Über 40 - Haare ab oder in mit langem Haar?

Lange Haare in unserer Gesellschaft und "dies und das"

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Yulan
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#1036 Beitrag von Yulan »

Habe ich gesagt, dass Du deine Individualität nicht leben darfst?

Indirekt ja, wenn du dein Selbstbild als generelles Frauenbild verkaufst.
Was ich nur nicht mag, dass mir Feministinnen vorschreiben wollen, was ich zu wollen habe.
Stimmt, das ist natürlich ebenso unsinnig. Deswegen schrieb ich ja oben schon, dass die Gute übers Ziel hinausschießt. Letztlich ist das aber wie gesagt verständlich (wenn auchnicht richtig), wenn man sich ewig gegen diese nervtötenden Verallgemeinerungen wehren muss. Und so eine kam ja gerade wieder von dir.
Ich bin eine Frau und will, verdammt noch mal, auch eine sein. Ich will nicht stärker, klüger oder sonstwas mehr sein als mein Mann.
Eine Frau ist also deiner Ansicht nach auf jeden Fall schwächer und dümmer als ihr Mann? Kein Wunder, dass Frauen, die sich nicht in dieses enge Korsett pressen lassen wollen, zumindest zeitweise ins andere Extrem wechseln, um sich gegen diese ewige Gehirnwäsche zu wehren.
Hättest du einfach gesagt: "ICH will nicht soundso sein." wäre doch alles klar gewesen. Was hat das mit deinem Geschlecht zu tun? Damit holst du mich und alle anderen Frauen automatisch mit ins Boot, und darauf reagiere ich dann eben.
wuschlon extraordinaris
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#1037 Beitrag von wuschlon extraordinaris »

Warum drehst du mir eigentlich jedes Wort im Mund um? Diese Hannelore schreibt, dass eine Frau mit langen Haaren so und so und so ist (und so nicht sein dürfen darf und gefälligst stark und auf Muttersöhnchen anziehend wirken muss), dass habe ich nur aufgegriffen. Ich will einen Mann, zu dem ich aufschauen kann, bin ich deshalb dumm oder weniger wert als Du?
Und es gibt nunmal typisch weibliche und männliche Verhaltensweisen, das ist ja auch nicht schlimm, und keiner schreibt Dir vor, dass du als Frau möglichst weiblich zu wirken hast. Wenn Du das nicht möchtest, ist das doch Deine Sache.
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Valetia
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#1038 Beitrag von Valetia »

Yulan hat geschrieben:
Ich bin eine Frau und will, verdammt noch mal, auch eine sein. Ich will nicht stärker, klüger oder sonstwas mehr sein als mein Mann.
Eine Frau ist also deiner Ansicht nach auf jeden Fall schwächer und dümmer als ihr Mann? Kein Wunder, dass Frauen, die sich nicht in dieses enge Korsett pressen lassen wollen, zumindest zeitweise ins andere Extrem wechseln, um sich gegen diese ewige Gehirnwäsche zu wehren.
Hättest du einfach gesagt: "ICH will nicht soundso sein." wäre doch alles klar gewesen. Was hat das mit deinem Geschlecht zu tun? Damit holst du mich und alle anderen Frauen automatisch mit ins Boot, und darauf reagiere ich dann eben.
Ich finde wuschlon hat Recht. Es ist auch Auslegungssache: "Ich will nicht stärker als mein Mann sein" heißt ja nicht, dass sie schwächer sein will. Ich hab's so verstanden, dass es nichts das Ziel einer Frau sein sollte den eigenen Mann zu übertrumpfen.

Warum soll eine Frau "besser" sein als ihr Mann? Damit schneidet sie sich doch nur ins eigene Fleisch, denn es gibt immer jemand der klüger und stärker ist also muss sich die Frau dann einen Mann aussuchen, der schwächer ist. Und eine Frau, die unbedingt besser sein muss als ihr Mann kann nicht gerade viel Selbstbewusstsein haben.
Wenn ich nicht stärker, klüger als mein Mann sein will, heißt es ja nicht, dass ich das kuschende Weiblein sein will. Es heißt, dass ich einen gleichberechtigten Partner haben will. Und darum gehts doch ursprünglich in der Emanzipation: Das aufzuholen, was die Frau in der europäischen Kultur an Benachteiligung erfahren hat und beide Geschlechter auf die gleiche Stufe zu stellen.
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Strohköpfchen
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#1039 Beitrag von Strohköpfchen »

Wo hab ich den Spruch nochmal gelesen "Eine Frau, die so sein will wie ein Mann, hat keinen Ehrgeiz".
Trifft zu! Ich will einfach nur so sein wie ICH und das auch dürfen!
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wuschlon extraordinaris
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#1040 Beitrag von wuschlon extraordinaris »

:wink: Strohköpfchen, genau das wollte ich ausdrücken :D Du triffst den Nagel auf den Kopf.
3bCiii Umfang=12+xcm.
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apple
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#1041 Beitrag von apple »

Meine Oma hatte bis zu ihrem Tod wahnsinnig schöne, lange, graue Haare. Sie hat sie jeden Tag 100mal gekämmt.
Und irgendwie hatte ich das Gefühl, sie waren das Symbol ihrer Würde. Nur mit ihnen war sie irgendwie komplett.

Ich will das auch. Ich bin auch ein geborenes Langhaar und werd immer bleiben.
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Yulan
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#1042 Beitrag von Yulan »

Strohköpfchen hat geschrieben:Wo hab ich den Spruch nochmal gelesen "Eine Frau, die so sein will wie ein Mann, hat keinen Ehrgeiz".
Und genau solche Sprüche diskriminieren sowohl Männer als auch Frauen, weil sie ihnen ihre Individualität absprechen.
Strohköpfchen hat geschrieben:Trifft zu! Ich will einfach nur so sein wie ICH und das auch dürfen!
Darfst du. Aber dafür brauchst du dich nicht auf ein Klischee berufen. Das kannst du ganz einfach als Mensch.
wuschlon extraordinaris hat geschrieben:Ich will einen Mann, zu dem ich aufschauen kann, bin ich deshalb dumm oder weniger wert als Du?
Ich finds in der Tat befremdlich, ja. Aber ich habe bereits gesagt, dass du als Individuum tun kannst, was du willst. Setze es nur nicht als weiblich fest und zwinge dadurch mich und andere dazu, mich ebenfalls unterzuordnen oder als unnormal dazustehen. Die Wertung hast übrigens du reingebracht.
Ich persönlich wertschätze meinen Mann für das, was er ist, sowohl in dem Bereich, in dem ich ihm überlegen bin als auch in dem Bereich, in dem er mir überlegen ist. Einen Menschen, der einem anderen in allem überlegen ist, gibt es nicht. Dafür muss sich schon einer klein machen.
wuschlon extraordinaris hat geschrieben:Und es gibt nunmal typisch weibliche und männliche Verhaltensweisen, das ist ja auch nicht schlimm, und keiner schreibt Dir vor, dass du als Frau möglichst weiblich zu wirken hast.
In meinem vorherigen Post habe ich diverse Argumente dagegen gebracht. Das du darauf nicht eingehst, spricht ja für sich. "es gibt nun mal" ist doch jetzt eher eine Trotzreaktion, oder wie soll ich das deuten? Genau so gut kann ich jetzt sagen "gibt es nun mal nicht". Hast du denn Argumente? Oder kannst du meine widerlegen?
Valetia hat geschrieben:Warum soll eine Frau "besser" sein als ihr Mann? Damit schneidet sie sich doch nur ins eigene Fleisch, denn es gibt immer jemand der klüger und stärker ist also muss sich die Frau dann einen Mann aussuchen, der schwächer ist. Und eine Frau, die unbedingt besser sein muss als ihr Mann kann nicht gerade viel Selbstbewusstsein haben.
Dreh das doch mal um.
Warum soll ein Mann "besser" sein als seine Frau? Damit schneidet er sich doch nur ins eigene Fleisch, denn es gibt immer jemand der klüger und stärker ist also muss sich der Mann dann eine Frau aussuchen, die schwächer ist. Und ein Mann, der unbedingt besser sein muss als seine Frau kann nicht gerade viel Selbstbewusstsein haben.

Ich sage nicht, dass eine Frau "besser" sein muss, nur, dass sie auch nicht unbedingt "schlechter" sein muss. Wenn du das, was ich geschrieben habe, anders empfunden hast, dann sag mir doch bitte, über welchen meiner Sätze du gestolpert bist. Ich kann nämlich keinen finden, in dem ich Männer generell unter Frauen stellen möchte. Kann ich auch gar nicht wollen, weil ich die Rollen aus guten Gründen ja nun mal nicht als gegeben akzeptieren. Ich gestehe jedem Menschen das gleiche Ausmaß an Individualität zu, egal welchen Geschlechts. Warum könnt ihr das nicht? Warum müsst ihr alle anderen Männer und Frauen in einen Käfig sperren, nur weil ihr euch in diesem Käfig, dem Klischee, wohlfühlt - falls ihr das denn tut.
Manchmal habe ich allerdings das Gefühl, dass dieser Käfig gerade deshalb so hysterisch verteidigt wird, weil man sich nicht eingestehen will, dass man feststeckt.
:roll:
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Wind In Her Hair
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#1043 Beitrag von Wind In Her Hair »

Yulan hat geschrieben:
Aber vorher lies ihn bitte überhaupt mal durch.
Auf das pathetische Getue muss ich jetzt nicht eingehen, oder? Wenn ich etwas missverstanden habe, klär mich auf, falls es dir das wert ist.
Pathetisches Getue? Überdenke bitte mal deinen Diskussionsstil.
Lilian hat geschrieben:Schlecht ist außerdem, wenn versucht wird, Kinder (oder Menschen generell) aufgrund einer Ideologie in eine bestimmte Richtung pressen zu wollen, die ihrem Naturell widerspricht. Egal, ob man Kinder, die sich nicht traditionell rollenkonform verhalten, in jene Schemata zu drängen versucht oder versucht, rollenkonforme Kinder in genau gegenteilige Schemata zu drängen oder ob man schlicht jede geschlechtsspezifische Äußerung im Namen der Gleichmacherei unterdrückt.
Der genannte Fall oben ist mir durchaus bekannt. Dagegen stehen x Fälle, in denen genetisch einwandfreie Männer sich zur Frau ummodeln lassen und umgekehrt.
Ja.... Leute, die sich der Prozedur freiwillig unterziehen, weil sie dem anderen Geschlecht angehören wollen.
Eben. Der Fall beweist deshalb nicht, dass "männliches" Verhalten angeboren ist, weil es andere Männer gibt, die dieses "männliche" Verhalten problemlos leben könnten, es aber nicht wollen.
Lilian hat geschrieben:Ich glaube, dass Rollenverhalten mindestens zum Teil angeboren ist. Wobei das natürlich individuell unterschiedlich ausgeprägt sein wird.
Das schließt auch die Möglichkeit mit ein, dass jemand von Natur aus kaum klassische Rolleneigenschaften zeigt oder sogar welche, die eigentlich zum anderen Geschlecht gehören. Nichtsdestoweniger stellen diese Menschen immer noch eine Minderheit und nicht die Norm. Was ja nichts schlimmes ist.

Zum Thema weibliche und männliche Verhaltensweisen: Es wird hier immer das Klischee des Europäers als das Normal hingestellt.
Ich persönlich stelle die europäische Kultur mitnichten als Norm dar. Aber da ich selbst Europäerin bin und in Europa lebe und diese Diskussion, wenngleich virtuell, quasi im europäischen Raum stattfindet, konzentriere ich mich im Moment darauf. Ohne Zweifel können (und vielleicht sollten) wir viel von einigen außereuropäischen Kulturen lernen, aber als, wie erwähnt, Europäerin habe ich m.E. einfach zu wenig Wissen über solche Kulturen, um mir anzumaßen, mich in einer Diskussion wie dieser sinnvoll über deren Sitten auslassen zu können. Ich bin in der Regel der Meinung, dass man über sowas besser mit Angehörigen der jeweiligen Kultur spricht, statt sich über theoretisches Wissen auszulassen. Da ist die Bockmist-Gefahr einfach zu groß.
Das geht doch jetzt komplett am Thema vorbei. Es steht die Behauptung im Raum, "weibliches" Verhalten sei angeboren. Dann sind kulturelle Unterschiede völlig irrelevant. Weiblich sind alle Menschen dieser Welt, die mit dem doppelten X-Chromosom und ohne Y-Chromosom ausgestattet sind. Wenn das, was du für weibliche Eigenschaften hältst, nicht kulturell erworben, also anerzogen, sondern angeboren ist, dann muss es sich auch in jeder Kultur, in der es Frauen gibt, genauso wiederfinden. Das tut es nicht.
Ich habe nicht gesagt, dass Rollenverhalten komplett angeboren ist, sondern zum Teil. Es ist eine Mischung aus angeborenen und kulturellen Faktoren. Und weil sich Kulturen nunmal voneinander unterscheiden, ist klar, dass Rollenverhalten nicht in jeder Kultur 100% gleich ist. Aber es gibt tatsächlich einiges, was in den meisten oder sogar allen Kulturen sehr ähnlich ist.

Kannst du Beispiele nennen? Ich habe von Gesellschaften gehört, in denen die Frauen z.B. quasi allein die Politiker sind. Aber auch da herrscht keine direkte Umkehrung der Rollen. Der Machtverhältnisse vielleicht, aber nicht der Rollen.
Um eine 1:1-Umkehrung der Rollen der hiesigen Kultur geht es ja auch nicht - dafür müsste man die Rollen erst einmal als von der Natur gegeben anerkennen.
Warum? Wenn wir von hiesigen Rollenbildern sprechen, kann man diese auch umkehren. Wo sie herkommen, ist dafür nicht relevant.
Wenn wir von Individuen und nicht von Rollenmarionetten ausgehen, dann ist jeder Mensch was die Gesamtheit seiner Eigenschaften angeht einzigartig.
Natürlich. Das steht zum Rollenverhalten auch nicht im Widerspruch. Wir leben ja nicht in einer Diktatur, in der jedes Abweichen vom Mainstream bestraft wird. Jedenfalls noch nicht.

Eine Umkehrung der europäischen Verhältnisse kann ich dir also nicht bieten, trotzdem aber Verhaltensweisen, die zu den bei uns erwarteten völlig gegensätzlich sind. Das fängt schon bei der erwarteten und geduldeten Aggressivität bzw. Konfrontationsbereitschaft an. Hier wird erwartet, dass Frauen eher kuschen, sanfter reden, eher Zugeständnisse machen, hintenrum herumzicken. In Kulturen, in denen Frauen und Männer als gleichwertig oder die Frauen als höherwertig betrachtet werden, ist das deutlich anders. Eines der bekanntesten Beispiele zu dem Thema wirst du auch kennen. Juchitán in Mexiko - Veronika Bennholdt-Thomsen: Juchitán - Stadt der Frauen.
Das Buch kenne ich nicht, habe aber von Juchitán schon gehört. Das ist eins dieser Beispiele, von denen wir uns gut eine Scheibe abschneiden könnten. :nickt:
Allerdings verstehe ich nicht, warum Feministinnen immer so viel Wert darauf legen, wer lauter und aggressiver ist. Warum ist das so wichtig? Für mich sieht das wieder nach der Denkweise "Frauen müssen so sein wie Männer (bei uns), damit sie gleichwertig sind" aus.

Ein weiteres Beispiel ist das Verlangen nach "dem einen einzigen Mann in ihrem Leben" bei Frauen, wohingegen Männern generell unterstellt wird, ihre Triebe mehr ausleben zu müssen. Das wird schon allein durch die matrilinearen Kulturen ad absurdum geführt, in denen es üblich ist, diverse Liebhaber mit nach Hause zu bringen und in denen Monogamie eher selten ist. Bei den Tibetern (ausgenommen sind diejenigen, die mittlerweile arg von den ausgeprägt patriarchalen Han beeinflusst wurden) ist die häufigste Form der Ehe die Polyandrie. (Quelle s.u.)
In manchen matrilinearen Kulturen mag das so sein, in anderen wiederum nicht. Ich habe sogar von matrilinearen Kulturen gehört, in denen die Männer mehrere Frauen heiraten durften und es oft auch getan haben - nicht umgekehrt. Z.B. bei den Cherokee und einigen anderen amerikanischen First Nations. Es ist eben nicht alles so einfach, dass es auf der einen Seite "das" Patriarchat gibt, in dem Frauen nichts dürfen, und auf der anderen Seite "das" Matriarchat, in dem Frauen alles dürfen. ;) Die Welt ist sehr bunt und wenn man genau guckt, hat jede Kultur für Männer wie Frauen Vor- und Nachteile.
Wobei man bei Polygamie beachten muss, dass es für die Frauen eine große Arbeitserleichterung bedeutete, wenn es mehrere Ehefrauen gab, die sich die Arbeit teilen konnten.

Aber im Rahmen dessen, was die Natur sich für uns Menschen ausgedacht hat. Busen und breite Hüften haben trotzdem nur die Frauen, und Männer bauen auch dann viel schneller und leichter Muskeln auf, wenn sie an sich eher zierlich oder rundlich gebaut sind. ;-)
Und bislang ist mir auch kein Volk bekannt, in dem nicht die Männer im Durchschnitt gesehen etwas größer sind als die Frauen, größere Hände haben u.s.w.
Da kann ich Abhilfe schaffen. Bei den Buschmännern sind die Brüste von Frauen und Männern gleich beschaffen. Die Männer sind kleiner als die Frauen und einige der Männer können sogar stillen. Das hat zwar nichts mit der Form der Brüste zu tun, denn ein Busen ist für das Stillen rein medizinisch nicht notwendig, ist aber doch im Hinblick auf "männlich" oder "weiblich" durchaus interessant.
Ich hab das grad mal ein bisschen recherchiert und zwar nichts speziell zum Stillen bei den San gefunden, aber es kann anscheinend jeder Mensch theoretisch stillen: http://www.fem.com/private/milchmaenner ... n-690.html

Das finde ich witzig, hab ich noch gar nicht gewusst. Na ja, schließlich sind wir bis zu einer gewissen Phase im Mutterleib geschlechtlich eh alle gleich. Spannend! :)

Trotzdem ist auch bei den San die Arbeitsteilung geschlechtlich geregelt. Insofern, dass die Männer Großwild jagen, und die Frauen jagen i.d.R. Kleintiere und sammeln Früchte.

Durchschnittlich größer und stärker sind die Frauen zB in Völkern aus Tibet oder dem Benin, auch manche Indianervölker wie zB. die Shastika in Californien.
Auch das wollte ich genauer wissen, habe dazu aber keine Texte gefunden. Auf der offiziellen Internetpräsenz der Shasta Indian Nation gibt es aber Fotos, und die bestätigen das ganz und gar nicht.

Die Größe und Kraft der Geschlechter hängt für Gewöhnlich deutlich mit deren Stellung in der jeweiligen Gesellschaft zusammen. So etwas nennt man in der Biologie sexuelle Auslese; Das hat aber nichts mit männlich oder weiblich zu tun, sondern mit dem, was ein Volk zu einer bestimmten Zeit gerne für männlich oder weiblich halten möchte. Wenn hier immer wieder Stimmen laut werden, dass man sich doch unbedingt einen großen Mann suchen möchte, um sich anlehnen zu können, muss man sich nicht wundern, dass in dieser Kultur die Männer immer größer werden. Das passiert aufgrund der Kultur, nicht aufgrund des Geschlechts.
Achtung Ironie Dann erklärt vielleicht die traditionelle Gesellschaftsordnung der Shasta, warum die Frauen dort doch nicht größer und stärker sind als die Männer:
As all Tribes, we worked together, men doing the hunting and fishing and the women doing the rest. Ayee! In the winter the men would hunt for deer, elk and bear. Always upon their return a dance was held for the men to celebrate their hunt. [...]

The Shasta always kept track of our genealogy; an elder woman in the village would keep a marriage wheel to ensure that a person did not marry his or her blood relative. The bride price was set before the marriage, and that price determined the value of the woman’s children. This was compensation to the woman’s family for the loss of their daughter’s economic value. If the groom was from another village or Tribe, the bride was taken there for a marriage feast and she would live in his village, learn his language and his ways. The same was true for a woman from another tribe or village marring a Shasta man.
Quelle
Among the Shasta the most important social and political unit was that of the family. Shasta descent was BILATERAL with a preference for PATRILINEAL descent and they practiced PATRILOCAL residence. The people lived in small villages of about 40 people; in many cases all the people of a village were related (Moratto 437). The headman functioned as peacemaker and advisor
Quelle

Tja. Anscheinend ist es schlicht und ergreifend so, dass Körpergröße und das Verhältnis Muskeln/Körperfett einfach durch Hormone bestimmt werden. Und weil die bei Menschen auf der ganzen Welt auf die gleiche Weise funktionieren (da wir trotz aller ethnischen Unterschiede immer noch EINER Spezies angehören), ist es eben so, dass Männer dank der beginnenden Testosteronausschüttung in der Pubertät im Durchschnitt größer sind als Frauen und einen höheren Anteil an Muskelmasse haben. Da kann keine Gesellschaftsordnung der Welt was dran ändern. Und warum sollte sie? Was hat das mit Gleichberechtigung zu tun? :ugly:

Deshalb wirst du auch hier im durchpatriarchalisierten Europa nicht mehr viel Überzeugendes zum Thema finden. Dass durch die Globalisierung das Patriarchat weiteren Raum einnimmt, machts auch nicht leichter. ;)
Quellen gibts dazu natürlich auch: Robert Briffault: The Mothers und Heide Göttner-Abendroth: Das Matriarchat. Da findest du rauhe Mengen von Beispielen der unterschiedlichsten Kulturen.
Heide Göttner-Abendroth habe ich auch mal vergöttert, bis ich herausfand, dass sie sich gerne widerspricht und sich die Dinge gerne so zurechtlegt, wie sie gerade in ihr Schema passen und z.B. archäologischen Artefakten gleich mal den Matriarchatsstempel aufdrückt, während sich echte Archäologen über die Bedeutung des Gegenstands noch gar nicht im Klaren sind. Fail!

Keine von denen ist entgegengesetzt zu einer anderen, aber alle zeigen sie deutlich, dass die Bandbreite "männlicher" und "weiblicher" bzw. "menschlicher" Eigenschaften so groß ist, dass kein Klischee der Welt in der Lage ist, sie angemessen zu beschreiben.
Ich gehe in der Zusammenfassung deiner Beiträge davon aus, dass du mit Klischee die Rollenbilder meinst, wie sie bei uns existieren. Nun, dann ist allerdings jedes Rollenbild in jeder Gesellschaft ein Klischee, denn in jeder Kultur gibt es Rollenbilder, auch wenn sie sich zwischen den Kulturen in Details unterscheiden. Insofern sind das alles Klischees, die zusammengenommen die bunte Vielfalt der menschlichen Kulturen zeigen, im Einzelnen aber genau so genormt sind wie das unsere. Und irgendwie scheint es da, trotz aller Bemühungen der Matriarchatsforscherinnen, ideologischen Dummfug über indigene Völker zu verbreiten, doch einen roten Faden zu geben, der sich in Sachen Rollenbilder durch alle Kulturen zieht. Ausgenommen die fiktiven.
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#1044 Beitrag von Wind In Her Hair »

Nur kurz noch, ich muss gleich weg:
Valetia hat geschrieben: Ich finde wuschlon hat Recht. Es ist auch Auslegungssache: "Ich will nicht stärker als mein Mann sein" heißt ja nicht, dass sie schwächer sein will. Ich hab's so verstanden, dass es nichts das Ziel einer Frau sein sollte den eigenen Mann zu übertrumpfen.
So hab ich es auch verstanden. Und weil mir grad so ein schöner Gedanke gekommen ist, will ich mal eben den Advocatus diaboli spielen.
Keine Frage, dass ich die Chancengleichheit im Beruf schätze und erhalten möchte. Wir sind nun mal keine Jäger und Sammler mehr, und der Großteil der heutigen Berufe kann problemlos von Männern und Frauen ausgeübt werden. Aber: Als die Arbeitsteilung noch streng geregelt war (und das war sie auch in matrilinearen Gesellschaften) und jedes Geschlecht seine spezifischen Aufgaben zu erfüllen hatte, hat sich die Frage "Wer übertrumpft wen" gar nicht gestellt. Weil die unterschiedlichen Aufgabengebiete gar nicht miteinander verglichen werden konnten. So konnte bei einem Paar jeder jeweils auf seinem Gebiet hervorragend sein, sogar der/die Beste, ohne zum Partner in Konkurrenz zu treten. Auf diese Weise konnten beide gleich stark sein. 8)

Warum soll eine Frau "besser" sein als ihr Mann? Damit schneidet sie sich doch nur ins eigene Fleisch, denn es gibt immer jemand der klüger und stärker ist also muss sich die Frau dann einen Mann aussuchen, der schwächer ist. Und eine Frau, die unbedingt besser sein muss als ihr Mann kann nicht gerade viel Selbstbewusstsein haben.
Wenn ich nicht stärker, klüger als mein Mann sein will, heißt es ja nicht, dass ich das kuschende Weiblein sein will. Es heißt, dass ich einen gleichberechtigten Partner haben will. Und darum gehts doch ursprünglich in der Emanzipation: Das aufzuholen, was die Frau in der europäischen Kultur an Benachteiligung erfahren hat und beide Geschlechter auf die gleiche Stufe zu stellen.

Zustimmung, und: Das dachte ich auch mal. Und vielleicht war das auch wirklich mal das Ziel der Emanzipation. Mittlerweile habe ich eher den Eindruck, der Feminismus will die Verhältnisse einfach umkehren. :?

Hier in Europa wurde in Sachen Gleichberechtigung eine Menge erreicht. Ich sehe ehrlich gesagt nicht, wo da noch Verbesserungen nötig wären. Frauen haben hier wirklich gleiche Rechte wie Männer, teils sogar mehr als sie, und viele Vergünstigungen. Es wäre nicht gut, über das Ziel hinaus zu schießen.
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#1045 Beitrag von Sirrpa »

@ Yulan: Wollte Dir nur mal eben sagen, dass ich Deine Ausführungen sehr gerne gelesen habe und sie 1zu1 teile! Habe dazu hier nix geschrieben, weil man mit dieser Ansicht meist allein auf weiter Flur steht, leider....und ich das nicht so gut ausdrücken könnte!
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Yulan
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#1046 Beitrag von Yulan »

Pathetisches Getue? Überdenke bitte mal deinen Diskussionsstil.
Und du hältst es für einen adäquaten Diskussionsstil, anderen von vorherein vorzuwerfen, sie würden die vorangegangene Diskussion ignorieren und die entsprechenden Posts nicht lesen?
Wo ich dich nun missverstanden habe, hast du immer noch nicht aufgeklärt.

Lilian hat geschrieben:Schlecht ist außerdem, wenn versucht wird, Kinder (oder Menschen generell) aufgrund einer Ideologie in eine bestimmte Richtung pressen zu wollen, die ihrem Naturell widerspricht. Egal, ob man Kinder, die sich nicht traditionell rollenkonform verhalten, in jene Schemata zu drängen versucht oder versucht, rollenkonforme Kinder in genau gegenteilige Schemata zu drängen oder ob man schlicht jede geschlechtsspezifische Äußerung im Namen der Gleichmacherei unterdrückt.
Da ichs gerade noch mal gelesen habe: Dem ersten Teil stimme ich zu, aber hier : "oder ob man schlicht jede geschlechtsspezifische Äußerung im Namen der Gleichmacherei unterdrückt." frage ich mich doch wieder, warum die Gleichmacherei verteufelt wird, die künstliche Unterscheidung aber nicht. Da wird wieder mit zweierlei Maß gemessen.
Das schließt auch die Möglichkeit mit ein, dass jemand von Natur aus kaum klassische Rolleneigenschaften zeigt oder sogar welche, die eigentlich zum anderen Geschlecht gehören. Nichtsdestoweniger stellen diese Menschen immer noch eine Minderheit und nicht die Norm.
Natürlich gibt es mehr rollenkonforme Menschen (einschließlich derer, die sich rollenkonform geben, weil sie gesellschaftliche Sanktionen befürchten) als deutlich abweichende. Das ist doch auch kein Wunder, wenn man schon als Baby drauf gedrillt wird, was man zu mögen und wie man sich zu benehmen hat.
Eher ist es doch so, dass es zum Nachdenken anregen sollte, dass es trotz dieser Gehirnwäsche immer noch so viele Leute gibt, die sich nicht in die bestehenden Normen einordnen.
Ich habe nicht gesagt, dass Rollenverhalten komplett angeboren ist, sondern zum Teil. Es ist eine Mischung aus angeborenen und kulturellen Faktoren. Und weil sich Kulturen nunmal voneinander unterscheiden, ist klar, dass Rollenverhalten nicht in jeder Kultur 100% gleich ist.
Anders herum: weil die Rollen nicht der Realität entsprechen, sind sie nicht überall gleich. Kategorisierung ist menschlich, anders funktioniert das Gehirn nicht, aber man sollte sich bewusst sein, dass jede Kategorisierung künstlich ist.
Aber es gibt tatsächlich einiges, was in den meisten oder sogar allen Kulturen sehr ähnlich ist.
Wenn es um Angeborenes geht, reichen "die meisten Kulturen" zwar nicht, aber wenn du etwas weißt, was geschlechtsspezifisch und in allen Kulturen gleich ist, dann interessiert mich das wirklich. Worum geht es?
Wenn wir von hiesigen Rollenbildern sprechen, kann man diese auch umkehren.
Halte ich für unwahrscheinlich. Die Rollenbilder bestehen aus einer Ansammlung völlig unterschiedlicher und teilweise relativ wahllos zusammengewürfelter Eigenschaften. Dass auf dieser Welt per Zufall eine genau entgegengesetzte Kultur entsteht, ist unwahrscheinlicher als ein Lottogewinn. Dafür ist die Erde nicht groß genug.
Wir leben ja nicht in einer Diktatur, in der jedes Abweichen vom Mainstream bestraft wird. Jedenfalls noch nicht.
Und genau da sind wir beim Kasus Knaxus und bei dem Grund, warum "die Feministinnen" so erbittert kämpfen.
Doch, wir leben in dieser Diktatur. Das fängt an bei Frauen, die dumm angelabert werden, wenn sie sich die Beine nicht rasieren, und Männern, die ihrer langen Haare wegen keinen Job bekommen und geht bis zu Homosexuellen, die zusammengeschlagen werden, weil sie den "Falschen" angemacht haben, und Frauen, die für die gleiche Arbeit bei gleicher Leistung deutlich weniger Gehalt bekommen als entsprechende männliche Kollegen, bzw. überhaupt schlechtere Chancen im Job haben.
Wer sich nicht rollenkonform verhält, kriegt ganz platt aufs Maul. Natürlich läuft das in dieser Gesellschaft oft etwas subtiler ab, aber letztlich kommts auf das Gleiche hinaus.
Kannst ja mal überlegen, wie Männer im Allgemeinen darauf reagieren, wenn ich versuche, in ein Gespräch über Computer einzusteigen, wovon ich für Gewöhnlich deutlich mehr Ahnung habe als zumindest ein guter Teil der beteiligten Männer. ;)
Allerdings verstehe ich nicht, warum Feministinnen immer so viel Wert darauf legen, wer lauter und aggressiver ist. Warum ist das so wichtig?
Ist nicht wichtig. Ist nur ein Beispiel. Du wolltest doch eins. ;)
Du schriebst: "Kannst du Beispiele nennen? Ich habe von Gesellschaften gehört, in denen die Frauen z.B. quasi allein die Politiker sind. Aber auch da herrscht keine direkte Umkehrung der Rollen. Der Machtverhältnisse vielleicht, aber nicht der Rollen. " Und dies ist ein Beispiel dafür, dass eine Eigenschaft, die Aggression, die hierzulande ganz eindeutig in die männliche Rolle gehört, anderswo eben nicht "männlich" ist.
Die Frauen in dem angesprochenen Buch legen eine Aktivität und Konfrontationsbereitschaft an den Tag, wie sie hier Männern zugesprochen und Frauen abgesprochen wird. Voila.
Für mich sieht das wieder nach der Denkweise "Frauen müssen so sein wie Männer (bei uns), damit sie gleichwertig sind" aus.
Und da drehen wir uns wieder im Kreis. Frauen müssen nicht sein wie Männer, denn Aggression ist nicht männlich und nicht weiblich sondern menschlich. Es gibt jede Menge aktiver, aggressiver Frauen auch in unserer Kultur - bei ihnen wird die Aggression nur nicht geduldet und für gewöhnlich sanktioniert. Und ebenso gibt es jede Menge weicher, konfrontationsscheuer Männer, und die bekommen ebenso auf den Deckel. ;)
Ein weiteres Beispiel ist das Verlangen nach "dem einen einzigen Mann in ihrem Leben" bei Frauen, wohingegen Männern generell unterstellt wird, ihre Triebe mehr ausleben zu müssen. Das wird schon allein durch die matrilinearen Kulturen ad absurdum geführt, in denen es üblich ist, diverse Liebhaber mit nach Hause zu bringen und in denen Monogamie eher selten ist. Bei den Tibetern (ausgenommen sind diejenigen, die mittlerweile arg von den ausgeprägt patriarchalen Han beeinflusst wurden) ist die häufigste Form der Ehe die Polyandrie. (Quelle s.u.)
In manchen matrilinearen Kulturen mag das so sein, in anderen wiederum nicht. Ich habe sogar von matrilinearen Kulturen gehört, in denen die Männer mehrere Frauen heiraten durften und es oft auch getan haben - nicht umgekehrt. Z.B. bei den Cherokee und einigen anderen amerikanischen First Nations. Es ist eben nicht alles so einfach, dass es auf der einen Seite "das" Patriarchat gibt, in dem Frauen nichts dürfen, und auf der anderen Seite "das" Matriarchat, in dem Frauen alles dürfen. Wink Die Welt ist sehr bunt und wenn man genau guckt, hat jede Kultur für Männer wie Frauen Vor- und Nachteile.
Wobei man bei Polygamie beachten muss, dass es für die Frauen eine große Arbeitserleichterung bedeutete, wenn es mehrere Ehefrauen gab, die sich die Arbeit teilen konnten.
Und wieder: es war ein Beispiel für eine Eigenschaft, die hier den Frauen zugeschrieben wird, die aber offensichtlich nicht angeboren weiblich ist.
Natürlich gibt es auch die Polyandrie, Schwestern-Brüder-Ehe, was noch alles. Klar. Trotzdem bleibt das Beispiel als Beleg für die Unsinnigkeit der Annahme der Frau als dem monogamen Wesen schlechthin bestehen.

Aber was mir dabei auffällt: Wenn du davon ausgehst, dass ich das hypothetische Matriarchat für Utopia halte, irrst du. Auch das würde der Vorstellung vom individuellen Menschen absolut widersprechen. Ich muss mir aber meine Beispiele nun einmal in einem völlig anderen Kulturbereich suchen, denn die Kulturen, die patriarchal angelegt sind, zeigen nun einmal als einen ganz wesentlichen Bestandteil ihrer selbst verschiedene Mechanismen zur Unterwerfung von Frauen, in mehr oder weniger deutlichem Ausmaß. Und viele der Eigenschaften, die man hier Frauen zuschreibt, sind einfach auch Eigenschaften, die auch anderen niederbewerteten Gruppen zugeordnet werden - Ausländern, Juden, Schwarzen, was gerade so je nach Kultur und Epoche passt. Wuschlons Posts zB verdeutlichen das doch geradezu mit dem Holzhammer.

Ich hab das grad mal ein bisschen recherchiert und zwar nichts speziell zum Stillen bei den San gefunden, aber es kann anscheinend jeder Mensch theoretisch stillen: http://www.fem.com/private/milchmaenner ... n-690.html
Ui, danke für den Link. Den kenne ich noch nicht. :)
Trotzdem ist auch bei den San die Arbeitsteilung geschlechtlich geregelt. Insofern, dass die Männer Großwild jagen, und die Frauen jagen i.d.R. Kleintiere und sammeln Früchte.
Sicher. Männer sind für eine Gesellschaft entbehrlicher (Und das meine ich jetzt nicht wertend sondern einfach objektiv - für das Überleben einer Gemeinschaft brauchst halt mehr Frauen als Männer.), deshalb gibt es logischweise immer Tendenzen, Männern die gefährlicheren Aufgaben zuzuschustern. Das ist sicher nicht nett, aber im Zuge des Überlebenswillens gerade kleinerer Völkergruppen durchaus verständlich. Das hat aber nichts mit den Eigenschaften der Männer oder der Frauen zu tun.
Durchschnittlich größer und stärker sind die Frauen zB in Völkern aus Tibet oder dem Benin, auch manche Indianervölker wie zB. die Shastika in Californien.
Auch das wollte ich genauer wissen, habe dazu aber keine Texte gefunden. Auf der offiziellen Internetpräsenz der Shasta Indian Nation gibt es aber Fotos, und die bestätigen das ganz und gar nicht.
Stimmt, die Fotos der Shastika passen da nicht recht. Allerdings wurde "The Mothers" von Briffault auch 1927 aufgelegt. Mag natürlich sein, dass da in der Zwischenzeit eine weitere genetische Durchmischung stattgefunden hat oder es um einzelne Stämme ging. Ich würds dir zitieren, habe mir aber den Schinken damals nicht gekauft sondern nur ausgeliehen. Es stehen eine ganze Menge Beispiele drin. Das Buch kriegst du vermutlich an jeder Unibibliothek (zur Not per Fernleihe). Bevor du jetzt seine kompletten Untersuchungen als Unsinn bzw. inexistent abtust, solltest du vielleicht mal einen Blick reinwerfen. Die Shastika sind ua auf den Seiten 442-447 Thema.
Heide Göttner-Abendroth habe ich auch mal vergöttert, bis ich herausfand, dass sie sich gerne widerspricht und sich die Dinge gerne so zurechtlegt, wie sie gerade in ihr Schema passen und z.B. archäologischen Artefakten gleich mal den Matriarchatsstempel aufdrückt, während sich echte Archäologen über die Bedeutung des Gegenstands noch gar nicht im Klaren sind. Fail!
Sicher, sie hat einen Matriarchatsfimmel, aber zu dem Thema habe ich sie ja auch nicht in Anspruch genommen. Um archäologische Artefakte gings nicht, sondern um real existierende Menschen und ihre Körpergröße. Wie sie die interpretiert, steht dann auf einem anderen Blatt.
Vom Vergöttern bin ich im Übrigen weit entfernt. Ich betrachte alle Quellen kritisch.
Ich gehe in der Zusammenfassung deiner Beiträge davon aus, dass du mit Klischee die Rollenbilder meinst, wie sie bei uns existieren.

Klischees, Rollenbilder (nicht nur unsere), Diskurse, wenn dus lieber so ausgedrückt haben möchtest. :)
Nun, dann ist allerdings jedes Rollenbild in jeder Gesellschaft ein Klischee, denn in jeder Kultur gibt es Rollenbilder, auch wenn sie sich zwischen den Kulturen in Details unterscheiden.
Richtig. Jedes Rollenbild in jeder Gesellschaft ist nach der Definition ein Klischee. Nicht richtig, sie unterscheiden sich nicht in Details sondern ganz entscheidend.
Auch nicht richtig, ich halte keines der Klischees für richtig, auch kein "matriarchales", wenn es denn eins gäbe. Klischeevorstellungen können einem Individuum niemals gerecht werden. (Ich weiß, das hast du hier nicht explizit gesagt, aber du unterstellst es mir mehr oder weniger unterschwellig.)
Insofern sind das alles Klischees, die zusammengenommen die bunte Vielfalt der menschlichen Kulturen zeigen, im Einzelnen aber genau so genormt sind wie das unsere.
Yepp, jede Gesellschaft kategorisiert. Wie gesagt, das menschliche Gehirn kanns nicht anders. Es braucht Kategorien zum Denken. Falsch ist nicht zu kategorisieren, sondern zu vergessen, dass die Kategorien nicht die Wahrheit abbilden - sie sind bloße Arbeitshypothesen.


So, weiterlesen kann ich jetzt erst. rl kam dazwischen. ;)
Yulan
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#1047 Beitrag von Yulan »

Lilian hat geschrieben:Aber: Als die Arbeitsteilung noch streng geregelt war (und das war sie auch in matrilinearen Gesellschaften) und jedes Geschlecht seine spezifischen Aufgaben zu erfüllen hatte, hat sich die Frage "Wer übertrumpft wen" gar nicht gestellt. Weil die unterschiedlichen Aufgabengebiete gar nicht miteinander verglichen werden konnten. So konnte bei einem Paar jeder jeweils auf seinem Gebiet hervorragend sein, sogar der/die Beste, ohne zum Partner in Konkurrenz zu treten. Auf diese Weise konnten beide gleich stark sein. 8)
Und wenn ich auf dem Gebiet, in das ich zwangshineingeboren wurde, nun mal von Natur aus grottenschlecht bin, auf dem Gebiet der "anderen Seite" aber durchaus was reißen könnte?
Aber sicher, die Frage "Wer übertrumpft wen?" stellt sich da nicht. Die stelle ich mir aber auch aktuell nicht. Ich frage mich eher "Wie verwirkliche ich mich selbst und welche Möglichkeit lässt man mir dazu bzw. welche Steine legt man mir in den Weg?
Lilian hat geschrieben:Hier in Europa wurde in Sachen Gleichberechtigung eine Menge erreicht. Ich sehe ehrlich gesagt nicht, wo da noch Verbesserungen nötig wären. Frauen haben hier wirklich gleiche Rechte wie Männer, teils sogar mehr als sie, und viele Vergünstigungen. Es wäre nicht gut, über das Ziel hinaus zu schießen.
Hui, da würde ich an deiner Stelle noch mal recherchieren. Oder versuche doch mal, eine Lebensversicherung abzuschließen und frage dann mal spaßeshalber nach, was ein Mann mit exakt deinen Voraussetzungen zu zahlen hätte. Oder geh doch einfach mal wieder zum Friseur - natürlich nur, um nach den Preisen zu fragen. ^^

Sirrpa hat geschrieben:@ Yulan: Wollte Dir nur mal eben sagen, dass ich Deine Ausführungen sehr gerne gelesen habe und sie 1zu1 teile! Habe dazu hier nix geschrieben, weil man mit dieser Ansicht meist allein auf weiter Flur steht, leider....und ich das nicht so gut ausdrücken könnte!
Danke. :)
Ich muss gestehen, ich mache mir die Mühe auch nicht mehr oft. Ganz einfach deshalb, weil die "Gegenseite" oft gar nicht verstehen will, was man sagt. Schon irritierend, mit welcher Begeisterung sich so manche ihr eigenes Grab schaufelt, ums mal ein bisschen überspitzt zu sagen. ;)
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#1048 Beitrag von Hexe »

Sollte ich diese erbitterte Diskussion losgetreten haben? :shock: :oops

Ich habe früher Vollzeit gearbeitet, trotz dreier Kinder zu Hause und ich weiß durchaus, wie wütend es machen kann, wenn man im einem Betrieb als Frau nicht das erreichen kann, was man will. Dank männlicher Konkurrenz! Aber ich übertrug diese Erfahrung auf fast alle Bereiche des Lebens und fühlte mich wie ohnmächtig dagegen. Alles, was gemeinhin als weiblich erachtet wurde, lehnte ich ab.

Wie gesagt, sehe ich die Dinge heute viel gelassener als früher. Ich habe ein Selbstverständnis gewonnen, in dem ich auch Weiblichkeit annehmen kann, ohne mich dadurch diskriminiert zu fühlen. Sollte es Männer (oder Frauen) geben, die über mich die Nase rümpfen :pfeif:

Übrigens vielleicht interessant, dass sich mein Sohn deutlich mehr für Technik und Computer interessierte und wettbewerbsorientierter war, als seine beiden älteren Schwestern. Und ich garantiere dafür, dass er auf keinen Fall extra "männlich" erzogen wurde. Er spielte mit dem gleichen Spielzeug, wie die Mädchen (also z.B. Puppen UND Fishertechnik) und entwickelte doch deutlich andere Interessen.

Was ich damit sagen möchte ist, dass ich sehr wohl glaube, dass es sowohl soziale Rollenzwänge gibt als auch angeborene Verhaltensweisen/Interessen oder was auch immer, die unser Leben bestimmen.

Jeder von uns macht sich seine eigenen Gedanken darüber und jeder hat gute Argumente, die ein anderer möglicherweise widerlegen könnte.
Vielleicht könnt ihr versuchen, es auch etwas gelassener zu sehen. 8)
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#1049 Beitrag von Wind In Her Hair »

(Liebe Mods, ich weiß dass wir fürchterlich OT sind. Könnte vielleicht jemand die Rollenbilder-Diskussion einfach auslagern, falls sie hier stört? Ich denke, hierkönnte sie passen. :) )
Yulan hat geschrieben:
Pathetisches Getue? Überdenke bitte mal deinen Diskussionsstil.
Und du hältst es für einen adäquaten Diskussionsstil, anderen von vorherein vorzuwerfen, sie würden die vorangegangene Diskussion ignorieren und die entsprechenden Posts nicht lesen?
Es sah mir stark danach aus, weil du mir gewissermaßen eine Einstellung vorgeworfen hast, die dem, was ich geschrieben habe, genau widerspricht.
Wo ich dich nun missverstanden habe, hast du immer noch nicht aufgeklärt.
In dem Teil hier drunter, hat sich also mittlerweile erledigt, wenn ich das richtig verstehe. :)

Da ichs gerade noch mal gelesen habe: Dem ersten Teil stimme ich zu, aber hier : "oder ob man schlicht jede geschlechtsspezifische Äußerung im Namen der Gleichmacherei unterdrückt." frage ich mich doch wieder, warum die Gleichmacherei verteufelt wird, die künstliche Unterscheidung aber nicht. Da wird wieder mit zweierlei Maß gemessen.
Ob die Unterscheidung künstlich ist, steht noch nicht fest und wird derzeit in der Wissenschaft stark angezweifelt.
Ich verteufele die Gleichmacherei, weil damit der Mensch zu einem Neutrum ohne jedes Geschlechtsrollenverhalten gemacht werden soll und alles geschlechtsspezifische plötzlich als nicht politisch korrekt gilt. Es ist ebenso ein Dogma wie andersrum die Rollenbilder zum Teil im 19. Jahrhundert oder, noch extremer und umfassender, im 3. Reich dogmatisiert wurden.

Das schließt auch die Möglichkeit mit ein, dass jemand von Natur aus kaum klassische Rolleneigenschaften zeigt oder sogar welche, die eigentlich zum anderen Geschlecht gehören. Nichtsdestoweniger stellen diese Menschen immer noch eine Minderheit und nicht die Norm.
Natürlich gibt es mehr rollenkonforme Menschen (einschließlich derer, die sich rollenkonform geben, weil sie gesellschaftliche Sanktionen befürchten) als deutlich abweichende. Das ist doch auch kein Wunder, wenn man schon als Baby drauf gedrillt wird, was man zu mögen und wie man sich zu benehmen hat.
Das ist doch gar nicht wahr. Es ist doch schon seit mindestens 20 Jahren so, dass sich immer mehr Eltern bemühen, ihre Kinder eben nicht rollenspezifisch zu erziehen. Trotzdem ist es auch in diesen Familien häufig so, dass es sich sehr schnell dahingehend entwickelt, dass der Junge gerne Spielzeugautos haben möchte und das Mädchen Mamas Abendkleider anprobiert. :ugly:

Und wie ich schon andernorts geschrieben habe, höre ich immer wieder von Frauen, die immer gerne typische Mädchen gewesen wären, dies aber von ihrer emanzipierten Mutter verboten bekamen und später Probleme mit ihrer Identität hatten, weil sie etwas Wesentliches nie hatten ausleben dürfen. Diese Frauen sprechen von einer Sehnsucht, "weiblich" zu sein, haben aber das Gefühl, gar nicht zu wissen, was das eigentlich ist oder wie man das auslebt, weil der Impuls in der Kindheit zwanghaft unterdrückt wurde.
Dagegen habe ich noch nie von einem Fall gehört, wo das Mädchen lieber wild gewesen wäre und sich für Technisches interessiert hat, das aber zu unterdrücken hatte - sofern die Kindheit nach den 1970er Jahren stattgefunden hat. Damit will ich nicht behaupten, das würde es nicht mehr geben, aber so ein Fall wirkt heutzutage doch eher kurios. Weil eben alle Welt darauf pocht, dass Mädchen wild und stark und technisch interessiert zu sein haben und das gerade in der Pädagogik spätestens seit den 90er Jahren auch auf vielfältige Weise promotet wird.

Eher ist es doch so, dass es zum Nachdenken anregen sollte, dass es trotz dieser Gehirnwäsche immer noch so viele Leute gibt, die sich nicht in die bestehenden Normen einordnen.
Gehirnwäsche - ist da nicht eine gehörige Portion Paranoia dabei? Was Geschlechterrollen sind, ist ja historisch gewachsen und wurde nicht eines Tages als Doktrin von irgendjemandem auf den gesellschaftlichen Tisch gebracht. Anders als Gender Mainstreaming.

Ich habe nicht gesagt, dass Rollenverhalten komplett angeboren ist, sondern zum Teil. Es ist eine Mischung aus angeborenen und kulturellen Faktoren. Und weil sich Kulturen nunmal voneinander unterscheiden, ist klar, dass Rollenverhalten nicht in jeder Kultur 100% gleich ist.
Anders herum: weil die Rollen nicht der Realität entsprechen, sind sie nicht überall gleich. Kategorisierung ist menschlich, anders funktioniert das Gehirn nicht, aber man sollte sich bewusst sein, dass jede Kategorisierung künstlich ist.
Wenn du auf der Meinung beharrst, Rollen seien ausschließlich künstlich und entsprächen nicht der Realität, ignorierst du nicht nur den aktuellen Stand der Wissenschaft, sondern auch das Empfinden und das Selbstverständnis der meisten Menschen.

Aber es gibt tatsächlich einiges, was in den meisten oder sogar allen Kulturen sehr ähnlich ist.
Wenn es um Angeborenes geht, reichen "die meisten Kulturen" zwar nicht, aber wenn du etwas weißt, was geschlechtsspezifisch und in allen Kulturen gleich ist, dann interessiert mich das wirklich. Worum geht es?
Zum Beispiel, dass Frauen in praktisch jeder Kultur traditionell für die Kinder, den Haushalt und das Herstellen von Kleidung verantwortlich waren oder sind und Männer auf die Jagd gingen oder gehen. Nun kann es sein, dass diese Arbeitsteilung sich einfach aus körperlichen Voraussetzungen ergeben hat. Aber daneben erfordert beides auch unterschiedliche charakterliche Eigenschaften. Eine Frau, die den Drang hat, ständig in der Wildnis herumzustreifen, oder ein so großes Aggressionspotential hat, dass sie sich immer wieder mit anderen prügelt, wird es sehr schwer haben, stundenlang ruhig am Webstuhl zu sitzen oder sich um ihre Kinder zu kümmern. Sie muss ruhiger und häuslicher sein als ein Mann. Dagegen spricht auch nicht, dass sie sich gut durchsetzen kann und keine Angst vor Konfrontationen hat, wenn es sein muss. Im Gegenteil. Das Bild der immer sanften, lächelnden, blondgelockten Mutter, die außer Kindererziehen nichts alleine kann, ist noch ziemlich jung (stammt übrigens nicht aus dem 19. Jahrhundert), hat Gott sei Dank nicht wirklich überdauert und ist meiner Meinung nach weder lebbar noch irgendwie hilfreich für ihre Familie oder die Gesellschaft, in der eine solche Frau lebt.

Und ein Mann, der z.B. Konfrontationen scheut und zu wenig Aggressionspotential in sich hat, wäre einfach ein verdammt schlechter Jäger und Krieger. Er könnte also weder seine Familie ernähren noch wäre er besonders hilfreich wenn es darum geht, sein Volk zu beschützen. Diese Männer gab es sicher auch "damals", und ich gehe davon aus, dass sie andere Talente hatten und daher andere Wege gefunden haben, ihren Leuten von Nutzen zu sein. Aber jetzt stell dir mal vor, die Mehrheit der Männer wäre so gewesen. Na gute Nacht.

Es ist also eine nicht ganz sinnfreie Annahme, dass dem Menschen da auch biologisch ein entsprechendes charakterliches bzw. mentales Rüstzeug mitgegeben wurde, um seine geschlechtsgegebenen Aufgaben so gut wie möglich wahrnehmen zu können.

Wenn wir von hiesigen Rollenbildern sprechen, kann man diese auch umkehren.
Halte ich für unwahrscheinlich. Die Rollenbilder bestehen aus einer Ansammlung völlig unterschiedlicher und teilweise relativ wahllos zusammengewürfelter Eigenschaften. Dass auf dieser Welt per Zufall eine genau entgegengesetzte Kultur entsteht, ist unwahrscheinlicher als ein Lottogewinn. Dafür ist die Erde nicht groß genug.
Na ja, bevor du Beispiele brachtest, dachte ich, du würdest Kulturen kennen, bei denen beispielsweise die Frauen allein auf Großwildjagd gehen oder in den Krieg ziehen, während die Männer zu Hause spinnen und nähen und die Kinder erziehen. ;)

Wir leben ja nicht in einer Diktatur, in der jedes Abweichen vom Mainstream bestraft wird. Jedenfalls noch nicht.
Und genau da sind wir beim Kasus Knaxus und bei dem Grund, warum "die Feministinnen" so erbittert kämpfen.
Doch, wir leben in dieser Diktatur. Das fängt an bei Frauen, die dumm angelabert werden, wenn sie sich die Beine nicht rasieren, und Männern, die ihrer langen Haare wegen keinen Job bekommen und geht bis zu Homosexuellen, die zusammengeschlagen werden, weil sie den "Falschen" angemacht haben, und Frauen, die für die gleiche Arbeit bei gleicher Leistung deutlich weniger Gehalt bekommen als entsprechende männliche Kollegen, bzw. überhaupt schlechtere Chancen im Job haben.
Wer sich nicht rollenkonform verhält, kriegt ganz platt aufs Maul. Natürlich läuft das in dieser Gesellschaft oft etwas subtiler ab, aber letztlich kommts auf das Gleiche hinaus.
Das ist etwas ganz anderes als eine Diktatur. Sprich mal mit Menschen, die in einer Diktatur leben oder gelebt haben oder als Reisende gewisse Einblicke in echte Diktaturen bekommen haben. Da wirst du (hoffentlich) ganz schnell drauf kommen, dass die kulturellen Erwartungen bei uns nicht das Geringste mit Diktatur zu tun haben.

Solche und ähnliche Erwartungen gibt es übrigens auch in matrilinearen Kulturen. Auch die haben Normen, wie Männer und Frauen sich zu kleiden, auszusehen oder sich zu verhalten haben. Ich glaube nicht, dass dort nicht gelästert oder gekichert würde, wenn jemand offensichtlich gegen diese Normen verstößt. Das nennt sich Kultur, und ich bin strikt dagegen, alles Kulturelle um der Individualität Willen abzuschaffen. Oft denke ich, Leuten, die das wollen, ist gar nicht bewusst, wie gut wir es heute hier haben. Denn in vielen Bereichen sind wir schon sehr frei, was Verstöße gegen die kulturellen Normen betrifft - viel freier als die meisten anderen Kulturen. Da fällt vielleicht ein blöder Spruch, wenn unterm Rock die unrasierten Beine zu sehen sind. Aber es kann einem keiner verbieten und es wird auch niemand wegen sowas wirklich aus der Gesellschaft ausgeschlossen, nicht heiratsfähig o.ä. In anderen Bereichen, in denen noch mehr Engstirnigkeit herrscht, bin ich zuversichtlich, dass auch das sich in den nächsten Jahren noch weiter verbessern wird. Langhaarige Männer z.B. erobern so langsam auch immer mehr Bereiche der Gesellschaft und des Berufslebens, darunter Bereiche, denen sie sich 1960 nichtmal auf zehn Meter Entfernung hätten nähern können.

Und wenn Frauen nicht das gleiche verdienen wie ein Mann in gleicher Position, mit gleicher Berufserfahrung und im gleichen Betrieb, dann müssen sie verdammt noch mal mehr Gehalt fordern.
Kannst ja mal überlegen, wie Männer im Allgemeinen darauf reagieren, wenn ich versuche, in ein Gespräch über Computer einzusteigen, wovon ich für Gewöhnlich deutlich mehr Ahnung habe als zumindest ein guter Teil der beteiligten Männer. ;)
Ich weiß nicht, wie sie bei dir darauf reagieren. Ich bin nicht gerade ein Technikfreak, aber wenn ich mich mal mit Männern über technische Dinge ausgetauscht habe, in denen ich mich ein wenig auskenne, war das eigentlich immer sehr nett.

Allerdings verstehe ich nicht, warum Feministinnen immer so viel Wert darauf legen, wer lauter und aggressiver ist. Warum ist das so wichtig?
Ist nicht wichtig. Ist nur ein Beispiel. Du wolltest doch eins. ;)
Du schriebst: "Kannst du Beispiele nennen? Ich habe von Gesellschaften gehört, in denen die Frauen z.B. quasi allein die Politiker sind. Aber auch da herrscht keine direkte Umkehrung der Rollen. Der Machtverhältnisse vielleicht, aber nicht der Rollen. " Und dies ist ein Beispiel dafür, dass eine Eigenschaft, die Aggression, die hierzulande ganz eindeutig in die männliche Rolle gehört, anderswo eben nicht "männlich" ist.
Die Frauen in dem angesprochenen Buch legen eine Aktivität und Konfrontationsbereitschaft an den Tag, wie sie hier Männern zugesprochen und Frauen abgesprochen wird. Voila.
Ach so, hab den Faden wieder. Ja, sowas meinte ich eigentlich mit den Unterschieden im Detail. Dann treten die Frauen in Juchitán eben lauter und aggressiver auf als hier, aber das ändert nichts daran, dass sie gewisse Eigenschaften brauchen, um sich um ihre Hausarbeit und die Kinder kümmern zu können - und diese höchstwahrscheinlich auch haben.

Für mich sieht das wieder nach der Denkweise "Frauen müssen so sein wie Männer (bei uns), damit sie gleichwertig sind" aus.
Und da drehen wir uns wieder im Kreis. Frauen müssen nicht sein wie Männer, denn Aggression ist nicht männlich und nicht weiblich sondern menschlich. Es gibt jede Menge aktiver, aggressiver Frauen auch in unserer Kultur - bei ihnen wird die Aggression nur nicht geduldet und für gewöhnlich sanktioniert. Und ebenso gibt es jede Menge weicher, konfrontationsscheuer Männer, und die bekommen ebenso auf den Deckel. ;)
Weil sich evolutionär eben bestimmte Rollenverhaltensweisen als vorherrschend herauskristallisiert haben und der Mensch leider immer noch nicht so weit in seiner Kultur gediehen ist, als dass ihn bei der Konfrontation mit jemandem, der anders ist, nicht der Drang überkäme, denjenigen wegzukläffen. ;) Jedenfalls bei einigen ist das noch so. Der größte Teil der Gesellschaft hat dahingehend sehr wohl dazugelernt, sonst würde es Genderdiskussionen und Christopher Street Days gar nicht geben. ;) Das darf man bei allem Ärger über den einen oder anderen Stänkerer auch nicht übersehen.

Und wieder: es war ein Beispiel für eine Eigenschaft, die hier den Frauen zugeschrieben wird, die aber offensichtlich nicht angeboren weiblich ist.
Natürlich gibt es auch die Polyandrie, Schwestern-Brüder-Ehe, was noch alles. Klar. Trotzdem bleibt das Beispiel als Beleg für die Unsinnigkeit der Annahme der Frau als dem monogamen Wesen schlechthin bestehen.
Das ist dann wohl wirklich einer der kulturellen Faktoren. Hat ja keiner gesagt, dass es die nicht gibt.

Und viele der Eigenschaften, die man hier Frauen zuschreibt, sind einfach auch Eigenschaften, die auch anderen niederbewerteten Gruppen zugeordnet werden - Ausländern, Juden, Schwarzen, was gerade so je nach Kultur und Epoche passt. Wuschlons Posts zB verdeutlichen das doch geradezu mit dem Holzhammer.
Kannst du dazu Beispiele nennen? Ich sehe weder den Bezug zu Wuschlons Beitrag, noch kenne ich "niederbewerteten Gruppen" (von wem niederbewertet?) zugeschriebene Eigenschaften, die auch Frauen zugeschrieben werden.

Trotzdem ist auch bei den San die Arbeitsteilung geschlechtlich geregelt. Insofern, dass die Männer Großwild jagen, und die Frauen jagen i.d.R. Kleintiere und sammeln Früchte.
Sicher. Männer sind für eine Gesellschaft entbehrlicher (Und das meine ich jetzt nicht wertend sondern einfach objektiv - für das Überleben einer Gemeinschaft brauchst halt mehr Frauen als Männer.), deshalb gibt es logischweise immer Tendenzen, Männern die gefährlicheren Aufgaben zuzuschustern. Das ist sicher nicht nett, aber im Zuge des Überlebenswillens gerade kleinerer Völkergruppen durchaus verständlich. Das hat aber nichts mit den Eigenschaften der Männer oder der Frauen zu tun.
Männer sind nicht nur leichter entbehrlich, sie sind auch einfach besser für Dinge wie die Großwildjagd ausgestattet. Nicht dass Frauen es nicht könnten, ich weiß auch, dass sie in manchen Jäger-Sammler-Gesellschaften zumindest gelegentlich an der Jagd teilgenommen haben. Aber a) nicht alleine, b) nicht in forderster Front, c) nicht unbedingt alle und d) nicht regelmäßig.

Heide Göttner-Abendroth habe ich auch mal vergöttert, bis ich herausfand, dass sie sich gerne widerspricht und sich die Dinge gerne so zurechtlegt, wie sie gerade in ihr Schema passen und z.B. archäologischen Artefakten gleich mal den Matriarchatsstempel aufdrückt, während sich echte Archäologen über die Bedeutung des Gegenstands noch gar nicht im Klaren sind. Fail!
Sicher, sie hat einen Matriarchatsfimmel, aber zu dem Thema habe ich sie ja auch nicht in Anspruch genommen. Um archäologische Artefakte gings nicht, sondern um real existierende Menschen und ihre Körpergröße. Wie sie die interpretiert, steht dann auf einem anderen Blatt.
Ich betrachte die Behauptung immer noch mit Skepsis, bis ich Beweise dafür gesehen habe. Frau Göttner-Abendroth könnte schließlich auch nur von den älteren Quellen abgeschrieben haben, und wer weiß, wieviel Wahrheitsgehalt die haben.

Nun, dann ist allerdings jedes Rollenbild in jeder Gesellschaft ein Klischee, denn in jeder Kultur gibt es Rollenbilder, auch wenn sie sich zwischen den Kulturen in Details unterscheiden.
Richtig. Jedes Rollenbild in jeder Gesellschaft ist nach der Definition ein Klischee. Nicht richtig, sie unterscheiden sich nicht in Details sondern ganz entscheidend.
Was ich eben anders sehe. Ich finde die Unterschiede in den bisher angeführten Beispielen alle nicht entscheidend.
Auch nicht richtig, ich halte keines der Klischees für richtig, auch kein "matriarchales", wenn es denn eins gäbe. Klischeevorstellungen können einem Individuum niemals gerecht werden. (Ich weiß, das hast du hier nicht explizit gesagt, aber du unterstellst es mir mehr oder weniger unterschwellig.)
Nein, müssen sie ja auch nicht. Sicher passen jeweils nur wenige ganz genau in das jeweilige Rollenschema ihrer Gesellschaft. Aber die meisten tun es zu einem großen Teil. Und solange die, die es weniger oder gar nicht tun, sich ebenfalls so ausleben dürfen, ist doch alles in Ordnung. Und genau da könnten wir mit unserer heutigen Gesellschaft bald hinkommen, wenn nicht die Gender Mainstreamer so einen Druck ausüben würden, der selbstverständlich aus konservativeren Lagern mit entsprechendem Gegendruck beantwortet wird. So läuft das alles, wenn wir Pech haben, auf einen Machtkampf zwischen zwei grundverschiedenen Dogmen hinaus. Und mir persönlich würde weder der Sieg des einen noch des anderen gefallen.

Was mich an den Gender Mainstreamern stört, ist, dass sie etwas bzw. mehrere Dinge, die nicht die Norm sind, unbedingt zur Norm machen wollen. Mir scheint, die GMer haben Angst, nicht der Norm anzugehören, und deshalb wird die bisherige Norm mit allen Mitteln bekämpft. Was ist so schlimm daran, nicht die Norm zu sein, solange man dennoch akzeptiert wird? Wir waren so schön auf dem Weg da hin, und jetzt machen die GMer aus diesem eigentlich gut gelungenen Anfang ein Monster, das auf die angeblich so intolerante Massengesellschaft neue Zwänge ausüben will.
Insofern sind das alles Klischees, die zusammengenommen die bunte Vielfalt der menschlichen Kulturen zeigen, im Einzelnen aber genau so genormt sind wie das unsere.
Yepp, jede Gesellschaft kategorisiert. Wie gesagt, das menschliche Gehirn kanns nicht anders. Es braucht Kategorien zum Denken. Falsch ist nicht zu kategorisieren, sondern zu vergessen, dass die Kategorien nicht die Wahrheit abbilden - sie sind bloße Arbeitshypothesen.
Das Wort Arbeitshypothesen finde ich falsch, da es bei dem alltäglichen Leben ganz normaler Menschen ja nicht um ein zu verwirklichendes Projekt geht. Die Kategorien der Geschlechterrollen sind eine gesellschaftlich und evolutionär gewachsene Grundform, an der sich die meisten Menschen instinktiv orientieren. Jedoch geht es beim GM ja in der Tat um ein politisches Projekt, und da habe ich ganz scheußliche Assoziationen.
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#1050 Beitrag von Wind In Her Hair »

Sorry für die Einmischung....
Yulan hat geschrieben:
Strohköpfchen hat geschrieben:Trifft zu! Ich will einfach nur so sein wie ICH und das auch dürfen!
Darfst du. Aber dafür brauchst du dich nicht auf ein Klischee berufen. Das kannst du ganz einfach als Mensch.
Und wenn sie sich gar nicht auf ein Klischee beruft, sondern als Mensch einfach - nicht so zufällig wie es scheinen mag - dem Klischee in großen Teilen entspricht?
wuschlon extraordinaris hat geschrieben:Ich will einen Mann, zu dem ich aufschauen kann, bin ich deshalb dumm oder weniger wert als Du?
Ich finds in der Tat befremdlich, ja. Aber ich habe bereits gesagt, dass du als Individuum tun kannst, was du willst. Setze es nur nicht als weiblich fest und zwinge dadurch mich und andere dazu, mich ebenfalls unterzuordnen oder als unnormal dazustehen.
Sie hat es doch gar nicht als weiblich festgesetzt, das haben unsere Urahnen getan. Aber versucht ihr GMer doch bitte nicht, ganze Gesellschaften umzukrempeln, nur damit ihr auch mal die Norm seid.

Ich gestehe jedem Menschen das gleiche Ausmaß an Individualität zu, egal welchen Geschlechts. Warum könnt ihr das nicht? Warum müsst ihr alle anderen Männer und Frauen in einen Käfig sperren, nur weil ihr euch in diesem Käfig, dem Klischee, wohlfühlt - falls ihr das denn tut.
Auch ich gestehe jedem Menschen das gleiche Maß an Individualität zu. Ich vertrete trotzdem die Ansicht, dass es Geschlechterrollen gibt und sie zum Teil natürlich sind und dass es sie geben darf. Das geht alles gleichzeitig. :D
Manchmal habe ich allerdings das Gefühl, dass dieser Käfig gerade deshalb so hysterisch verteidigt wird, weil man sich nicht eingestehen will, dass man feststeckt.
:roll:
Trifft auf mich ganz sicher nicht zu. Schließlich bin ich einst dem feministischen Lager abtrünnig geworden, und ich stecke ganz sicher nicht in einem Käfig. :lol: Das werde ich zu verhindern wissen.
Im Übrigen bist du bisher die einzige, die mir hier leicht hysterisch erscheint und durch die bloße Existenz von Rollenbildern ständig ihr Recht auf freie Selbstentfaltung entzogen sieht, obwohl alle von der "Gegenseite" Argumentierenden das Gegenteil geschrieben haben.
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