Das Buch
Curly Girl - the Handbookvon Lorraine Massey habe ich oft schon angepriesen gesehen. Jetzt habe ich es mir ausgeliehen.
Das Buch besteht aus mehreren Teilen und ist sehr zeitschriften-ähnlich geschrieben, mit vielen Geschichten zwischendurch (Bekenntnisse von curly girls). Es bringt wenig Theorie und viel Praxis, sehr viele Tips (von denen ich die meisten schon aus dem Forum kannte).
Der Ausgangspunkt ist, daß lockenhaarige Menschen (besonders Frauen) unter ihren Locken leiden und daß in den letzten Jahrzehnten glattes Haar modern war. Weswegen Lockenköpfe mit Glätteisen, Chemikalien, Fön und Bürste gegen ihre lockige, ungebärdige und wilde Natur ankämpfen - wovon Massey sie befreien will.
Ich kenne recht viele Frauen mit Locken, die stolz darauf sind und sie nicht bekämpfen. Das Phänomen Glätteisen aber, dem ich hier im Forum öfter begegnet bin, scheint mir darauf hinzuweisen, daß Masseys Kreuzzug für die Locken doch zeitgemäß ist. (Daß Glatthaarige wie ich zahm, brav, langweilig und konformistisch in Masseys Buch rauskommen, na, sowas nennt man wohl einen backlash... oder, akademischer ausgedrückt: ätschi-bätischi-kladätschi!).
Das Prinzip:
steh zu deinem Haar, anderes wird dir nicht wachsen, finde ich sehr gut und es gefällt mir. Ob es Anhängerinnen der Glätteisen überzeugt, weiß ich nicht. Als Glatthaar finde ich Locken wunderschön...
Dann gibt Massey grundlegende Informationen zur Haarstruktur von Locken, wie sie sich von glattem Haar unterscheiden. Sie unterscheidet zwischen Korkenzieherlocken (3c), Botticelli-Locken (3b) und welligen Locken (3a), hat außerdem ein extra Kapitel für afrikanisches Haar (Typ 4). (Ich setze ihre Ausdrücke hier mit Fias Ausdrücken gleich, in Klammern, damit man sich was drunter vorstellen kann).
Massey erklärt, warum die scharfen Detergentien im modernen Shampoo für Locken noch schädlicher sind als für glattes Haar, und erläutert ihre Methode der CO-Wäsche (conditioner only). Sie erklärt, wie man die Haare am schonendsten wäscht, trocknet, stylt und frisiert.
Dann kommen Rezepte für ein Sprüh-Leave-in (nur Wasser und äth. Lavendelöl), für Kuren (darunter auch meine Idee, Conditioner und Öl zu mischen, aber auch andere Mischungen - keine von ihnen revolutionär anders als die Rezepte hier im Forum - außer dem Tip für starke Locken, Öl direkt aufzusprühen) und Leave ins.
Es folgen Kapitel über Färb-Optionen (keine natürlichen Farben, nur chemische Farben, Strähnchen etc), übers Schneiden von Locken nach ihrer Methode (trocken schneiden, Locke für Locke), über die Behandlung von lockigem Kinderhaar, ein paar Hochsteckfrisuren (auch da: keine großen Ãœberraschungen für Forum-Junkies...), und ein spaßiges kleines Locken-Horoskop.
Zwischendurch viele lustige und traurige Erinnerungen an das Leid der Lockigen zur Kinderzeit, an mißbilligende Eltern, neckende Freundinnen, geplatzte Rendezvous und Frizz-Frustrationen.
Das Buch ist nett und deutlich, und in seinen Empfehlungen sicher wohlbegründet. Ganz verteufeln würde ich mildes Shampoo nicht, aber es ist bestimmt besser für Haare, zu wenig als zu viel Shampoo zu benutzen.
Ich würde es trotzdem nicht extra bestellen. Im Internet gibt es genügend Webseiten, die ihre Methode beschreiben,
http://www.wikihow.com/Follow-the-Curly ... Curly-Hair
und auch unser Forum ist voll mit guten Tips, die noch dazu den deutschen Markt für NK in Betracht ziehen, noch dazu Pflanzenhaarfarben.
Ich bin aber froh, daß ich das Buch gelesen habe, und daß es offenbar vielen lockenköpfigen Frauen Mut macht, ihre Haare so zu sehen, wie ich sie immer schon gesehen habe: als wunderschönes Geschenk der Mutter Natur.
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