Aus dem Leben eines Deckels
Kapitel II – Frühstück
Es ist Samstag, ein leichter Ostwind mit 21° weht durchs Fenster herein, und der Luftdruck beträgt 1013,25 hPa (damit ihr euch die Szenerie besser vorstellen könnt).
Der Wecker klingelt, erst geht das eine Auge auf, dann das andere. Mit einem müden ächzen richte ich mich auf. Neben mir säuselt sie, und wir stehen auf. Bevor ich mich zum Bäcker aufmache, muss ich noch zur Post vorbei und Tauschpakete abgeben. “Muss das heute sein?“ frage ich und mit schnippischer Stimme bekomme ich zu hören, dass die anderen Langhaarfrauen ihre Tauschpakete schon weggeschickt haben. Müde und etwas mürrisch fange ich an meinen Fahrradanhänger zu beladen, für 10 Pakete braucht man(n) schon seine Zeit und wenn das so weiter geht einen größeren Fahrradanhänger. Auf dem Rückweg von der Post halte ich beim Bäcker. Aus der Bäckerstüte duftet es verführerisch gut nach meinen Lieblingskartoffelsemmeln. Beschwingt fahre ich nach Hause und freue mich schon auf mein Frühstück.
Gerade als ich in die erste Semmel beißen will, zerreißt ein Schrilles „KLING KLING“ den Morgen und der viel zu gut gelaunte Postbote drückt mir fast 8 Pakete in die Hand (eigentlich nur 3). Ich weiß nicht wie mir geschieht und schon attackiert mich meine Freundin von hinten und schmeißt mich mit einem Wrestler 210°-Wurf beiseite. Wie ein Grinsekarnickel werden die Pakete fachmännisch "geöffnet" und der Inhalt fein säuberlich begutachtet. Während Sie aufzählt: "Flexi, Haarstab, noch eine Flexi, Haarseife, Ficcare“. Langsam komme ich wieder zu sinnen und statt Sternchen sehe ich Euros davon fliegen.
Ach vergiss den Blödsinn. Ich widme mich wieder meiner leckeren Marmeladensemmel, während meine Partnerin durch die Wohnung hüpft und alle neuen Haarartikel auf einmal trägt.
Jetzt erstmal eine schöne heiße Dusche!
SCHOCK!! Jemand hat das Badezimmer vermint, überall stehen ominöse Schüsseln mit Flüssigkeiten. Auf einer steht "Rinse" - bestimmt giftig das Zeug, könnte eine Art Kloreiniger sein. Ich mache lieber einen großen Bogen um die Brühe.
Bevor ich duschen kann muss ich erst den Wächter besiegen, ein grauenerregendes Tentakelmonster, welches im Abfluss der Dusche haust. Ich fange an mich zu rüsten für einen epischen Kampf. In den linken Holster stecke ich Rohrreiniger, in den rechten einen Duschreiniger. Meine Geheimwaffe schnalle ich mir auf den Rücken - einen Zweihänder-Pömpel.
Vorsichtig nähere ich mich der Dusche, ein Gefühl wie ein Cowboy kurz vor dem finalen Showdown. Ich bilde mir ein, eine leise Westernmusik zu hören, unter meinen Füßen knirscht der Sand und Roggen. Ein leichter Wind weht und Haarbüschel rollen durch den Badesaloon, irgendwo in der Nähe heult ein Kojote (oder doch nur ein Hund). Meine Hand schwebt über dem Rohrreiniger, bereit als erster zu ziehen! Meine Finger fangen an zu zittern vor Adrenalin. Auf einmal zuckt einer der Tentakel im Abfluss, blitzschnell lasse ich mich fallen und ziehe dabei meine Waffe und drücke ab. Sofort mache ich eine Vorwärtsrolle um näher an den Abfluss zu kommen. Ich lasse meine Pistole fallen und ziehe meine Nahkampfwaffe! Abwechselnd steche ich zu und ziehe die Waffe zurück. Nach 5 Stichen macht es „flupp“ und das Monster verschwindet im Abfluss. Puh, was für ein Abenteuer!
Endlich, in der Dusche angelangt, greife ich mir wahllos eins der Shampoos... „Mist!“ eine Spülung erwischt, macht nichts sind ja genug andere Flaschen da! Mit viel Dampf und nassen Haaren mache ich mich auf den Weg zum Spiegel. Echte Rasierseife ist doch was Feines. Mitten im Sandelholzdufttraum öffnet sich die Badezimmertür und meine Holde betritt die Bühne. Mit ihrem 28. Sinn bemerkt sie sofort den Schwund in den Shampoo Flaschen. Mit beleidigtem Ton werde ich zurecht gewiesen, dass ich eine eigene Haarseife besitze.
Genervt verdrehe ich die Augen und rasiere mich weiter.
Ich hoffe euch gefällt meine "wahre Geschichte"

aus meinem Leben und ich konnte euch etwas zum schmunzeln bringen.
Euer Cowboy
