Ich bin ein Langhaar. Auch wenn ich es gerade nicht bin. :heul: Irgendwie versuche ich mich aufzumuntern, dass es nicht so schlimm ist – doch es ist schlimm und ich bin selber schuld – zumindest einen Teil, den anderen Teil ist die Visagistin schuld :kettensaege: und da könnte ich wirklich drüber abkotzen – blöderweise weine ich eher.
Dieses Tagebuch führe ich vor allem für mich, um ich daran zu erinnern, was das gerade für ein Kampf ist und das es sich lohnt hinterher nicht aufzugeben. Aber der Reihe nach.
Noch vor zwei Wochen gingen meine Haare fast bis BH-Verschluss. Ich hatte sie davor von knapp über Schulterlänge 6 Monate ohne Friseur wachsen lassen. Und auf einmal gingen sie mir mächtig auf den Keks. Fisselig waren sie und dauernd lag mein Freund oder ich da drauf, dass es geziept hat und auf einmal mache ich Winter/Bergsport und das dauernde Mützentragen, die kalte Luft, Schwitzen etc. fanden meine Haare mal gar nicht witzig. Dazu hat mich das dauernde Zopftragen wirklich angekekst – ich war einfach vollkommen unzufrieden mit mir und den Haaren und anstatt mir einen guten Langhaarfriseur zu suchen, meine Haare zu pflegen und mal wieder mehr Kuren zu gönnen, entscheide ich mich für eine praktische (*hahahaha*) Kurzhaarfrisur. Ich wollte was neues und habe es bekommen.
Ich hatte eine größere Stufe noch drin, die jedoch auch schon über die Schultern war und mein Pony geht mir momentan bis zum Kinn. In den Längen sind noch Reste von mehreren Intensivtönungen, die ich ja auch gerade raus wachsen lasse. Ansatz so ca. 10 Zentimeter.
Und dann kommt der verhängnisvolle Abend. Die ganze Zeit war ich noch hin und her gerissen, schneiden oder nicht und dann sind wir bei der Bekannten meines Freundes, eine Top-Visagistin – hat u. a. bei Vidal Saison gelernt (und ich lerne, dass macht es nicht besser) und ich immer noch unschlüssig. Alle meinen, abschneiden wäre gut, die Spitzen sowieso total hinüber, weil so lange nicht schneiden das geht ja gar nicht! (Dabei fand ich den Spliss jetzt nicht wirklich viel für sechs Monate Schneidefreiheit) – OK ich lass mich anstecken und obwohl ich vorher doch nur Spitzenschneiden gesagt habe, willige ich auf einmal ein, nachdem alle mich ermutigen. Ich fühle mich überrumpelt und das mit 32!!! Jahren und denke, die wissen es besser als ich, die sind vom Fach und ich will ja auch meinem Freund wieder gefallen, der Hochsteckfrisuren und Zopf nicht wirklich mag, OK also alle gleichlang bis zur Schulter, vorne länger. Einige werden hier jetzt entsetzt schlucken. Macht nichts, habe ich später auch. Ja, ich wollte einen klassischen Long-Bob wie ihn gerade alle tragen. Ich wollte meine Haare mal wieder offen tragen – edel aussehen und gepflegt und nicht total verzottelt. Ich wollte endlich mal eine von den eleganten Frauen sein und nicht mehr so verspielt und immerhin bin ich schon über 30. Komplexe wir grüßen Dich! :stupid: Pony soll bei wachsen und der Rest eine Länge. So ist es auch nicht mehr Lange, um die Farbe rauszubekommen. Sie schneidet los und während des Schneidens kommen noch so Sprüche von ihr, wie das tut Deinem Haar gut, da hättest Du eh keine Freude mehr dran gehabt. Was für ein Gestrüpp. So dünne Haare habe ich noch nie gesehen. Ihre wären ja so dick (Was sie definitiv nicht sind, nicht dünn, aber auch bestimmt nicht dick!) und blablabla. Ich kam mir so elendig und hässlich vor mit diesen verzottelten, dünnen, fisseligen Haaren und dachte, super alles wird gut und ich endlich mal gepflegt und chick. Sie ist kaum mit dem Kamm durch meine Haare gekommen. Hat geschimpft und gezerrt und geschnitten. Was ich erst hinterher gedacht habe, mein gott, kein Wunder, ich musste sie Ãœberkopf mit irgendeinem Shampoo waschen und alleine da verknoten die doch automatisch – vorher habe ich sie ja immer nur stehend in der Dusche gewaschen und immer erst trocken gekämmt. Die ganze Zeit bekomme ich keinen Ton raus, fühle mich gefangen in meinem eigenen Körper und rückblickend würde ich sagen, habe ich schon beim Schneiden einen Schock. Unglaublich. Sie schneidet und ja klar, ist ja Friseurin, nicht schulterlang wie gewünscht sondern noch ein paar Zentimeter mehr ab. Und dann kommt der Hammer, ich sage noch mal, keine Stufen, mir steht das nicht, mein Haar hat leichte Naturwellen manchmal und da fisselt die oberste Stufe immer und steht mega blöd ab! Es sieht ungepflegt aus. Sie meint, das die anderen dann Stümper wären und es wäre eine Kunst Haare zu schneiden, Haare abschneiden kann jeder (lernen), einen Schnitt zu schneiden, dass wäre die Kunst und dafür bräuchte es Talent und sie habe das und sie würde meine Haare unten leicht graduieren, damit sie besser fallen. So sehen das nur Scheiße aus. Graduieren? Keine Ahnung was das ist … ja OK – kann eh nicht sehen, weil wir im Badezimmer schneiden und der Spiegel zu hoch hängt. Fertig. Haare werden geföhnt – hallo, ich hatte vorher noch gesagt, ich brauche einen Schnitt, den man nicht föhnen muss, damit er schön sitzt, ich bin da zu faul für – ne ist nur heute so, damit ich mich nicht erkälte. OK, der richtige Schock kommt dann beim Blick in den Spiegel. Ich bin mir Fremd – so fremd wie nie zuvor in meinem Leben. Doch irgendwie denke ich, hey, dass ist eine Veränderung, da musst Du Dich dran gewöhnen – du warst endlich mal mutig in Deinem Leben. Mein Freund findest es gut, doch ich weiß nicht, ob er das nicht nur so sagt.
Eine unruhige Nacht folgt, immer wieder greife ich mir in die Haare oder das, was übrig ist. Schockzustand – vor allem morgens beim Blick in den Spiegel. Ich bin unglücklich, doch sie fallen noch gut ineinander. Montags bekomme ich eine Depression – unglaublich. Will nicht mehr leben . habe Herzrasen, keinen Hunger, das volle Programm – richtig heftig - ich bin selber bestürzt und unfähig etwas zu tun. Heule. Krampfe. Verstehe es selber kaum, es sind doch nur Haare.. Dieser Extremzustand hält Tage an. Langsam geht es etwas besser, doch es gibt Tage, da falle ich da wieder rein. Zum einen, weil ich mich dazu entschieden habe, doch das aller Schlimmste – eine Graduierung ist im Ende eine Stufung! Ich sehe also nicht edel aus, wie ich gehofft hatte, sondern verzottelt – wie vorher nur eben viel kürzer. Zwei Jahre Haare sind gefallen. 20 Zentimeter – unwiderruflich weg und eine Horrorstufe, die ich hasse und die fisselt – Enden die aussehen, als müssten sie dringend geschnitten werden, dabei sind die gerade geschnitten. Ich bin total durch. Nichts geht mehr. Hochstecken nicht und offen tragen auch nicht. Ich müsste sie glätten oder föhnen, damit sie schön liegen, doch ich will sie wieder lang haben und das macht sie kaputt – Teufelskreis.
Ich wollte jemand anderes sein und weiß gerade gar nicht mehr, wer ich bin. Zaghaft denke ich. ich bin die verspielte, märchenhafte Sandra, auch in dem Alter .. ich weiß, dass ich das bin und das gilt es wieder zu finden – nicht nur in meinem Haaren, sondern vor allem in mir selber.
Ich bin nicht die edle Dame, sondern eine wilde Hexe. Ich sollte wirklich anfangen die zu sein, die ich bin – egal was andere sagen und wie sie mich am liebsten haben möchten.
Meine Güte, das Runterschreiben hat gut getan – wer immer diese Zeilen liest .- Danke. :-) Irgendwie ist es ja schon so, dass ich das Gefühl habe, es hört jemand zu. Meine Umgebung versteht mein inneres Drama gar nicht. Und manchmal denke ich selber, wie bescheuert muss man sein, dass man wegen Haaren in so eine Depression fällt – andere haben gar keine Haare, da kann ich ja froh sein, mit meinen Kurzen - doch irgendwie tut es trotzdem weg und es ist da etwas dran, Haare und Seele und das habe ich jetzt sehr deutlich verstanden!
Seit ein paar Tagen lese ich wieder im Forum. (war ja Mitte/Ende letzten Jahres schon mal aktiv hier) Auf der einen Seite tut es weh, erst recht, wenn ich diejenigen sehe, die einen unglaublichen Längenzuwachs seit dem letzten Mal hatten, auf der anderen, beruhigt es mich auch ein wenig, es ist schön hier, keine Ahnung warum. Alles wird gut!
1. Ziel alle gleichlang und gesund bis Achsellänge 2. Ziel wachsen lassen bis BH-Verschluss 3. Ziel ???
Ist-Stand
Knapp Schulterlang, hinten kürzer und mit Stufen in Höhe des Ponys in den Spitzen
Pony Kinnlang
dunkelblonder Ansatz - in den Längen rot/braune Intensivtönung
No go! Föhn, Glätteisen, Lockenstab, Silikon, Schneiden! Nass kämmen, zerren! Saure Rinse habe ich eine zeitlang letztes Jahr versucht – das mögen meine Haare gar nicht, die werden davon stumpf und trocken.
Yes, die volle Dröhnung:
Bierhefe, Biotin und Zink. Bierhefe seit zwei Wochen und Biotin und Zink seit gestern.
To go! Haare alle drei Tage vorsichtig waschen (habe gerade von Reele das Glanz-Shampoo und von Alverde das Henna Olive Shampoo) Waschrhythmus auf 4-Tage verzögern. Weiß nur noch nicht wie, nach drei Tagen sind die wirklich um. Verdünntes Shampoo versuchen. Danach ab und zu eine Haarspülung von Alverde. Spitzen vor dem Wasch-Tag Abends anfeuchten und mit Neem-Öl einmatschen und über Nacht drin lassen. Haarspitzen täglich mit Phyto 9 oder extracta extra hair Balsam einschmieren.
Was ich noch versuchen möchte: zwischendurch eine selbstgemachte Haarkur.
Viel Liebe und Selbstverzeihung!
Meine Haare trage ich momentan zum Zopf (ja super, da ist er wieder, nur um min. 20 cm kürzer. *grrrr* :evil: ) oder *jipeeeee* :yippee: - da freue ich mich gerade wie blöd drüber (auch wenn es nur ein schwacher Trost ist, immerhin konnte ich sie vor ein paar Wochen noch locker mehrmals! eindrehen), die Haare einmal eindrehen und hochlegen, Flexi rein oder Stab und es hält. Gestern Abend habe ich das das erste Mal wieder geschafft und schau in den Spiegel – das bin ich!
Ich hoffe, ich vergessen so hochgesteckt die (nicht vorhandene) Länge und fange wieder an glücklich damit zu werden.
Zuletzt geändert von Elfenzauber am 26.02.2009, 10:08, insgesamt 1-mal geändert.
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