Kleines Lebenszeichen: Nach der Anämie
Hallo liebe (Noch-)Mitleser, erstmal vielen Dank für eure Geduld. Ich weiß, ich war lange Zeit inaktiv, aber das war nicht freiwillig... Seit meinem letzten Post ging es mir gesundheitlich immer schlechter. Ich wurde immer öfter krank, hatte dann im November furchtbar starke pulsierende Kopfschmerzen, Schwindelanfälle und konnte kaum noch etwas schaffen - alles war furchtbar anstrengend und es fühlte sich die ganze Zeit so an, als würde die ganze Welt um mich herum in Zeitraffer weiterlaufen, während ich nur im Schneckentempo durch die Welt stapfte. Alles war anstrengend. Ich verbrachte die meiste Zeit im Bett. Nur für die Uni raffte ich mich auf, was mir ungemein schwer fiel. Hinzu kam, dass ich ziemliche Atemnot hatte. Irgendwann ging es so nicht mehr weiter, also bin ich zum Hausarzt. Und was danach kam, hat mich ziemlich aus der Bahn geworfen und mich sehr verändert. Der Hausarzt meinte, ich hätte eine Herzmuskelentzündung und sollte morgen zum Kardiologen deswegen. Es wurde zusätzlich ein EKG und eine Blutabnahme gemacht. Er sagte, er vermute da etwas ernsteres. Ich war geschockt, ich hatte noch nie großartig gesundheitliche Probleme - und dann direkt das Herz betroffen? Also, am nächsten Tag zum Kardiologen. Ich war ganz erleichtert, als es hieß, es sei damit alles in Ordnung. Mein Puls raste nach wie vor, aber darauf konnten sie sich dort keinen Reim machen und schoben es auf mein junges alter, da könnte das schonmal sein, dass das Herz einfach etwas schneller schlägt. Am selben Abend rief mich mein Hausarzt von privat an. Er sagte, ich müsse dringend ins Krankenhaus. Mein HB-Wert läge bei 5,8. Ich solle das einfach in der Notaufnahme sagen, die wüssten dann Bescheid. Was das nun bedeutete, wusste ich nicht. Ich hatte Angst, es klang nicht gut und ich musste vorher noch nie ins Krankenhaus. Ich werde nie vergessen, wie ich die Treppe zum Eingang hochgekraxelt bin, ich kam mir vor wie eine Greisin, denn es kostete mich extrem viel Kraft und ich musste mehrere Zwischenstops einlegen. Als ich dann in der Aufnahme sagte, ich hätte einen HB-Wert von 5,8, wurde mir aufgrund der Reaktionen schnell klar, dass ich dringend hierher gehörte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nur noch etwa die Hälfte an Blut im Körper. Normalerweise hat man einen HB-Wert zwischen 12-16, und man erklärte mir, dass mein Wert vergleichbar wäre mit jemandem, der eine schwere Bauchschusswunde erlitten habe. Die Zeit im Krankenhaus habe ich ganz gut gemeistert. Ich habe die Zähne zusammengebissen, die Anfangsdiagnosen waren erschütternd. Mir fehlte nicht nur Blut, sondern es lag auch eine Panzytopenie vor, dh ich hatte zu wenig weiße, zu wenig rote Blutkörperchen und zu wenig Blutplättchen. Mein Knochenmark war erkrankt. Hinzu kamen ein Vitamin B12-Mangel, ein Folsäuremangel und ein Eisenmangel. Die vorläufige Diagnose lautete Leukämie. Nach einer Knochenmarkbiopsie wurde daraus dann aplastische Anämie, nicht weniger schlimm. Und bei dieser Diagnose sollte es auch lange bleiben. Ich blieb stark. Während andere um mich weinten und sich hilflos fühlten, ließ ich brav alle notwendigen Untersuchungen über mich ergehen, witzelte mit den Pflegern und Pflegerinnen rum, versuchte mich einfach abzulenken. Trauern kostete eh zu viel wertvolle Energie. Besuchen konnte man mich nur mit Schutzkittel und Mundschutz aufgrund meiner hohen Infektionsgefahr. Ich durfte nur bestimmte Dinge deswegen essen und zB auch nur unter Aufsicht duschen, alles schien ein potentielles Risiko für meine Gesundheit darzustellen. Während ich mich schon mit dem Gedanken an eine Glatze und eine Perücke anzufreunden versuchte, mich über Pflegegeld und einen Schwerbehindertenausweis informierte, besserten sich aber meine Blutwerte unerwartet. Ich hatte immer nur ein klares Ziel: wieder nach Hause, gesund werden, egal, wie und wann, Hauptsache gesund. Nach fast 2 Wochen Aufenthalt im Klinikum wurde ich dann auch entlassen. Danach musste ich mehr als 1 Monat isoliert zuhause hocken. Durfte nicht unter Leute, zu gefährlich. Wöchentliche Kontrollen beim Arzt und die weitere Supplementierung der fehlenden Vitamine etc waren notwendig. Meine Werte stiegen von Woche zu Woche. Kurz vor Weihnachten die Entwarnung: alles wieder im grünen Bereich, Gefahr gebannt, keine aplastische Anämie - und ich bin seitdem offiziell wieder gesund. Was letztendlich das ganze ausgelöst hat, ist noch immer ein Rätsel. Ist mir aber auch egal, Hauptsache, wieder gesund!
...und jetzt starte ich wieder durch. Meine Haare sind natürlich - kein Wunder bei der Anämie und den ganzen Mängeln - sehr kaputt. Sie sehen nun wieder in etwa so aus wie auf dem Bild vor dem letzten Schnitt: dünn und fisselig. Viele Haare sind abgebrochen oder ausgefallen. Die kürzesten Strähnen im Deckhaar sind etwa beim Kinn. Wie ich jetzt damit weitermache, weiß ich noch nicht. Ich weiß aber, dass es ja nur besser werden kann, jetzt, wo ich wieder gesund bin und die ganzen Mängel langsam behoben sind. Vielleicht lasse ich wirklich ein ganzes Stück großzügig schneiden. Aber Schulterlänge wäre bei mir echt Schmerzensgrenze... Mal gucken. Es gibt auf jeden Fall echt wichtigeres als Haare: vor allem meine Gesundheit.
Edit: da ich nun andere Ziele verfolge und mir nun die Gesundheit der Haare erstmal wichtiger als die zuerst angestrebte Steißlänge ist, habe ich den PP-Titel gerade umgeändert. Es geht mir vor allem darum, nach dieser ganzen Krankheitsscheiße meine Haare erstmal wieder ansehnlich hinzukriegen und die ganzen Mängel (B12, Eisen, Folsäure) in den Griff zu bekommen!
_________________ 1bMii - Färbepause seit Juni 20140815Individuum - Nach der Anämie: Neustart bei BSL Ziele: Taille 80 cm SSS/ Hüfte 85 cm SSS/ Steiß 98 cm SSS/ evtl. Klassisch 115 cm SSS
|