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Haarwäsche in alten Zeiten - wie?
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Seite 13 von 13

Autor:  NaniMarie [ 11.08.2017, 11:05 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Haarwäsche in alten Zeiten - wie?

Meine Oma (Jahrgang ca. 1940) hat die Haar als Kind auch nur ca. 2-3 Mal im Jahr gewaschen. Aber die Wäsche wurde öfter gewaschen.

Ich find das das seltene Haarewaschen jetzt gar nicht so ungewöhnlich. Hier im Forum gibts ja auch welche, die mit NW/SO sehr gut fahren.

Autor:  Casophaia [ 13.12.2018, 22:42 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Haarwäsche in alten Zeiten - wie?

Ich lese gerade ein sehr interessantes Buch. Es handelt davon, wie besonders die Frauen in der Zeit zwischen 1850-1918 lebten. Die Autorin Sandra Lembke hat viel zu den Themen Mode, Haushalt, Kochen und Körperpflege unter anderem auch Haarpflege recherchiert und ein Jahr lang, soweit möglich, selbst danach gelebt. Zum Thema Haar hat sie zu viel geschrieben, als dass ich es hier einfach niederschreiben könnte, aber sie schreibt, dass die Frauen damals sehr langes und oft auch dichtes Haar hatten. Sie konnten nicht oft waschen, schließlich hatten die meisten nur eine Waschschüssel und eben selten ein Vollbad. Stattdessen wurde eben viel gebürstet und das Sebum im Haar verteilt. Als Shampoo wurden Kopfwaschwasser hergestellt, die mit einem Schwämmchen aufgetragen wurden -auch hier wurde schon empfohlen nur die Kopfhaut zu waschen. Z.b. mit Franzbranntwein, Eau de Chinine,Bay-Rum, Honigwasser oder Seifenkraut.
Die Autorin selbst versuchte es mit Eau de Quinine (leider mit abgeänderter Rezeptur) Damals bestand es wohl aus Chininsulfat, Spanisch-Fliegentinktur und weiteren Substanzen.
Das heutige Wässerchen hat eine Färbung wie Wein und duftet angenehm herb-fruchtig. Das Ergebnis der Haarwäsche soll ganz gut gewesen sein: der Duft soll langanhaltend sein und ihre sonst sensible Kopfhaut fühlt sich gut und erfrischt an. Nur hatte es keine richtig entfettende Wirkung. Sie probierte auch noch andere Wässerchen aus, ebenfalls mit wenig entfettender Wirkung.
Aber es gab auch schon sehr Haarschäfigende Dinge wie eben das Brenneisen und das Haarefärben. In den Färbemitteln waren zum Teil ziemlich giftige Substanzen enthalten..

Auf jedenfall ein sehr interessantes Buch:)

Autor:  Tasha [ 14.12.2018, 00:43 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Haarwäsche in alten Zeiten - wie?

NaniMarie hat geschrieben:
Meine Oma (Jahrgang ca. 1940)


Könnte es etwas mit dem Geburtsjahr zu tun haben? Krieg, Entbehrungen, Ängste - und wenig Zeit für "Luxus" wie Haarewaschen und trocknen lassen? Besonders, wenn man vielleicht auch keine/ wenig Wärme im Haus hatte?

LG von
Tasha

Autor:  Silberelfe [ 14.12.2018, 06:24 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Haarwäsche in alten Zeiten - wie?

Casophaia, wie lautet denn der Titel?

Autor:  Casophaia [ 14.12.2018, 13:32 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Haarwäsche in alten Zeiten - wie?

Scheuersand und Schnürkorsett - wie Frauen lebten und litten heißt das Buch. Von Sandra Lembke:)

Autor:  pheline [ 14.12.2018, 17:29 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Haarwäsche in alten Zeiten - wie?

Tasha hat geschrieben:
NaniMarie hat geschrieben:
Meine Oma (Jahrgang ca. 1940)


Könnte es etwas mit dem Geburtsjahr zu tun haben? Krieg, Entbehrungen, Ängste - und wenig Zeit für "Luxus" wie Haarewaschen und trocknen lassen? Besonders, wenn man vielleicht auch keine/ wenig Wärme im Haus hatte?

LG von
Tasha


Vielleicht waschen wir unseren Kindern auch einfach die Haare zu oft? Meine Enkelin hat dickes, gesundes, langes Haar, und bekommt auch nur höchst selten eine Haarwäsche, einfach weil es nicht nötig ist. Ab und zu öle ich ihr Haar kräftig, dann ist es zwar erst etwas ölig, aber das Öl zieht direkt bilderbuchmäßig ein, und hinterläßt glänzende und gut gepflegt aussehende Haare. Ich kenne eigtl. kein Kind, das so gesundes und schönes Haar hat wie sie

Autor:  Kupferacetat [ 05.02.2019, 20:52 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Haarwäsche in alten Zeiten - wie?

Hat hier im Forum vielleicht jemand eine Ahnung seit wann die Haarwäsche oder die Körperpflege mit Seife archäologisch/schriftlich belegt ist? Kennt da jemand Literatur in die Richtung? :)

Autor:  Silberelfe [ 05.02.2019, 23:24 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Haarwäsche in alten Zeiten - wie?

Seife wurde zur Körperpflege seit den Sumerern verwendet. Die älteste Belegstelle für ein (vollständiges) Seifenrezept stammt von einer Tontafel von ca. 2500 v. Chr.
http://www.waschkultur.de/geschichte.htm (übrigens gleich mit einem schönen Transkriptionsfehler...)
Mein Akkadisch und Sumerisch liegen ein paar Jahre zurück, aber sofern ich das hier
http://archiv.ub.uni-marburg.de/es/2015 ... AkkInd.pdf (S.126 unten)
richtig deute, mußte ein bestimmter Baum (akk."binu", mit langem i) zur Gewinnung "alkalischer Asche" herhalten, anscheinend ein Tamariskengewächs.
Darauf verweist auch die Etymologie des Wortes "alkalisch", das zunächst einmal aus dem Arabischen stammt ("al-qali" bzw. "al-qaliya"-"Pflanzenasche"), aber schon einen Vorläufer im Akkadischen hat, nämlich "uhulu" (mit Bogen unter dem "h", also wie unser "ch" in "Bach". Die Tastatur gibt die Transkription leider höchst rudimentär wieder.) Im Folgenden findet sich ein Hinweis unter 102:
https://books.google.de/books?id=sIFiBw ... ga&f=false
Etwas mehr Futter bringt vielleicht der Wikipedia-Artikel zur Aschenlauge:
https://de.wikipedia.org/wiki/Aschenlauge

Noch was gefunden:
https://books.google.de/books?id=iQwpAQ ... fe&f=false

Autor:  Kupferacetat [ 06.02.2019, 10:06 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Haarwäsche in alten Zeiten - wie?

Hey Silberelfe, das ist ja echt viel!!! Danke für all die Tipps, das ist wirklich spannnend :) !

Autor:  Silberelfe [ 06.02.2019, 13:38 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Haarwäsche in alten Zeiten - wie?

Keine Ursache! Ich habe noch einen kurzen historischen Abriß der Seifenherstellung gefunden
http://www.seilnacht.com/waschm/seife2.html
darin heißt es, daß die Mixtur aus Öl und Pottasche ausschließlich zu medizinischen Zwecken bei Hauterkrankungen oder als Haarpomade verwendet wurde.
Woanders habe ich aber auch gefunden, daß man alkalihaltiges Wasser für rituelle Waschungen o.ä. verwendet hat, finde ich leider gerade nicht wieder......

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