Langhaarnetzwerk

Wir sagen "ja" zu langem Haar.
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BeitragVerfasst: 06.08.2008, 21:45 
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Hallo Ihr,

durch Zufall stieß ich auf diesen Beitrag im Internet:
http://www.jfrs.de/storch/blog/wordpres ... i-mannern/

Daraus folgt, daß lange Haare für Männer schon damals etwas besonderes zeigten, aber auch nicht unumstritten waren.


Ne schöne Jruss,
Matze(line)


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BeitragVerfasst: 07.08.2008, 06:00 
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Kleine Anmerkung zum Link und zu Simson, Samuel, und vermutlich auch Täufer Johannes: Das Haar nicht zu scheren (und auch keinen Alkohol zu trinken), ist das sog. Nasiräergelübde, also sozusagen eine israetlitische Sonderform des gottgewehiten Lebens.

Von dieser Form des religiösen Lebens kann man nicht unbedingt darauf schließen, was zu dieser Zeit oder au zu späteren Zzeiten in Israel, die gesellschaftlich akzeptierte Norm für die Haartracht war, vermutlich gibt Paulus da eher den kulturellen "Mainstream" wieder. Das Abschneiden der Haare im Kloster (auch bei Frauen) hat früher ja auch nicht den Mainstreamumgang mit den Haaren wiedergespiegelt, ganz im Gegenteil.

Wörtlich übersetzt lautet 1 Kor 11,14 übrigens: Auch nicht die Natur selbst lehrt euch, dass ein Mann einerseits, wenn er langes Haar trägt, Schande für ihn ist (und folgt dann in Vers 15 mit: eine Frau andererseits, wenn sie langes Haar trägt, Ehre für sie ist, was es unmöglich macht, Vers 14 anders zu interpretieren als dass Paulus langes Haar als Schande für den Mann sieht durch die Wortverwendung einerseits - andererseits).

Soviel zur Exegese, die Theologin freut sich, jetzt zum Alltag: Es gibt heute nur relativ wenige Gruppen, meist aus dem freikircelisch und freikirchlichen oder evangelikalen Bereich, die Vorschriften darüber machen, wie ihre Anhänger die Haare zu tragen haben (z.B. dürfen sich in einigen solcher Gruppen die Frauen die Haare nicht schneiden), aber den meisten christlichen Konfessionen ist es wurschtig, wie da irgendwer seine Haare trägt. Das gilt z.B. für die beiden "Großkirchen" in Deutschland (evangelisch und katholisch) oder auch für die englische Landeskirche. Diese Einstellung beruht uf der Erkenntnis, dass die Einstellung Pauli über Haare genau so kulturell bedingt ist wie seine Einstellung zum Schleier der Frau und in der heutigen Kultur mit einem anderen Schicklichkeitsempfinden daher nicht mehr maßgeblich ist.

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1bMii, ca. 88cm nach SSS, ca. 7cm Zopfumfang


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BeitragVerfasst: 07.08.2008, 06:51 
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Im Judentum (vergessen wir nicht, daß alle erwähnten Herren aus der Bibel Juden und keine Christen waren) ist es bis heute so, daß man Jungen bis zum Alter von drei Jahren die Haare gar nicht schneidet. Am Feiertag Lag Ba Omer im Frühling kriegen dann die Dreijährigen ihren ersten feierlichen Haarschnitt. Religiöse Juden lassen den Jungen die Schläfenhaare stehen, mehr dazu hier.

Viele verheiratete Juden lassen den Bart stehen, manche stutzen ihn, manche lassen ihn lang wachsen. Das gilt natürlich nur für religiöse Juden. Aber auch nichtreligiöse Juden rasieren sich nicht nach einem Trauerfall. Einen Monat lang zeigen sie durch das Unterlassen des Rasierens die intensivste Trauerperiode an.

Bei Mädchen aus religiösen Familien ist langes Haar gebräuchlich. In traditionellen Familien ist es nicht mehr üblich, den Mädchen vor der Ehe die Haare zu schneiden, sie bedecken einfach als verheiratete Frauen die Haare, weil die Haare als sehr erotisch und privat gelten. Manche Frauen benutzen Schals und Tücher, die oft sehr kreativ und schön gebunden werden, andere teure oder einfache Hüte, und manche religiösen Gruppen tragen Perücken. Damit ist natürlich der Eitelkeit Tür und Tor geöffnet :wink: , denn wer genügend Geld investiert, kann sich eine Sammlung schicker Perücken zulegen.

Bei Moslems bedecken schon junge Mädchen ihr Haar, im frommen Judentum ist es jungen Mädchen erlaubt, die Schönheit ihres Haars zu zeigen, nur von der verheirateten Frau erwartet man, daß sie diese für ihren Mann reserviert. Das war übrigens auch bis vor ein paar hundert Jahren bei Christen so, der Film "Das Mädchen mit dem Perlohrring" zeigt, wie wichtig die Kopfbedeckung auch für Frauen war, und noch im 19. Jahrhundert trug die verheiratete Frau die Haube ("unter die Haube kommen"). Man sieht sie auch in Jane-Austen-Filmen.

Mehr über die reiligöse Praxis der Haarbedeckung bei Jüdinnen hier. Ich persönlich finde, wenn wir das bei Jüdinnen respektieren, sollten wir es bei Musliminnen ebenso tun. Ich will hier keine Riesendiskussion lostreten, aber ich persönlich finde die Kopftuch-Diskussion verlogen.

Besonders angesichts der Tatsache, daß auch bei "normalen Deutschen", also weder Juden noch Muslimen, die weibliche Haartracht Konventionen unterworfen ist (der Haarschnitt nach dem ersten Kind, der Haarschnitt um die 40, der Witwenpudel - wir kennen das alles). Wir könnten da mal ein bißchen toleranter in alle Richtungen sein. Besonders weil bei vielen muslimischen Frauen das schön gebundene Kopftuch die Gesichtszüge betont und eigentlich schmeichelt. Und wenn wir es den Nonnen erlauben, warum nicht muslimischen Frauen? Aber das ist nur meine persönliche Meinung, mit der ich schon öfter angeeckt bin....

Für religiöse jüdische Frauen, die einmal im Monat das rituelle Bad besuchen, achtet die Badefrau darauf, daß sie ganz untertauchen - bis zum letzten Haar. Auch ausgefallene Haare und abgeschnittene Fingernägel werden nicht wie normaler Müll entsorgt, bei besonders frommen Juden werden sogar sie respektiert als Geschenke Gottes an den Körper. Im Sinne der bibilischen Aussage, daß kein haar von unserem Kopf fällt, ohne daß Gott davon weiß.

Um zur Zeit Jesu zurückzukehren: die Juden befanden sich damals im Widerstand (erst unterschwellig, dann offen) gegen die Römer. Die Römer waren normalerweise militärisch knapp gestutzt und rasiert, nur manche Kaiser wie Marc Aurel imitieten griechische Philosophen und ließen sich einen gestutzten Bart stehen. Juden, die sich der römischen Herrschaft anpaßten, zeigten das wohl auch in ihrer Haartracht und Kleidung, Juden, die dagegen waren, ließen sich die Haare und den Bart wachsen.

Wie Jesus selbst aussah, wissen wir nicht. Jesus-Darstellungen zeigen seit ca. dem vierten Jahrhundert die bekannte Hippiefrisur . Vorher wird Jesus wie ein junger Römer dargestellt, mit kurzen Locken und glattrasiert.

Bei biblischen Männern wie Simson signalisiert Haar Männlichkeit und Kraft. Bei Propheten zeigen die langen Bärte und Haare, daß sie nicht eitel sind und alles, was Gott wachsen läßt, respektieren. Haare raufen und Kleider zerreissen galten als Zeichen der Trauer.

Der König David war wohl rotblond, "admoni" im Originaltext. Das war selten und galt wohl als besondere Schönheit. Mir fällt gerade keine biblische Frau ein, deren Haar erwähnt wird, außer Shulamit im Hohelied.

WIE schön du bist, Sulamith,
Wie reizend du, meine Freundin!
Deine Augen nicken
Wie kleine Tauben
Hinter dem Schleier hervor.
Dein Haar ist seidig und dunkel
Wie das Fell der Ziegenherden
An den Hängen Gileads!

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BeitragVerfasst: 09.08.2008, 21:15 
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In den hebräischen Schriften hat Gott selbst die Anweisung gegeben, sich während der Weihezeit die Haare nicht zu schneiden, bzw. wurden die Mütter von Samuel und Simson angewiesen ihren Söhnen die Haare nicht zu schneiden.

Priester sollten sich ihr Haupt nicht kahl scheren und der Hohepriester sollte sein Haar nicht frei flattern lassen, was mM nur mit langem Haar möglich ist.

Paulus war als Römer sicherlich angepasster und seine Vorstellung von Frisuren bei Männern und Frauen waren wohl eher seine persönlichen als von Gott eingegeben.

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BeitragVerfasst: 13.08.2008, 16:33 
Die Frage ist auch, was Freund Paulus unter "lang" verstand: Zwei-Millimeter-Schnitt gegen Läuse oder schulterlang?
Letzteres wäre ja für unsre Gesellschaft bei einem Mann auch schon viel. Im OT oder im Täglichen-Leben-Unterforum, weiß grad nicht, gibt's einen Fred: "Lange Haare - Verbrecher!" zum Thema: Wer wird als erstes von den Bullen gefilzt? :roll:


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BeitragVerfasst: 08.09.2008, 09:38 
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Nur eine kleine pingelige Anmerkung: Paulus war kein Römer, sondern Jude. Er hat sich den römischen Namen nach seiner Bekehrung in Damaskus gegeben. Er ist als Saulus geboren. Die christliche Ãœberlieferung übersieht manchmal, daß sowohl Jesus als auch Paulus Juden waren. Juden zu dieser Zeit hatten entschieden "unordentlichere" Frisuren als militärisch adrette Römer... weswegen Jesus als Hippie in den 60er Jahren so populär werden konnte.
:wink:

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BeitragVerfasst: 08.09.2008, 13:58 
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Mata hat geschrieben:
Nur eine kleine pingelige Anmerkung: Paulus war kein Römer, sondern Jude.


Ja, ich weiss, Paulus war Jude, aber ein römischer Staatsbürger. :wink: Hatte wohl weiter gedacht als geschrieben. :wink:

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BeitragVerfasst: 08.09.2008, 15:08 
*michanjaanschließ*

Auch nicht geborene Römer durften römische Staatsbürger werden und so auch die römischen Bürgerrechte genießen.
Sonst hätte sich ja niemand mehr erobern lassen, wenn nicht irgendwann was dabei herausschauen könnte... :wink:

"Saulus" kommt zwar vom jüdischen Scha'ul, ist aber auch schon latinisiert, wie sich's für einen römischen Bürger gehört. Darum auch das -us am Ende; gibt's bei Namen in Hebräisch nicht.
Ob ihn seine Oldies schon so genannt haben oder ob er daheim noch hebräisch gerufen wurde, entzieht sich m.W. der Kenntnis der aktuellen Forschung.

Wieweit Freund Scha'ul angepaßt war, ist ad hoc nicht zu sagen. Nur ganz grob: Seit dem Hellenismus gab's die Kluft zwischen Assimilierten und "Altmodischen", kann man sich vorstellen wie in Europa Aufklärung und Restauration.
Soweit ich mich erinnere, war Paulus ein Pharisäerschüler (Vorläufer der Rabbinen), und zwar vom Gamaliel, der nicht unbedingt für seine Progressivität bekannt war. Wie übrigens auch Jesus selber: er hat zwar aufs Gesetz geschaut, was die Liberalis nicht taten, es aber mit Herz und Hirn ausgelegt, was die Pharisäer nicht taten.
Es ist also sehr wahrscheinlich, wie Mata sagt, daß Paulus unter "kurz" nicht unbedingt römischen Militärlook verstanden hat... :wink:


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BeitragVerfasst: 08.09.2008, 15:21 
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Auch Hermann der Cherusker war römischer Staatsbürger :-D

In vielen Fällen war das nur eine Formalität, die keinen Einfluß auf die Identität hatte. Paulus hing gewissermaßen zwischen allen Stühlen, identitätsmäßig.

Ich habe gerade diesesBuch zum Thema gelesen, trotz Verriß bei Amazon fand ich es interessant und informativ.

Äh, OT off. (Obwohl eine Geschichte Hermanns in Bildern seine politische Haltung garantiert auch per Frisur zeigen würde).

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BeitragVerfasst: 08.09.2008, 15:34 
:shock: Hermann???
*aufleitungbalanciers*


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BeitragVerfasst: 08.09.2008, 20:53 
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Mata, ist dieser hier gemeint: Arminius ?

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:helmut:


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BeitragVerfasst: 08.09.2008, 22:02 
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Klar. Weiß auch nicht, wieso der mir einfiel. Vielleicht, weil er auch unter zwei Namen bekannt ist, mit seiner echten Identität und der formalen Identität. Und sowohl bei Paulus-Saulus als auch bei Arminius-Hermann läßt sich das eben haarmäßig sehen. Als Römer adrett, als Germane bzw Jude wilder.

Ich sah das eben irgendwie vor Augen. Tschuldigung für die wilde Assoziation :D

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BeitragVerfasst: 17.12.2008, 18:35 
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Mata hat geschrieben:
Mir fällt gerade keine biblische Frau ein, deren Haar erwähnt wird, außer Shulamit im Hohelied.

Hier ein Link dazu: http://www.soundwords.de/artikel.asp?id=584

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2aMii, um die 43cm SSS (Schnitt von fast 100cm - zwischen Steiss und Klassiker - auf ca. 43cm im April 2013), mittelbraun, keine Stufen, Ziel: unklar
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BeitragVerfasst: 22.08.2014, 22:19 
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Beiträge: 7521
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Samson und Delilah. Nachzulesen in der Bibel. Habe die Geschichte auch schon gefunden und gelesen. Ja, auch in der Bibel gibt es Liebesgeschichten zu lesen, und zwar so, wie sie das Leben erzählt.

Ich finde, daß die Bibel immernoch hochaktuell und zeitlos modern ist, wenn man sie denn zu den zeitlichen Epochen korrekt deutet. Eben das Buch der Bücher.

Daraus spricht Gott zu jedem Menschen ganz persönlich, habe ich das Gefühl, wenn ich darin ein bischen stöbere und aus reinem Interesse darin lese. *KalterSchauerüberdenRückenjagt*

_________________
Früher mußte man selbstbewußt sein, als Frau kurze Haare zu tragen.
Heutzutage muß man selbstbewußt sein, wenn man wieder als Frau lange Haare trägt.
(meine eigene Feststellung)


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