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BeitragVerfasst: 13.02.2021, 18:59 
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Es exisitiert im Unterforum zwar bereits (ein recht veralteter) Thread zur Haarpflege im Mittelalter, da es im Thread allerdings nur theoretisch um das Thema ging und wenn ich mich recht entsinne keine Experimente durchgeführt wurden, dachte ich, halte ich im Unterforum "Selbstgemacht" meine Erfahrungen fest. Wenn das nicht zutrifft und Beitrag fehl am Platz ist, kann er gern verschoben werden, dann möchte ich mich für die Umstände entschuldigen! :)

Da ich mich sehr für historische Kosmetik und Körperpflege interessiere, habe ich mir vor einiger Zeit die "Trotula" zugelegt. Die "Trotula" ist der Autorenname einer Sammelhandschrift, deren frühestes Entstehungszeitpunkt im 12. Jahrhundert angenommen wird, über die Jahrhunderte allerdings ausgebaut worden sein dürfte. Zurückgehen dürfte einiges vom Inhalt auf die Ärztin Trota von Salerno. "Trotula" umfasst mehrere Gebiete aus dem Bereich der Frauenheilkunde und besteht aus drei Werken. Im letzten Abschnitt, der "Trotula Minor" werden auch verschiedenste Rezepte für die Kosmetik genannt, unter anderem auch für die Haarpflege ;)
Das ganze kurz und knapp zu umreißen ist nicht ganz einfach und auch nicht der Ziel dieses Beitrags. Da es ein recht großes historisches Thema ist, bei dem noch viele Fragen offen sind, kann ich eine intensivere Beschäftigung mit dem Thema nur empfehlen :D
Ich habe die Übersetzung von Monica H. Green verwendet.

Das Rezept Nr. 269 (S. 117) hab besonders mein Interesse geweckt:

"For making hair long. Grind root of marsh mallow with pork grease, and you should boil it for a long time in wine. Afterward put in well-ground cumin and mastic an well-cooked egg yolks, and mix them together a little. After they have been cooked, strain (this mixture) through a linen cloth and set it aside until it becomes cold. Then take the fatty residue which floats on the top and, having washed the hair well, you should anoint it with it"

Bei alten Rezepten ist das ganze immer so eine Sache, ohne Mengenangaben und genauere Anleitung sind die einzelnen Vorgänge nicht wirklich eindeutig. Das liegt eventuell daran, dass es sich bei diesen Rezepten möglicherweise um Niederschriften einer Erzähltradition handelte und die Personen auch wussten, wieviel Zutaten hier nötig waren.

So wie es klingt, soll es ein Rezept für beschleunigten Haarwuchs sein "for making the hair long", da ich aber nicht glaube, dass es wirklich Kuren gibt, die so etwas bewerkstelligen können und die Zutaten eigentlich sehr pflegend klingen, habe ich das nicht wie empfohlen auf der Kopfhaut, sondern im gesamten Haar angewendet. Ich habe mich auch nicht ganz an die Zutatenliste gehalten, da "mastic" - also Mastix, das Harz eines bestimmten griechischen Pistazienbaumes zu teuer für meine kleinen Experimente ist. Daher hab ich Fichtenharz verwendet, (das haben wir ursprünglich für das Auskleiden einer Kürbisflasche von meinem Freund gesammelt, aber das ist wieder ein anderes Thema :lol: und nein, wir haben dafür keine Bäume verletzt, wir haben lediglich schon ausgetretenes Harz genommen) Außerdem erschloss sich mir bei bestem Willen das gekochte Eigelb nicht. Ich weiß, dass rohes Ei bewährte, sehr pflegende Eigenschaften für das Haar hat, da ich ab und zu damit gekurt habe, aber gekochtes Eigelb ...? Entweder es handelt sich um einen im Laufe der Zeit eingeschlichenen Übersetzungsfehler, oder es wirkt ungeahnte Wunde, keine Ahnung :D ich habe auf jeden Fall rohes Eigelb verwendet.
Auch beim Punkt "grind pork grease with marsh mallow roots" bin ich bisschen abgewichen. Ich habe getrocknete Eibischwurzeln aus der Apotheke geholt und in einem Teenetz mitgekocht und das Schmalz im heißen Wein zerlassen, da das zerreiben wohl nur sinnvoll ist, wenn die Wurzeln noch frisch sind?

Hier nun meine Zutatenliste und meine Vorgehensweise:

2 Gläser Rotwein (Rotwein, da Weißwein im Mittelalter sehr unüblich war und Gläser, ja ich weiß, großartige Maßangabe, es dürften im Endeffekt etwa 350ml gewesen sein.)
2 EL Schweineschmalz (da hätte ich ruhig weniger nehmen können, das nächste mal werden es vielleicht 2 TL)
1 gehäufter EL Eibischwurzel
1 TL im Mörser zerriebener Kreuzkümmel
1 Fingernagelgroßes Stück Fichtenharz (mehr habe ich mich nicht getrau zu nehmen, ich hatte Angst davor, dass es die Haare sonst verkleben könnte)
1 Eigelb

Zuerst habe ich in einem Topf den Rotwein zum kochen gebracht, das Teenetz hineingehängt und das Schmalz darin zerlassen. Die Mischung habe ich etwa eine halbe Stunde lang gekocht (in der Hoffnung der Alkohol vom Wein möge großteils verfliegen, da ich um eine austrocknende Wirkung auf den Haaren fürchtete. Andererseits liest man auch immer wieder, dass Alkohol mit pflegenden Wirkstoffen gern in Kombination zum Kuren eingesetzt wird, damit das vom Alkohol aufgerauhte Haar die Pflege besser aufnimmt, wie das beim berühmten Cognac + Ei Shampoo bei der Kaiserin Sisi der Fall gewesen sein soll.)
Daraufhin habe ich den im Mörser zerkleinerten Kreuzkümmel in das Teesieb getan und das Harz in der Flüssigkeit aufgelöst, das ging erstaunlich rasch. Das ganze durfte nochmals 15 Minuten kochen, ich habe es dann noch mit einem Schluck Wasser gestreckt, da mir die Masse zu sehr eingekocht ist. Das Ganze durfte dann auskühlen, bis es etwa Handwarm war, damit mit das Ei nicht stockt. Das Eigelb wurde dann hinein versprudelt und somit war die Kur fertig.

Die Haare habe ich vor der Anwendung nicht gewaschen, aber dafür nass gemacht, damit sich die Pampe besser verteilen lässt. Ich würde nicht behaupten, dass die Mischung stinkt, dafür duftet sie auch nicht. Sie "riecht" einfach.
Als das Ganze am Kopf war, habe ich mich in die eingelassene Badewanne geschmissen und es eine Stunde einwirken lassen. Die Mischung hat arg gesuppt, aber was tut man nicht alles für schönes Haar :lol:
Am Ende habe ich die Haare mit Wasser ausgewaschen und lufttrocknen lassen. Lustigerweise waren die Ansätze sauber, während die Längen noch sehr schmalzig waren.

Heute in der früh habe ich also ordentlich mit Seife durchgewaschen und mit Honig und Essig gerinst, aber keinen Conditioner und auch kein Leave In verwendet um das Ergebnis nicht zu sehr zu verfälschen. Sie sind jetzt seidenweich und glänzen fein!

Ich erkläre mir die Pflegewirkung durch die Gerbstoffe im Wein, die wie bei einer Rinse, die Haarstruktur glätten, der Dotter pflegt sowieso durch Proteine und den hohen Fettgehalt, das Schmalz auch durch das Fett und Eibischwurzel schleimt in Verbindung mit Wasser, weswegen das auch als Hustentee getrunken wird. Von der schleimenden Wirkung ist mir aber kaum etwas aufgefallen.
Das Harz wird hier im Forum ja auch von einigen als Pflegemittel in Spitzenbalsam oder Salben verwendet, angeblich dient es ja dazu um Feuchtigkeit einzuschließen. Der Kreuzkümmel ... jo. Keine Ahnung. Vielleicht ist der ein bisschen zum beduften gedacht? :lol: Wenn ich bei meinen Annahmen falsch liege, dann korrigiert mich bitte!
Fotos:

Bild

Alle Zutaten, nur der Kreuzkümmel fehlt am Foto - den hab ich bei der Übersicht vergessen :ugly: :mgreen:

Bild

So. Damit ihr meinen thematisch passenden Kelch auch gesehen habt 8)

Bild

Die Eibischwurzeln kamen in ein Teenetz ...

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Dann wurde das Fett im Gebräu aufgelöst ...

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Nach dem Erkalten habe ich das Eigelb hinzugefügt ...

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Versprudelt sah das dann so aus. Ich habe mal gehört, dass man früher Kranken und Schwachen zur Stärkung Rotwein mit rohem Ei gegeben hat. Appetitanregend sieht es für mich aber nicht so aus ... Naja.

Bild

Und hier meine Haare nach der Wäsche! Sie sind nicht kürzer, das Foto ist nur sehr unvorteilhaft von der Seite entstanden, als ich die Haare über meinen Arm gelegt und ins Licht gehalten habe :lol:

Das Ergebnis ist ein satter, sehr gepflegter Seidenvorhang! Demnach werde ich das Experiment mit leichten Abwandlungen bestimmt nochmal wiederholen und bin schwer zufrieden! (auch wenn ich immer noch eher weniger elegant nach Burgfräulein rieche, aber der Geruch ist heute über den Tag hinweg komplett verflogen ;) )

Sollte jemand das Rezept ausprobieren, bin ich sehr auf Erfahrungsberichte gespannt!

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BeitragVerfasst: 13.02.2021, 21:03 
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Hallo Kupferacetat.

Sehr spannend! Experimentelle historische Rezepte mitten im LHN!!!

Ich könnte mir sogar vorstellen, dass das Rezept mit weniger Schmalz gut als Shampoo-Ersatz dient. Das Eigelb reinigt die Haare, Wein versiegelt sie (wobei ich ihn doch fast lieber trinken würde 8) ).
Warum man ein gekochtes Eigelb verwenden sollte, erschließt sich mir auch nicht.

Ich könnte mir vorstellen, dass ich das Rezept mal nachbaue (wobei: ob ich es wirklich übers Herz bringe, Wein zu verwenden weiß ich ehrlich nicht :lol: ). Nur, wo bekommt man das Harz her? Selber Sammeln ist für mich momentan keine wirkliche Option?

Danke dir fürs Posten des Rezepts!

LG, Ginger

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BeitragVerfasst: 13.02.2021, 22:41 
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Hallo Kupfercat,
Ich finde diesen Thread total spannend und interessant. Ich interessiere mich auch für solche Rezepte aus vergangener Zeit. Das Rezept werde ich auch mal ausprobieren, wobei ich den Fichtenharz wahrscheinlich weg lassen werde. Da hab ich zu große Angst mir die Haare zu verkleben, das Harz klebt ja wie verrückt an den Händen.
Vielleicht teilst du irgendwann noch weitere Rezepte aus Trotula mit uns. Würde mich auf jeden Fall drüber freuen.

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BeitragVerfasst: 13.02.2021, 23:24 
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Sehr spannend...
Könnte das Harz zur Parasitenabwehr genutzt worden sein?
Flöhe & Co. waren ja damals keine Seltenheit.

Ich wäre auch sehr an weiteren Rezepturen interessiert. :)

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BeitragVerfasst: 14.02.2021, 10:25 
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Freut mich, dass ihr Interesse daran habt :D

@gingerbraed Stimmt, es könnte wirklich als Shampoo Ersatz funktionieren! Ich werde die Mischung das nächste Mal einem, oder zwei TL Schmalz probieren und schauen wie das funktioniert. Wie meinst du das mit "versiegeln"? Dass es die Schuppenschicht anlegt?
Ach, ich hab den 3€ Wein mit dem schönsten Etikett verwendet, ich wollte nebenbei in der Badewanne dann auch ein Glas davon trinken, aber der hat so überhaupt nicht geschmeckt, also um den ist es mir nicht schade :lol:
Ich weiß noch nicht was ich mit dem Rest machen soll. Kuchen backen, Gewürzwein, wieder in die Haare schmieren ...? Na mal schauen.
Ich hab relativ viel Harz da und für das Rezept braucht man wohl eher wenig, wenn du möchtest, kann ich dir welches geben/schicken, je nachdem! :) Wir habens einmal gereinigt, daher erhitzt und die groben Rindenstücke etc. entfernt, ein bisschen "Walddreck" ist noch drinnen, aber der ist beim waschen auch aus den Haaren geflutscht :lol:

@Jacky-We Beim Harz hat es mir auch zuerst widerstrebt, aber nachdem ich jetzt schon paar Male durch Sammeln sehr klebrige Finger hatte und draufgekommen bin, dass sich Harz mit Fett hervorragend löst, habs ichs doch probiert. Harz ist ja Fett- und Alkohol löslich und in der kochenden Mischung ist innerhalb ein paar Sekunden restlos zergangen. Aber ich verstehe vollkommen, wenn man das nicht verwenden will, wenn du es mal ohne Harz probierst, bin ich auf deine Berichte gespannt!

@Perunica Ich wusste gar nicht, dass man Harz zur Parasiten-Abwehr verwendet hat. Das ist spannend. Am Anfang dachte ich an die ganzen Rezepte wie Pechsalben etc. Aber ist auch gut möglich, dass das der Sinn davon war. Flöhe habe ich keine, scheint also geklappt zu haben :ugly: :lol:

Zu den anderen Rezepten, es gab im Unterforum "Historisches, Fantastisches, Kulturelles" schonmal einen Thread dazu:

viewtopic.php?f=12&t=6446

Ich bin mal so frei und kopiere den Text, den Philomela Sidhé damals eingefügt hat und merke vorher aber noch folgendes an:

Viele von den Rezepten klingen nicht umsetzbar und ich würde sie keinem empfehlen. Ich würde beispielsweise auch keinem raten mit Alaun, oder ähnlichen Substanzen zu hantieren und die Rezepte mit Hausverstand zu betrachten. Mir schien deswegen auch die Nr. 269 als einzig sichere Option. Ich übernehme hier keine Haftung :lol: Die Niederschrift sehe ich als interessantes Zeit Zeugnis und nicht als generelle Empfehlung für die Anwendung! ;) (Zitat aus einem späteren Beitrag, eingefügt von Faksimile auf Bitte Kupferacetats)

Philomela Sidhé hat geschrieben:
[...]
[247] After leaving the bath, let her adorn her hair, and first of all let her wash it with al cleanser such as this. Take ashes of burnt vine(Wein), the chaff of barley nodes(Gerstenspreu), and licorice wood(Süßholz) (so that it may the more brightly shine), and sowbread(Alpenveilchen); boil the chaff and the sowbread in water. With the chaff and the ash and the sowbread, let a pot having at its base two or three small openings be filled. Let the water in wich the sowbread and the chaff were previously cooked be poured into the pot, so that it is strained by the small openings. With this cleanser let the woman wash her head. After washing, let her leave it to dry by itself, and her hair will be golden and shimmering.
[248] But when she combs her hair, let her have this powder. Take some dried roses, clove(Gewürznelke), nutmeg(Muskat), watercress, and galangal(Kleine Galgant). Let all these, powdered, be mixed with rose water. With this water let her sprinkle her hair and comb it with a comb dipped in this same water so that [her hair] will smell better. and let her make furrows in her hair and sprinkle on the above-mentioned powder, and it will smell marvelously.
[249] Also, noblewoman should wear musk in their hair, or clove, or both, but take care that it is not seen by anyone. ALso in the veil with which the head is tied should be put on with cloves and musk, nutmeg, and other sweet-smelling substances.
[250] If the woman wishes to have long and black hair, take a green lizzard(Smaragdeidechse) and, having removed its head and tail, cook it in common oil. Anoint the head with this oil, It makes the hair long and black.
[251] A proven Saracen preparation. Take the rind of an extremely sweet pomegranate(Granatapfel) and grind it, and let it boil in vinegar or water, and strain it, and to this strained substance let there be added powder of oak apples(Galläpfel) and alum(Alaun) in a lagre quantity, so that it might be thick as a poultice(Brei). Wrap the hair with this, as though it where a kind of dough. Afterward, let bran(Kleie) be mixed with oil and let it be placed in any kind of vessel upon the fire until the bran is completey ignited. Let her sprinkle this on the head down to the roots. Then she should wet it thoroughly an again let her wrap her head (prepared thus in the above-mentioned little sack) in the same above-mentioned strained liquid, and let her leave it throughout the night so that she might be better anointed. Afterward, let her hair be washed and it will be completely black.
[252] If, indeed, you wish to have thick, black hair, take colocynth(Koloquinte) and, having thrown away the insides, let it be filled with oil of laurel(Lorbeer) to which have been added henbane seed and a bit of orpiment(Auripigment). And let the hair be anointed with this often.
[253] If, indeed, you wish to have hair soft and smooth and fine, wash it often with hot water in which there ist powder of natron and vetch(Wicke).
[254] For coloring the hair so that it is golden. Take the exterior shell of a walnut and the bark of the tree itself and cook them in water, and with this water mix alum and oak apples, and with these mixed things you will smear the head (having first washed it), placing upon the hair leaves and tying them with strings for two days; you will be able to color [the hair]. And comb the head so whatever adheres to the hair as exess come off. Then place a coloring wich is made from oriental crocus, dragon'blood(Drachenblut/rotes Pflanzenharz), and henna (whose larger part has been mixed with a decoction of brazilwood(Rotholz)) and thus let the woman remain for three days, and on the fourth day let her be washed with hot water, and never will [this coloring] be removed easily.
[255] Likewise, cook down dregs of white wine with honey to the consistency of a cerotum and anoint the hair, if you wish to have it golden.
[256] For blackening the hair. First the hair is prepared in the abovementioned manner so that it will be ready for coloring. Then let oak apples be placed with oil in a dish and let them be burned. Then let them be pulverized made in Gaul, and let them be mixed.
[257] Likewise for the same. mix powder of galangal with juice of a walnut and make it boil and anoint [the hair].
[258] For coloring the hair, cook flower of myrtleberry(Beeren der Myrte) and clary(Muskatellersalbei) in vinegar and let the head be anointed, and let her stay away from strong wine and strong cleansers because these corrode or corrupt the hair.
[...]
[259] For making the hair golden. Take the middle bark of boxwood(Buchsbaum), flower of broom(Ginster), crocus, and egg yolks, and cook them in water. Collect whatever floats on top, an [with this] anoint the hair.
[260] For whitening the hair. Catch as many bees as possible in a new pot and set it to burn, and grind with oil, and then anoint the head.
[261] For the same, agrimony(Ackermennig) ground with goat's milk is good.
[262] So that hair might grow whereever you wish. Take barley bread with the crust, and grind it with salt and bear fat. But first burn the barley bread. With this mixture anoint the place and the hair will grow.
[264] In order permanently to remove hair. Take ant's eggs, red orpiment, and gum of ivy, mix with vinegar, and rub the areas.
[265] in order that the hair might be made blond, cook grater celandine and root of agrimony and shaving of boxwood, and tie on oat straw. Then [take] ashes of oat or vine and make a cleanser, and wash the head.
[266] Likewise for the same. Take root of greater celandine(Schöllkraut) an madder, grind each and with oil in wich cumin and boxwood shavings and greater celandine and a little bit of crocus have been carefully cooked, anoint the head. And let it stay anointed day and night, and wash it with a cleanser of cabbage(Kohl) ash and barley chaff.
[267] For making the hair curly. Grind root of danewort(Attich) with oil and anoint the head, and tie it on the head with leaves.
[268] In order to make the hair thick. Take agrimony and elm(Ulme) bark, root of vervain(Eisenkraut), root of willow, southernwood(Eberraute), burnt and pulverized linseed, [and] root of reed. Cook all these things with goat milk or water, and wash the area (having first shaved it) Let cabbage stalks and roots be pulverized, and let pulverized shavings of boxwood or ivory be mixed with them, and it should be pure yellow. and from these powders let there be made a cleanser wich makes the hair golden.
[269] For making the hair long. Grind root of marsh mallow(Sumpfmalve) with pork grease, and you should make it boil for a long time in wine. Afterward put in well-ground cumin and mastic(Mastixharz) and well-cooked egg yolks, and mix them together a little. After they have been cooked, strain [this mixture] through a linen cloth and set aside until it becomes cold. Then take the fatty residue wich floats on the top and, having washed the head well, you should anoint it with it.
[270] For itch-mites eating away at the hair. Take myrtleberry, broom, [and] clary, and cook them in vinegar until the vinegar has been consumed, and with this rub the ends of the hair vigorously. The same thing removes fissures of the head if the head is washed well with it.
[271] Likewise, pulverized bitter lupins and you should boil them in viinegar, and then rub the hair between the hands. This expels itch-mites and kills them.
[...]


Die anderen Rezepte sind teilweise sehr speziell ... ;)

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Zuletzt geändert von Faksimile am 14.02.2021, 17:04, insgesamt 2-mal geändert.
Zitat repariert und Anmerkung ergänzt


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BeitragVerfasst: 14.02.2021, 11:00 
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Hallo Kupferacetat,

Hast Recht, bei Billigwein wäre ich da sicher auch enthemmter. So hat er zumindest noch eine gute Funktion.
Ja, ich meinte, dass es die Schuppenschicht anlegt.

Ja, wär super, wenn ich von dir etwas Harz haben könnte. Ich schreib dir dazu eine PN.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass Harz festigende Eigenschaften besitzt (so ähnlich wie Honig) und etwas zur Lockendefinition beitragen könnte. :-k

Also ich hab mir ja nicht alle Rezepte genau durchgelesen, aber da sind schon unterhaltsame Exoten dabei :lol: . Ich hoffe doch sehr, dass niemand das Rezept mit der gekochten Eidechse oder den verbrannten Bienen ausprobiert :help:

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BeitragVerfasst: 14.02.2021, 11:15 
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Ja super, ich schicke dir gern eine Portion! :)
Stimmt, über die festigende Eigenschaft habe ich noch gar nicht nachgedacht, das ist natürlich gut möglich.

Das stimmt, viele von den Rezepten klingen nicht umsetzbar und ich würde sie keinem empfehlen. Ich würde beispielsweise auch keinem raten mit Alaun, oder ähnlichen Substanzen zu hantieren und die Rezepte mit Hausverstand zu betrachten. Mir schien deswegen auch die Nr. 269 als einzig sichere Option. Ich übernehme hier keine Haftung :lol: Die Niederschrift sehe ich als interessantes Zeit Zeugnis und nicht als generelle Empfehlung für die Anwendung! ;)

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BeitragVerfasst: 15.02.2021, 18:07 
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oh, wie überaus interessant! Ich bin ein Fan von Althergebrachtem. Zum Fichtenharz kann ich was beitragen: Ich mache nämlich daraus Pechsalbe. Fichtenharz ist antibakteriell, fungizid, entzündungshemmend, treibt Dreck raus (Zugsalbe) und reduziert die Talgbildung der Haut. Ich hab vor einem halben Jahr ein Rezept dazu gefunden und ausprobiert. Olivenöl, Bienenwachs und Fichtenharz (kann man auch online bestellen). Als Salbe wirkt sie wirklich klasse. Kann man auch auf offene Wunden schmieren. Entzündente Risse in der Haut heilen tatsächlich deutlich schneller ab. Am Anfang war ich auch skeptisch, ob das Harz nicht klebt, aber gar nix klebt da.

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BeitragVerfasst: 08.03.2021, 14:35 
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Eventuell kann man die Mischung mit dem Eigelb abbinden, dass es nicht mehr ganz so böse suppt.... Wie bei einem Pudding

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@Martha Hari, Danke für den Tipp! Das klingt spannend, vielleicht probier ich das mal aus :D wäre sich auch als Lippenpflege interessant!

@siorez, stimmt, das klingt plausibel. Vielleicht probiere ich das demnächst aus!

Ich habe letztens das Rezept in abgewandelter Form probiert, statt Rotwein habe ich Ziegenmilch verwendet und das Eigelb habe ich weggelassen. War eher unappetitlich, da die gekochte Ziegenmilch schnell eine Haut gebildet hat und gerochen hat das Ganze auch eher meh.
Die Pflegewirkung war aber nicht schlecht :lol:

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BeitragVerfasst: 21.03.2021, 11:07 
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Ui interessant! Selbst gesammeltes Fichten- und Kiefernharz hab ich auch da und da wir oft Rotwein in Soßen kippen, ist meistens auch eine angefangene Flasche billiger Rotwein in der Küche.
Zu dem gekochten Ei hab ich ein bisschen gegoogelt. Gekochte Eier enhalten chemisch andere Stoffe als rohe. Beim Kochen von Eiern entsteht Schwefelwasserstoff. Vielleicht kann das Haar/Kopfhaut den Schwefel dann besser aufnehmen (reine Spekulation)? In geringen Konzentrationen soll ja in Schwefelwasserstoff im Wasser eine heilende Wirkung auf die Haut haben (https://www.chemie.de/lexikon/Schwefelwasserstoff.html). Obwohl ich halt nicht weiß, ob da der Schwefel im rohen Eigelb nicht auch das Gleiche bewirkt. Außerdem bildet sich Eisensulfid (die grün-bläuliche Farbe am Rand von gekochten Eidottern) - allerdings konnte ich auch nicht rausfinden, ob das irgendeinen Einfluss auf die Haare hat...

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Edit: Beim Kreuzkümmel tippe ich auf eine Mischung aus Beduftung (die scheint in den beschriebenen Rezepturen ja sehr wichtig zu sein) und der angeblichen antibaktierellen/pilzhemmenden Wirkung (https://www.naturundmedizin.de/selbsthi ... euzkuemmel).

Also ich würd das Rezept auch mal in ähnlicher Form testen :) (Weiß nur noch nicht, ob ich nach Kreuzkümmel riechen möchte :ugly: - vielleicht eher Patchouli, das soll auch gegen Bakterien und Pilze wirken...)

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Sehr interessant, liest sich für mich aber anders, als das, was Du gemacht hast. Für mich klingt das eher nach einer pflegenden Creme bzw. Schutz für die Längen. Eventuell der Alkohol des Weines als Extraktionsmittel beim kochen, damit die gewünschten Stoffe sich dann im Schmalz ansammeln? Mastix hab ich glaub ich noch ne kleine Menge in meiner Räuchersammlung, da muss ich gucken, aber Eibischwurzel müsste ich erstmal besorgen. Inwieweit lässt sich denn Mastix mit Fichtenharz vergleichen? Ich finde, die Konsistenz ist schon anders.

Meine Übersetzung:
"Um langes Haar zu bekommen. Zerreibe Eibischwurzel mit Schweineschmalz und koche es für eine lange Zeit in Wein. Dann füge fein zerriebenen Kreuzkümmel und Mastix und hartgekochte Eidotter hinzu und mische das ganze etwas. Nach dem kochen seihe die Mischung durch ein Leintuch ab und lasse sie abkühlen. Dann nimm den fettigen Rest, der oben schwimmt, und nachdem Du Dein Haar gründlich gewaschen hast, salbe es damit." Liege ich damit falsch?

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Hallo!
Genau, ich bin ein wenig von der ursprünglichen Rezeptur abgewichen :) Für eine pflegende Creme wäre das für meine Haare zu schwer gewesen, ich habe aalglattes Deckhaar und ein bisschen Bewegung bei unteren Strähnen. Die nehmen nicht allzu viel Pflege auf. Außerdem käme es für mich nicht in Frage rohes, oder gekochtes Ei als Leave In drinnen zu lassen, da ich vom Geruch kein großer Fan bin :D
Inwiefern sich Mastix und Fichtenharz vergleichen lässt, kann ich leider nicht sagen. Mir war echtes Mastix für reines herumexperimentieren zu teuer, Fichtenharz hatte ich so und so zu Hause, da habe ich mich für die günstige Variante entschieden ;) sind ja schließlich beides Harzsorten und vom Fichtenharz liest man auch ab und an etwas hier im Forum :)

Genau, ich habe das Gemisch nicht abgeseiht, da sich bei mir, (auch beim erkalten), nichts oben abgesetzt hat, dass man hätte abschöpfen können. Das ganze war eine ziemlich homogene Masse. Meine Mixtur wurde zum einheitlichen dünnen Brei- von der Konsistenz her am ehesten wie ... flüssiger Schlagobers? Dickflüssiger als Wasser, aber weit weg von cremig :lol: Daher wäre beim abseihen wohl nicht viel übrig geblieben :) Wenn man aber gekochtes Eigelb verwenden würde, wie es im Rezept angegeben ist, sieht das ganze bestimmt anders aus. Vielleicht bleibt ja an Ostern das ein oder andere gekochte Ei über, sodass ich hier mit gekochtem Dotter experimentieren kann :lol:

Solltest du das Rezept ausprobieren, würde ich mich sehr über Erfahrungsberichte freuen!

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BeitragVerfasst: 13.11.2022, 12:43 
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Kleines Update zu meiner Versuchsreihe.
Ich habe einige der Färberezepte ausprobiert, da ein Freund sich die Haare geschnitten hat und ich meine experimentierfreudigen Finger nicht still halten konnte!

Ich sag´s gleich, das wird ein längerer Post. Die Versuchsreihe hat im Juni stattgefunden, aber ich hatte bisher nicht die Zeit und Muße das abzutippen. Ein erschöpfter, trüber Sonntag wie dieser mit schlafender Katze daneben scheint mir dafür die beste Wahl.

Das Problem bei den mittelalterlichen Rezepten ist, wie eingangs schon besprochen, die fehlenden Mengenangaben, sowie Zeitangaben zum Kochen, einwirken etc.
Alles was kochen musste habe ich zwischen einer halben Stunde bis Stunde kochen lassen, einwirken durfte das dann über Nacht. Ich hoffe, dass nicht ich mit meinem Hexengebräu am Sturm Schuld war, der in dieser Nacht über dem Gelände gewütet hat :lol:

Folgende Rezepte wurden ausprobiert:

[251] A proven Saracen preparation. Take the rind of an extremely sweet pomegranate(Granatapfel) and grind it, and let it boil in vinegar or water, and strain it, and to this strained substance let there be added powder of oak apples(Galläpfel) and alum(Alaun) in a lagre quantity, so that it might be thick as a poultice(Brei). Wrap the hair with this, as though it where a kind of dough. Afterward, let bran(Kleie) be mixed with oil and let it be placed in any kind of vessel upon the fire until the bran is completey ignited. Let her sprinkle this on the head down to the roots. Then she should wet it thoroughly an again let her wrap her head (prepared thus in the above-mentioned little sack) in the same above-mentioned strained liquid, and let her leave it throughout the night so that she might be better anointed. Afterward, let her hair be washed and it will be completely black.

[256] For blackening the hair. First the hair is prepared in the abovementioned manner so that it will be ready for coloring. Then let oak apples be placed with oil in a dish and let them be burned. Then let them be pulverized made in Gaul, and let them be mixed.

[257] Likewise for the same. mix powder of galangal with juice of a walnut and make it boil and anoint [the hair].

[260] For whitening the hair. Catch as many bees as possible in a new pot and set it to burn, and grind with oil, and then anoint the head.

[261] For the same, agrimony(Ackermennig) ground with goat's milk is good.



Wundert euch nicht über die rustikale Atmosphäre der Fotos, aber das waren Rezepte, die ich nicht in der Wohnung ausprobieren wollte ;)

Hier ist die Ausgangssituation, unbehandeltes, glattes, wunderschönes mittelbraunes Männerhaar:



Ich habe immer nur einzelne Strähnen davon für meine Versuche hergenommen.

Rezept 251 um Haare dunkler zu färben:

Die abgeriebene Schale eines überreifen Granatapfels, da ja im Rezept ausdrücklich steht, die Frucht solle sehr süß sein



Wie im Rezept beschrieben, habe ich die Rinde etwa eine halbe Stunde mit (Apfel-) Essig und Wasser ausgekocht, bis das Gebräu eine schöne dunkelrote Farbe hatte. Gallapfel Puder und Alaun wurden dann hinzugemixt, bis es ganze eine pastenartige Konsistenz hatte.



Danach, habe ich wie beschrieben, Kleie mit ein bisschen Fett (ich habe Schweineschmalz genommen) über dem Feuer verkohlen lassen. Das ganze wurde dann auf die Strähne dazugepampt und in Leinen gewickelt.



Ein ausgesprochen appetitlicher Anblick, ich weiß. Über Nacht durfte die Matsche einwirken und das Ergebnis war: Nüscht. Nur die Kleie hat sich extrem schwierig auswaschen lassen.

Rezept 256, ebenso um die Haare dunkler zu färben:

Hier hatte ich zuerst einige Schwierigkeiten herauszufinden was mit „Gaul“ gemeint ist. In einer älteren Literatur habe ich eine Übersetzungsmöglichkeit für „Graphit“ gefunden (ich finde gerade das Literaturzitat nicht mehr, werde es aber nachbringen. Ich weiß, das ist gerade sehr unwissenschaftlich von mir :lol:)
Graphit würde ja auch Sinn machen, da Graphit seit der Urgeschichte ein bekannter Zuschlag für Keramik ist, um Geschirr zu sintern, daher wasserdicht zu machen und damit es besser Wärme leitet. Daher war Graphitware immer schon ein spitze Kochgeschirr. Außerdem wurden Graphitblöcke teilweise auch zum Werkzeug schleifen hergenommen. Bis ins Frühmittelalter fanden sich Graphitblöcke auch gerne als Grabbeigabe. (Auch hier, Literatur Zitat folgt haha …)
Ich dachte, nachdem Graphit ja sehr dunkel ist, wird das Experiment vielleicht hinhauen?

Nachdem daneben Mittagessen gekocht wurde, habe ich mich für ein extra Experiment entschieden. Das findet ihr in der schönen geschmiedeten Pfanne. Rote Zwiebeschalen, die ich zusammen mit Graphit ausgekocht habe. Das eigentliche Graphit Gemansch ist in der kleinen schwarzen Schale zu finden :ugly:



Hier das eigentliche Gemisch: verkohlte Galläpfel in Schweineschmalz und eine Schale mit in Wasser gelöstem Graphit:



Rezept Nummer 257, ebenfalls um Haare dunkler zu färben:

Ich habe frische Ingwer genommen, statt nur Pulver und dazu mir die Finger beim grüne Walnusschale abreiben schrumpelig gerieben. Die Finger haben Farbe angenommen. Leider scheine ich kein Dokumentationsfoto davon zu haben? Erneut, unwissenschaftlich von mir! :roll:


Rezept Nummer 260, um Haare aufzuhellen:

Das war am lustigsten! Eine bekannte Imkerin hat mir ein halbes Marmeladeglas mit toten Bienen gegeben. (Pro Stock fallen hunderte von toten Bienen pro Tag an, es wurden also keine Tiere extra für das Experiment getötet ;) ) Das Experiment habe ich öfter mit ein paar Abwandlungen ausprobiert, da ich unbedingt wollte, dass es hinhaut. Beim ersten Versuch habe ich die Bienen über Nacht in Wasser einweichen lassen, da ich dachte, sollte ein chemischer Prozess durch irgendwelche inzwischen eingetrockneten Säfte in den Körpern stattfindet, wäre es wohl am besten, diese durch Feuchtigkeit wieder zu „aktivieren“
Die eingeweichten Bienen wurden dann wieder mit Schweineschmalz vermengt und solange über dem Feuer stehen gelassen, bis diese verbrannt sind. (Set it to burn) Diese wurden dann im Steinmörser zerdrückt und auf die Haare aufgetragen. Ich habe die Mischung in der Sonne stehen lassen, da ja angeblich Wärme bei der Haaraufhellung immer ein Vorteil ist.
Da ich ja mehrere Versuche mit den Bienen durchgeführt habe, habe ich immer nur etwa einen Esslöffel voll verwendet.



Hier die verkohlten Bienen im Fett:



Und dann zerrieben auf den Haaren:

https://up.picr.de/44691807fw.jpeg

Ein zweiter Versuch mit nicht eingeweichten Bienen, die ich nur angebraten und nicht verbrennen hab lassen:




Rezept Nummer 261, ebenfalls zum aufhellen der Haare:

Und zuletzt, mein erster Versuch:
Getrocknete Agrimonie mit Ziegenmilch. Habe das ganze recht lange über dem Feuer gekocht und zuerst die Strähne darin eingepampt. Da sich aber über Nacht nichts getan hat, habe ich die Strähne dann am nächsten Tag einfach mitgekocht :lol:






Und TADAAAA!!! Hier sind die Ergebnisse nach kurzem Auswaschen mit ein bisschen Seife.
Wie Sie sehen, sehen Sie nichts!



Nicht wundern, ich habe mich am Papier verschrieben gehabt. 262 existiert nicht, das war die 260, der Bienen Versuch.
Die möglichen Farbunterschiede am Foto sind nicht ganz naturgetreu, beziehungsweise habe ich die verbrannte Kleie nicht wirklich gut auswaschen können und die erste Strähne klebt daher mehr zusammen.

Tja, nach dem das alles nicht so lehrreich war, wie erhofft, hoffe ich, dass die Experimente zumindest unterhaltsam zu lesen waren ;)

Hier noch ein romantisches Foto vom Hexenkessel mitsamt Gebräu. Leider wurde das Foto nicht dokumentiert und ich bin mir im Nachhinein gar nicht so sicher, was da vor sich hin gebrodelt hat.


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