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 Betreff des Beitrags: Haarpflege mit Flüssigkristallen
BeitragVerfasst: 09.09.2018, 14:13 
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Die Suche hat nicht wirklich was ausgespuckt, daher mache ich mal selbst ein Thema auf.

Ich bin über eine Probe bei einer Eccoverdebestellung darauf gestoßen. Es gibt verschiedene Produkte von verschiedenen Herstellern (MaterNatura, Gyada & Phitofilos z.B.), die Leave Ins mit sogenannten Flüssigkristallen (ich nehme an, es sind nicht die gleichen Stoffe, die im Display stecken :gruebel: ) anbieten. Beworben werden diese Stoffe als "natürliche Alternative zu Silikonen".

Experimentierfreudig wie ich bin, habe ich das Pröbchen von Phitofilos gleich mal getestet. Das sind hier die INCIs:

Aqua (Water)GlycerinBetainDicaprylyl EtherUndecaneMyristyl lactateSodium Cocoyl SarcosinateJojoba EstersCetearyl AlcoholTridecaneLinum usitatissimum (Linseed) seed extract [1]Acacia Decurrens Flower WaxHelianthus annuus (sunflower) Seed WaxHydrolyzed soy proteinVegetable OilGlyceryl OleateSodium HyaluronateDecyl GlucosideMannitolUreaXanthan GumSodium Cetearyl SulfateFructoseGlycineSodium LactateInositolLactic AcidTocopherol (Vitamin E)Sodium PCANiacinamidePolyglycerin-3Benzyl AlcoholLecithinBenzoic AcidDehydroacetic AcidParfum (Fragrance)

Und was soll ich sagen... meine Haare lieben das Zeugs. Sie sind weich und nicht überpflegt und splissen deutlich weniger (was aber wohl zum großen Teil auch auf einen Rückschnitt zurückzuführen ist). Ich bin ziemlich angetan.

Allerdings kann ich mir nicht erschließen, was das nun für ein Stoff ist und wie er am Haar funktioniert. Kann mich jemand erleuchten? Und gibt es vielleicht auch Langzeiterfahrungen?

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BeitragVerfasst: 09.09.2018, 14:32 
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Das klingt spannend... da ich gerade mit dem Gedanken spiele, meine durch die Blondierung bröseligen Spitzen mit Silikon zu schützen, wär das vielleicht eine Alternative?


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BeitragVerfasst: 10.09.2018, 14:55 
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Hier wird offensichtlich wieder ein Begriff aus der Kolloidchemie verwendet, wie im Falle von Mizellenwasser.
Jedenfalls könnten anhand der Beschreibung damit sogenannte lyotrope Flüssigkristalle (Mesophasen) gemeint sind. Hierbei handelt es sich um einen bestimmten Phasenzustand eines Tensidsystems, der bei geeigneten Tensiden und gegebenem Verhältnis von Tensid(Emulgator), Fett und Wasser auftritt.
Um diesen Emulsionstyp (LC Emulsion) herzustellen, können unter anderem Wachsester und Fettalkohole als Emulgatoren verwendet werden, die daher auch in größerer Menge vorhanden sind.

Es gibt - zur Erinnerung - die mizellare Phase knapp oberhalb der cmc (critical micell concentration). Das sind Mizellenwasser (= verdünnte Tensidlösung). Die Tensidkonzentration liegt hier um 3%. Das ist eine der möglichen Phasen eines Tensidsystems.
Bei etwa einem bestimmten Verhältnis von Wasser, Lipiden und Tensiden(Emulgator) (>50%) treten sogenannte lyotrope Flüssigkristalle mit hexagonalen, kubischen oder lamelleren Strukturen auf.
Ein typisches Beispiel für einen lyotropen Flüssigkristall sind konzentrierte Seifen (also, wenn sie als Seifenstück vorliegen). Hier liegt die flüssigkristalline Phase als lamellarer Schichtenstapel (smektisch) vor. Die Lipiddoppelmembranen von Zellen sind auch als Flüssigkristalle zu betrachten.

Zur Anschauung empfehle ich die google Bildsuche mit: lamellar liquid crystal
Sowie Phasendiagramm + Emulsion oder Phase + diagram + surfactant
Die mizellare Phase ist stets an der linken Ecke des pyramidförmigen Phasendiagramms zu finden. Die flüssigkristalline Phase oben-mittig des Diagramms.

Bei Olionatura wird das auch noch mal kurz erklärt, unten im erweiterten Emulsionsmodell: https://www.olionatura.de/basiswissen/emulsionen-herstellen/emulsionstypen-unterscheiden
Zitat:
Wenn wir eine Emulsion mit einem Emulgator und einem Fettalkohol (Cetylalkohol, Cetearylalkohol) oder Wachsester (Cetylpalmitat, Myristylmyristat) emulgieren, bilden beide zusammen Phase (3) einer O/W-Emulsion, eine sogenannte flüssig-kristalline Gelphase aus, in der zwischen den wasserliebenden Polen der Moleküle, die sich lamellenartig ausrichten, Wasser aus der äußeren Phase eingebunden wird. Der Begriff »flüssig-kristallin« beschreibt einen Zustand, in dem die Moleküle wie in einem Kristall einer festen, räumlichen Ordnung unterliegen, jedoch beweglich bleiben.

Diese Gelstrukturen durchziehen die Emulsion wie ein Netz oder ein Schwamm. Wasser, das nicht mehr in dieses Gel-Gerüst passt, wird als freies Wasser, so genanntes Bulkwasser, mechanisch gebunden.

In der kosmetischen Anwendung ist es das freie (das so genannte Bulk-)Wasser, das sofort hydratisiert, Wirkstoffe abgibt und kühlt, während das interlamellar gebundene Wasser wie ein Feuchtigkeits- und Wirkstoff-Depot wirkt, also erst nach und nach frei gegeben wird.


Es scheint sich aber nicht bei allen Produkten, die mit "liquid crystals" werben, um Emulsionen zu handeln. Da gibt es auch ein Produkt, das nur aus gewöhnlichen Pflanzenölen besteht (Gyada Cosmetics) und ein anderes, bei dem es sich um ein klassisches Silikon-Pflanzenölgemisch handelt. Scheint also auch eine Bezeichnung für einfache Haarfluide zu sein!? Vor allem ist das bei italienischen Produkten verbreitet.

Als Alternative zu Silikonen ist gemeint, dass das Produkt eben nicht auf Silikonölen, sondern auf natürlichen Ölen, halbsynthetischen Lipiden und Wachsen basiert. Besonders hervorzuheben sind hier auch die ultraschnellen Spreiter und zwar das synthetische Lipid Dicaprylyl Ether sowie der C11-Kohlenwasserstoff Undecane. Schnelle gute Spreiter sind dafür verantwortlich, dass sich eine Ölmischung nicht fettig (klebrig) anfühlt. Ölmischungen mit solchen Spreitern werden häufig mit "Silikoneffekt" beschrieben, heißt aber nur, dass die Haptik weniger fettig und klebrig ist, als mit langsamen (schlechten) Spreitern.


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BeitragVerfasst: 10.09.2018, 20:04 
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Ui, danke für die ausführliche Erklärung, Alichino.

Wenn ich drüber nachdenke, gefällt mir das Zeug tatsächlich deshalb so gut, weil es nicht fettet und keinen Film auf den Haaren hinterlässt.

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BeitragVerfasst: 12.09.2018, 15:01 
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Ich hab die „Kristalle“ von Phitofilos heute nach dem waschen das erste mal getestet und bin recht angetan. Gerade was die Kämmbarkeit angeht, scheint das eine feine Sache zu sein!


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