglichkeit darüber zu kommunizieren erfordert. Ich stelle es mir schwierig vor, eine Begräbniszeremonie abzuhalten, wenn man keine Vorstellung vom Tod hat oder sich über das Konzept Tote zu ehren nicht verständigen kann. Als Faustregel könnte man annehmen, dass das Vorhandensein von Sprache und/oder das Auftreten anderer Formen von symbolischem Verhalten gute Indizien sind, dass auch ein anderes solches Verhalten wahrscheinlich ist.

Bei den Neanderthalern wissen wir jedoch nicht, ob sie bereits Sprache hatten. Und auch sonst finden wir von ihnen kaum überhaupt irgendwelche Hinweischen auf symbolisches Verhalten - Schmuck, Malerei oder solchen Kram. Vielleicht wird da eines Tages noch was gefunden. Aber wenn es dabei bleibt, würde ich wohl annehmen, dass die Haare als Attribut von Schönheit bei den Neanderthalern keinen Stellenwert hatten... anders als bei den anatomisch modernen Menschen, die durchaus zu ähnlicher Zeit schon Begräbnisse, Schmuck, Malerei und derlei gehabt haben könnten. Okay, das Grab von Sungir ist etwas jünger ("nur" knapp 30000 Jahre alt oder so), aber wer jemanden beerdigen und ihm tausende Elfenbeinperlen mit ins Grab legen konnte, konnte sich sicherlich auch die Haare flechten. :D

[Das mit der Sprache: Es gibt eine seltene Mutation wo Menschen nur eine Kopie eines Gens namens FOXP2 haben, und die haben alle riesige Probleme mit Sprachverständnis und -entwicklung. Das Gen hat also sehr wahrscheinlich mit Sprache zu tun. Und bei allen Neanderthalersequenzen sieht eine regulatorische Region an diesem Gen anders aus als bei fast allen Menschen. Interessanterweise sieht diese Region bei allen Tieren vom Frosch Xenopus an bis zum Neanderthaler gleich aus, und nur beim heute lebenden Menschen ist sie anders. Das deutet eher darauf hin, dass sie nicht gesprochen haben, unsere wuchtigen Beinahe-Vorfahren.]


Falls jemand von euch von den Denisova-Menschen gehört hat - benannt nach der Höhle in Sibirien, wo ein Fragment eines Fingerknochens gefunden wurde - auch deren Spuren finden sich noch in der DNA heute lebender Menschen, allerdings fast nur in Papua-Neuguinea (etwa 2,5%). Der Knochen wird einem jungen Mädchen zugeordnet, das seinem Erbgut nach sehr wahrscheinlich braune Haut, braune Augen und braune Haare hatte.

Über die Denisova-Menschen wissen wir fast nichts, außer, dass es sie gegeben haben muss. Außer diesem Fingerknochenstück wurden in der Höhle noch ein Zahn und ein Zehenknochen gefunden, die dieser Menschensorte zugeordnet werden konnte. Irgendwo gibt es glaube ich noch zwei oder drei Zähne, aber das wars denn auch.

Über deren Kultur ist es wahnsinnig schwer, irgendwas herauszufinden. Diese Höhle ist der bisher einzige gesicherte Fundort, und sie hat eine spannende Geschichte hinter sich - wurde von Homo erectus bewohnt, von Denisova-Menschen, von modernen Menschen und in jüngerer Zeit von den Skythen zur Viehzucht genutzt (in der Höhle wurde glaube ich Ziegenmist gesammelt und verbrannt). Und zwischendurch wurde sie von Hyänen bewohnt, die nicht nur fremde Knochen hereintrugen, sondern auch allerhand Schichten duchwühlten und durcheinanderbrachten. Natürlich sind in der Höhle allerhand Schmuckstücke gefunden worden, dekorierte Straußeneischalen und bunte Steine und derlei, aber es ist relativ unmöglich, diese einer bestimmten Bewohnungsepoche zuzuordnen. In einer Schicht, die auf gute 30- vielleicht auch 40000 Jahre datiert wurde, wurden z.B. durchlochte Zähne und Fragmente eines Armreifs gefunden, was der bislang älteste Schmuckfund sein könnte. Ob der jetzt den Denisova-Menschen zugeordnet werden kann, eher zu modernen Menschen gehört oder eigentlich viel jünger ist als die Schicht, in der er gefunden wurde, ist unklar.

Will sagen: wir wissen darüber sehr wenig, und so manche Fragen werden wohl unbeantwortet bleiben. Spannend ist es nach wie vor. :-k


Hups, soviel wollte ich eigentlich garnicht schwafeln. :oops:





edit: eh mich jemand falsch versteht: ich bin nicht pro "Neanderthaler mit filzigen dreckigen Dreads"! Fellpflege betreibt so ziemlich jedes Tier, was Fell hat. Wenn ich mir die Frisuren von Neanderthalern vorstellen sollte, würde ich wohl an Sebumhaare denken, die entweder so vor sich hin flatterten oder mit Sehnen, Fellstreifen oder einer Haarsträhne lose zusammengebunden wurden, damit sie nicht im Weg sind. Also zweckmäßig gepflegt.
Den Cro-Magnon-Menschen stelle ich mir grundsätzlich mit WO-Pflege und Keulen- oder Flechtzöpfen vor, einen links, einen rechts, da kommt man gut ran, und schön siehts außerdem noch aus. :D

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 Betreff des Beitrags: Re: Neandertaler / Urmenschen
BeitragVerfasst: 04.01.2014, 22:23 
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Ich hoffe, vom Denisova-Menschen finden sie noch mehr! Das ist auch so spannend! Habe da mal eine Doku drüber gesehen. (Irgendwie sehe ich ständig solche interessanten Sachen im Fernsehen.. die "normale" Presse berichtet ja seltenst mal etwas..) Man vermutet, daß sie noch mehr Funde in anderen Gegenden machen könnten, die zu denen der Höhle passen, aber das Gebiet ist sehr groß.. :)

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 Betreff des Beitrags: Re: Neandertaler / Urmenschen
BeitragVerfasst: 10.01.2014, 12:31 
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Zu den Urzeitmenschendreads: War für mich immer irgendwie logisch.

Dreadlocks und durch ungepflegtheit verfilzte Haare sind ja nicht das gleiche.
Dreadlocks sind relativ Pflegeleicht und lassen sich ohne technische Hilfsmittel nur mit den Fingern herstellen. Für mich also schon ne Form der "pflege" und der gestaltung/des schmückens, irgendwie. Eine "konstruierte" Frisur.
Man hat ja damals schon viel mit Werkzeugen und den Händen gearbeitet, warum nicht auch Dreads drehen?

Zudem ist unsere Wiege ja in Afrika, da drehen sich Naturvölker ja heute noch Dreadlocks.

Vielleicht hatten Urmenschen, grade Neandertaler, aber auch noch garnicht so nen starken Haarwuchs.
Vielleicht sind die Haare auch einfach früher verschlissen, etwa durch Reibung an der Kleidung oder sowas. Kommt bestimmt auch auf die Umgebung an, in der man so gelebt hat.

(Ich steh aber auch einfach auf diese Hippe-Dreadlock-Urmenschen-Darstellungen und wär gerne einer von ihnen. So 10.000 B.C. mäßig)

Übrigens: In Sparta wurde einer Braut bei der "Hochzeit" auch der Kopf geschoren.

Zitat:
Bei den Neanderthalern wissen wir jedoch nicht, ob sie bereits Sprache hatten.


Naja, Die Vorraussetzungen dafür waren ja wohl da. Also, Why Not? (Also, wenigsten son bisschen)

Zitat:
Sprache

Im israelischen Karmelgebirge wurde im Jahre 1983 in der Kebara-Höhle das bisher einzige Zungenbein eines Neandertalers entdeckt. Es entspricht dem der modernen Menschen und gilt als wichtigstes Indiz dafür, dass die Neandertaler die anatomische Voraussetzung für die Fähigkeit zum Sprechen besaßen. Durch paläogenetische Untersuchungen wurde im Oktober 2007 ferner festgestellt, dass die Neandertaler über das gleiche FOXP2-Gen wie der moderne Mensch verfügten. Das für die Entwicklung der Sprache als wichtig gedeutete FOXP2-Gen wurde durch DNA-Sequenzierung aus Knochen eines Neandertalers, die in einer spanischen Höhle gefunden wurden, isoliert und analysiert.[71][72] Auch wenn es noch weiterer Indizien bedarf, gibt es keinen Grund anzunehmen, dass der Neandertaler nicht sprechen konnte.[73]


Wiki:Neandertaler

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 Betreff des Beitrags: Re: Neandertaler / Urmenschen
BeitragVerfasst: 10.01.2014, 14:49 
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Die anatomischen Voraussetzungen hatten sie auf jeden Fall, keine Frage, und ihr FOXP2 sah so aus wie unseres. Die kritische Frage könnte die Expressionsmenge gewesen sein. FOXP2 ist ein Transkriptionsfaktor, d.h. die Menge an vorhandenem FOXP2 reguliert, wie stark andere Gene exprimiert werden (von denen sicher auch einige wieder regulatorische Funktion haben, usw.).
Nun gibt es innerhalb der Gensequenz für FOXP2, an einer Stelle, die selbst nicht im Expressionsprodukt auftaucht, eine Sequenz, die verdächtig nach einer Bindungsstelle für einen anderen Transkriptionsfaktor aussieht. Und diese Sequenz sieht bei allen Tieren, von Fröschen an bis zum Neanderthaler, exakt gleich aus. Nur beim Menschen - und bei so ziemlich allen Menschen auf dieselbe Art und Weise - ist diese Sequenz anders.
Wenn das nichts zu bedeuten hätte, wäre es schon sehr ulkig. Nur was es bedeutet, ist noch nicht ganz klar. Die nächste Frage ist also, wie ändert sich die FOXP2-Expression in menschlichen Zellen, wenn diese Sequenz zurückmutiert wird zu dem, was die Neanderthaler hatten (und die Frösche und so)? Ändert sie sich überhaupt, und wenn ja, wird sie geringer?
Es kann sein, dass diese Frage mittlerweile beantwortet ist (und es nur noch nicht bei Wikipedia steht, weil noch niemand sich hingesetzt hat um's reinzuschreiben), aber egal wie die Antwort ausfallen wird, gehe ich bis dahin davon aus, dass es zwar natürlich kein eindeutiger Beweis ist (eindeutige Beweise gibt es bei dieser Fragestellung möglicherweise nicht), aber keinen Grund zur Annahme, die Neanderthaler hätten nicht gesprochen, sehe ich nicht. :-k

Aber ich denke, es ist so wie bei allen Fragen, auf die es keine eindeutige Antwort gibt. Da gibt es so viele Meinungen wie Leute und es ist ebenso schwierig wie unproduktiv, jemanden vom eigenen Standpunkt überzeugen zu wollen, weil ja jeder selbst entscheiden darf und muss, wie wichtig für ihn die jeweiligen Argumente sind.

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 Betreff des Beitrags: Re: Neandertaler / Urmenschen
BeitragVerfasst: 10.01.2014, 17:08 
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Interessant. Hab die 4 Seiten komplett gelesen.

Meine Gedanken dazu:
Neandertaler/Urmenschen werden mit hoher Wahrscheinlichkeit irgendwas mit ihren Haaren angestellt haben.

Zuerst einmal der Mann, der ja Jäger/Verteidiger/Kämpfer war. Lange Haare die ihn umschmeicheln :wink: wären da wohl nicht nur hinderlich, sondern könnten auch sein Ableben bedeuten.
Gehen, rennen, laufen, springen = er würde mit offenen Haaren überall hängen bleiben.
Kampf = der Gegner würde seine Haare packen

Deshalb denke ich, wird der Urmensch-Mann ab einer gewissen Länge seine Haare zusammengebunden haben.

Zweites Argument ist das "mächtiger erscheinen". In der Tierwelt ist das nicht anders. Männchen wollen größer, einflussreicher, beängstigender erscheinen, damit der Gegner/Konkurrent eingeschüchtert ist. Der Gegner soll Angst bekommen.
Von daher untermauert das das Haare-zusammenbinden, womöglich auf eine "auftürmende" Art und Weise, um größer zu erscheinen. Oder länger, wenn es sich denn um Zöpfe handeln sollte.

Frauen bekommen Nachwuchs und der krallt sich in langen Haaren fest. Es ist naheliegend, dass auch die Frauen die Haare nach hinten zusammen gebunden haben. Frauen und Männer werden sich gegenseitig mit ihrer Haar-Art beeinflusst haben. Auch gegnerische Clans werden Einfluss darauf gehabt haben.

Zöpfe um zu überleben? Ja! Sehr wahrscheinlich. :)


Nur mal so allgemein Im dichten Urwald Brasiliens leben noch immer einige Indianerstämme ohne Kontakt zur Zivilisation (SPON-Artikel)


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 Betreff des Beitrags: Re: Neandertaler / Urmenschen
BeitragVerfasst: 11.01.2014, 13:32 
Sisyphosa hat geschrieben:
Neandertaler/Urmenschen werden mit hoher Wahrscheinlichkeit irgendwas mit ihren Haaren angestellt haben.

Hm, nicht zwangsläufig.
Lange Haare haben heißt nicht zwangsläufig, dass man überall hängenbleibt oder dass es einem die Sicht vernebelt - vor allem wenn man es gar nicht anders kennt.
Ich erinnere mich da gerade daran, dass es sowohl unter den nord- als auch unter den südamerikanischen Indianern viele gab, die mit offenen Haaren unterwegs waren. Die Haar-Mode hat sich da eher von Stamm zu Stamm unterschieden als nach der jeweiligen Tätigkeit.
Ich denke mal, spezielle Frisuren bzw. Haarbänder etc. waren eher eine spätere Entwicklung und dann auch regional unterschiedlich.
Beim "zusammenbinden" muss man sich ja auch die Frage stellen: Wie und womit? Knoten machen will erst mal gelernt sein, und bei vielen Materialien hält das auch nur vorübergehend. Dutts mit Stäben sind vielleicht noch komplexer. Und wenn man einen Mangel an geeigneten Materialen hatte, hat man Tiersehnen vielleicht eher dazu benutzt um Kleidung zusammenzunähen als sie sich in die Haare zu binden. Vielleicht haben sie sich die Haare mit scharfkantigen Steinen auch eher abgeschnitten als sie zusammenzubinden.
Aber das ist natürlich alles reine Spekulation.


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 Betreff des Beitrags: Re: Neandertaler / Urmenschen
BeitragVerfasst: 16.01.2014, 19:54 
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Grad jetzt letztens hab ich etwas gelesen:
http://pravdatvcom.wordpress.com/2012/1 ... ng-tragen/

allerdings weiss ich nicht, ob man den Artikel ernst nehmen kann. Aber interessant ist die These trotzdem.


Was die Steinzeitmenschen angeht: ihr müsst euch vorstellen, Steinzeit heisst, das die Utensilien, die die Zeit bis heute "überlebt" haben, eben mehr aus Knochen oder aus Stein bestand. Alles andere zerfällt. Also, es wurden Kämme aus Knochen gefunden, aber ich bin mir sehr sicher, dass es auch welche aus Holz gab. Genauso wie anderer Haarschmuck.
Dazu ist es auch sehr sicher, dass es nicht nur Höhlenmenschen gab, es passt zwar zu "Steinzeit" aber es gab ja nicht überall Höhlen. Die Menschen wussten sich schon zu helfen, und bauten Hütten aus Knochen, Holz, Fellen usw.
Es wird zwar in den Geschichtsbüchern schön dargestellt mit Höhle, und Wandbemalung, und die Leut sitzen da, draussen schneits, aber die Menschen haben nur Lendenschurz an... über solche Darstellungen muss ich oft lachen. Das ist natürlich alles "verschönert" dargestellt.

Wie das nun war mit Haaren, das kann ich auch nicht beantworten. Haare zerfallen ja auch in der langen Zeit. Selbst Ötzi hatte keine Haare mehr bei seiner Entdeckung im Gletscher. Aber da wir ja vom Affen abstammen, die sich lausen, und somit auch eine Art Körperpflege betreiben, nehm ich an, dass der Mensch ebenso dazu fähig war.

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 Betreff des Beitrags: Re: Neandertaler / Urmenschen
BeitragVerfasst: 16.01.2014, 20:50 
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Kula hat geschrieben:
Zitat:
Bei den Neanderthalern wissen wir jedoch nicht, ob sie bereits Sprache hatten.

Naja, Die Vorraussetzungen dafür waren ja wohl da. Also, Why Not? (Also, wenigsten son bisschen)
Zitat:
Sprache
Im israelischen Karmelgebirge wurde im Jahre 1983 in der Kebara-Höhle das bisher einzige Zungenbein eines Neandertalers entdeckt. Es entspricht dem der modernen Menschen und gilt als wichtigstes Indiz dafür, dass die Neandertaler die anatomische Voraussetzung für die Fähigkeit zum Sprechen besaßen. Durch paläogenetische Untersuchungen wurde im Oktober 2007 ferner festgestellt, dass die Neandertaler über das gleiche FOXP2-Gen wie der moderne Mensch verfügten. Das für die Entwicklung der Sprache als wichtig gedeutete FOXP2-Gen wurde durch DNA-Sequenzierung aus Knochen eines Neandertalers, die in einer spanischen Höhle gefunden wurden, isoliert und analysiert.[71][72] Auch wenn es noch weiterer Indizien bedarf, gibt es keinen Grund anzunehmen, dass der Neandertaler nicht sprechen konnte.[73]

Wiki:Neandertaler

Auf BBC kam letztes Jahr ein Film über Sprechexperimente anhand dieses Zungenbeins und einigen anderen Erkenntnissen. Dabei hat man festgestellt, daß "der" Neandertaler sehr warscheinlich eine eher hohe, leicht piepsige Stimme gehabt haben muß.
Ich stelle mir das irgendwie witzig vor, da latscht ein Afrikaner mit Bassstimme bis nach Spanien und trifft dort so einen Langhaarigen mit Fiepsstimme. :wink:

Wie dem auch sei, ich glaube auch, daß sich Kultur in Form von Schmuck - und überhaupt ein Auge für Schönheit - viel früher entwickelt hat, als wir bis dato nachweisen können.

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 Betreff des Beitrags: Re: Neandertaler / Urmenschen
BeitragVerfasst: 21.01.2014, 20:59 
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Die Vorstellung eines Neandertalers mit Piepsestimme ist zu gut :lol:
Hey, ich habe eine Neandertaler-Stimme!

Ich glaube auch: Irgendwas haben frühste Menschen mit ihren Haaren angestellt. Wenn man sie ohne irgendwas zu tun, wachsen lässt, werden sie vermutlich zumindest etwas länger und könnten dann nerven. Also tippe ich entweder auf einen Kurzhaarschnitt oder zusammengebundene Haare. Vielleicht mit Sehnen oder Leder oder so. Wobei: In Hungerzeiten hatte man die Tiersehnen sicher lieber zu irgendwas essbarem verarbeitet, und in Kälteperioden Kleidung aus dem Leder gemacht.
Daher tippe ich auf lange bzw. längere Haare in guten Zeiten und in problematischen Perioden auf einen Kurzhaarschnitt.

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 Betreff des Beitrags: Re: Neandertaler / Urmenschen
BeitragVerfasst: 25.01.2014, 22:04 
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Spannendes Thema, auch für mich als Archäologin! Manchmal bräuchte man echt 'ne Zeitmaschine... *träum*

Ich tippe auch auf "Kurzhaarschnitt" oder einfaches zusammenbinden - zwar stimmt es, dass sich Knochen und insbesondere Holz nicht so lange hält wie Stein, aber das gilt auch für die späteren Zeiten: Holz ist in trockenem Boden nach zehn Jahren weg, in nassem kann es sich aber Jahrtausende halten. Knochen von den Neandertalern haben wir, aber keine Knochenkämme. Es deutet wirklich nichts darauf hin, dass sie sich gekämmt haben (was ja nicht gleichbedeutend mit ungepflegt ist).

Zum Thema Sprache bei den Neandertalern: Es gibt einen Fundort, Schöningen, wo neben einigen Speeren Knochen von, ich glaube Wildpferden, gefunden wurden. Das Alter der Funde wird auf ca 270000 Jahre geschätzt, das wäre noch Homo erectus, der Vorläufer des Neandertalers und uns. Die Theorie einiger Archäologen ist, dass für eine organisierte Großwildjagd diesen Ausmaßes zumindest eine rudimentäre Form der Kommunikation vorhanden gewesen sein muss. Ein interessanter Ansatz, finde ich, auch wenn ich dagegenhalten muss, dass ja auch Rudeltiere durchaus zu gemeinsamer Jagd in der Lage sind. Allerdings ohne Werkzeuge. Also nach wie vor ungeklärt... :)

(Oh, und was ich noch kritisch anmerken wollte: Einige hier führen als Beispiele heute lebende Jäger-Sammler-Gesellschaften an und vergleichen sie direkt mit den Menschen vor zig Jahrtausenden. Leute, seid vorsichtig mit sowas! Selbst der "primitivste" und von der Welt vergessenste Regenwald-Stamm hat Jahrtausende (Kultur-)Evolution hinter sich. Selbst wenn (!) sich die Form der Werkzeuge und Waffen in dieser Zeit nicht geändert haben, so können und dürfen wir nicht davon ausgehen, dass auch die Gesellschaftsform gleich geblieben ist oder das soziale Miteinander oder oder oder. Ist eine Falle, in die auch viele von uns gerne tappen, aber ich finde es einfach super-wichtig, da zu differenzieren.) [-X

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 Betreff des Beitrags: Re: Neandertaler / Urmenschen
BeitragVerfasst: 26.01.2014, 06:18 
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Und ein zweiter Anthropologe der sich in die Diskussion einklinkt ;). Nehmt mir die folgenden Kommentare nicht übel, ich seh hier nur viel Populärwissen, das leider so nicht (mehr) aktuell ist. Nichts ist als persönlicher Angriff gedacht.


Fione Necros hat geschrieben:
(Oh, und was ich noch kritisch anmerken wollte: Einige hier führen als Beispiele heute lebende Jäger-Sammler-Gesellschaften an und vergleichen sie direkt mit den Menschen vor zig Jahrtausenden. Leute, seid vorsichtig mit sowas! Selbst der "primitivste" und von der Welt vergessenste Regenwald-Stamm hat Jahrtausende (Kultur-)Evolution hinter sich. Selbst wenn (!) sich die Form der Werkzeuge und Waffen in dieser Zeit nicht geändert haben, so können und dürfen wir nicht davon ausgehen, dass auch die Gesellschaftsform gleich geblieben ist oder das soziale Miteinander oder oder oder. Ist eine Falle, in die auch viele von uns gerne tappen, aber ich finde es einfach super-wichtig, da zu differenzieren.)

Amen. Auch wenn ich Evolution ebenfalls in Anführungszeichen gesetzt hätte, da zucken ein paar Kollegen gern mal aus, wenn sie das in Zusammenhang mit menschlichen Kulturen lesen :D.

Dasselbe trifft aber auch auf den Begriff "Urmensch" zu, der hier immer wieder fällt. Es gibt keinen Urmensch. Es gab andere Menschen, die nicht wir waren, man kann aber nicht von einem "ersten echten Menschen" reden. Das Ganze ist ein Kontinuum und auch wir 'moderne Menschen' werden uns ändern (und tun es auch).
Weiter, gerade was populärwissenschaftliche Literatur/Zeitungsartikel/Fernsehberichte angeht: Meistens wird hier leider mit veralteten Informationen gehandelt. Letztens schenkte mir jemand liebenswerterweise ein Buch über "neueste Entdeckungen".. die teils schon 40 Jahre alt waren, aber nicht ins populäre Wissen vorgedrungen sind. Auch ARD und ZDF nutzen Mittel, die Informationen so stark vereinfachen und dadurch teils auch leider verfälschen (mal davon ab, dass auch dort inzwischen hin und wieder mehr Gewicht auf Unterhaltung denn als auf Fakten gegeben wird).
Dieses "populäre gefährliche Halbwissen" trifft auch (leider) auf viele andere Diskussionen im Internet generell zu.
Es gibt gute Literatur zu all diesen Themen, man muss nur ein bisschen suchen :). Verlasst euch lieber auf eure örtliche Uni-Bib (wo man immerhin Bücher raussuchen und die ISBN abschreiben kann) als auf einen Artikel, wenn ihr in einem Bereich nicht firm seid.
Mal davon ab gibt es auch genug Themen, wo sich die Wissenschaft nicht einig ist, aber etwas als "absolute Wahrheit" in dem ein oder anderen Medium präsentiert wird. Da ist es natürlich als Fachfremder (teils auch für Fachleute) schwer rein zu kommen.




Mata hat geschrieben:
Ich finde es ja auch immer putzig, wenn Illustrationen die Urmenschen-Horde so richtig schön wie in den 50er Jahren gendermäßig aufteilt: die Männer jagen das Mammut und malen schöne Höhlenbilder, während die Frauen im Kessel rühren :D
Obwohl es keinerlei Beweise für Familie-Feuerstein-ähnliche Aufteilung der Geschlechter in allen urmenschlichen Gemeinschaften gibt. Wie es auch in sog. primitiven Gesellschaften jeweils sehr verschiedene Verhaltensmuster gibt. Aber das geht wohl über den Horizont der Illustratoren, die sich die Steinzeithöhle in etwa so vorstellen wie ihre KLeinstadt, nur eben ohne elektrisches Licht, Warmwasser und Autoputzen am Samstagnachmittag....
Also lauter Klischees, ich denke mir, mit den Haaren ist es nciht anders.


Ja und nein. Auch in egalitären Kulturen mit Geschlechtergleichwertigkeit gibt es idR (will heißen, bisher ist keine aufgetaucht, die es nicht hat) eine Arbeitsteilung, die Frauen tendentiell eher im "häuslichen" Umfeld verortet - gerade wenn sie Kinder haben. Ich sage hier gezielt "tendentiell", weil das nicht zwingend der Fall sein muss. Menschen - alle so individuell.. selbst in ein und derselben Kultur ;).



Peti hat geschrieben:
Wenn ich mir so einen Menschen anschaue, der sich im täglichen Ãœberlebenskampf auf das Wesentliche konzentrieren mußte, d.h. zwangsläufig sehr auf das Praktische im Leben bezogen war, dann scheint es mir doch nur logisch, daß Schönheit als Widerspiegelung eines sorgenfreien Moments automatisch ins Auge stach.

Ich gehe soweit zu sagen, daß die Haare sogar mit die ersten "Dinge" waren, die verschönert wurden (flechten, kämmen, verzieren). Sie hängen da halt rum und stehen immer zur Verfügung.
Für weitere Verzierugen oder Schmuck mußte man ja auch mehr Aufwand betreiben, d.h. ein Loch in einen Stein bohren, um ihn um den Hals hängen zu können usw.
Ich stelle mir vor, daß der Mensch irgendwann sein eigenes Spiegelbild im Wasser erkannte, und da sind ja auch die Haare zu sehen. Ein Griff in die Haare, und er sah im Spiegelbild wie sie sich verändern.
Da ist es doch naheliegend, daß man so anfing, sich gegenseitig die Haare zu verschönern.


"Überlebenskampf" ist es nicht unbedingt gewesen. Gerade Wildbeuterkulturen überraschen immer wieder mit ihrem geringen Arbeitsaufwand um ihre Subsistenz zu sichern. Wie Tiptree richtig schreibt, sind es vor allem die Frauen, die einen Großteil der Nahrung herankarren (die gesammelt wird) und die Männer eher selten auf Jagd gehen, weil dies ein großer Aufwand für einen nur eventuellen (aber großen) Erfolg ist.

Was die Mehrarbeit von Herstellung von Verzierungen betrifft: Was dauert länger? Lederbänder oder Haare flechten? ;)
Die Frage, was als Schmuck getragen wurde, sollte etwas von unserer deutschen Vorstellung von Schmuck gelöst werden.
Zu der Sache mit "sein Spiegelbild erkennen": Manche Tiere sind ebenfalls dazu in der Lage (u.a. auch Schimpansen und Bonobos, unsere nächsten Verwandten in der Menschenaffenliste) - man darf also davon ausgehen, dass die Möglichkeit sehr früh bestand (aka noch bevor die meisten zu unseren Vorfahren "Mensch" sagen würden).


Wind In Her Hair hat geschrieben:
Davon hab ich noch nichts gehört, aber in Jäger-Sammler-Kulturen, die bis in die jüngere Vergangenheit existiert haben, war das nicht unbedingt so. Bei manchen wurden Frauen eher als Besitz betrachtet und hatten nicht viel zu sagen, bei anderen wurden sie zwar sehr geachtet, aber die politische Führung oblag trotzdem den Männern. Es gibt da halt sehr viele Graustufen. Ausgeprägte Dominanz der Männer ist mir bekannt, verschiedene Arten von gleicher Wertschätzung von Männern und Frauen auch, aber keine Dominanz der Frauen. Und Gleichstellung im heutigen Sinn überhaupt nicht.


Politische Ungleichheit bedeutet nicht, dass Frauen nicht auch einen Großteil der Subsistenz erwirtschaften können. Wildbeuter tendieren zu Egalität - die von dir angebrachte Ungleichheit ist häufig ein Ergebnis postkolonialer Strukturen.

Wind In Her Hair hat geschrieben:
Man darf auch nicht ignorieren, dass auch wenn die Frauen häufig die Haupternährer waren, die Männer i.d.R. dafür zuständig waren, den Stamm oder die Sippe gegen Gefahren zu verteidigen. Das ist ja nun auch keine unwichtige Aufgabe und dürfte daher prestigeträchtig gewesen sein.
Die Großwildjagd war außerdem um einiges gefährlicher und ertragreicher als das Sammeln und Kleinwildjagen der Frauen. So einen Büffel oder ein Mammut zu erlegen (von dem der Stamm viel länger was hat und auch die übrigen Körperteile als Rohstoffe für Werkzeuge, Kleidung u.s.w. verwenden kann) erfordert eine Menge Geschick, Mut und Strategie. Die Männer haben haben dabei grundsätzlich ihr Leben aufs Spiel gesetzt. Das wird entsprechend geachtet worden sein - ebenso wie andererseits die Frauen, die bei der Geburt ihr Leben aufs Spiel setzten.

Prestige ist relativ. Viele Wildbeutergruppen beschimpfen, bzw. machen erfolgreiche Jäger gezielt klein um zu verhindern, dass sie "größtenwahnsinnig" werden ;). Es gibt natürlich auch andere Strategien, um ein Sozialgefüge zusammen zu halten, auch wenn einer erfolgreicher ist als ein anderer. Siehe hierzu !Kung: Pfeile werden ausgetauscht - ein Tier gilt von demjenigen als erlegt, dessen Pfeil getroffen hat - nicht wer schoss.

Guinivere hat geschrieben:
Da liegt die Schlussfolgerung doch nahe, dass auch seine Haartracht die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Stamm ausdrückte o.ä..

Bei so frühen Gruppen würden wir gar nicht von "Stamm" sprechen, sondern eher von "Bands". Diese sind oft untereinander sozial verbunden (durch Heiratsallianzen, etc.), es gibt also nicht zwingend das Bedürfnis sich optisch voneinander abzugrenzen.

Guinivere hat geschrieben:
Auch in Japan gibt es beweise dafür, dass die steinzeitlichen Menschen schon einen ausgeprägten Sinn für Ästhetik hatten, da sie z.B. ihre Keramik (ja, die Japaner hatten in der Steinzeit schon Keramik) sehr aufwändig verziert haben. Und Haarkämme zum Feststecken der Haare wurden dort auch sehr früh gefunden, kann mich aber grad nicht entsinnen, in welche Zeit sie zu datieren sind...


Generellen Interesse halbers: Wie definierst du hier "Steinzeit"? Meinst du damit die europäische Epoche, die durch die westliche Dominanz in der populären Wissenschaft auf alle gleichzeitig stattfindenden Ereignisse übertragen wird? Oder eine faktische "japanische Steinzeit"?
Keramik kam auch schon bei nomadischen Wildbeutergruppen im nordafrikanischen Raum vor, ist also nicht so verwunderlich, das auch anderswo zu finden.

Copperwaves hat geschrieben:
Meine Tochter - 4. Klasse Grundschule - hat gerade die Kelten durchgenommen. BuddiksGreet hat recht - die keltischen Männer waren besonders stolz auf ihre Haarpracht und haben u. a. ihre Bärte geflochten. Auch das Haarefärben hatten die Kelten dem Unterrichtsstoff nach schon drauf - leider stand nicht dabei, wie sie das gemacht haben... :)

Schulwissen ist gefährliches Halbwissen :D. Aber da wurde was richtiges weiter gegeben. Benutzt wurde unter anderem Kalk zum bleichen.
Cyprias Vermutung trifft nicht ganz zu: Zwar wurden Pflanzenfarbstoffe zum Färben genutzt, allerdings sind da häufig Fermentierungsprozesse, Hitze oder andere aufwändige Mittel notwendig, um die Farbe halbwegs lichtecht und haltbar zu machen. Ich bezweifle, dass man seinen Kopf gerne einen Tag vorher in Urin hängt, bevor man nochmal mehrere Tage mit einer heißen Pampe aus Pflanzen drauf rum laufen will ;).

Tomatensalat hat geschrieben:
Wie war es im Mittelalter? Die Mode änderte sich ständig, warum gibt es immer nur DAS eine Frisurenbild aus dem Mittelalter?
Die besaßen doch schon Scheren und hätten sich auch mal was anderes schneiden können, als die typische "Taillenlange-Fairytales-End"-Frisur??

Moden ändern sich auch da. Allerdings sind viele Illuminationen in Büchern idealisiert und stellen eher einen "Typ" denn als eine "Person" dar. Es gibt ein paar sehr schöne Werke zu mittelalterlichen Frisuren/Kopfbedeckungen, die auch auf Amazon zu finden sind. Lohnt sich, auch im englischsprachigen Bereich zu gucken. Gerade in der Herrenmode ändert sich da teils dramatisch etwas (vom modischen Kurzhaarschnitt zu kinnlangen Löckchen, z.B. :D).
Ansonsten gilt, was BuddiksGreet schon gesagt hat: Romantisierte Vorstellung, die viel verfälscht (wie bei allen historischen Epochen). Leider.

Wind In Her Hair hat geschrieben:
Kürzlich bin ich allerdings drauf gestoßen, dass Haareabschneiden jedenfalls bei den Germanen das übliche Mittel war, eine Ehebrecherin zu bestrafen und öffentlich bloßzustellen. Wenn man bedenkt, dass Haarescheren zu allen Zeiten und in allen Kulturen ein beliebtes Mittel der Demütigung und Entehrung war, stellt sich die Frage, ob sich diese Sitte im Mittelalter so schnell verloren haben kann, dass Frauen anfingen, die Haare aus praktischen Gründen kurz zu tragen und damit nicht mehr die Schande der Ehebrecherin assoziierten. Ich denke nicht, aber das ist nur Spekulation meinerseits.

Wenn ich mich nicht irre, werden kurze Haare bei einer Frau auch im Neuen Testament in herabwürdigendem Kontext erwähnt.

Genau das. Frauen wurden mit Scherung bestraft (oder es deutete auf Krankheit hin).
Und danke für die Rettung des Mittelalters bzgl. der Hexenverbrennungen :). Noch so eine verdammte verfälschte Darstellung. Wobei die Motive auch häufig genug politisch/wirtschaftlich motiviert waren und "rote Haare" usw. als Grund vorgeschoben wurden.


Rabiata hat geschrieben:
in irgendeiner Sendung wurde "nachgewiesen", daß die Neandertaler niemals Mammuts jagen konnten oder gejagt haben, da es viel zu gefährlich war und selten von Erfolg gekrönt!
Die Menschen haben damals wohl verendete, alte, kranke Tiere verwertet, bzw. erlegt.
Jetzt fragt mich aber bitte nicht, in welcher Sendung das war! :shock:

Dann frage ich mich, was die frühen Menschen wohl für eine Gesellschaft hatten. Wer behauptet denn, daß die Frauen "nichts" zu sagen hatten? Gibt es Beweise? Archäologische Funde? Zeugen?
Alles, was man nicht anhand von Ausgrabungen nachweisen kann, gehört für mich in die Welt der Spekulation und Fantasie.

Großtierjagd (damit sind Rehe eingeschlossen) ist ein großes Risiko - auch modern. Zieht man hier Parallelen zu modernen Wildbeutern, lässt sich sagen, dass immer eine Kosten-Nutzen-Rechnung aufgestellt wird.. und das schließt Aasverwertung (auch unser Thekenfleisch ist was älter als 1-2 Tage) definitiv ein.
Auf die Gesellschaften lassen sich nur schwer Rückschlüsse ziehen. Siehe hierzu weiter oben: Menschen sind so divers, dass selbst in Gruppen die wir aus wissenschaftlicher Sicht zusammen fassen (Bsp. Wildbeuter) nur seltenst Universalien zu finden sind.
Die Matriarchatsidee wird immer mal wieder aufgeworfen, lässt sich aber (genau wie das Gegenteil) nicht beweisen. Bleibt also erst einmal alles Spekulation, bis wir doch Zeitmaschinen haben ;). Dazu gehören auch die steinzeitlichen Hausfrauen .. oder freizügigen Amazonenneanderthalerinnen.

Froschfrollein hat geschrieben:
Bei den Römern waren kurze Haare Zeichen des Standes der Freien, ebenso wie ein glattrasiertes Gesicht. Nur Sklaven waren langhaarig und bärtig.

Kommt auf die Zeit an. Es gab auch Kaiser mit längeren Haaren und Bart ;( (Nero, Hadrian, Gallienus..)
Ansonsten hat Ashera das ganz wunderbar zusammen gefasst! Chapeau, Madame.

Und Rosmarin schreibt auch so viel, das man direkt so unterzeichnen kann :).


Kula hat geschrieben:
Zu den Urzeitmenschendreads: War für mich immer irgendwie logisch.

Dreadlocks und durch ungepflegtheit verfilzte Haare sind ja nicht das gleiche.
Dreadlocks sind relativ Pflegeleicht und lassen sich ohne technische Hilfsmittel nur mit den Fingern herstellen. Für mich also schon ne Form der "pflege" und der gestaltung/des schmückens, irgendwie. Eine "konstruierte" Frisur.

Sind sie? Ich hatte immer den Eindruck, dass Dreads sehr viel Arbeit ausmachen. Aber da lass ich mich gern von Dreadträgern belehren :).


Kula hat geschrieben:
Zudem ist unsere Wiege ja in Afrika, da drehen sich Naturvölker ja heute noch Dreadlocks.

Von Afrika aus sind wir einen weiten Weg gegangen. Direkte Vergleiche zwischen Kulturen heute und damals sind, gerade was Ästhetik betrifft, sehr schwierig. Man findet dort genauso Flechtfrisuren, Dutts, usw. usw.


Jemma hat geschrieben:
Ich erinnere mich da gerade daran, dass es sowohl unter den nord- als auch unter den südamerikanischen Indianern viele gab, die mit offenen Haaren unterwegs waren. Die Haar-Mode hat sich da eher von Stamm zu Stamm unterschieden als nach der jeweiligen Tätigkeit.
Ich denke mal, spezielle Frisuren bzw. Haarbänder etc. waren eher eine spätere Entwicklung und dann auch regional unterschiedlich.
Beim "zusammenbinden" muss man sich ja auch die Frage stellen: Wie und womit? Knoten machen will erst mal gelernt sein, und bei vielen Materialien hält das auch nur vorübergehend. Dutts mit Stäben sind vielleicht noch komplexer. Und wenn man einen Mangel an geeigneten Materialen hatte, hat man Tiersehnen vielleicht eher dazu benutzt um Kleidung zusammenzunähen als sie sich in die Haare zu binden. Vielleicht haben sie sich die Haare mit scharfkantigen Steinen auch eher abgeschnitten als sie zusammenzubinden.
Aber das ist natürlich alles reine Spekulation.

Flechtwerk und Knoten sind in ihrer Basisform keine allzu komplexe Technik. Mangel an geeigneten Materialien ist zu bezweifeln, man kann auch Pflanzenfasern zum Zusammenbinden nutzen. Muss also nicht zwingend tierisch sein.
Zu den Native Americans: Die Frage ist hier wieder die Darstellung. Wie ist die Situation, in der von offenen Haaren berichtet wurde? Wer berichtet? Auch hier kann uns die eurozentrische Weltsicht wieder einen bösen Streich spielen :/. Mal davon ab, dass man nicht von "den Indianern" reden kann. Was fassen wir hier zusammen? Politische Organisation, Subsistenzweise, Sprachfamilie? All das lässt sich nicht auf einen Nenner bringen. Wir haben an der Nordküste sesshafte Wildbeuter, im Süden Gartenbau und Sesshaftigkeit, in den Plains mitunter sesshafte Gruppen, die durch die weißen Siedler und Pferde nomadisch wurden, usw. usw.


Ansonsten, was Fione Necros schreibt: Wir dürfen nicht die Fundlage außer acht lassen. Es gibt wenig Knochenfunde (und andere) von Frühmenschen und häufig sind es dann nur kleine Teile. Worauf wir unser Wissen aufbauen, sind ein paar wenige kleine Fundgebiete und daraus versuchen idR westlich geprägte Wissenschaftler ein Bild zu schaffen, das versucht Anspruch an Allgemeingültigkeit zu erhalten. Und davon kommt (wenn überhaupt) auch wieder nur die Hälfte in der Populärwissenschaft an.
Wir dürfen nicht aus unserem Weltbild Rückschlüsse ziehen - aber leider können wir im Fall von verstorbenen Kulturen nichts anderes tun. Parallelen zu noch existierenden Gruppen aufzuführen mag zwar hilfreich sein, garantiert uns aber auch nicht die Findung "der Wahrheit", da Kulturen, trotz gewisser Universalien, so unglaublich divers sind, dass sich manche Anthropologen auch darüber streiten, ob man überhaupt von "Kultur" reden darf. Aber das ist eine ganz andere Debatte.


Was das eigentliche Thema betrifft: Abschneiden, abbrennen, in irgendeiner Form zusammen fassen. Von ihrem mentalen und technischen Entwicklungsstand gehe ich ebenfalls davon aus, dass "Opa Neanderthal" in der Lage war, sich haartechnisch zu schmücken und dabei auch erfinderisch war.

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 Betreff des Beitrags: Re: Neandertaler / Urmenschen
BeitragVerfasst: 25.02.2014, 23:54 
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Beiträge: 53
Nicht ganz.
Im Ersten Korintherbrief steht, dass Frauen - im Gegensatz zu Männern, die Abglanz Gottes sind (sie sind nur Abglanz des Mannes) - ihr Haupt schändet, wenn sie die Haare beim Beten zeigt. Am besten ist es, sich die Haare zu scheren. Falls sie es aber als schändlich empfinden, ohne Haare herumzulaufen, sollen sie die Haare verhüllen.
Von Scheren als Schandstrafe lese ich da nichts.

_________________
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Länge: hüftlang
Problem: unterschiedliche Länge

Therapie: auf etwa midback kürzen
mehr pflegen (Leave-in, 1 x wöchentlich Ölkur, lufttrocknen sowie evt Tipps aus euren Projektberichten)


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