Ihre Gedichte sind nicht gut, weil sie Nachahmungen sind. Sie orientiert sich an Heine, aber ohne Heines scharfen, ironischen Witz. Ich glaube, sie war eine ziemlich humorlose Frau, während Heines scheinbar schlichte Verse durch seinen Witz Tiefenschärfe bekommen, durch seine Illusionslosigkeit und letztendlich seine Verzweiflung.
Elisabeth hat Verse gemacht und es gewiß auch ernst gemeint, aber echte Lyrik ist so schwer zu schreiben wie wirklich gute Musik. Ein gutes Gedicht klingt im Leser lange nach, und man wird seiner nicht müde. Es kann schlicht sein, aber es weckt im Leser eine ganze Welt.
Wie oft zitiert man Heines Worte "denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht", "wo man Bücher verbrennt, da verbrennt man am Ende auch Menschen", "das hat die Loreley mit ihrem Singen getan".... oder die letzten Zeilen des berühmten Gedichts:
Ein Jüngling liebt ein Mädchen,
Die hat einen Andern erwählt;
Der Andre liebt eine Andre,
Und hat sich mit dieser vermählt.
Das Mädchen heiratet aus Aerger
Den ersten besten Mann,
Der ihr in den Weg gelaufen;
Der Jüngling ist übel dran.
Es ist eine alte Geschichte,
Doch bleibt sie immer neu;
Und wem sie just passiret,
Dem bricht das Herz entzwei.
Elisabeth hat nichts geschrieben, das in seiner unmittelbaren Kraft diesen Versen gleichkäme. So einfach sie aussehen, so bleiben sie einem im Gedächtnis. Ich glaube, niemand kann unberührt bleiben, der sich dieses Gedicht durchliest und aus dem Geplauder an das brechende Herz kommt. Das ist ein gutes Gedicht.
Schade, daß wir in der Schule mit Lyrik so mißhandelt werden und sie uns oft verdorben wird.
Einer der liebenswertesten Züge an Elisabeth ist für mich ihre große Liebe zu Heine, dem oft Mißverstandenen.
PS: Bei Wikicommons gibt es noch jede Menge weiterer Heine-Zitate, das muß ich einfach noch anmerken.
http://de.wikiquote.org/wiki/Heinrich_Heine
Es ist schwer, ein liebstes auszuwählen, aber das hier ist doch großartig:
"Das ist schön bei den Deutschen: Keiner ist so verrückt, dass er nicht einen noch Verrückteren fände, der ihn versteht."