Finde nicht, dass der Haarfrust lächerlich klingt. In Ausnahmesituationen oder solchen, in denen man automatisch mehr Zeit mit sich verbringt, haben Frust, Unsicherheit, Sichsorgenmachen und Co. manchmal mehr Angriffsfläche; manche Radikaländerungen (Haare färben, abrasieren oder sonstiges; Pony schneiden, etc) steigeren ihre Präsenz in den Gedanken vielleicht auch deswegen, weil die restliche Situation eine ist, an der sich nicht viel ändern lässt.
Beispielsweise hab ich radikale Haar-Änderungspläne (wieder färben, obwohl ich rauswachsen lassen wollte; Versuche, anzugleichen; Schnitt, Pony, Sidecut) u.A. dann stärker erwogen oder umgesetzt, wenn ich in anderen Lebensbereichen Dinge hinnehmen oder aussitzen musste, weil dieses Konzentrieren auf "bewältigbarere" (weil tendenziell änderbare) Dinge was gegen das Gefühl von Überforderung, Unsicherheit bis Orientierungslosigkeit und "Machtlosigkeit" getan hat, temporär. Ich weiß, dass mir ein gerader Pony nicht steht, weil Gesichtsform irgendwo zwischen Mond und Kanister, ich weiß, dass ich es bereue, wenn ich mir einen schneide. Habs trotzdem in der Vergangenheit immer wieder getan, noch beim Schneiden bereut oder spätestens kurz danach, aber es war dieses "Ich muss jetzt was machen" Gefühl.
Gerade hadere ich wieder sehr mit dem Taper und dem Sumpfbalken. Und überlege, die Färbeleichen rot oder dunkel zu tönen, weil ich noch was da hab und dann wenigstens mal eine Zeit lang den Kupferton habe, den ich auf der NHF mit Henna oder Tönung niemals erreichen werde, weil zu dunkel. Oder eben das dunkelschwarzbraun, das ich an mir so mochte.
Weiß aber auch, dass ich mich dann über die abgehackte Farbkante aufrege, oder wenn es nicht wieder raus geht, und alles, was mir Länge klaut, mich unglücklich machen wird.
Auch meine blauen Haare vermisse ich, obwohl mich der Sumpfbalken beschäftigt und der Plan ist, weiter rauswachsen zu lassen, um mal ne gesunde lange Ausgangsbasis zu haben und die NHF nochmal zu sehen.
Pflegefokus kann mMn helfen; falls dir Kuren so stark Farbe ziehen, dass das Grün wieder kommt, wäre die Frage, ob du dich temporär damit arrangieren kannst oder Möglichkeiten hast, es zu kaschieren. Bringt ja nix, wenn der Dunkelfrust vom Grünfrust abgelöst wird. :/
Hinsichtlich alternativer Strategien zum Umgang mit der Situation kommt es vermutlich darauf an, ob, bis zu welchem Grad und auf welche Art man es als Belastung empfindet: wenn es Anspannung bis Aggression ist, würden vermutlich andere Vorschläge helfen als bei Unsicherheit, Schwarzmalen oder Einsamkeitsgefühlen. Und wenn man es gar nicht als Belastung empfindet (eine Freundin von mir feiert es total, dass sie gerade keine Menschenseele sieht und blüht richtig auf), wären Ideen eher präventiver Natur.
Ich schreibe das deswegen, weil der Haarfrust bei mir eher "symptomatisch" ist, weil ich die Situation als belastend empfinde; weniger den Ausnahmezustand an sich, sondern vor allem das In-der-Luft-hängen und nicht wissen, wie Dinge weitergehen und in welche Richtung (Uni vor allem). Außerdem halte ich alleine mit zwei Katzen und einer Herde Zimmerpflanzen die Stellung. Die Haare sind was, was ich eh schon kritisch beäuge und zeitgleich eine "Baustelle", an der ich vergleichsweise schnell etwas ändern kann, was als Impuls-/Affektmensch natürlich gleich doppelt attraktiv ist
ich versuche aber, zu gucken, was gerade in mir los ist, das auf diese Art temporär bewältigt werden möchte und schaue, ob es Alternativen gibt.
Vermutlich keine richtige außer Aussitzen. Haarstrategie bei mir ist deswegen: Öl in die Haare, Haare in den Dutt, Dutt unter ne Mütze. So komme ich nicht in Versuchung, offen tragen zu wollen und muss mir das Ganze seltener anschauen.