Fredda hat geschrieben:Vielleicht denkst du anders darüber, wenn du mal 'ne chronische Krankheit hast oder alt und gebrechlich wirst. Wo man mit Training bisschen tun kann, aber der Wille nicht alles bewegen kann.
Kommt drauf an.
Klar kann man mit Training nicht alles machen.
Aber es finden sich auch viele damit ab, dass man ab einem gewissen Alter halt unbeweglicher wird und denken alt sein = unbeweglich sein = auf Hilfe angewiesen sein - und so einfach ist die Gleichung nicht. Verschiedene Studien (Link hab ich grad nicht parat, ich könnte aber danach suchen) haben herausgefunden, dass schon wenige moderate (regelmäßige) Trainingseinheiten die Beweglichkeit von Senioren signifikant verbessern.
Bei bewegungseinschränkenden Krankheiten bzw. Verletzungen kann man durch Training nicht alles erreichen, das ist klar. Aber in den meistens Fällen kann man mit Training und Änderungen in der Lebensführung große Verbesserungen erreichen. Es ist nur so, dass gerade Menschen, die sich jahrzehntelang an einen gewissen Lebensstil gewöhnt haben, sich schwer tun diesen zu ändern, oder das gar nicht wollen, oder die entsprechenden Informationen von ihren Ärzten gar nicht bekommen. Ich habe so einige ältere Damen erlebt, denen vom Hausarzt eine Ernährungsumstellung ans Herz gelegt wurde, die diese aber nicht umsetzten, weil sie es schon immer anders gemacht hatten und das beibehalten wollten. Beispiel gefällig? Frau H. hat Bluthochdruck und etliche andere damit zusammenhängende Erkrankungen. Sie weiß schon, dass eine salzärmere und gemüselastigere Ernährung besser wären (und ihr einen Teil der Medikamente ersparen würde), ändert dies aber aus den genannten Gründen nicht. Wenn ich bei ihr mitesse (bei seltenen Gelegenheiten) empfinde ich das Essen als so versalzen, dass ich es kaum essen kann, andere Gewürze/ Kräuter besitzt sie schon, benutzt sie aber nicht. Es gibt für gewöhnlich "gutbürgerliches" Essen, also viel Fleisch, Getreideprodukte, Fettiges - Obst und Gemüse sind eher Deko als Grundnahrungsmittel.
Ich weiß sehr genau, was es heißt eine chronische Krankheit mit starken Schmerzen zu haben, denn ich habe selbst eine - seit 15 Jahren (oder besser gesagt: sie wurde vor 15 Jahren diagnostiziert, da war sie wohl schon länger).
Ich habe erlebt (und auch in Gesprächen mit anderen Betroffenen bestätigt bekommen) dass die wirklichen Verbesserungen nicht durch die paar Tipps oder Medikamente von Ärzten kommen, sondern durch das, was man selbst tut und in den Alltag integriert. Im Lauf jahrelanger Recherchen habe ich herausgefunden, dass eine weitgehend vegane Ernährung meine Schmerzen wesentlich reduziert, die Arbeit bei einem Ernährungsmediziner hat mir auch klargemacht warum. Das reicht aber nicht. Die Ärzte haben mir immer wenig bzw. nur schonende Bewegung empfohlen, wirkliche Verbesserungen hatte ich aber erst mit intensiver und dauerhaft belastenderen Bewegung - auch wenn das am Anfang schmerzhaft war.
Die wesentlichen Verbesserungen erfahre ich durch das, was ich in meinen Alltag integriere - und dazu ist ein eiserner Willen vonnöten, den ich manchmal aber auch nicht aufbringe

- und dann die Rechnung dafür serviert bekomme in Form von Schmerzen, Unbeweglichkeit und eingeschränktem Alltag.
Im Umgang mit chronischen Krankheiten etc. gibt es im wesentlichen zwei Möglichkeiten: Entweder ich lamentiere darüber, dass das Leben so schlimm, die Einschränkungen so groß sind und dass früher alles besser war und lasse mich bemitleiden - oder ich akzeptiere das, was ich nicht ändern kann und bekomme meinen Hintern hoch und verbessere das, was ich verbessern kann. Es ist allerdings meine Wahl, ob ich Möglichkeit 1 oder Möglichkeit 2 nehme - meine eigene Lebensqualität kann ich dadurch maßgeblich beeinflussen.