Das Thema basische Haarpflege wurde schon einige Male in anderen Threads diskutiert - mit einigen interessanten Beiträgen.
Seife - erst verteufelt, jetzt hochgelobt?basische HaarpflegeIch würde daher vorschlagen diese Threads mit diesem zusammenzuführen.
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Mein folgender Beitrag bezieht sich auf die Behauptung, der normale phyiologische pH-Wert der Haut liege normalerweise höher (am neutralen Bereich), der eine alkalische Reinigung zur Entsäuerung erfordere.
Ich beziehe mich daher auf folgende Aussage (wobei ich gerne eine nähere Erläuterung diesbezüglich lesen würde).
Casophaia hat geschrieben:
Forscher haben dabei z.B. rausgefunden, dass der natürliche pH Wert der Haut eigentlich nicht bei 5,5 liegt, sondern eben basischer ist. Der saure, oder eher neutrale pH Wert von 5,5 kommt eben auch durch unsere heute eher saure Ernährung und Lebensweise. Der Sebum und Schweiß ist auch erst durch diese Lebensweise sauer und beginnt z.B. zu stinken.
Die Ursache von unangenehmen Schweißgeruch ist nicht vom pH-Wert abhängig.
Es gibt da einige interessante Aspekte hinsichtlich Schweiß, es gibt nämlich zwei Sorten Schweiß.
Der thermoregulatorische Schweiß aus den ekkrinen Schweißdrüsen ist gewöhnlich sauer (pH 4,0 bis 4,5) und besteht zu 99% aus Wasser sowie aus einem Cocktail aus Elektrolyten (Natrium, Kalium, Magnesium, Chorid), geringe Mengen an Urea, Lactat sowie Peptiden/ Aminosäuren. Es ist der Schweiß, den wir produzieren, wenn wir Sport treiben. Dieser Schweiß ist geruchlos. Es sei denn man hat Knoblauch gegessen. Der dünstet wohl auch über diese Schweißdrüsen aus. Im Sportstudio ist man nach exzessivem Knoblauchkonsum plötzlich ziemlich einsam...
Daneben gibt es die apokrinen Schweißdrüsen, die sich in der Genital- und Analregion, in den Achselhöhlen, Brustwarzen und vereinzelt auch im Gesicht befinden. Apokriner Schweiß wird besonders auch bei emotionalen Erregunszuständen (Stresssituationen) sekretiert (Angstschweiß
)) Der apokrine Schweiß hat einen pH-Wert zwischen 6 und 7,5 und auch sonst eine andere Zusammensetzung. Er enthält größere Mengen an Proteinen, Lipiden, Steroiden (Pheromonwirkung) und einige weitere organische Verbindungen. Die apokrinen Schweißdrüsen sind daher auch als Duftdrüsen zu verstehen (Pferde bspw nutzen diese allerdings auch zur Thermoregulation).
Da dieser Schweiß mehr als nur Elektrolyte, Urea und Lactat enthält, sondern auch große Mengen an Leckereinen wie Lipide und Proteine, kann dieser durch Bakterien allmählich zersetzt werden und riecht durch die bakterielle Produktion von flüchtiger Buttersäure, Propion- und Essigsäure nach gewisser Zeit eher unangegenehm – also nach Bakterienpups.
Es ist natürlich nicht von der Hand zu weisen, dass der niedrige pH-Wert des ekkrinen Schweißes zu den gemessenen pH-Werten der oberen Hautschicht beiträgt.
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Bevor ich ans Eingemachte gehe, komme ich noch einmal auf den Haut-pH-Wert der Tiere zu sprechen.
Der Haut-pH-Wert der meisten Säugetiere liegt meist um eine pH-Einheit höher als beim Menschen, ist aber zumeist auch unter 7 und somit auch im sauren Bereich.
Einige für uns interessante Beispiele:
Der Haut-pH-Wert anderer Primatengruppen, also Affen, ist im Schnitt um ca eine pH-Einheit höher.
Der Haut-pH-Wert des Meerschweinchens ist dem des Menschen am ähnlichsten (zwischen 5 und 6), der der Vögel übrigens auch (ebenfalls 5-6).
Den höchsten Haut-pH-Wert haben übrigens Hunde (5-8, tw. wurde sogar ein pH bis 9,9 gemessen) und Schafe (7-8). Für Ziegen wurde in einer Quelle auch ein hoher pH-Wert genannt.
Die oben genannten Werte für die jeweilige Tiergruppe und des Menschen sind als Durchschnittswerte zu verstehen. Für einige Tiergruppen wurden je nach Quelle auch leicht abweichende Werte angegeben.
Allerdings bestehen ohnehin nicht nur Unterschiede zwischen den verschiedenen Spezies sondern auch zwischen den Rassen und einzelnen Individuuen. Dies ist besonders markant bei den Hunden zu beobachten. Bei Hunden kann eine große Varianz an unterschiedlichen Haut-pH-Werten ermittelt werden, abhängig von der Rasse (zwischen 5 und 8 ist alles dabei). Eine weitere interessante Beobachtung kann bei Hunden gemacht werden: Im aufgeregten Zustand steigt der pH-Wert innerhalb von Minuten um eine pH-Einheit. Ähnliches wurde beim Rind festgestellt.
Außerdem werden bei allen Menschen und Tieren unterschiedliche pH-Werte abhängig von Rasse, Geschlecht, Alter, Hautareal, hormonellem Status (deutliche Veränderung durch Kastration), Außentemperatur, Tageszeit, usw. gemessen.
Bei Neugeborenen, die mit einem nahezu neutralen Haut-pH auf die Welt kommen, wird auch hier innerhalb weniger Tage/ Wochen die Hornschicht auf Werte zwischen 5 und 5,5 angesäuert (im Windelbereich werden höhere Werte (um 6,5) gemessen). Gleiches wurde auch bei Tieren (z.B. Ratten) beobachtet.
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Jetzt könnte man dennoch die Frage stellen, warum der pH-Wert der Haut beim Menschen im Vergleich den meisten anderen Säugern und zu den anderen Primaten im Schnitt noch etwas niedriger ist.
Am auffälligsten ist die besondere Zusammensetzung des menschlichen Sebums, die sich von allen anderen Säugern und sogar auch von unseren Cousins, den Menschenaffen, unterscheidet.
Unser Sebum besteht neben Wachs- und Cholesterolestern zu mehr als 50 % aus Triglyceriden, welche nach der Sekretion enzymatisch durch Bakterienlipasen (z.B. von Propionibakterien) oder hauteigenen Lipasen zu freien Fettsäuren sowie Mono- und Diglyceriden hydrolysiert (aufgespalten) werden. In welchem Umfang die Triglyceride aufgespalten werden, ist individuell verschieden, daher gibt es bei der Sebumzusammensetzung Schwankungen hinsichtlich Triglycerid- und Fettsäureanteil.
Zur Erinnerung: Triglyceride sind der Hauptbestandteil der Pflanzenöle und bestehen aus 1 Glycerin und 3 Fettsäuren. Ein Diglycerid besteht aus dem Glycerin und nur noch 2 drangehängten Fettsäuren, ein Monoglycerid besteht aus 1 Glycerin mit nur noch 1 Fettsäure.
Das Sebum aller anderen Säuger enthalten keine erwähnenswerten Mengen an Triglyceriden, sondern überwiegend sehr verschiedene Wachse, und infolgedessen keine bzw. kaum freie Fettsäuren im Sebum. Das menschliche Sebum ist dahingehend einzigartig und auch mit Hinblick auf die weitere Zusammensetzung.
Übrigens sind die verschiedenen Sebumlipide, die aus sehr unterschiedlichen Sorten von Wachsen bestehen, auch zwischen den anderen Spezies sehr unterschiedlich in Zusammensetzung und Aufbau. Das bekannteste und intensivsten genutzte Sebum ist das Wollfett (Lanolin).
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Ein Faktor, der den pH- Wert der obersten Hautschicht („Säureschutzmantel“ oder „acid mantle“) des Menschen beeinflusst, ist also zunächst einmal die Anwesenheit einer größeren Menge freier Fettsäuren aus dem Sebum, die in anderen Tiergruppen nicht auftreten. Zudem haben wir Menschen die besondere Fähigkeit entwickelt sehr viel, bzw überhaupt zu schwitzen (der Sportschweiß ist ja eher sauer). Das war ein besonderer Vorteil bei der Jagd, dann dadurch hatte der Jäger Mensch eine höhere Ausdauer.
Eine geringe Sebumproduktion (und Schweißproduktion) dürfte daher den pH-Wert ein wenig ansteigen lassen. Tatsächlich korreliert die Sebumproduktion mit einem absinken des pH-Werts. So werden bei Kleinkindern und alten Menschen zumeist höhere Haut-pH-Werte gemessen, welche zugleich auch eine geringere Sebumproduktion im Vergleich zu Erwachsenen mittleren Alters aufweisen. Allerdings gibt es noch andere Mechanismen die alterbedingte Unterschiede des Haut-pHs erklären.
Denn davon abgesehen hat die Haut auch ohne Sebum und Schweiß einen sauren pH-Wert.
Also, wie kommt der niedrige pH-Wert der Haut überhaupt zustande und wie wird der reguliert?
Um es kurz zu fassen:
Neben den äußeren Faktoren durch Sebum und Schweiß säuern Enzyme die obere Hautschicht an, indem sie verschiedene organische Säuren und Fettsäuren freisetzen. Darüber hinaus werden Protonen (Säureteilchen) aus den Hautzellen in den Zellzwischenraum gepumpt. Dies Vorgänge geschehen in den beiden oberen Hautschichten. In den darunter liegenden Hautschichten liegt der pH-Wert im neutralen Bereich.
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- Der pH-Wert der oberen Hornschicht kommt, wie bereits erwähnt, durch äußere Faktoren aus Schweiß (Aminosäuren, Milchsäurederivate) und den Fettsäuren aus dem Sebum zustande. Aber darüber hinaus sind geregelte, aktive Prozesse in der oberen Hornschicht für die Ansäuerung verantwortlich.
Während dieser aktiven Prozesse entstehen durch enzymatisch gesteuerte Mechanismen verschiedene organische Säuren, die darüber hinaus zu den NMFs (natural moisture bindung factors) gehören, beispielsweise die Pyrrolidonsäure (PCA), trans-Urocaninsäure, Aminosäuren und Fettsäuren usw. Einige von diesen Substanzen haben noch andere Aufgaben, z.B. UV-Schutz. Zu diesem System gehört auch ein Puffersystem, das äußerliche pH-Wertänderungen zeitnah auffangen kann.
Eine weitere enzymgesteuerte Ansäuerung wird durch ein wichtiges Enzym namens Phospholipases A2 (sPLA2) gesteuert, das aus Glycerophospholipide weitere Fettsäuren freisetzt.
Ein weiterer, zentraler Mechanismus ist eine Protonenpumpe (Sodium–protein antiporter (NHE1)), die aktiv Protonen aus den Hautzellen in den extrazellulären Raum (der Raum zwischen den Hautzellen) schleust. Besonders aktiv ist diese Protonenpumpe an der Grenzfläche zwischen der Hornschicht (Stratum Corneum) und der darunterliegenden Schicht (Stratum Granulosum). In den darunter liegenden Hautschichten liegt ein neutraler pH-Wert vor.
Der saure pH-Wert zwischen den Zellen wird also vor Ort „hergestellt“. Es überdies gezeigt werden, dass die "Herstellung" dieser Pumpe durch den extrazellulären pH-Wert reguliert wird – ein hoher pH-Wert führte zu einer „Vermehrung“ dieser Pumpe.
Die Herstellung dieser Pumpe lässt mit zunehmendem Alter nach, wodurch der Anstieg des pH-Werts in der Haut erklärbar ist.
Von der überwiegenden Mehrheit der Forschungsgruppen wird darüber hinaus ein kontinuierlicher pH-Gradient zwischen der sauer eingestellten obersten Hautschicht, der Hornhautschicht (Stratum Corneum) und der darunter liegenden Körnerschicht (auch Stratum granulosum oder Granular Layer genannt) postuliert. Im darunterliegenden Stratum granulosum sind neutrale pH- Werte (also um pH 7 ) anzutreffen. Andere gehen davon aus, dass die Hornschicht statt eines Gradienten lediglich kleine abgetrennte saure Bereiche (Mikrodomänen) besitzt. Wie auch immer, diese verschiedenen Modelle ändern nichts an der Tatsache, dass die Hornschicht aktiv angesäuert wird.
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Und wozu der saure pH-Wert? Nur für eine geeignetes Milieu bestimmter Mikroorganismen?
Wenn der pH-Wert der Haut diskutiert wird, wird gewöhnlich nur die Mikroflora (Mikrobiom), also die mikrobielle Besiedlung in die Diskussion eingebracht. Allerdings hat der pH-Wert weitaus mehr Auswirkungen und Funktionen als die Beeinflussung einer bestimmten mikrobiellen Besiedlung.
Neben des oft diskutierten Säure(schutz)mantels hat der saure pH-Wert der oberen Hautschicht noch andere Funktionen und unterliegt sehr komplexen regulatorischen Mechanismen, die sehr gut untersucht worden sind.
Der pH-Wert der Haut beeinflusst die
Aktivität des Lipidstoffwechsels und damit der
Lipidbarriere der Haut und reguliert
Integrität und Kohäsion der oberen Hautschicht, also den Zusammenhalt zwischen benachbarten Hautzellen, was auch die normale Abschilferung der oberen Hautzellen umfasst.
Dass der pH-Wert von der Haut reguliert wird und bestimmte Vorgänge steuert, kann auf verschiedene Weisen nachgewiesen werden: a) durch bestimmte Krankheitsbilder der Haut (genetische Defekte), b) durch Ausschalten von verantwortlichen Genen bei Modelltieren wie Maus und Ratte, c) Untersuchung der Enzymaktivität bei bestimmten pH-Werten, d) noch ein paar andere Methoden..
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Wie wirkt sich der pH-Wert im extrazellularen Raum (der Raum zwischen den Zellen) auf die Hautbarriere und den Zellzusammenhalt aus?
Für die stetige Erneuerung und Instandhaltung der Hautbarriere durch Lipidumwandlung und für den Zellzusammenhalt, beziehungsweise der kontrollierten Abschilferung der äußeren Zellschicht, sind verschiedene pH-abhängigen Enzyme verantwortlich.
Die verschiedenen Enzyme haben unterschiedliche pH-Optima (arbeiten besser bei bestimmten pH-Werten), sind also in unterschiedlichen pH-Bereichen mehr oder weniger aktiv.
LipidstoffwechselZwei sehr wichtige Enzyme, die Ceramide bereitstellen, sind im sauren pH-Bereich (um 5,5) am aktivsten.
Ceramide sind die Lipide, die die Hautbarriere aufbauen.
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- Der Übersicht halber erwähne ich lediglich zwei aber sehr wichtige Enzyme der Haut, die ihr pH-Optimum im sauren Bereich haben und die von zentraler Bedeutung für den Lipidstoffwechsel der Haut sind:
Die „saure Sphingomyelinase“ und die „β-Glucocerebrosidase“, deren pH-Wertoptimum um 5,5 liegt. Je mehr der sie umgebende pH-Wert von ihrem Optimum abweicht desto schlechter arbeiten diese beiden Enzyme.
Diese beiden Enzyme spalten Ceramide von entsprechenden Vorstufen ab. Nebenbei entstehen dabei auch antibakterielle Substanzen, z.B. Sphingosin.
Ceramide sind DIE vorherrschenden Lipide der oberen Hautschicht und somit ein zentraler Bestandteil der Hautbarriere (Lipid-Doppelschicht zwischen den Hautzellen), die die Haut vor Austrocknung schützt.
Es gibt noch weitere Enzyme, die ihr Aktivitätsoptimum im sauren Bereich haben und bei der Lipidumwandlung beteiligt sind (z.B. Acyl CoA/ Cholesterol Acetyltransferase). Daneben gibt es andere Enzyme, die ihr Optimum bei neutralen bis leicht alkalischen pH-Werten aufweisen (z.B. die oben genannte Phospholipase A2).
Man nimmt an, dass der bereits erwähnte pH-Gradient in der Hornschicht die Aktivität von verschiedensten, hauteigenen Enzymen im extrazellulären Raum der Hornschicht reguliert, also quasi auf verschiedenen Zellschichten begrenzt.
Ein erhöhter pH-Wert über einen längeren Zeitraum führt zu einer höheren Aktivität des Enzyms Phospholipase A2, das Fettsäuren freisetzt sowie zu einer erhöhten Bereitstellung (Expression) der Protonenpumpe (NHE1), sodass also mehr Pumpen Protonen in den Zellzwischenraum pumpem - Mechanismen, die den pH-Wert wieder absenken, damit die anderen pH-abhängigen Enzyme arbeiten können.
Als Folge dieser und weiterer pH-abhängigen Mechanismen kann daher auch ein höherer TEWL (Transepidermaler Wasserverlust) bzw eine geringere Hautfeuchtigkeit beobachtet werden, wenn der pH-Wert der Hornschicht über einen längeren Zeitraum künstlich erhöht wird.
Die Haut ist allerdings in der Lage leichte, zeitlich begrenzte pH-Wertänderungen effektiv auszugleichen (Puffer).
Außerdem werden bei einem Anstieg des pHs die ansäuernden Mechanismen verstärkt.
ZellzusammenhaltBestimmte Enzyme (Proteasen) regulieren das Löslösen der oberen Hornhautschicht, sodass die alten abgestorbenen Hautzellen abgeworfen werden und Platz für neue Hautzellen machen (Hauterneuerung). Dieser Vorgang wird ebenfalls über den pH-Wert kontrolliert.
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- Der Zellzusammenhalt (Kohäsion/Integrität) wird durch kleine Proteinbrücken bewerkstelligt, die benachbarte Zellen miteinander verankern. Diese Brücken nennt man Desmosomen – in der Haut Corneodesmosomen genannt. Damit sich die alten Zellen lösen und von unten neue nachkommen können (Hauterneuerung), sind bestimmte Enzyme (Proteasen) aktiv, die genau diese Brücken aufbrechen können.
Die dafür verantwortlichen Proteasen (Serin Proteasen) haben ihr Optimum im leicht alkalischen Bereich, haben aber auch eine geringere Aktivität im sauren Bereich. Andere Arten von Proteasen wiederum können im sauren pH-Bereich ihr optimal arbeiten.
Durch das Zusammenspiel dieser Enzyme wird, indem die Brücken zwischen den Zellen langsam gelöst werden, eine allmähliche, langsame Loslösung der oberen Hornschicht bewerkstelligt (gesteuerte Abschuppung).
Antimikrobielle WirkungDer niedrige pH-Wert kann auch in indirekter Weise eine antimikrobielle Wirkung entfalten. Einige Enzyme (saure Proteasen) setzen
antimikrobielle Stoffe (Peptide) frei. Sowohl einige der verantwortlichen Enzyme als auch viele der antimikrobiellen Stoffe brauchen einen sauren pH, um zu funktionieren. Synthetische, kationische Konservierungsstoffe arbeiten ähnlich wie die natürlichen, antimikrobiellen Stoffe in der Haut. Auch synthetische Konservierungsstoffe arbeiten daher oftmals nur in sauren pH-Bereichen.
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- Einige saure Proteasen (z.B. Cathepsin D) also solche, die im sauren pH-Bereich aktiv sind, sind daran beteiligt antimikrobiell wirksame Peptide aus inaktiven Vorstufen bereitzustellen, indem die Vorstufen ganz einfach zerstückelt werden. Erst durch die Zerstückelung werden daraus antimikrobielle Wirkstoffe (AMPs = antimicrobial peptides). Eines dieser antimikrobiellen Peptide ist das DCD-1L, ein Fragment der Vorstufe Dermcidin. Interessanterweise wird das Dermcidin in den ekkrinen Schweißdrüsen hergestellt und über den sauren Schweiß an die Hautoberfläche abgegeben. Der saure pH-Wert hat damit auch auf einigen Umwegen eine antimikrobielle Wirkung.
Viele dieser antimikrobiellen Peptide (AMPs) benötigen einen sauren pH-Wert, um zu funktionieren, zum Beispiel auch das eben erwähnte DCD-1L, das aus der Aktivität der sauren Proteasen entsteht.
Die antimikrobiell wirksamen Peptide wie das DCD-1L haben einen kationischen Charakter (positiv geladene Molekülreste) durch die basischen Aminosäuren Arginin, Lysin und Histidin. Mit diesen positiven Ladungen können sie Mikroorganismen schädigen, in dem sie in die bakterielle Zellmembranen eindringen und diese durchlässig machen. Ein interessanter Aspekt hierbei ist, dass dieser Wirkungsmechanismus mit der antimikrobiellen Wirkung von synthetischen, kationischen Konservierungsmitteln wie Polyaminopropyl Biguanide, Chlorhexidin sowie Quaternium-Verbindungen (z.B. Benzalkonium chlorid), vergleichbar ist. Entsprechend brauchen viele Konservierungsmittel ebenfalls einen niedrigen pH-Wert.
Das sind nur einige Beispiele von pH-Wertabhängigen Funktionen in der Haut.
Nun könnte man immernoch die Frage stellen, warum gerade bei Menschen der niedrige pH-Wert in der oberen Hornschicht aufgebaut wird. Immerhin laufen zwar die gleichen Mechanismen zur Ansäuerung der Hornschicht auch in anderen Tieren ab, aber pendeln sich bei den meisten Säugern auf pH-Werten ein, die um eine Einheit höher sind. Das wiederum könnte mit der Entwicklung des Menschen zu tun haben, welcher haarlos ist, besonders viel Schweiß produziert und darüber hinaus eine besondere Sebumzusammensetzung (Triglyceride) besitzt, die von diversen Mikroorganismen gerne verstoffwechselt werden, was womöglich eine koevolutionäre Entwicklung des optimalen pHs für die Mechanismen unserer oberen Hornschicht nach sich zog.