Essen, der heilige Futter-Gral, strenge Doktrinen, Dogmen, Moral und Individualität
Versuch eines "Disclaimers"
Mistiger Titel.
Ich halte Rohkost genauso wenig für den heiligen Gral der Ernährung wie ich vegan, paleo oder vollwert für das einzig Wahre halte. Ich bin absoluter Verfechter von Individualdiäten. Hab es letztens noch bei Narya geschrieben:
Überlegt mal wie viel Zeit und Mühe wir hier investieren, um bloß die perfekte Pflege für unsere Haare zu finden. Und da geht es nur um Haut und Haar. Von nur einem Körperteil. Und da sind wir schon so enorm unterschiedlich. Man kann zwar Tipps geben, aber immer wieder gilt: man muss es ausprobieren und für sich selbst heraus finden.
Das, was wir essen, füllen wir in uns hinein, daraus bestehen wir. Doch eigentlich nur logisch, dass wir uns dabei noch viel mehr unterscheiden. Es betrifft den ganzen Körper, mehrere Organe sind direkt beteiligt, alle indirekt.
So kann das eben auch sein, dass eine hier super toll vegan leben kann, eine andere dagegen mit mehr Tierprodukten besser fährt, die nächste mit mehr Kohlenhydraten oder oder oder. Das ist ja schier unendlich, was sich da für Kombinationen auftun.
Dennoch gibt es ja ein paar Richtlinien, an die man sich halten kann, egal welcher Philosophie man hauptsächlich folgen will.
Saisonal, frisch, abwechslungsreich, naturbelassen... hatten wir alles schon ganz oft.
Rohkost interessiert mich, weil ich mir nicht erst seit gestern denke, dass beim Kochen viele Pflanzenstoffe ins Kochwasser flöten gehen. Dass es vielleicht ein bisschen mehr als nur schade ist, wenn buntes Essen am Ende irgendwie braun aus dem Topf kommt. Das heißt aber nicht, dass ich gar nichts mehr erhitzen würde. Da gibt es ja sehr viele Graustufen zwischen total roh, frisch von der Pflanze bis hin zu matschig ausgekocht.
Manches ist bekömmlicher, wenn gegart.
Rohkostler argumentieren ja viel über die Enzyme, die sie mit den Pflanzen aufnehmen. Manche Pflanzen sind roh aber so schwer verdaulich, dass der Körper sich richtig abrackern muss, um sie roh aufzuschließen. Garen kann also ganz einfach dem Körper auch Arbeit abnehmen. Rohkostler würden nun in Frage stellen, ob das denn Sinn der Sache sein soll...
Für Rohkost gilt für mich das gleiche wie für paleo und vegan: ich ziehe mir das heraus, was für mich passt, worauf mein Körper gut reagiert und was ich sinnvoll finde. Ich vertrage Haferbrei unheimlich gut, selbst mit bösem Bauch. Der ist aus Getreide und gekocht. Also weder paleo noch roh. Der bleibt trotzdem. Genauso tut mir eine gute Gemüsesuppe mit Fleischeinlage ab und an sehr gut. Weder roh, noch vegan. Noch nicht mal vegetarisch. Auch die bleibt.
Aber ganz wichtig: ich argumentiere grad ausschließlich über Bekömmlichkeit und Gesundheit. Essen ist nicht nur Nahrungsaufnahme, bei der es um Nährstoffe geht. Essen ist auch Lebensqualität, Kultur und Geselligkeit, Genuss und Freude. Ih kann nicht leugnen, dass strenge Diäten, die Nahrungsmittel ausschließen, die für fast alle normal sind (so wie Milch, Zucker, Getriede, Fleisch...) einen doch ganz schön isolieren können, wenn man außerhalb der heimischen Küche essen möchte. Das ist auf jeden Fall ein preis, den man zahlen muss. Aber es heißt nicht, das man nicht mehr genißene könnte. Ich bin der Meinung, wenn das, was ich esse nur noch etwas isst,w as ich durchanalysiere, wenn ich mich dabei nicht entspannen kann, dann läuft etwas ganz schön falsch. Ich für meinen teil kann sagen, das ich viel mehr genieße und noch nie so abwechslungsreich gegessen habe, so toll koche und so viel neues probiere wie jetzt. Und da war ja noch was: mein Gewissen, ds trägt nämlich auch einiges dazu bei, wie gut man das finden kann, was man isst. Also was ich esse.
Mein Gewissen hat also auch noch mitzureden. Und das hat ein Problem mit der Fleischbeilage, auchw enn ich sie so super vertrage. Deswegen reduziere ich manches, auch obwohl ich weiß, dass es meinem Körper gut tut. Dafür will ich dann aber einen Ausgleich finden. Und wenn ich keinen finde... dann... esse ich doch die Fleischsuppe.
Das ist in den Augen "echter" Veganer vermutlich einfach nur inkonsequent und vielleicht sogar heuchlerisch.
Ja, das stimmt. Das kann ich nicht leugnen und muss ich so stehen lassen. Moralisch bin ich einem ökologisch denkenden Veganer argumentativ immer unterlegen. Ich gewichte da aber anders. Mir ist meine persönliche Gesundheit sehr wichtig, ich komme also von der Gesundheitsseite aus und möchte meine Punkte bei der Moral verbessern und gehe das nicht umgekehrt an, wie wohl die meisten Veganer. Ich habe oft gelesen, dass meine Herangehensweise dann schon fast als "niederer Beweggrund gilt". Kann ich nachvollziehen. Aber das ist eben die andere Seite.
Da liegt für mich leider der Hase im Pfeffer: ich persönlich (ich betone noch mal, dass das sehr individuell ist und ich da kein Beispiel bin, schon gar nicht, weil meine Verdauung per se nicht gesund ist) profitiere enorm von paleo. Auch von der Fleischlastigkeit, zumindest teilweise. Getreide und Hülsenfrüchte sind für mich immer ein bisschen heikel. Und ich muss wohl niemandem erklären, dass ich es gesundheitlich nicht schaffen werde mich nur von Gemüse, Obst und Pflanzensamen zu ernähren, weil ich das eine nicht gut vertrage und das andere moralisch (zumindest in den meisten Teilen) verwerflich finde.
Und ich glaube, damit bin ich auch gar nicht so allein.
Ich hab schon mal vegetarisch gelebt und bin gesundheitlich daran gescheitert. Danach habe ich einfach wieder Fleisch gegessen. Gelernt habe ich damals nicht wirklich was aus der Situation außer: ohne Fleisch geht es nicht.
Was ich jetzt mache unterscheidet sich davon enorm.
Jetzt bin ich viel bewusster dabei. Egal, was ich konsumiere.
Ich will nächstes Jahr zurück scchauen und sehen, dass ich SOWOHL gesundheitlich ALS AUCH moralisch weiter gekommen bin. Den Anspruch komplett fleischfrei zu leben, den habe ich nicht. Ich werde keine schneeweiße Unschuldsweste tragen. Aber zumindest eine nicht mehr gar so dunkle.
Ich würde gern veganer werden, bei allem, was nicht das Essen betrifft. Und grundsätzlich korrekter.
Das mag man als Ablassbrief dafür interpretieren, dass ich ja trotzdem meine Beinscheibe kaufe und sie mir auskoche.
Das darf man auch so sehen.
Ich bewundere jeden, der den Mut hat, das konsequent durchzuziehen, auch wenn das eigene Verluste bedeutet. Diesen Menschen gebührt mein vollster Respekt.
Ich selbst kann das nicht.
Vielleicht auch noch nicht.
Aber ich will eben in die Richtung. Und ich glaube das ist etwas, womit man (ich...) auch sehr viele andere Menschen motivieren kann mitzugehen. Weil es eben nicht bedeutet, alles einer unumstößlichen Philosophie zu unterwerfen. Es bleibt individuell. Und es nimmt das Totschlagargument weg, das wohl jeder Veganer schon mal gehört hat: "Das kann doch nicht gesund sein! Dafür ist der Mensch doch nicht gemacht!"
Was ich sagen wollte: den Menschen gibt es so ja nicht.
Und ich finde, es ist doch besser, überhaupt erst mal den Weg einzuschlagen, als ihn einfach weiter asl "wider die Natur" abzutun.
Amen.
Oh Mann.


P.S.: Das ist ein heikles Thema und ich würde den Text obenm schon fast als eine Art Disclaimer vorn ins Projekt packen wollen. Ich habe darauf geachtet so zu formulieren,d ass klar wird, das es unterschiedliche Argumentationsweisen und Philosophien gibt, ichg rundsätzlich aufgeschlossen als auch kritisch bin und das mein Weg nicht der Weg für alle sein soll und sein kann. Dennoch wissen wir ja um die Schwierigkeit des geschriebenen Wortes.
Aslo: falls da irgendjemand was hinein interpretiert, was ihn selbst angreift: (cih wüsste jetzt nicht was), dann ist das ein Missverständnis.
Es geht nicht um belehrung sondern schlicht daraum klar zu machen, wo ich mich gerade auf meinem Rechercheweg befinde und welche Schlüsse ich bereits gezoigen habe.
Wer sich mit soclhen Themen nicht auseinander setzen mag, dem steht das frei. Lese er/sie darüber hinweg. Ich mache ja auch noch Frisuren und so Sachen.

Wen es dagegen interessiert, mit dem tausche ich mich gern aus.
P.P.S.: Und ich finde das sehrwohl haarrelevant, da ich wie gesagt zur meisten zeit gesundheitlich argumentiere. Und wir alle wissen, dass ein im Gesamten gesunder Körper zumindest schon mal bessere Voraussetzungen hat schönes Haar zu produzieren als ein "kranker" Körper. Anführungsstriche wegen der Grauzsufen zwischen "gesund" und "krank".
Jetzt sollte alles gesagt sein.
Vermutlich nicht. Aber ich hoffe doch.
Ich würd das echt gern vorn dann festpinnen, dann kann ich mich darauf berufen, falls einer meint, ich hätte einen Sockenschuss, dieses und jenes zu behaupten.