Ich habe das hier grob überflogen... "Freiheit ist die Freiheit der Andersdenkenden." Man mag von Frau Luxemburg halten was man will, dieser Satz trifft es, wenn er auch aus dem Zusammenhang gerissen ist. Da Kleidung oder Frisuren auch Ausdrucksformen sind, zählt dazu für mich auch dies zum Denken. Zu sagen, diese Frauen hätten schließlich Gesetze gebrochen, darum sei Strafe zumindest zum Teil gerechtfertigt, hieße, Gesetze grundsätzlich nicht in Frage stellen zu dürfen. Diese Leute haben niemandem wehgetan, sie waren so dumm, mehr oder weniger Privates mehr oder weniger öffentlich zu machen. Aber niemand war gezwungen, sich das anzuschauen. Niemand ist beim Entstehen dieser Bilder zu Schaden gekommen, vermutlich hat das alles kaum einer zu Kenntnis genommen, den es hätte stören können, bis kleinkarierte Staatsdiener danach gesucht haben. Mir persönlich ist es völlig egal, ob eine Frau Kopftuch trägt oder nicht. Ich möchte keins tragen, außer vielleicht als Sonnenschutz, aber wenn ich eine Moschee betrete, gebietet es im Allgemeinen die Höflichkeit, genauso wie ich eine Kirche nicht im Minirock betrete und mir nicht die Fußnägel beim Familienabendessen schneide... Zumindest dann, wenn ich mich nicht unbeliebt machen möchte. Niemand zwingt mich zum Glück in Kirchen oder Moscheen. Aber wenn ich mich entscheide, irgendwo hinzu gehen, macht es Sinn, sich an Gepflogenheiten zu halten. Das gilt auch für Urlaubsorte. Diese Leute, um die es hier ging, sind nicht leichtbekleidet, ohne Kopftuch, betrunken und randalierend, durch Irans Straßen gezogen, sie haben keinerlei Höflichkeitsregeln verletzt. Die Personen, die es hätte stören können, werden sich kaum für Instagram interessieren. Staat und Religion gehören nicht zusammen. Aufgabe eines Staates ist es meiner Meinung nach, jede freie Religionsausübung sicherzustellen, aber nicht, die Art der Ausübung vorzuschreiben. Natürlich unter der Prämisse, dass durch die Ausübung andere nicht zu Schaden kommen oder benachteiligt werden. Ich bin evangelisch getauft, aber sei ich 14 bin, nicht mehr in der Kirche. Das Prinzip "Gott" hat sich mir bis jetzt nicht erschlossen. Aber ich finde es interessant zu sehen, wie die verschiedenen Religionen, besonders die jüdische, christliche, muslimische, versuchen, das Leben der Menschen zu regeln. Alle drei haben den selben Ursprung, die Kleidervorschriften im alten Testament sind rigider als die im Koran. Im Koran steht tatsächlich nichts von einem Kopftuch - zu der Zeit durften Sklavinnen ihren Kopf nicht bedecken, konnten aber durchaus "gute Muslima" sein, wenn sie konvertierten, allein deshalb schließt sich schon der Zwang zum Kopftuch aus, soweit ich weiß. Im Prinzip steht dort, ganz platt gesagt: lauft nicht unten und oben ohne herum, legt ein Tuch um die Schultern, das die Brüste bedeckt (die Kleider zur Zeit der Entstehung des Korans waren wohl extrem offenherzig ). Dort steht auch nicht, dass alle Andersgläubigen grundsätzlich ausgelöscht gehören, sondern Christen und Juden werden als "Leute der Schrift" bezeichnet und durchaus geschätzt - außerdem, was kann schiefgehen, es gibt bei allen dreien ja nur einen Gott, also ist es der selbe... Auch Frauen werden, zumindest wenn man den historischen Kontext betrachtet, gar nicht mal so gering geschätzt, der Autor des Korans hatte wohl durchaus eine gerechte Behandlung von Männern und Frauen im Sinn, wenn auch keine Gleichbehandlung. Es kommt natürlich auch immer auf die Übersetzung, bzw. Interpretation an. Ich behaupte mal platt, Mohammed hat es durchaus gut gemeint im Rahmen seiner Zeit und seiner Möglichkeiten. Das Problem, genau wie bei allen anderen missionarischen Religionen auch, ist das, was im Laufe der Zeit daraus gemacht wurde und dass diese Religionen auch die Politik für sich beanspruchen, Es ist alles so angestaubt, religiöse Vorschriften und Ansichten schaffen es selten, mit gesellschaftlichen oder wissenschaftlichen Erkenntnissen und Entwicklungen mitzuhalten. Im Umkehrschluss ist es unter dem Deckmantel der Religion einfacher und leichter begründbarer, an überholten, unsinnigen Vorschriften festzuhalten. Je enger die Grenzen, desto stärker die Kontrolle - Warum? - Weil Gott es will. Keine Diskussion, keine Rechtfertigung, keine Qualifikation nötig
Ähm. Mein Wort zum Sonntag. Am Samstag.
_________________ 1b - Fii ZU: 7cm SSS:53 cm
|