Langhaarnetzwerk

Wir sagen "ja" zu langem Haar.
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BeitragVerfasst: 14.06.2016, 17:25 
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Na ja, es gibt ja noch andere Gründe, warum man in ein Land reist, außer typische Tourigründe. Wegen schönem Strandurlaub und Sightseeing würde ich da natürlich auch nicht hinreisen. Ich kenne jemanden, der war sogar schonmal in Nordkorea, auch wenn er die politischen Verhältnisse wohl ganz sicher nicht unterstützt und sie auch nicht unterstützen wollte.

Nun, da mag durchaus was dran sein, aber so schlimm finde ich das nicht. Wenn man halt sehr gläubig ist und denkt, dass es Gott gefällt, wenn man Kopftuch trägt, akzeptiere ich das völlig und verstehe nicht, weshalb man dagegen vorgehen sollte. Da fällt es mir schwerer nachzuvollziehen, wie man überhaupt an Gott glauben kann, aber gut, wie haben auch hier in Deutschland viele gebildete und gläubige Menschen und es steht mir nicht zu darüber zu urteilen. Daher soll jeder tun und lassen was er will. Und Kopftuchtragen perse tut ja erstmal nicht weh. Daher hab ich kein Problem mit dieser Form der Kultur.
Das Christentum hat auch sektenähnliche Züge... da ist es generell schwer Grenzen zu ziehen.
Und diese Frau darf von mir aus mit Bestnote studiert haben was sie will, deswegen muss ich sie noch lange nicht unterstützen. Studieren heißt nicht automatisch, dass man Recht hat.
Ich finde es gut, wenn sie Muslima unterstützen möchte, ihre eigene Meinung zu vertreten und aus sich und ihrem Kopf/ Haaren zu machen, was ihnen gefällt (falls sie glaubt, dass da Handlungsbedarf besteht), aber generell das Kopftuch zu verteufeln finde ich falsch! Aber es ist natürlich ihr gutes Recht keines zu tragen, wenn sie keines tragen möchte (ich unterstelle ihr natürlich auch nicht, deswegen eine schlechtere Muslima zu sein!).
Beschneidung ist da nochmal ein anderes Thema, denn diese tut, im Gegensatz zum Kopftuch wirklich weh!

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BeitragVerfasst: 14.06.2016, 17:51 
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Naja ihr geht es ja nicht in erster Linie um das Kopftuch sondern darum wofür es steht... und das ist natürlich in vielen andern Religionen ähnlich. Die Tatsache, dass fast in allen Religionen nur Frauen ihr Haupt bedecken sollen, stört mich schon. wieso? Frauen sind weder unreiner noch irgendwie Schuld an "unkeuschen" Gedanken des Mannes. Die Begründung "für Gott" steht so nirgends im Koran oder andern religiösen Büchern.. sondern wurde von Männern dazugedichtet.
Der Islam einfach mal so ganz wissenschaftlich angeschaut ist weder besser noch schlechter als andere Religionen... und ich persönlich verstehe 0,0% wie man sich irgendeiner Kirchlichen Institution unterordnen kann! und ja.. für mich haben alle Religionen bis zu einem Grad Sektenähnliche Züge. Der Unterschied hier zum Christentum ist, das Staat und Religion strikt getrennt sind, was in den islamischen Ländern nicht der Fall ist.. (bei Israel glaub ich auch nicht).
Ich habe absolut nix dagegen, wenn Frauen sich absolut freiwillig für das Kopftuch oder andere Kopfbedeckungen entscheiden (egal in welcher Religion).
Und wenn ich beruflich in so ein Land müsste, würde ich verlangen, das jemand anders geschickt wird oder das Ganze über Skype oder ähnliches Geschieht.
Bei allen anderen Gründen... hat man ja die freie Wahl.

Ich kenne einige Muslimas und sie tragen allesamt kein Kopftuch und bestätigten mir auch, dass das nirgends im Koran steht.
Die die Kopftuch tragen und sagen sie tun es aus freien Stücken (z.b. in diversen Dokus bei Interviews) denen nehm' ich das oft nicht ab. Das ist wie bei wirklich EXTREM fettleibigen Menschen die behaupten sie fühlen sich so wohl mit 300Kilo. Denen nehme ich das auch nicht ab. aber das ist mein persönlicher Eindruck.
:-)

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BeitragVerfasst: 14.06.2016, 22:31 
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Na ja, so strikt getrennt sind in Deutschland Staat und Religion leider auch nicht, aber du hast Recht, dass man es nicht mit den meisten islamischen Staaten vergleichen kann. Das ist wirklich ein Problem.
Ne, dass es nicht im Koran steht ist mir schon klar (bzw. hab ich schon öfter gehört), aber so eine Religion und Kultur entwickelt sich ja auch.
Na ja, wie Violetta ja schon geschrieben hatte: was heißt denn freiwillig? Wenn jeder in deiner Umgebung Kopftuch trägt, oder zumindest deine Mutter, empfindest du es als völlig normal und du kämst wahrscheinlich gar nicht darauf es zu hinterfragen.
Und ich weiß auch nicht, warum man Muslimas einreden muss, dass sie das Kopftuch nicht freiwillig tragen und sie unterddrückt werden.
Das gibt es sicher auch und das unterstütze ich natürlich überhaupt nicht, aber daran ist nicht in erster Linie das Kopftuch dran Schuld. Man muss Unterdrückung, Diskriminierung (von Frauen) etc. bekämpfen, nicht das Kopftuch.

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BeitragVerfasst: 15.06.2016, 10:33 
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Im Roman "Funny Girl" gibt es eine sehr hübsche Szene dazu: die Heldin, Muslima und angehende Stand-Up Comedian, trägt kein Kopftuch was von ihrer Familie zähneknirschend geduldet wird.
Als ihre jüngere Schwester ins "Kopftuchalter" kommt macht die Familie einen Deal: Schwesterchen soll es einen Monat lang versuchen und darf danach selbst entscheiden.
In diesem einen Monat nun wird das Mädel von allen Seiten gelobt, betüddelt, beschenkt, darf länger mir ihren Freundinnen unterwegs sein als vorher weil man "ihr ja vertrauen kann". Die Heldin stellt am Ende fest daß ihre Schwester ja "bescheuert wäre wenn sie sich das kaputtmachen würde" 8)

In unserer durchsexualisierten Welt kann ich übrigens irgendwie schon verstehen, daß es Frauen gibt, die sich dem konsequent verweigern und das unter anderem auch durch das Tragen eines Kopftuches demonstrieren. In einer Gesellschaft, in der Haarshampoo mit Frauengesichtern beworben wird die aussehen als wären sie kurz vorm ihr-wisst-schon-was ist ein Kopftuch eine richtige kleine Revolution. Manchmal, wirklich nur manchmal, kann ich das wirklich gut nachvollziehen.
Aber Fakt bleibt natürlich wirklich, daß wir uns in Deutschland eben immer noch aussuchen können wie wir rumlaufen.

Zitat:
Man muss Unterdrückung, Diskriminierung (von Frauen) etc. bekämpfen, nicht das Kopftuch.
:!: :!: :!:

Was mich allerdings wirklich aufregt sind kleine Mädchen die Kopftuch tragen. Wenn das Kopftuch den schönsten Reiz einer Frau (ihr Haar) verbergen soll um die Begierde der Männer nicht anzufachen (die nebenbei deren Problem sein sollte, nicht das der Frauen), wieso tragen dann in manchen Ländern bereits kleine Mädchen Kopftuch? Niemand hat ein kleines Mädchen mit begehrlichen Blicken zu betrachten, ob mit Kopftuch, ohne Kopftuch oder im Badeanzug am Strand.
Was sind das für Männer vor denen diese kleinen Mädchen ihre Kinderhaare verbergen müssen???

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BeitragVerfasst: 15.06.2016, 11:19 
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Genau dieselben, die dann eine 12 jährige zwangsheiraten. :-(

Mir hat eine Muslima-Freundin gesagt dass das immer ein sicheres Zeichen ist, dass die Familie sehr strenggläubig ist... (also wenn die Mädchen schon Kopftücher tragen müssen). Normalerweise kommt diese Frage mit dem Einsetzen der Regelblutung auf (bei der die Frau ja dann noch unreiner ist als eh schon... und das in fast allen Religionen :-( )

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BeitragVerfasst: 15.06.2016, 13:49 
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Ich sehe das mit dem Kopftuch zwiespältig.


Zum einen wird ein größerer Teil muslimischer Mädchen als "Menschen zweiter Klasse" erzogen und empfinden es als normal oder arrangieren sich damit, wollen ja Frieden in der Familie. Dass die islamische Kultur zutiefst patriarschalichen Strukturen hat, wird ja jedem klar sein.
Auf der anderen Seite ist das Kopftuch auch ein Zeichen dafür, dass man sich nicht mit der Promiskuität der westlichen Welt identifizieren kann. Zwar mag in der Kritik Wahrheit stecken, aber wenn wir mal ehrlich sind: viele westliche Frauen haben da ein vernünftiges Mittelmaß gefunden. Und es ist ungerecht, uns Europäerinnen als so übersexualisiert darzustellen.

Schlussendlich sehen wir, dass in nahezu allen muslimischen Ländern Frauen massiv unterdrückt werden und das Kopftuch ein Ausdruck davon ist.


Zu kopftuchtragenden Kindern: hab letztens in der Zeitung gelesen, dass im IS Händler sogar die Ani der Ziegen verdecken müssen, damit Männer nicht getriggert werden. Da fragt man sich doch eher: welche Kultur ist übersexualisiert?

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BeitragVerfasst: 15.06.2016, 16:10 
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Allerdings gibt es Fotos von mir als Kind im Urlaub am Strand, auf denen ich auch ein Kopftuch trage.
Es diente meinem Kopf dem Schutz vor Sonne und Wind etc.

Bei der gesamten Gesellschaft der Erde muss einfach ein Umdenken erfolgen. Keine Frau ist unrein, sie hat keine "Erbsünde" begangen / an sich haften,
sie kann sich kleiden, wie es ihr gefällt, und kein Mann, noch sonst irgendwer hat Frauen permanent zu sexualisieren. Punkt.

Aber ich fürchte, das wird schwer durchzusetzen sein, wenn schon Frauen untereinander sich "zwingen" bestimmte Kleidervorschriften einzuhalten.
Ich habe schon in verschiedenen Dokus über muslimische Frauen gesehen, dass viele Frauen einander unter Druck setzen, damit ja keine "aus der Rolle fällt".

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BeitragVerfasst: 17.06.2016, 12:53 
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laurie3030 hat geschrieben:
Da fragt man sich doch eher: welche Kultur ist übersexualisiert?

Da gebe ich dir absolut recht. Die halbnackte Frau in der Autowerbung und die vollverschleierte Frau in Afghanistan sind zwei Seiten der gleichen Medaille: die Frau als Objekt das man entweder herzeigt oder versteckt.
Zumal Übergriffe (um es mal vorsichtig zu Formulieren) in diesen Ländern noch um ein vielfaches häufiger vorkommen als im Westen.
Und zu Ziegen sage ich mal lieber nix. Damit haben sich in letzter Zeit schon ganz andere Ärger eingehandelt :pfeif:

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BeitragVerfasst: 27.06.2016, 12:35 
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Ich war vor ein paar Jahren als Touristin im Iran und habe dort wirklich wunderschöne Dinge gesehen. War die Reise absolut wert. Bin aber auch ein absoluter Kultur- und Archäologiefreak :mrgreen: . Von den Kleidungsvorschriften wusste ich natürlich vorher und habe dementsprechend gepackt...also verschiedene Tücher, langärmlige Shirts und eine Art Tunika, die ich immer drüber anhatte, weil die Silhoutte des Körpers vom Hals bis zur Mitte der Oberschenkel nicht zu erkennen sein sollte. Toll fand ichs nicht, es war sehr warm und ich musste mit langen Ärmeln und Kopftuch herumlaufen :| Die Männer durften kurzärmlige Shirts tragen, aber auch keine kurzen Hosen. Die Frauen im Iran habe ich für mich irgendwie in zwei Moderichtungen eingeordnet :wink: (natürlich kann man nicht verallgemeinern): die Jüngeren waren größtenteils sehr modern gekleidet, mit bunten Tüchern und Mänteln, lackierten Nägeln, viel Schminke und hohen Schuhen, während einige vor allem ältere Frauen mit dem schwarzen Chador unterwegs waren. Bei den jüngeren Frauen konnte man oft ein paar Haarsträhnen oder den Pony sehen, die Tücher waren locker um Kopf und Hals gelegt (so hab ichs auch getragen). Ich habe die Menschen als freundlich, respektvoll und interessiert erlebt, irgendwie so gar nicht zur Regierung passend :P Auch interessant fand ich, dass Opium- und Marihuana/Haschisch- Konsum quasi toleriert wird, während Alkoholkonsum schwer geahndet wird (der Schwarzmarkt boomt!).
Ich hab mich aber immer schon gefragt, ob man auch ein Tuch tragen müsste, wenn man eine Glatze hätte...
Von Religionen halte ich generell nicht so viel. Egal wo man hinschaut, die Frau ist immer als ein minderwertiges Wesen dargestellt (man korrigiere mich, falls ich mich irre). Gut, ohne einige Religionen hätten wir vllt. nicht so viel wunderbare Kunst & Kulturdenkmäler, aber das wars für mich auch schon :wink: .

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BeitragVerfasst: 06.07.2016, 18:53 
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Ich fürchte ich mache mich jetzt sehr, sehr unbeliebt. Trotzdem: Nicht in ein Land zu reisen, weil man dort ein Kopftuch tragen müsste zeugt nicht eben von Freiheit.

Im Gegensatz zu den "Ich würde/Ich würde nicht"-Beiträgen, war ich bereits mehrfach im Iran. Der, für manche vielleicht überraschende, Grund war, dass der Iran zu den führenden Ländern im Bereich der Robotik gehört und regelmässig Veranstaltungen dazu stattfinden.
Und ja, ich habe ein Kopftuch getragen. Ich hätte auch keine andere Wahl gehabt, da dies gesetzlich vorgeschrieben ist. Und genau da liegt das langohrige Nagetier im Gewürz. Die Frauen haben mit ihren Bildern das Gesetz gebrochen. Natürlich finde ich dieses Gesetz nicht gut, aber es ist nur ein Mosaikstück in einer Rechtsauslegung aus dem 7.Jh.n.Chr. Solange Frauen nicht direkt provozieren passiert ihnen jedoch im Allgemeinen nichts. Gegen diese Gesetze und für Gleichberechtigung zu kämpfen ist richtig und wichtig, aber mit Provokation erreicht man nichts als verhärtete Fronten.
Die Auslegung, was ein Kopftuch ist, variiert übrigens recht stark. Das Bild der Frau im Tschador ist zwar verbreitet, spiegelt die Realität jedoch nicht wieder. Wenn ich zuhause bin, poste ich gerne Bilder, die dort entstanden sind. Gerade in den letzten Jahren hat sich viel getan und so manche Frau in Teheran hatte nur ein Tuch über den im Nacken geflochtenen Dutt.
Zwei Anekdoten dazu. Ich wurde recht oft im Iran gefilmt und Interviewt. Da dies im Fernsehen ausgestrahlt wurde musste ich das Kopftuch weiter vorne tragen als üblich, aber man legte Wert darauf, dass gerade noch meine Haarfarbe erkennbar war.
Dieses Jahr musste ich auf eine Bühne. Ich zog also brav mein Kopftuch nach vorn, was vom Moderator prompt kommentiert wurde "Die deutschen Töchter tragen ihr Kopftuch besser als die Iranischen."

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BeitragVerfasst: 07.07.2016, 14:25 
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Also ich bin auch der Meinung, dass wir uns im Westen jetzt nicht unbedingt in die gesellschaftliche Entwicklung einmischen sollten. Auch wenn man die Missstände ganz klar ansprechen und anprangern muss!
Würde ich in den Iran fahren, würde ich auch ein lockeres Kopftuch tragen, weil ich als Gast nicht respektlos sein will.

Aber mit dem Gesetzesbruch gebe ich dir nicht Recht. Darf ich dir verbieten, dein Haar offen zu tragen? Nein. Also warum darf sich ein anderer Mensch das Recht nehmen und einen anderen Menschen mit Gewalt zu etwas zwingen? Das ist immer komplett unmoralisch und falsch.
Würden die Aktivisten selbst mit Gewalt dagegen demonstrieren, würde ich dir Recht geben. Aber so nicht. Man kann das Verhalten des Staates nicht recht-fertigen (=> "ich fertige ein Recht, so wie es mir passt"). Und du siehst doch, wie lange diese Gesetze verankert sind. Mit Luft und Liebe scheint man sie ja nicht auflösen zu können.

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BeitragVerfasst: 07.07.2016, 23:35 
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Ich glaube mein Punkt war unklar. Ich finde das Gesetz nicht richtig, absolut nicht. Nur, dass was den Frauen passiert ist, war nicht ganz unerwartet. Sie haben ein explizites Gesetz gebrochen. Ich kann zB Steuern nicht richtig finden, wenn ich sie nicht zahle bekomme ich dennoch ein Problem. Wenn ich in Deutschland oben ohne rumlaufe und jemand fühlt sich belästigt habe ich auch Ärger am Hals. Ob ich das nun persönlich richtig finde, oder nicht.
Das Problem an solchen Geschichten ist immer, dass mit solchen Sachen die Debatte weiter angeheizt wird. Der Iran macht im Moment riesige Schritte. Bis das bei den verkalkten Herren im Wächterrat ankommt wird es dauern, beziehungsweise, sie werden wohl wegsterben müssen, aber Frauen, die ihre Integrität dort im Alltag behalten, durchsetzen und dies vorleben leisten so viel mehr. Die fallen nur nicht auf.
Und bevor du dich das fragst, ja ich bin dort durchaus Feministinnen begegnet. Echten.

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BeitragVerfasst: 08.07.2016, 13:01 
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Ja, das Argument kenne ich.
Als ich noch für amnesty internaional gearbeitet habe, habe ich auch schon mal Sätze gehört wie "Die sind im Gefängnis weil sie ihre Meinung gesagt und Flugblätter verteilt haben? Ja aber wenn sie wissen daß sie das in ihrem Land nicht dürfen, dann sind sie doch selber schuld wenn sie es machen."
Zu dieser Argumentation ist mir dann auch nichts mehr eingefallen als fassungsloses Kopfschütteln, und das hat sich bis heute nicht geändert.
Es GIBT allgemeingültige Grundwerte, die Freiheit in der persönlichen Lebensführung (und dazu gehört nunmal auch die Wahl der Kleidung und Frisur) gehört dazu. Hier hat sich der Staat einfach nicht einzumischen, gleichgültig, was in alten Büchern steht an die man glauben kann oder auch nicht.
Wenn junge Frauen sich 2 Kilo Kosmetik ins Gesicht klatschen und mit wallendem Haar rumlaufen wollen, dann ist das ihr verdammtes Recht. In jedem Land und egal wie die Gesetze sind. Das ist nicht mit Steuerhinterziehung zu vergleichen.
Wenn das westliche Arroganz ist, dann ist das eben so.
Die Demokratie nach westlichem Vorbild ist nicht perfekt, das wissen und sehen wir alle jeden Tag auf's neue, aber von allen unperfekten Modellen ist sie das Beste.

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BeitragVerfasst: 08.07.2016, 13:37 
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Ok, wenn du mit der Einstellung "Wir sind die Besten und der Rest der Welt hat sich nach unseren Werten zu richten" an das Thema ran gehst, brauchen wir das nicht weiter zu diskutieren, wir werden keinen Konsens finden.
Und auch in der westlichen Welt darfst du nicht so rumlaufen wie du willst, auch wenn du das Argument übergangen hast.
Der Vergleich mit den Flugblättern hinkt im Übrigen gewaltig, denn die Frauen haben nicht protestiert, sie sind demnach keine politisch Verfolgten. Mein Problem mit der Angelegenheit ist, dass sie denen, die wirklich was erreichen wollen das Leben schwer machen. Ja, eine archaische, patriarchalische Rechtsordnung ist Bockmist, aber wir haben genug vor der eigenen Haustür zu kehren, ehe wir mit dem Finger auf andere Zeigen. Es ist ja nicht so, als wäre der Prozess dort nicht in Gange. Der Iran hat in den MINT Fächern wesentlich höhere Frauenanteile als bei uns (Rückständig und so), ohne Kopftuchpflicht würden die meisten Familien ihre Töchter aber von den Schulen fernhalten und sie bekämen nie die Chance aus sich selbst heraus etwas zu bewegen. Was passiert, wenn man versucht die sogenannten westlichen Werte, so das überhaupt erwünscht sein kann, mit dem Holzhammer ein zu prügeln, war bei unter Pahlevi ja eindrucksvoll zu sehen.

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BeitragVerfasst: 09.07.2016, 15:36 
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Ich finde es völlig legitim, was diese Frauen gemacht haben. Das Gesetz ist nicht gültig, weil es gegen das Naturrecht verstößt. Darf ich dich zwingen, ein Kopftuch zu tragen? Nein. Also warum sollte es jemand anderes dürfen?
Ganz simple Rechnung.

Auch Steuern sind laut dem Naturgesetz nicht rechtmäßig. Das stimmt. Nur weil genug Menschen an Autorität glauben, müssen wir mit Gewalt konfrontiert werden, wenn wir auf unsere naturgegebenen Gesetze bestehen.
Ich weigere mich nicht, Steuern zu zahlen, weil mir persönlich die Konsequenzen zu hoch sind und die Gesellschaft noch nicht bereit ist, frei zu sein. Freiheit zu erlangen ist nämlich ein Prozess. Aber jeder Mensch hat das Recht, Steuern zu verweigern. Weil jeder Mensch Selbsteigentümer ist und nur ihm allein gehören die Früchte seiner Arbeit. Ich darf mich nicht an diesen Bedienen und deswegen kann ich (zB durch Wahlen) auch keinem anderen Menschen das Recht geben, dies zu tun. Es basiert alles nur auf einer Illusion.

Jedenfalls haben diese Frauen völliges Recht, kein Kopftuch zu tragen. Niemand darf sie zwingen oder in ein Gefängnis stecken. Niemand.

Du findest, sie provozieren? Ich finde eher, der Staat provoziert mit seiner Dreistigkeit.

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