Prägend für dieses Jahrzehnt sind unumstritten der Zweite Weltkrieg und die Verbrechen der Nationalsozialisten.
Dieser Startpost wird etwas anders aussehen als sonst, denn zumindest den Kriegsjahren und dem Holocaust kann ich mit den üblichen Oberflächlichkeiten kaum gerecht werden; da sollten lieber Seiten wie die
Bundeszentrale für politische Bildung den Geschichtsunterricht auffrischen.
Als Rahmen sei aber das Kriegsende genannt: Während der Krieg in Europa am 08. Mai 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands endet, dauert es bis zum 15. August und zwei Atombomben, bis auch das Japanische Kaiserreich kapituliert. Mit etwa 60-70 Millionen Toten, darunter 6 Millionen Juden, die während des Holocaust ermordet werden (Zahlen der bpb), ist der Zweite Weltkrieg der tödlichste Krieg der Geschichte.
Wir alle kennen dabei die Geschichten von Persönlichkeiten wie
Anne Frank und
Sophie Scholl; deshalb möchte ich einige Gruppen und Personen, insbesondere Frauen, und ihre Errungenschaften vorstellen, die ihr vielleicht noch nicht kennt.
Die ikonischen Poster von Rosie the Riveter in den USA symbolisieren die Veränderung im sozialen Gefüge: wieder sind aufgrund des Krieges die Männer abwesend und Frauen ergreifen Jobs, die vorher undenkbar für sie gewesen wären – die Verwandlung von der Hausfrau zur Arbeiterin in einer Flugzeugfabrik ist kein Wunschdenken mehr, sondern Realität.
Anna Leska ist eine polnische Pilotin, die vor dem Krieg mit dem Fliegen beginnt, zu einem Fliegerkommando eingezogen wird und quasi unter der Nase der Nazis ein Flugzeug von einem besetzten Flugfeld klaut, um über Umwege nach England zu gelangen. Hier wird sie eine der Pilotinnen der britischen Air Transport Auxillary, kurz ATA.
Die ATA, im Volksmund auch bekannt als Ancient and Tattered Airmen, besteht aus den Pilotinnen und Piloten, die, aus welchen Gründen auch immer, nicht in der Royal Air Force fliegen. Um diese zu entlasten, übernehmen sie Überführungsflüge, egal ob von einer Basis zur anderen, von Fabriken oder zu Reparaturen. Dabei sind solche Kriterien wie Geschlecht oder Gesundheitszustand egal – wenn du fliegen kannst, fliegst du, selbst wenn dir ein Arm oder ein Bein fehlen und du kurzsichtig bist. Während die erstmals 1940 aufgenommenen Pilotinnen zunächst nur leichte Trainingsflugzeuge fliegen dürfen, ändert sich das im Laufe des Krieges und mit Ausnahme der größten Flugboote überführen sie alles, von Spitfires bis zu den schweren viermotorigen Bombern wie Lancasters. Ebenfalls bemerkenswert: ab 1943 bekommen die Pilotinnen den gleichen Lohn wie ihre männlichen Kollegen des gleichen Dienstgrades. Eines der bekanntesten Fotos aus dem Kontext zeigt
Maureen Dunlop, eine Argentinierin, kurz nach einem Flug.
Die USA gründen schließlich die WASPs, die Women Air Service Pilots, unter der Führung von Jaqueline Cochran, die schon für die ATA fliegt und als erste Frau einen Bomber über den Atlantik überführt. Die WASPs haben zwar mit Fifinella ein schickes Maskottchen, das von Walt Disney nach einer Vorlage von Roald Dahl gezeichnet wurde, allerdings verdienen sie im Gegensatz zu ihren britischen Kolleginnen nur einen Bruchteil des Gehalts der Männer.
Die Sowjetunion geht sogar noch einen Schritt weiter: obwohl es auch hier zunächst Verbote von Frauen in Kampfeinheiten gibt, gründet sich hier das ausschließlich aus Frauen bestehende 588. Nachtbombenfliegerregiment, das schon bald den Spitznamen Nachthexen bekommt. Ausgestattet mit dem allernötigsten und eigentlich ungeeigneten Flugzeugen (Doppeldeckern aus Holz, die teilweise in der Landwirtschaft verwendet werden, und nicht mehr als zwei Bomben auf einmal tragen können), machen sie das Beste aus der Situation, nutzen die hervorragende Manövrierfähigkeiten ihrer Flugzeuge gnadenlos aus und fliegen ihre Ziele im Gleitflug an, um nicht entdeckt zu werden. Da das einzige Geräusch, das sie dabei machen, vom Wind an den Holzrahmen der Flugzeuge stammt und an den Klang von fliegenden Besen erinnert, ist der Name Nachthexen naheliegend.
Margaret Bourke-White ist die erste Kriegsberichterstatterin, die in Kampfgebieten agieren darf; so dokumentiert sie zum Beispiel die Kämpfe um Moskau. Sie bekommt schließlich den Spitznamen „Maggie the Indestructible“, nachdem ihr Schiff versenkt und sie in Moskau bombardiert wird, ihr Hubschrauber abstürzt und sie auf einer arktischen Insel strandet.
Lee Miller dokumentiert als von der US Army akkreditierte Fotojournalistin den Zweiten Weltkrieg in Europa, ausgerechnet im Auftrag der Vogue. Neben ihren Aufnahmen der Befreiung von Paris und der Gräueltaten in Buchenwald und Dachau gibt es ein eindrucksvolles Foto von ihr, gemacht von einem Kollegen, das sie in
Hitlers Badewanne zeigt, nachdem sie mit ihren Stiefeln den Dreck aus Dachau auf dem Badvorleger verteilt hat. Das Foto von Anna Leska hat ebenfalls Miller gemacht.
Hedy Lamarr kennen die meisten als glamouröse Schauspielerin, doch nebenbei ist sie als Erfinderin erfolgreich. Zusammen mit George Antheil entwickelt sie ein frequence hopping-System, das in funkgesteuerten Torpedos Störungen von außen unterbinden soll. Zwar kommt diese Technik im Zweiten Weltkrieg nicht zum Einsatz, aber sie ist ein Wegbereiter für Bluetooth und Wifi.
Der Rassismus der Amerikaner beißt ihnen quasi in den Hintern, indem er bedingt durch die Politik der Rassentrennung die Tuskegee Airmen und das 442nd Infantry Regiment hervorbringt.
Die Tuskegee Airmen sind die Militärpiloten sowie ihr sämtliches Unterstützerpersonal (egal ob nun Navigatoren, medizinisches Personal, Mechaniker oder andere Rollen) der 332nd Expeditionary Operations Group und der 477th Bombardment Group der US Air Force. Die Besonderheit? Diese Einheiten bestehen mit wenigen Ausnahmen aus Schwarzen. Und warum in den Hintern beißen? Die extrem hohen Standards, die die USA bei der Auswahl geeigneter schwarzer Kandidaten für das Air Corps ansetzen, führen letztendlich zur Bildung einer Elitetruppe.
Aus Angst vor japanischer Spionage verschleppen die USA die japanischstämmige Bevölkerung der Westküste in Internierungslager im Landesinneren. Viele der Nisei, die als Kinder japanischer Eltern in den USA geboren werden, geben trotz ihrer Inhaftierung an, dass sie bereit sind, für die USA zu kämpfen und schließlich bildet sich aus ihnen das 442nd Infantry Regiment. Gemessen an ihrer Größe und Einsatzdauer wird die 442nd zur höchstdekorierten Truppe in der amerikanischen Militärgeschichte, mit insgesamt über 18.000 Auszeichnungen.
Nach dem Krieg heißt es, sich in einer neuen Welt zurechtzufinden. Wiederaufbau sowie die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit und der Verantwortung daran spielen eine große Rolle. Die Nürnberger und Dachauer Prozesse ziehen Kriegsverbrecher zur Rechenschaft. Der Marshallplan fördert die Wirtschaft insbesondere westeuropäischer Staaten.
Die Westalliierten versorgen das von der Sowjetunion abgeschlossene Westberlin über die Luftbrücke, über die sie buchstäblich im Minutentakt die Flughäfen der Stadt anfliegen. Viele der Piloten dieser Rosinenbomber werden zu Lieblingen der Berliner Kinder, weil sie vor der Landung selbstgebastelte Fallschirme mit Schokolade und Kaugummi abwerfen.
Mit Israel, der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik werden gleich mehrere Staaten gegründet.
Thor Heyerdahl beweist mit seinem Floß Kon-Tiki, dass die Besiedelung Polynesiens von Südamerika aus prinzipiell möglich ist, was zu dieser Zeit kaum jemand für möglich hält.
Die Archäologie profitiert noch heute von der Entwicklung der Radiokarbonmethode zur Datierung von Funden. Ironischerweise wird diese Datierung von einer anderen bahnbrechenden Erfindung des Jahrzehnts beeinflusst – die Einsätze und Tests von Atombomben haben die Menge an 14C in der Atmosphäre derart erhöht, dass der Abbau bei der Datierung mit bedacht werden muss.
Konrad Zuse entwickelt den ersten Computer der Welt. Die Briten entwickeln ebenfalls Computer wie Colossus, mit denen die Kryptanalyter:innen in Bletchley Park die Lorenz-Schlüsselmaschine knacken. The Bombe, die Alan Turing vorstellt, dient der Entschlüsselung von Nachrichten, die mit der Enigma verschlüsselt werden.
Das Film Noir-Genre bekommt Zulauf, ein bekannter Vertreter dieser Krimis ist Die Spur des Falken/The Maltese Falcon. Casablanca gilt noch heute als einer der besten Filme aller Zeiten. Auch Ist das Leben nicht schön? und Der Große Diktator sind bis heute bekannt. Hattie McDaniel bekommt als erste schwarze Frau einen Oscar als Beste Nebendarstellerin in Vom Winde verweht und darf gnädigerweise an einem Katzentisch an der Zeremonie teilnehmen
Die Mode der ersten Hälfte der Vierziger ist geprägt von Rationierung: Kleidung ist nicht mehr ohne weiteres erhältlich, und die zugeteilte Menge wird z.B. in Großbritannien über Coupons gesteuert. Funfact: Princess Elizabeth muss noch 1949 ihr Hochzeitskleid über Coupons bezahlen. Die Briten geben das Motto „Make do and mend“ aus und halten die Bevölkerung zu Reparaturen und Verwertung vorhandener Kleidung an. Die Rationierungen, die über das besetzte Frankreich verhängt werden, verpassen Paris als Modemetropole einen herben Schlag, allerdings sind die Französinnen kreativ und toben sich stilistisch in nichtrationierten Bereichen wie Kopfbedeckungen aus.
Insgesamt werden die Röcke mit etwa Knielänge kürzer (spart schließlich Material), die Jacken haben breite Schultern – diverse Anleitungen zeigen, wie sich Herrenanzüge (deren Besitzer sich ja gerade in Uniform befinden) zu Damenjacken umarbeiten lassen. Für Britinnen gibt es noch einen anderen Weg, um an neue Kleidung zu kommen: tritt in eine der Frauenorganisationen der Armee ein und bekomme eine Uniform, die qualitativ besser als die zivilen Gegenstücke ist, dazu! Insbesondere Strümpfe werden zu Objekten der Begierde, weil Materialien wie Seide und Nylon für die Kriegsindustrie genutzt werden – da muss frau schonmal die Beine mit Farbe einreiben und eine Strumpfnaht aufmalen, wenn es unbedingt der Nylonstrumpflook sein soll. Wen wundert es da noch großartig, dass es kurz nach dem Krieg in Amerika zu den Nylon Riots kommt, weil die Fabrik mit der Produktion nicht hinterherkommt? 40.000 Interessentinnen auf 13.000 Paar Strümpfe führt zu Chaos in den Läden.
Nur wenige Jahre später schlägt Diors erste Kollektion große Wellen und geht als New Look in die Geschichte ein. Anders als die Mode zu Kriegszeiten setzt er ganz auf feminine Silhouetten, die Röcke werden wieder länger und deutlich voluminöser, die Taillen schmaler und die Schultern weniger definiert. Trotz der Popularität darf sich der New Look so einiges anhören – er sei aufgrund der nötigen Materialmengen verschwenderisch, die „League of Broke Husbands“ (

) beschwert sich über die Kosten der benötigten Stoffe und Coco Chanel ätzt, dass nur ein Mann, der nie mit einer Frau intim war, so etwas unbequemes designen könne
Quellen 1 2 3 4 5 6
Selbstverständlich gibt es auch für diesen Monat musikalische Begleitung zum Frisieren.
Glenn Miller, Don’t Sit Under The Apple Tree
Frank Sinatra, Everybody Loves Somebody (Sometimes)
The Ink Spots&Ella Fitzgerald, I’m Beginning To See The Light
Edith Piaf, La Vie En Rose
Cliff Edwards, When You Wish Upon A Star
Dooley Wilson, As Time Goes By
Doris Day, Sentimental Journey
Jimmie Davis, You Are My Sunshine
Vaughn Monroe, When The Lights Go On Again (All Over The World)
Frank Sinatra, In The Blue Of Evening
Bing Crosby, Moonlight Becomes You
The Song Spinners, Comin’ In On A Wing And A Prayer
The Mills Brothers, You Always Hurt The One You Love
Perry Como, Till The End Of Time
Pee Wee Hunt And His Orchestra, Twelfth Street Rag
Vera Lynn, (There’ll Be Bluebirds Over) The White Cliffs Of Dover
Artie Shaw, Stardust
Francis Craig with Bob Lamm, Near You
Woody Herman, Blues In The Night
The Andrew Sisters, Boogie Woogie Bugle Boy