Langhaarnetzwerk

Sumangali hat geschrieben:Schon der Hammer, dass graue Haare als quasi unnatürlich und verabscheuungswürdig angesehen werden. Hat sich unsere Gesellschaft tatsächlich so weit von sich selbst entfernt?

Das habe ich mir auch gedacht. Wahrscheinlich kommen sich die Personen dann alt vor, wenn sie grauhaarige Bekannte haben und selbst gefärbtes Haar tragen. Man passt dann nicht mehr in ihr System. Schon traurig.

Mich hat letzte Woche eine Kollegin gefragt, ob ich meine Haare wieder färbe, wenn Corona vorbei ist. Auf meine Verneinung kam dann von ihr, aber du bist doch so eine Hübsche ... Ich glaube, ich habe sie ziemlich verständnislos angesehen und nur "Jaaaaa und ..." gesagt. Da kam dann nur noch Gestammel, dass mir die grauen Haare total gut stehen würden, sie würde ja nur meinen.

In einem anderen Forum (hat nichts mit Haaren zu tun) habe ich mal wieder gelesen, dass graue Haare Frauen IMMER alt machen. Eine Frau hatte geschrieben, dass sie sich die grauen Haare rauswachsen lassen würde und Freundinnen hätten gesagt, es würde ihr stehen. Kam dann doch tatsächlich, dass niemand so etwas sagen würde, schon gar keine Freundinnen. Grau würde den wenigsten Frauen stehen und wenn, dann braucht man dazu eine tolle und flotte Frisur. Das schreiben Frauen über Frauen ...

Silberfischchen hat geschrieben:Wo hast Du das rausgelesen? Finde in den letzten Beiträgen nichts von verabscheuungswürdig oder unnatürlich?

Ich habe auf das geantwortet, was Silberfrau geschrieben hatte. Und wie ich ihrer Antwort nun entnehmen kann, bin ich mit meiner Aussage nicht falsch gelegen.

niq hat geschrieben: Unter die Rubrik zweifelnd würde ich z.B übrigens den Kommentar an Dich, Silberfrau, verstehen. Also nicht: Ablehnung, Abscheu, sondern eben: Zweifel in Richtung : "können einem graue Haare gefallen?"

Hallo niq,

das kann gut sein, dass es so ist. Für sich selbst kann sie sich keine grauen Haare vorstellen und ihre Mutter färbt mit Ende 70 Jahren auch noch die Haare. Deswegen ist es wohl unverständlich, dass einem graue Haare gefallen können. Viele vermuten auch eine Krankheit dahinter. Als ob es einem nicht gut geht. Könnte mich manchmal echt amüsieren, über die Kommentare.

Wie niq, so ging es mir auch. Ich dachte mir, färben kann ich immer noch, wenn es mir nicht gefällt und ich war mir echt nicht sicher, ob ich es wirklich mögen würde. Die Notfall-Haarfarbe steht noch in der Abstellkammer, kann ich eigentlich verschenken.

@niq - der Kommentar liest sich für mich wie ein Kompliment.
Von daher - einfach freuen...

Als ich beschlossen hatte das Henna wegzulassen, war ich mir auch nicht sicher, ob ich mir mit weißen Strähnen gefalle.
Und jetzt habe ich zwei glitzernde grauweiße Strähnen links und rechts und einzelne Silberhaare in braunen Haaren, was ich sehr mag.
Als ich vor einem Jahr bei Schuljahrsbeginn vor Kollegen und später den Schülern festgestellt habe, das ich jetzt als "Silberlady" mir eine Brille gönne, gab es außer Schmunzeln keinerlei Kommentare und so ist es auch geblieben.

„Ich habe Sie erst gar nicht erkannt mit den Haaren.“ (LWB)

Meine Mutter (hab sie seit Weihnachten nicht gesehen) meinte das ich sehr dickes und dichtes Haar hab.
Und dass die Haare lang geworden sind

Selektive Wahrnehmung wirkt manchmal Wunder

SchwieMu in spé: ... ja und mit so langen Haaren wie deinen verstopft ja auch der Abfluss schneller ...
ich (in Gedanken): Sie findet meine Haare lang!

(beinahe) APL ist nicht wirklich lang. Für einen Haarmuggel der seit Jahrzehnten Bob in Kinnlänge trägt offenbar schon. Ihre Tochter hat kürzlich die Haare von Taille auf CBL schneiden lassen und da meinte sie auch die seien ja noch immer "total lang"

Siehst du! So ist es aber doch wirklich! Verschiedene Menschen, verschiedene Bewertung ein und derselben Situation

Dazu habe ich auch noch eine Anekdote im Schrank.
Weil mich gerade selber arg der Zweifel plagt, musste ich daran denken:

Ich war vor Jahren auf einem Markt mit Freundinnen unterwegs. Damit meine Haare nicht so dünn und zauselig sind, hab ich sie am Abend vorher ordentlich geflochten und hatte dann die totale 80s Mähne, so beim Popo irgendwo.
Ich fand das total geil und fühlte mich wie so ein richtiger Löwe! Leute! Was ICH für Haare hab!

Mit einer Freundin, damals CBL, sehr dünnes, glattes Haar durch Undercut, war ich an einem Stand. Sie fand da einen Haarstab schön, traute sich aber nicht den mitzunehmen. Ich habe ihr dann einen "Knoten" gezeigt, der schon mit Minihaaren geht, weil ich es schade gefunden hätte, nur wegen sowas das schöne Dingens liegen zu lassen.

Dann wurde ich liebevoll erweckt: der Standbesitzer kam, einen Kaufabschluss witternd, eiligst herbei gesprungen: "Aaaach, Ihr habt aber auch tolles Haar! So seidig und glatt! Wie wundervoll das aussieht!"

Und dann zu mir ... (etwas geringschätziger Blick, ein guter Schuss Humor in der Stimme): " nunja... und Euer Haar ist ... eher... wild."

Eigentlich total nett, vor drei Minuten hatte ich ja meine wilde Mähne total gefeiert. Aber der Kontrast in Stimme und Wortwahl... wie er über ihre Haare mit so echter Begeisterung sprach und sich dann voll einen abbrechen musste, mir nix Doofes an den Kopf zu werfen... auch dass meine Haare so lang waren (fand ich voll toll) hatte überhaupt kein Gewicht. Schön war wohl nur die Haarstruktur, die ich halt nicht besitze.

Aua.
Richtig aua, Leute. Meine Haar"pracht" habe ich dann nur noch sehr verhalten über den Markt geschoben.


Jahre später habe ich dann auch kapiert, dass meine Freunde wohl den Murks auf meinem Kopf ähnlich beurteilen. Ich hatte sie nämlich oft und viel geflochten, wasche sie aber nur einmal in der Woche. Es sind also immer irgendwelche Wellen drin (wie bei mir im TB S. 1. Das ist halt einfach die häufigste Optik, was will ich machen?).

Nach meiner Schwangerschaft war nun die erste Zeit in meinem Leben, wo ich einfach nix mit ihnen gemacht habe. Keine Zeit, erschöpft, Haare einfach hängen lassen. Nun staunet:
Fast jeder, der mich besucht hat, hat mir plötzlich Komplimente gemacht: Wie toll und elfenhaft plötzlich meine Haare aussehen. Das wäre ja krass, dass die ihre Struktur so stark verändert hätten. Boar, wie schön die jetzt wären. Richtig, richtig toll! Und sooooo lang!

Und jetzt weiß ich auch nicht.
a) Ich scheine einen beschissenen Haargeschmack zu haben, weil ich wohl jahrelang meine Haare bewusst "hässlicher" gemacht habe, als sie eigentlich sind? Kann nicht behaupten, dass ich den "geplatzter Besen"-Look nicht mag xDDD
b) Oft mache ich nach der Wäsche erstmal ein paar Tage nur Dutt rein, damit "nicht wieder gleich Flechtwellen" drin sind.

Seufz. Nun fühl ich mich neben "verwahrlost" auch noch gleichzeitig "korrumpiert".
Ich geh Mal Tee machen.

Ich glaube, das mit dem selektiv ist wirklich so. Gestern hab ich einen indirekten Kommi bekommen, spezieller Natur.

In unserer Stammkneipe waren andere Stammgäste, die wir vom Sehen eben kennen, beide Ü50, sie trägt Pixie.
Sie hatten die Enkel dabei, die Enkelin hat traumhaft schöne Haare, gesten französische Classics auf Steißlänge.
Irgendwie ergab sich Augenkontakt, Oma spielte mit den Zöpfen, ich meinte dann zu dem Mädchen, "Du hast wirklich wunderschöne Haare!" Oma nickt, sagt ja, ganz toll und macht ein Abschneidezeichen im Nacken. Das hat mich natürlich entsetzt, ich meinte die schönen Haare, Oma so" das ist lang genug". Ich hab dann lachend den Kopf geschüttelt und meinen LBW aufgemacht, Oma nur so "Schrecklich, ganz schrecklich, ne". Ich glaube, sie hat das nicht wirklich gemerkt, was sie so sagte, aber ich hab nur gelacht und dem Mädchen nochmal gesagt, wie toll ihre Haare sind, sie soll die bloß behalten. Ei ei ei.

Ist wohl ein Modephänomen.... in den 80ern war "big hair" (notfalls um jeden Preis) das Ideal und "sleek" war Spargel oder Spaghetti oder sonstwas despektierliches. Damals kriegte man sogar mit Locken noch ne Dauerwelle aufgeschwatzt, weil sie dann "schöner fallen" (vor allem zu Boden und in den Abfluss...).
Und heute ist sleek um jeden Preis modern..... lustig in dem Zusammenhang, dass der Typ am Stand "Ihr" und "Euch" sagte, wohl ein Mittelaltermarkt.....

Im Mittelalter hättest Du ne Haube drauf gehabt...... nix wild.... wer weiß, ich WELCHER Zeit der Mensch sein Hirn geparkt hatte.

Vielleicht hätte er Dich gern auf dem Scheiterhaufen gesehen...

Die Haare fallen schöner... zu Boden und in den Ausfluss ... göttlich! xDD
Da kann ich doch endlich mal herzlich über die Episode lachen!

Ja, es war wirklich so eine Art Mittelaltermarkt. Aber einer, wo man mit langem Rock schon als Gewandet galt. Oder in so 'nem Xena-Kostüm. Was immer das mit Mittelalter zu tun hat

Ist schon so. Von "wir verbrennen unsere Haare mit einen heißen Eisen um Ringellöckchen zu kriegen" bis "wir brennen unsere Haare mit dem Glätteisen ab" kehren wohl alle Moden immer mal wieder... gut, es sich immer nochmal bewusst zu machen.

Heute geht es zur Oma mit gehegtem Pixie. Da habe ich sonst immer eine schöne Frisur und fliege unter dem Radar. Heute fällt mir nix ein und ich habe auch ehrlich gesagt keine Lust. Wahrscheinlich bleiben sie also in ihrer zauseligen Pracht.
Mal sehen, ob Oma mir auch einen Haarschnitt wünscht, wie die Oma aus Deathas Story...

Ich habe durch alle diese verschiedenen Zeiten meine Haare immer gleich getragen, weil man mit meinen Haaren all diese Strukturveränderungen nicht hätte machen können. Sie hätten es eh nicht angenommen. So hab ich das alles nicht mitgemacht und bin immer gut damit gefahren.

Doch ein Geschmack ist wertvoller als alle anderen. Nämlich meiner bezogen auf mich selber. Das ist der Maßgebliche. Immerhin muss ich 24/7 mit mir selber leben können. Nicht meine Eltern, nicht die Nachbarn, alle haben ein Recht auf ihre Meinung aber nicht darauf dass ich mich anpasse.

Womit ich nicht meine dass ich auf keinen guten Rat höre, aber wenn das so ist habe ich meine Ansichten reflektiert und angepasst weil ich das will.