Ich sehe das genauso. Pflege mit Öl trocknet nicht aus.
Der Arzt hatte wahrscheinlich den Zusammenhang im Sinn, dass man die Haut dazu bringen kann, weniger Hautfett zu produzieren, wenn Signale vorhanden sind, dass genügend Fett als Barriere vorhanden ist. Die genaue Signalleitung kenne ich nicht, aber bei dermaviduals ist das sehr verständlich erklärt.
Das Ganze hat, soweit ich das richtig verstanden habe, etwas mit der Senkung des transepidermalen Wasserverlustes (TEWL) zu tun. Ein niedriger Wert bedeutet für die Haut, dass eine ausreichende Barriereschicht gegen Wasserverlust vorhanden ist.
Pflanzliche oder tierische Fette aus einer Creme oder durch Öl werden durch hauteigene Enzyme ab-, um und schließlich eingebaut . Da ist es natürlich verständlich, dass die Haut erst mal die entsprechenden Lipide nicht selbst nachproduzieren muss – wozu auch die Mühe. Aber sobald der Wasserverlust wieder steigt und auch kein neues "Baumaterial" von außen nachkommt, produziert sie wieder selbst. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Regulationsmechanismen wie diese den Geist aufgeben, wenn sie nicht gebraucht werden. Was sagen die Dermatologen?
Das Problem bei Mineralölen oder Silikonen auf der Haut ist, dass diese Stoffe zwar auch als Barriere wirken, aber ganz anderer Natur sind, und somit nicht verarbeitet und in die Zellmembranen eingebaut werden können. Wenn diese aber auf die Haut aufgetragen werden, senken diese ebenfalls den transepidermalen Wasserverlust (TEWL), infolgedessen in den Hautzellen auch keine eigenen Synthesen stattfinden - die Haut "glaubt", dass ja genügend vorhanden ist. Nach Absetzen einer Creme, die hauptsächlich aus diesen nicht verwertbaren Fettstoffen besteht, trocknet die Haut aber schneller aus als zuvor, weil schließlich zunächst einmal keine ausreichende, eigene Lipidbarriere vorhanden ist - die Stoffe aus der Creme waschen sich ja bald aus.
Verwertbare, natürliche Fette wurden allerdings eingebaut.
Ich hoffe, ich habe das jetzt korrekt zusammengefasst und werde von den Dermatologen nicht gelyncht.
Also ist es erst einmal möglich, dass der Arzt wohl Mineralöle im Sinn hatte!? Denn natürliche Fette werden ja schon verwertet.
Zum Thema Haar:
Die Haut unterscheidet sich in der Hinsicht von Haaren, als dass die Haut ein lebendes, stoffwechselaktives Organ ist (nur die oberste Schicht besteht aus abgestorbenen, verhornten Zellen), das auf solche Signale reagiert, während das Haar, von der Haarwurzel abgesehen, ausschließlich aus dem Gerüstmaterial (Keratine) abgestorbener Zellen besteht. Hier können also keine Fette auf diese Art verwertet werden, Signale verarbeitet werden oder Synthesen stattfinden, ebenso wenig können hier Vitamine auf die Art wirken wie in stoffwechselaktiven Zellen.
Man kann also Haut und Haar in der Hinsicht sowieso nicht miteinander vergleichen. Dementsprechend haben selbst Mineralöle keine negativen Effekte auf das Haar wie auf die Haut.
Also bleibt noch die Frage, ob Fette und andere hydrophobe Stoffe das Haar austrocknen, weil sie Barrieren bilden?
Nein, Fette können Wasser im Haar nicht einschließen.
Es findet nach wie vor ein Wasseraustausch statt - Wasserabgabe und Wasseraufnahme, je nach Umgebungsfeuchte (das Haar ist hygroskopisch).
Ich würde mich da auch Schnappstasses Meinung anschließen, nämlich dass die Pflegewirkung von Ölen tatsächlich in keinem Zusammenhang mit dem Wassergehalt des Haares steht.
schnappstasse hat geschrieben:
... es liegt in der Tatsache begründet, dass ein gut gefettetes Haar sich für uns wie ein gut durchfeuchtetes Haar anfühlt, und wir umgangssprachlich auch "gut durchfeuchtet" sagen.
Genauso würde ich das auch formulieren.
Ich bin mir schon im Klaren darüber, dass ich auch mal diesen Leitsatz mit dem Feuchtigkeitseinschluss hier und da verwendet habe. *uups*
Es gibt da deutliche Hinweise, dass ein Feuchtigkeitseinschluss überhaupt nicht relevant für eine entsprechende Pflegewirkung oder für einen besseren Gesundheitszustand des Haares ist.
Es gibt dazu den ein oder anderen interessanten Artikel wie diesen
http://www.cosmeticsandtoiletries.com/testing/invitro/Measuring-the-Water-Content-of-Hairpremium-246571251.html und diesen
http://www.cosmeticsandtoiletries.com/research/chemistry/161976615.html, die genau diese unterschiedliche, irreführende Auffassung zwischen tatsächlichem, messbarem Wassergehalt des Haares und dem Gefühl von durchfeuchtetem, gepflegtem Haar ansprechen und klarstellen.
Tatsächlich ist es so, dass geschädigten Haaren hydrophobe Eigenschaften verloren gegangen sind und eigentlich insgesamt hydrophiler sind, als gesunde Haare.
Von diesem Standpunkt ausgehend habe ich für mich selbst angefangen ein paar Dinge noch einmal in einem neuen Licht zu betrachten und zwar zum Thema Feuchtigkeit, dem Gefühl durchfeuchteter Haare, sowie der Zusammenhang von Öl und LOC und Schäden am Haar und so... Es sind auf meiner Seite aber noch in paar Fragen offen. Das passt aber besser in einen anderen Thread rein.
Edit: Verlinkung repariert.