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Hatten früher wirklich so viele Frauen sehr langes Haare?
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Seite 7 von 8

Autor:  Mattyo [ 15.08.2013, 20:37 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Hatten früher wirklich so viele Frauen sehr langes Haare

Armidala hat geschrieben:
Auserdem könnten die Leutchens ja auch noch Anreise/Verpflegungskosten und Gage wollen [-X :roll:

Die meisten, die ich kenne, wären froh, wenn sie nur irgendwie was dazu beitragen könnten, dass diese ganzen Darstellungen realistischer werden, von daher wird sich das in Grenzen halten :lol:
Das liegt wohl eher an der Einstellung der Produzenten; für den Film "Gladiator" wurde doch auch ein recht bekannter deutscher Experimentalarchäologe um Mitarbeit gebeten, der nach den ersten Gesprächen mit Grausen geflohen ist :wink:

Autor:  Sankofa [ 15.08.2013, 21:01 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Hatten früher wirklich so viele Frauen sehr langes Haare

Mattyo hat geschrieben:
Das liegt wohl eher an der Einstellung der Produzenten; für den Film "Gladiator" wurde doch auch ein recht bekannter deutscher Experimentalarchäologe um Mitarbeit gebeten, der nach den ersten Gesprächen mit Grausen geflohen ist :wink:


:bauchweh_vor_lachen: Das kann ich mir richtig vorstellen.

Eine Kollegin von mir wurde mal von Sat1 gefragt, ob sie als Expertin für eine Doku zu Frauen im Mittelalter auftreten will. Die Doku sollte nach irgendsoeiner Ken Follett Verfilmung gezeigt werden. Nachdem der Sat1 Mensch gesagt hatte, wie die Doku aussehen soll, hat sie demjenigen einen ausgiebigen Vortrag über den aktuellen Stand der Forschung zur Frau im Mittelalter gehalten und dann dankend abgelehnt mit dem Hinweis darauf, dass sie niemanden ihres Fachs kennen würde, der bereit wäre, in so einer Doku mitzuwirken.

Autor:  Armidala [ 16.08.2013, 14:33 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Hatten früher wirklich so viele Frauen sehr langes Haare

Naja von den 'Kabelsendern' erwarte ich auch nicht viel Anderes als Bildzeitungsniveau.

Das Schlimme ist aber, dass die angeblich seriösen Sender wie ZDV, ARD, ZDF-History, ARTE etc. leider keinen Deut besser sind was Historiendokus angeht. Und das nervt, weil der 'Ottonormalverbraucher' so ein völlig falsches Bild von der Historie bekommt und dann eben bei Museumsveranstaltungen so Schoten kommen wie dass Linsen kein authentisches Gericht sei in der Spätantike etc. :roll:

Autor:  Alanna [ 16.08.2013, 14:39 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Hatten früher wirklich so viele Frauen sehr langes Haare

Man muss unterscheiden, um es einem nur um die Optik geht oder auch um die richtige Darstellung der Gesellschaft zur jeweiligen Zeit, also ob sich so etwas denn überhaupt zugetragen hat/hätte (je nachdem ob Doku oder Spielfilm).

Die Optik ist sicher etwas leichter als sowas wie "Die Rolle der Frau im Mittelalter" - wobei man teils auch bei der Optik wenig Quellen hat. So weiß man nicht sicher, wie Kelten aussahen, die einzige Quelle sind Texte der Römer, welche wiederum die (in ihren Augen!) "Barbaren" nochmal wilder dargestellt haben in ihren Berichten.

Das mit dem Reenactment finde ich wahnsinnig spannend, sowas wird auch mit Architektur gemacht meines Wissens (nach dem Motto "wir bauen uns mit den damaligen Baumitteln und Werkzeugen Pfahlbauten").

Autor:  Minouche [ 16.08.2013, 14:40 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Hatten früher wirklich so viele Frauen sehr langes Haare

Armidala, der meinte vielleicht Kontaktlinsen. :mrgreen:

Autor:  Alanna [ 16.08.2013, 14:42 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Hatten früher wirklich so viele Frauen sehr langes Haare

Minouche hat geschrieben:
Armidala, der meinte vielleicht Kontaktlinsen. :mrgreen:


Wie, man kann Kontaktlinsen essen? :mrgreen:

Autor:  Minouche [ 16.08.2013, 14:44 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Hatten früher wirklich so viele Frauen sehr langes Haare

Klar, wem's schmeckt.

Ist jetzt kein Grundnahrungsmittel oder so...


Edit: oder er meinte das Linsengericht in Hessen, das gabs in der Spätantike auch nicht. :mrgreen:

Autor:  Armidala [ 16.08.2013, 14:48 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Hatten früher wirklich so viele Frauen sehr langes Haare

Minouche hat geschrieben:
Armidala, der meinte vielleicht Kontaktlinsen. :mrgreen:

Stimmt, jetzt wo du es sagst ..... da hatte ich doch tatsächlich den ganzen Topf voller Kontaktlinsensuppe. Ich Ei :lol: :mrgreen:

Alba ich weiss von den Engländern, dass die mal eine Fibel gefunden haben, die ganz seltsam zusammengeschmurgelt war. Die Archäologen konnten sich das nicht erklären wieso die an dem Fundort lag und so aussah .... es war weder eine Schmiede noch sonst etwas in der Nähe, was heiß genug gewesen wäre.

Was haben die Reenactoren gemacht ... Fible nachgebaut, Haus gebaut wie es damals üblich war, Fibel in Haus, Haus abgefackelt.
Dann wussten sie, aus welchem Grund die Fibel so zusammengeschmurgelt ist :lol: :mrgreen:.

Noch dazu haben sie mit der Feuerwehr Sensoren im Haus angebracht, die während des Fackelvorgangs Hitze und Rauchentwicklung und Luftzusammensetzung gemessen hatten.
Auch da Ergebnis: Temperaturen jenseits der 1000 Grad und wer nach 30Sec nicht raus war aus dem Haus, hat eine nette Brandbestattung bekommen, denn nahc 30 Sec. ist man wegen des Rauchs ohnmächtig und mit viel Glück dann auch schon tot ehe man feuer fängt.

Autor:  Sankofa [ 16.08.2013, 15:04 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Hatten früher wirklich so viele Frauen sehr langes Haare

Armidala hat geschrieben:
Das Schlimme ist aber, dass die angeblich seriösen Sender wie ZDV, ARD, ZDF-History, ARTE etc. leider keinen Deut besser sind was Historiendokus angeht. Und das nervt, weil der 'Ottonormalverbraucher' so ein völlig falsches Bild von der Historie bekommt und dann eben bei Museumsveranstaltungen so Schoten kommen wie dass Linsen kein authentisches Gericht sei in der Spätantike etc. :roll:


Amen! Ich könnte mich den ganzen Tag drüber aufregen!

AlbaElisabetta hat geschrieben:
Man muss unterscheiden, um es einem nur um die Optik geht oder auch um die richtige Darstellung der Gesellschaft zur jeweiligen Zeit, also ob sich so etwas denn überhaupt zugetragen hat/hätte (je nachdem ob Doku oder Spielfilm).


Das Problem ist, dass es "richtig" in der Geschichte nicht gibt. Wie man historische Ereignisse und Sachverhalte betrachtet, ist immer eine Frage der Perspektive. Die Geschichte der Hexenverfolgung kann man aus der Perspektive eines Verfolgten, eines Verfolgers, eine Fanatikers wie Heinrich Kramer oder eines 0-8-15-Menschen der Frühen Neuzeit, der einfach irrsinnige Angst vor Hexen hatte darstellen und alle wären "richtig". Es wäre wünschenswert, wenn die Dokus zeigen würden, dass Geschichte immer eine Rekonstruktion aus heutiger Perspektive ist, über die man sich streiten kann. Das machen aber Leute wie der gute alte Guido Knopp nicht. Diese Dokus meinen sie würden zeigen, "wie es wirklich war". Da wird man nicht zum nachdenken angeregt. Ein bisschen 2.Weltkriegs-Hitler-Berieselung und man kann mit dem Gefühl, was gelernt zu haben entspannt zu Bett gehen.

Ok... Ich merke, ich steiger mich da schon wieder rein. Kann mal jemand einen Back to Topic Kommentar beisteuern??? Hilfe!

Autor:  Alanna [ 16.08.2013, 15:51 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Hatten früher wirklich so viele Frauen sehr langes Haare

Noch OT, liebe Sankofa:

Das mit der Hexenverfolgung ist ein hoch kontroverses Thema, da schlagen sich die Fachleute die Köppe ein - manche sagen, dass das Thema extrem aufgebauscht wurde und mit der katholischen Kirche wenig zu tun hatte, die anderen dann das krasse Gegenteil. Bin da nicht tief genug drin, um eine qualidizierte Meinung zu haben, aber es ist sicherlich schwierig, einen "neutralen" Blick zu haben.
Ist ja bei Ethnologie nicht anders.

Autor:  Sankofa [ 16.08.2013, 16:05 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Hatten früher wirklich so viele Frauen sehr langes Haare

Eigentlich ist das Thema Hexen inzwischen ziemlich abgegrast und nicht mehr so hip. Aber klar gibt es da viele unterschiedliche Meinungen. Zum Beispiel darüber, was die Gründe für den Hexenwahn waren. Manche sagen, es lag an Reformation und Gegenreformation, andere sehen Gründe dafür in klimatischen Veränderungen usw. Eine gute Doku würde die verschiedenen Erklärungsansätze vorstellen und diskutieren...

Autor:  Armidala [ 16.08.2013, 19:05 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Hatten früher wirklich so viele Frauen sehr langes Haare

Jaa, aber eine richtig gut gemachte korrekte Doku wuerde den Hollywoodverkorksten Konsumsuechtigen von heute nicht nur nicht ansprechen, sondern zu Tode langweilen.
Es ist heute nicht mehr vorgesehen, dass ein Fernsehzuschauer seine grauen Zellen benutzt. #-o

Autor:  Sankofa [ 16.08.2013, 19:19 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Hatten früher wirklich so viele Frauen sehr langes Haare

Ich glaube, so unspannend wäre das gar nicht. Es gibt auch einige echt gute Geschichtsdokus. Die BBC hat da manchmal gute Dinger dabei. Im deutschen Fernsehen ist es aber so, dass die meisten Sendungen nach dem selben Konzept gestrikt sind, das Quoten-technisch funktioniert. Warum also was ändern? Nur damit sich Geschichtsdidaktiker freuen?

Autor:  Alanna [ 16.08.2013, 20:08 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Hatten früher wirklich so viele Frauen sehr langes Haare

Sankofa hat geschrieben:
Ich glaube, so unspannend wäre das gar nicht. Es gibt auch einige echt gute Geschichtsdokus. Die BBC hat da manchmal gute Dinger dabei. Im deutschen Fernsehen ist es aber so, dass die meisten Sendungen nach dem selben Konzept gestrikt sind, das Quoten-technisch funktioniert. Warum also was ändern? Nur damit sich Geschichtsdidaktiker freuen?


Hab's ja schon erwähnt, der BBC hat die in meinen Augen beste Verfilmung des Lebens von Elisabeth I. von England (lebte von 1533 bis 1603) gedreht (als viertieliger Fernsehfilm) - großartig. Da haben die Darsteller sogar mal Pickel oder sonst irgendwelche "Makel". Natürlich weniger reißerisch als die Hollywoodklamotte, aber mir verbürgten Zitaten. Hach ja, so macht das Spaß...

Autor:  Sankofa [ 16.08.2013, 20:22 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Hatten früher wirklich so viele Frauen sehr langes Haare

Alba, das klint spannend. Die Verfilmung kenne ich gar nicht. Hast du den genauen Titel für mich? Das würde mich ja brennend interessieren.

Danke für den Hinweis, Engelsgesicht. Kramer und der Hexenhammer sind mir aber bekannt. Ich hab mich eine Weile damit beschäftigt.

Sankofa hat geschrieben:
Die Geschichte der Hexenverfolgung kann man aus der Perspektive eines Verfolgten, eines Verfolgers, eines Fanatikers wie Heinrich Kramer oder eines 0-8-15-Menschen der Frühen Neuzeit, der einfach irrsinnige Angst vor Hexen hatte darstellen und alle wären "richtig".


Das Interessante daran ist ja, dass dieses Buch 2 Jahrhunderte lang nicht an Popularität verloren hat. Das liegt wohl daran, dass es eine Art Leitfaden beinhaltet, wie man sich vor den Hexen schützen bzw. wie man sie los werden kann. Viele Elemente aus Kramers Text finden sich im typischen Verlauf von Verfolgungsprozessen wieder.
Kramer selbst wurde nicht unbedingt belächelt, aber die Motivation aus der er den Hexenhammer schrieb, war schon verletzter Stolz. Er war zunächst, wenn man so will, "amtlich zugelassener", mit päpstlicher Bulle ausgestatteter Hexenjäger. Er versuchte in Innsbruck Hexenprozesse durchzuführen, was aber bei der Bevölkerung auf Protest stieß, sodass die Anklagen aufgehoben wurden. Danach schrieb er den Hexenhammer, um sein Handeln zu legitimieren.

Um zum Thema zurückzukommen: Dass hauptsächlich rothaarige Frauen als Hexen verdächtigt wurden, ist ein Mythos. Allerdings hat man gelegentlich den Beschuldigten die Haare abgeschnitten. Das Abschneiden der Haare war im Allgemeinen in der Frühen Neuzeit eine sogenannte "Ehrstrafe". Wenn Frau sich unehrliches Verhalten wie vorehelichen Verkehr oder ähnliches erlaubt hatte, konnten ihr auch als Symbol der Schande und Entehrung die Haare abgeschnitten werden.

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