Whaaaaaat!?!?!?!? Krass, Tanue! Ja, wirklich Respekt, dass Du Dich nicht zu ähnlich beleidigenden Unverschämtheiten hast hinreißen lassen. Und:

Das ist wirklich so saublödes, extremes Mainstream-Gefasel. Unter solchen Leuten "gehört es sich", seine Haare mit allerlei modischem Kack zugrunde zu richten und dann mit teurer KK wieder aufzubauen. Ich glaube, zum einen muss (für andere "Insider") erkennbar sein, dass viel viel Geld in die Frisur (etc.) gesteckt wurde, und zum andern darf es nicht zu sehr nach Natur aussehen, denn das ist bäh und hippiesk.
Um nicht zu sehr auf den Haarmuggels (bzw. Mainstream, der diese Einstellung hat) herumzuhacken, ausgenommen natürlich solcher A****löcher, die dermaßen beleidigenden Mist von sich geben, das ist ganz klar!!!!, will ich jedoch Folgendes dazu anmerken:
Wir in der "1. Welt" des 21. Jahrhunderts sind Kulturmenschen, keine Angehörige von Naturvölkern. Dies zu zeigen, d.h. sich abzugrenzen, Distinktion zu üben, war bis in die 60er Jahre den meisten hier lebenden Menschen ein Anliegen. Seit den 68ern gibt es sehr viele Menschen, sogenannte Alternative, die heutzutage je nach Region keine kleine Minderheit mehr sind, die mit diesem Konzept nicht mehr übereinstimmen. Natürlichkeit lautet die Devise - man kleidet sich funktional-gemütlich statt förmlich, trägt bequemes Schuhwerk oder läuft barfuß, statt sich in Pumps einen Hallux Valgus oder Blasen zu holen und lässt die Haare auf "natürliche Art" - in der ihnen von den Genen gegebenen Farbe und Struktur wachsen, statt einen festbetonierten, volumigen, blondierten Helm à la Kim Novak zu tragen, etc. etc. Die "Naturmenschen" bilden eine Gruppe unserer heutigen Gesellschaft - sie ist jedoch garantiert nicht die einzige alternative! Auch hier im Forum gibt es Menschen, die in ihrer Erscheinung eher "unnatürlich" sind, z.B. indem sie ihre Haare pink oder grün färben und/oder die ihre Körpersilhouette mit der entsprechenden Kleidung (High Heels, A-Linie, Schulterpolster,...alles und/oder) wieder weg von der Natur hin zur Kultur bewegen. Und die im sogenannten "Mainstream" nicht weniger oder sogar deutlich stärker anecken.
Rundherum akzeptiert ist sowieso nichts und niemand. Was aber die breite Masse momentan ok findet, wenn es um das Erscheinungsbild, Körperpflegegewohnheiten, etc. geht, ist halt relativ mittig. Die Frisurmodelle im Salon von Tanues Ex-Schwägerin sind vermutlich repräsentativ für eine Gruppe von Menschen, denen ihr Erscheinungsbild wichtig ist und die mit ihrem regelmäßigen Gang zum Friseur und der Akzeptanz dessen, was beim "normalen Friseur" so "normalerweise" gemacht wird (blondieren, strähnen, Ombré, wenn's jetzt in ist, Pixie, dann wieder Glätten für einen Sleek Look, dann wieder Ansatz- oder Kringeldauerwelle,...) ihre Zugehörigkeit zeigen. Sie sind: keine Hippies, keine Punks, können sich regelmäßige Friseurbesuche leisten (bzw. da sie Modelle sind, streben einige von ihnen das vielleicht für die Zukunft an, wenn sie ihre Ausbildung beendet haben, das Haus abbezahlt ist, etc.), passen sich an, wollen in der Gesellschaft voran kommen, aber schießen nicht übers Ziel hinaus, indem sie z.B. als allererste Person, die sie kennen, sich z.B. eine Tonsur rasieren. Das wäre in ihren Kreisen nicht akzeptiert, denn sie gehören nicht zu einer Avantgarde, die Trends kreieren könnten. Und auch das Verhalten von Leuten wie Vielen von uns im Forum, nämlich sich als Laie Spezialwissen über ein Gebiet (Haare) anzueignen und dabei häufig ausgetretene Pfade zu verlassen und Dinge zu tun, die (noch) nicht Allgemeingut sind - denn was glaubt Ihr, warum wir Haarseife, Forken und Flexis (noch) nicht im Supermarkt an der Ecke kaufen können - stößt bei dieser und anderen gesellschaftlichen Gruppen regelmäßig auf Befremdung.
Ich habe Freunde, die meine langen Haare toll und schön finden und sich interessiert nach meinen "verrückten Geheimrezepten" erkundigen. Andere belächeln mich als bisschen verrückte Künstlerin, die sich Essen in die Haare schmiert und wieder andere halten mich aufgrund meiner Haarlänge, -struktur und/oder Farbe für tendenziell ungepflegt und finden ich solle mein Haar wahlweise kürzer, gefärbt, geglättet, gewellter oder in anderen Frisuren tragen, um mich an diese Gesellschaft besser anzupassen.
Was soll ich sagen? Alle sind wir Menschen, lasst uns Nachsicht üben!
Hier übrigens, passend zum Thema, Erich Kästners, wie ich finde, sehr konservativ-chauvinistische Ansicht über den sogenannten Flapper, die selbstbewusste, modische Frau der Zwanziger Jahre:
Sogenannte Klassefrauen
Sind sie nicht pfuiteuflisch anzuschauen?
Plötzlich färben sich die Klassefrauen,
weil es Mode ist, die Nägel rot !
Wenn es Mode wird, sie abzukauen
oder mit dem Hammer blauzuhauen,
tun sie's auch. und freuen sich halbtot.
Wenn es Mode wird, die Brust zu färben,
oder falls man die nicht hat, den Bauch . . .
Wenn es Mode wird, als Kind zu sterben
oder sich die Hände gelbzugerben,
bis sie Handschuhn ähneln, tun sie's auch.
Wenn es Mode wird, sich schwarzzuschmieren . . .
Wenn verrückte Gänse in Paris
sich die Haut wie Chinakrepp plissieren . . .
Wenn es Mode wird, auf allen Vieren
durch die Stadt zu kriechen, machen sie's.
Wenn es gälte, Volapük zu lernen
und die Nasenlöcher zuzunähn
und die Schädeldecke zu entfernen
und das Bein zu heben an Laternen,
morgen könnten wir's bei ihnen sehn.
Denn sie fliegen wie mit Engelsflügeln
immer auf den ersten besten Mist.
Selbst das Schienbein würden sie sich bügeln !
Und sie sind auf keine Art zu zügeln,
wenn sie hören, daß was Mode ist.
Wenn's doch Mode würde, zu verblöden !
Denn in dieser Hinsicht sind sie groß.
Wenn's doch Mode würde, diesen Kröten
jede Öffnung einzeln zuzulöten !
Denn dann wären wir sie endlich los.