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 Betreff des Beitrags: Langhaarwiki
BeitragVerfasst: 04.10.2016, 16:22 
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Registriert: 04.10.2016, 15:52
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Hallo,

vorneweg:
Ich weiß nicht ob diese Diskussion in diesem Haarpflege FAQ richtig ist.
Falls ich einen neuen Thread öffnen soll, mache ich das gerne! :)


Es soll hier um folgendes gehen:

und zwar ergeben sich für mich mehrere Ungereimtheiten aus diesem Langhaarwiki Artikel:

http://www.langhaarwiki.de/wiki/Allgemeines_zu_%C3%96len

Meine Denke war bisher so:

Öl besitzt die Fähigkeit, sich wie ein schützender Film um die Haare zu legen. Stichwort Filmbildner.
Da sich das Öl um den Haarschaft legt, wird das Haar geglättet.

Jedes Haar ist mit einer Talgdrüse verbunden und hat so einen natürlichen Fettfilm, der das Haar schützt und geschmeidig macht.
Durch das Waschen wird dieser gelöst. Nach dem Waschen gibt man dem Haar also durch Öl einen Fettfilm zurück. Zwar nicht den natürlichen ( " Sebum" ) aber einen ähnlichen. Durch das Einmassieren des Öls in das noch nasse Haar entsteht aufgrund der Kombination Öl + Wasser eine Emulsion die gut aufgenommen werden kann vom Haar.

Fazit: Das Öl hat in erster Linue die selbe Funktion wie der natürliche Fettfilm und soll das Haar schützen.



Hier beginnen auch schon die ersten Punkte bei denen ich dem Langhaarwiki widerspreche bzw. gerne belegbar begründet wissen möchte, warum dies behauptet wird:

1. Öle auf das trockene Haar auftragen
Begründung: Soll somit Feuchtigkeit einschließen und in Haaren halten

Welche Feuchtigkeit hat trockenes Haar ?

Wie oben erwähnt: Öle dienen als Filmbildner. Und schließen Feuchtigkeit ein. Dafür braucht das Haar aber erst Feuchtigkeit, die eingeschlossen werden kann.

2. Wasser spendet dem Haar Feuchtigkeit = Irrglauben

Warum ?

Mir ist zwar bekannt , dass zB ein besserer Feuchtigkeitsspender für die Haare zB Aloe Vera Gel ist
aber warum spendet Wasser keine Feuchtigkeit wenn Wasser doch Feuchtigkeit pur ist?

3. Wasser spendet Haaren keine Feuchtigkeit sondern das Öl

Wie soll das plötzlich möglich sein?

Öl umgibt das Haar und bildet einen Schutzfilm. Dies ist zB bei trockenem Haar sehr nützlich.
Im nassen Haar angewendet ergibt Wasser + Öl eine Emulsion. Emulsion kann in Haar eindringen = Nährwerte des Öls können somit auch verwerten werden.

Demnach:

Öl spendet auf trockenem Haar keine Feuchtigkeit.

Ausnahme: Ölkur vor der Wäsche mit vorgewärmten Handtuch um den Kopf.
Handtuch + Wärme + Kopf = entsteht Wasser ( Kondenswasser ) also wieder Feuchtigkeit somit = Wasser + Öl = Emulsion


Habe ich bisher nun immer eine komplett falsche Denke gehabt ?


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 Betreff des Beitrags: Re: Haarpflege FAQ
BeitragVerfasst: 04.10.2016, 21:57 
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Beiträge: 3157
Wohnort: Hoffnungsthal/ Gevelsberg
Hi,
ich muss mich leider kurz fassen. :lol:

Punkt 1.
Trockenes Haar behält einen minimalen Feuchtigkeitsgehalt von ca 7%.
Der Feuchtigkeitsgehalt des Haars ist abhängig von der Umgebungsfeuchte: Bei 0 RH, also 0% rel. Luftfeuchte (Wüstenklima) sind es 7%. Mit steigender Luftfeuchte nimmt das Haar mehr Feuchtigkeit auf. Bei 100 RH bis zu 33%.
Öle sind nicht besonders okklusiv. Ein Austausch von Feuchtigkeit findet in Abhängikeit von der Umgebungsfeuchte sowohl heraus als auch hinein auch mit einer Ölschicht zu jeder Zeit statt, allerdings etwas verlangsamt. Etwas okklusiver als Pflanzenöle sind übrigens Lipide wie beispielsweise Squalan, welches im Sebum zu finden ist oder auch Vaseline.

Punkt 2.
Es geht hier um den oben genannten Zusammenhang, dass der Feuchtigkeitsgehalt des Haars von der Raumluftfeuchte abhängig ist. Das bedeutet, dass, wenn man das Haar befeuchtet oder gar nass macht, sich der Feuchtigkeitsgehalt des Haares dem der Umgebung letztendlich wieder angleicht.

Das Haar an sich bindet auch enorm viel Wasser, genauer gesagt, die Haarproteine sind wie ein Schwamm, der Wasser an sich bindet. Das tun auch viele andere Stoffe in der Haarkosmetik... sehr viele - logischerweise auch von außen zugeführte Proteine* bzw auch freie Aminosäuren* etc..
*Einer der Gründe weshalb ich mit dem "Wet assessment test" auf Kriegsfuß stehe. ;-)
Aber auch bei Feuchtigkeitsbindern kann die Wasserbindefähigkeit nur bei bestimmten Raumluftfeuchten funktionieren.
Meiner Meinung nach sind Feuchthaltemittel nicht essentiell für die Haarpflege, es sei denn man möchte eine bestimmte kosmetische Wirkung erzielen.

Punkt 3.
Zugegeben finde ich es so auch immer etwas unglücklich ausgedrückt.
Ich schätze, dass diese Aussage auch sehr unterschiedlich aufgefasst wird.

Ich würde damit jedenfalls zum Ausdruck bringen, dass das Gefühl durchfeuchteter und gepflegter Haare eigentlich nur auf eine glatte Haaroberfläche zurückzuführen ist, die man mit einem Filmbild wie einem Ölfilm, alternativ auch mit sog. Hydrofilmen oder anderen Polymeren erreicht. Allerdings ist dieses Empfinden nicht auf den Feuchtigkeitsgehalt des Haars zurückzuführen, der ohnehin je nach Umgebungsfeuchte schwankend ist.
Dieser kleine Artikel ist sehr interessant, der das erläutert:http://www.cosmeticsandtoiletries.com/testing/invitro/Measuring-the-Water-Content-of-Hairpremium-246571251.html sowie http://www.cosmeticsandtoiletries.com/research/chemistry/161976615.html "Water Content and Moisturization" oder in Chemical and Physical Behavior of Human Hair, 5 Edt., Springer, 2012, S. 643 f.
Man kann dies auch anhand von eigenen Beobachtungen oder Beobachtungen im Forum bestätigen:
An feuchten Tagen - welche diesen Sommer leider häufig vorkamen - waren meine Haare störrischer als sonst. Mit Aloe Vera komme ich aus ähnlichen Gründen auch nicht wirklich klar.
Blondierte Haare fühlen sich trockener und störrischer an, obwohl deren Wasseraufnahme erhöht ist.
Feuchthaltemittel werden eigentlich auch dazu verwendet, um mehr Volumen in die Haare zu bringen, da eine erhöhte Wasseraufnahme zu einer Quellung und zu einem Abheben der Schuppenschicht führt. Vergleicht dazu die Inhaltststoffe einiger Volumenshampoos: Häufig sehr viele sog. Feuchthaltemittel!
Meinem Empfinden nach fühlt sich eine glatte Oberfläche kühl an (mit Kühle wird auch Feuchte assoziiert). Auch im Alltag fühlen sich glatte Oberflächen kühl an, im Vergleich zu rauhen oder flauschigen Oberflächen.

Demnach kann man sich die Frage stellen, welchen Stellenwert man Feuchtigkeit und Feuchthaltemitteln bemessen sollte.

Dass eine Emulsion besser ins Haar eindringen soll, wäre mit neu.
Eine gleichmäßigere Benetzung der Haaroberfläche durch ein Öl in Kombination mit Wasser kann ich mir aber durchaus vorstellen.
erdbeersause hat geschrieben:
Nährwerte des Öls können somit auch verwerten werden.
Was meinst du genau mit "verwerten" und "Nährwert"? :gruebel:

Allerdings habe ich ein höchst interessantes Paper gefunden, das eine synergetische Wirkung von Öl mit Wasser beschreibt, um bestimmte mikrostrukturelle Defekte des Haars vorübergehend auszubessern. Bei diesen strukturellen Defekten handelt es sich um Hohlräume (cavities) und Risse (Gaps), die hauptsächlich durch thermischen und mechanischen Stress entstehen, aber auch in "virgin hair" vorkommen können.
Dieser Artikel wird für die Leute interessant sein, die ein besseres Ergebnis mit Öl auf feuchtem Haar erreichen.

http://journal.scconline.org/pdf/cc2009/cc060n02/p00085-p00095.pdf
The effects of lipid penetration and removal from subsurface microcavities and cracks at the human cuticle sheath - J Cosmet Sci., 2009 Mar-Apr;60(2):85-95.

Man beachte jedoch, dass die Penetration des Öls (in diesem Falle das Wachs Jojobaöl) lediglich in der Schuppenschicht und auch nur bei strukturellen Defekten der Schuppen (Hohlräumen und Rissen) beobachtet wurde. In einem anderen Paper werden die unterschiedlichen Penetrationseigenschaften von verschiedenen Ölen wie Kokosöl, Sonnenblumenöl etc. näher beschrieben und verglichen.


Edit: Zwei Quellen hinzugefügt, die den Widerspruch zwischen tatsächlichem Feuchtigkeitsgehalt des Haars und dem subjektiven, haptischen Gefühl von Durchfeuchtung ansprechen.


Zuletzt geändert von Alichino am 20.03.2017, 19:58, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Haarpflege FAQ
BeitragVerfasst: 05.10.2016, 13:50 
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Wie immer vielen Dank an Alichino. So genau hätte ich das niemals erklären können.

Ich hätte mich wahrscheinlich darauf beschränkt zu sagen, man will ja auch eigentlich gar nicht zu viel Feuchtigkeit (=Wasser) im Haar haben. Viele beobachten, dass sich zu viel Wasser im Haar - über den natürlichen Wassergehalt des Haares hinausgehend - eher negativ auswirkt. Die Schuppenschicht schwillt an, wird empfindlicher, es entsteht Frizz, Haare werden auf Dauer trockener etc pp...

Was man erreichen will, würde ich eher als Geschmeidigkeit bezeichnen, geglättete Oberfläche, Elastizität. Sowas erreicht man eher mit Ölen, Lipiden, Filmbildnern und auch Silikonen. Irgendein Held hat sich für dieses gute Haargefühl mal den Begriff "gut durchfeuchtet" ausgedacht, obwohl das Gefühl in der Regel mit Feuchtigkeit=Wasser nix zu tun hat. Ich weiß nicht, ob sich da ein Marketingbegriff durchgesetzt hat ("spendet intensiv Feuchtigkeit") oder ob das aus dem Volksmund kommt, weil es sich wie feucht anfühlt. Jedenfalls muss man da etwas von der Vorstellung weg, dass das, was wir unter "Feuchtigkeit" im Haar verstehen, etwas mit Wasser zu tun hat.

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 Betreff des Beitrags: Re: Haarpflege FAQ
BeitragVerfasst: 05.10.2016, 13:54 
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Kommt das nicht aus der Dermatologie? Silberfischchen hat da mal was erwähnt, dass der Begriff aus der Medizin stammt... :gruebel:

Jap, vielen vielen Dank an Alichino! Deine Erklärungen sind immer wieder der Wahnsinn, Hut ab!


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 Betreff des Beitrags: Re: Haarpflege FAQ
BeitragVerfasst: 05.10.2016, 15:32 
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@erdbeersause
Ich kann deinen Einwand gut verstehen.
Die Meinungen sind oft so unterschiedlich warum etwas funktioniert wie es funktioniert, wobei man häufig dennoch versucht mit seinem Erklärungsansatz jeder Ansicht gerecht zu werden.


-----------------
Hier wird übrigens auch etwas zu Feuchthaltemitteln (Humectants) geschrieben: http://www.makingcosmetics.com/Humectants_c_54.html
"[...] Humectants are key ingredients in most skin care products but are also often used in hair care products to volumize the hair by attracting moisture which expands the hair shaft. There is a large variety of very different compounds providing moisturzing effects including proteins, acids, polysaccharides, and various small molecules (e.g. glycerine, sorbitol, urea, aloe vera etc.)."


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 Betreff des Beitrags: Re: Haarpflege FAQ
BeitragVerfasst: 05.10.2016, 15:48 
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Ah, genau das, was du da am Schluss zitierst, habe ich eine weile auch gemacht, also mit Glycerin, Urea usw. gearbeitet, weil sich das Haar so schön "prall" anfühlte. Das war bei mir aber auf Dauer keine Lösung. Davon wurde das haar auf Dauer nur struppig und stumpf. Ich habe festgestellt, dass Wasser im/am Haar nicht das ist, was mir weiterhilft.

Auf welchen Einwand beziehst du dich eigentlich, Alichino?

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 Betreff des Beitrags: Re: Haarpflege FAQ
BeitragVerfasst: 05.10.2016, 16:21 
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Im Langhaarwikiartikel steht einerseits, dass Öl Feuchtigkeit einschließe, wodurch das Haar länger geschmeidig und saftig bleibe.
Andererseits wird hier geschrieben, dass man mit Ölen auf trockenem Haar häufig besser beraten sei und dass eben das Öl daselbst Feuchtigkeit spende ohne aber den zusätzlichen Hinweis, dass "Feuchtigkeit" in diesem Zusammenhang anders zu verstehen ist - so wie du es so schön erklärt hast, Schnappsi. ^^
Ich kann gut nachvollziehen, dass der Text im Langhaarwiki unweigerlich zu den Fragen und Einwänden führt, die erdbeersause geschrieben hat.


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 Betreff des Beitrags: Re: Haarpflege FAQ
BeitragVerfasst: 07.10.2016, 15:22 
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Ach so. Es las sich etwas als hätte sich die Fragestellerin nochmal zu Wort gemeldet.

Vielleicht kann ein Mod die Diskussion in den Thread mit dem wohlklingenden Namen Oil is not a moisturiser! Echt? oder in Pflege mit Öl - austrocknend? verschieben. Da wird genau dieses Thema behandelt, und man kann dazu nochmal was sagen, ohne den Thread vollzuspamen.

Alichino hat geschrieben:
Einer der Gründe weshalb ich mit dem "Wet assessment test" auf Kriegsfuß stehe. ;-)


Silberfischchen hat es mal im Ölkur-Thread so schön gesagt: Warum sollte ein Haar, dem Feuchtigkeit fehlt, ausgerechnet dann reißen, wenn es nass ist? Deswegen stehe ich in erster Linie mit dem Begriff "Feuchtigkeit" auf Kriegsfuß. Der Wet Assessment Test zeigt ja ganz deutlich, dass einem schnell reißenden Haar alles mögliche fehlt - nur offensichtlich nicht Wasser. Und gerade wenn du jetzt auch noch sagst, dass Proteine auch Wasser ans Haar binden (können?), dann ist das ganze Konzept ja schonmal hinfällig.

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