Kalienchen hat geschrieben:Ich finde die Frage sehr interessant, denn ich dachte nämlich schon, daß ich
Meine Haare sind ja nun noch nicht sooo lang aber ich trage sie seit einem Jahr nur noch hochgesteckt, weil
1. es auf der Arbeit nicht anders geht
2. ich genervt bin, wenn sie mir ins Gesicht hängen
3. ich es hasse, wenn Haare auf dem Boden liegen
DAS sind die rationalen Argumente!
Hallo Kalienchen,
ich kann das gut nachvollziehen. Ich hatte, seit ich 14 bin, längere und später richtig lange Haare und ich habe sie fast nur hochgesteckt, einfach, weil ich im Sommer damit sonst sehr geschwitzt habe, bzw. es blöd ist, wenn man auf den Straßenverkehr achten muß, oder ein Eis ißt. Und dann die Haare auf einmal ins Gesicht wedeln. Meine Schwester hat gar die Theorie aufgestellt, daß der Wind grundsätzlich von hinten anfängt zu wehen, wenn man gerade ein Eis ißt. Und jetzt mit kleinen Kindern unterwegs mit mindestens zwei Taschen oder mit Tragetuch für das kleinere Kind verbieten sich offene Haare eigentlich von selbst, weil sie nur eingeklemmt und abgerissen werden, da zu viel Gewürge mit Taschen und Tuch. Und zu viel Action, als daß man sich da ständig noch die Haare richten könnte. Also werden sie hochgesteckt.
Aber auf Arbeit hatte ich sie schon gerne offen getragen. Meine Kollegin auf Arbeit hatte mir früher auch mal das Kompliment gemacht, daß von mir ja nie Haare herumliegen würden, obwohl die doch so lang seien. Einmal kam sie triumphierend an, weil sie doch einmal ein Haar von mir gefunden hatte. Da war ich knapp 20 Jahre alt und die Haare waren Post-Klassik, also ca 118cm <a href="http://www.langhaarnetzwerk.de/phpBB3/viewtopic.php?t=17024">SSS</a>.
Kalienchen hat geschrieben:Neulich war ich mit einer Freundin verabredet, die ich länger nicht mehr gesehen hatte.
Plötzlich fragte sie mich, wie lang denn jetzt eigenlich meine Haare wären und ob ich sie mal aufmachen könnte!
Mitten in der Kneipe
Sicher hätte ich zur Toilette gehen, dort meinen Dutt lösen und mit offenen Haaren zurückkommen können.
Aber es war mir unangenehm und ich konnte es nicht "vernünftig" begründen.
Die Wahrheit: es war mir tatsächlich zu intim!
Ich hatte als Jugendliche bis zu meinem 30. Lebensjahr immer längeres Haar und trug es immer offen.
Woher diese Gefühl "meine Haare sind absolute Privatsache" plötzlich kommt, weiß ich auch nicht.
Aber es ist durchaus nachdenkenswert.
Ich denke, ich kann das schon etwas erklären. Es ist ja so, daß hochgesteckte Haare auch immer weggesteckte Haare sind. Also man sieht nur den Haaransatz und den Knoten. Ich selbst habe eigentlich kein Problem damit, wenn sie offen sind. Aber mir ist durchaus bewußt, daß sie erotisch auf Männer wirken. Weil sie nunmal lang sind, glänzen und sich bewegen, wenn ich mich bewege. Und das sind nunmal erotische Schlüsselreize. Und unbewußt spürst Du das. Und nicht nur Du.
Deshalb gibt es im Islam das Kopftuchgebot, auch wenn einige modernere Muslime das verneinen, weil es derart nicht im Koran steht. Aber in den Überlieferungen (Hadithe) des Propheten Muhammad steht das und das ist für die meisten Muslime bereits bindend und verpflichtend. Auch wenn uns Feministinnen weiß machen wollen, daß das doch alles kein Problem sei mit offenen Haaren oder tiefem Dekolleté, weil es ja in der Verantwortung des Mannes liege, seine Triebe zu zügeln, ist das in der Praxis doch alles schwieriger. Vor allem wenn Du ständig mit Männern aus einem Kulturkreis zu tun hast, wo die Schuld an sexuellen Übergriffen auf Frauen grundsätzlich diesen Frauen in die Schuhe geschoben wird und solche Übergriffe dann in diesem Kulturkreis als läßliche Sünde (wohlgemerkt für den Mann) betrachtet werden, dann überlegt man es sich auch zweimal, ob man sich genderideologisch beruhigt offenherzig präsentiert oder in bestimmten Situationen doch lieber auf Nummer sicher geht. Ohne Kopftuch natürlich.
Früher dachte ich immer, wenn mir Männer an den Haaren gezogen haben oder mich begrapscht haben, daß das einfach nur schlechtes Benehmen Einzelner sei. Aber ich habe feststellen müssen, daß dahinter tief verwurzelte Triebe stehen, die in unserer Kultur wohl gesellschaftlich geächtet und gezügelt gehören, anderswo aber eben nicht. Und dessen sollte man sich stets bewußt sein.
Letztendlich ist es eine Frage des Selbstbewußtseins oder der Dickfelligkeit, wieviel dreiste Blicke oder freche Berührungen wir aushalten bzw. zu parieren oder generell in die Schranken zu verweisen imstande sind. Oder wieviel Unterstützung und Schutz wir real in bestimmten Situationen erwarten dürfen oder können.
LG
Fornarina