Langhaarnetzwerk

Meine Mutter wollte mir mal wieder einen schicken, schulterlangen Bob aufschwätzen. Warum weiß der Geier.

Mir will meine SchwieMu immer einen Bob aufschwatzen. Immer mit so einem Seitenhieb auf mein Alter (bin 39). Ihrer Meinung nach müssen die Haare dann kürzer.

Noch zu der Haarverlängerungs-Thematik: Ich hab diesen "Die sind doch nicht echt/Das sind doch Extensions"-Kommentar auch schon bekommen, ich vermute aber eher, dass diese Kommentare daher kommen, dass Muggel-Haar meistens bei schon deutlich kürzeren Längen total kaputt ist und dass daraus dann er Schluss erwächst, dass Haare von Natur aus nicht so lang werden könnten.

Mir will ein Freund, Friseurspross mit Glatze seit über 30 Jahren wegen androgyen Haarausfalls, immer einreden, je älter, desto kürzer.
Aber ich habe ja so schöne Locken.
Ja was nun. Le*k mich am A*sch, sagte ich ihm nur.

Eine Kurzhaarfrisur vorzuschlagen, ist ja schon erstmal ziemlich radikal, während der Übergang vom (Muggel-)Langhaar zum Bob nicht so groß wirkt, besonders als Außenstehender, der keine Jahre an Längenzucht vor Augen hat. Man hat weiterhin Haare zum dahinter verstecken, kriegt meistens sogar noch einen Pferdeschwanz hin, bzw pinnt das ganze irgendwie zurück und sieht dann von vorne gleich wie vorher aus. Beim Kurhaarschnitt wandelt sich die Ansicht in 360° ziemlich radikal.
Bobs sind Kurzhaarschnitte für feige, oder für Friseure eine Einstiegsdroge zum Kurzhaarschnitt, könnte man auch sagen

Und tatsächlich eine super Kompromissfrisur: Von den verschiedenen Varianten (Länge zwischen Ohrläppchen und Schulter, nach hinten kürzer werden, gestuft oder gerade...) gibt es für so gut wie jeden gesichts- und Stiltypen eine, die passt, weshalb es nicht so abwegig ist, dass das gefühlt jeder Frau vorgeschlagen wird.
Einen Buzzcut oder hüftlange Locken empfinden die meisten dann schon als starke Stilansage, die man niemandem verschreiben kann.

Ich muss aber auch mal eine Lanze für Bobs trotz blödem Namen brechen: Ich fand meine Rauswachszeit überhaupt nicht ätzend, sondern im Gegenteil ganz interessant, weil wie von selbst sich der freche, kinnlange Bob, der grässlich an mir aussah, in andere Bobformen verwachsen hat, die dann alle ganz gut aussahen. Obwohl ich bis APL nicht geschnitten hatte, wurde ich dauernd auf meine neuen Haarschnitte angesprochen

Obwohl ich bis APL nicht geschnitten hatte, wurde ich dauernd auf meine neuen Haarschnitte angesprochen

Das ist ja wirklich witzig

Silberfischchen hat geschrieben:Kosten auch nicht mehr als ein Tattoo

Kommt auf das Tattoo an Wobei ich das mein Leben lang habe, Extensions nicht. Daher würde ich das gar nicht vergleichen.

Das war jetzt die Erkenntnis des Tages.

Mir ging es bei dem "Vergleich" eher darum für was "Leute" "Geld haben". Teilweise sogar erstaunlich viel Geld.
Und für was dann kein Geld mehr übrig ist, so dass man klagt, wie wenig sich der Staat um seine Bürger kümmert.

Kind spielt mit meinen Haaren und dreht und wringt sie. Ich trink dabei in Ruhe Kaffee. Aufgescheuchter Kommentar vom Mann: "Nicht, das ist doch nicht gut für die Haare!"

Gestern und heute wurde die Länge und das Aussehen meiner Haare von drei verschiedenen Leuten ausgiebig begutachtet und positiv kommentiert.

Zwei KiGa-Kinder heute: Wann hast du endlich wieder so einen schönen langen Zopf? Immer hast du die Haare oben, dass man sie nicht sieht.

OT Warum sagt man eigentlich nur noch Bob, aber keiner sagt mehr Bubikopf? Sind das zwei verschiedene Frisuren (Dachte immer das wär das gleiche)? Oder sagt man das nicht mehr, weil Bub ja männlich ist, aber die Frisur von allen Geschlechtern getragen werden kann? Aber Bob ist doch auch ein männl. Name, oder habe ich das nur bisher falsch verstanden? Oder ist Bubikopf einfach von selbst aus unserer Sprache verschwunden? Oder gibt es sonst einen Grund, warum man nicht mehr Bubikopf sagt?

Wahrscheinlich aus demselben Grund, warum man jetzt oft "Bun" statt "Dutt" liest oder (etwas seltener, aber auch schon oft) "Braid" statt "Zopf". Dutts und Zöpfe werden auch aus dem Sprachgebrauch verschwinden.

Ja, und bei automatischen Übersetzungen (auf etsy z.B.), sind das dann gern Stäbe für Brötchen, die dort verkauft werden

Aber Bubikopf hab ich schon immer furchtbar gefunden und nicht benutzt, ich hab dann kinnlanger Schnitt oder sowas gesagt. Bubi ist für mich einfach negativ konnotiert und Bub sagt bei uns im Norden halt keiner. Aber das wäre dann nur eine Erklärung für das Verschwinden des Worts im norddeutschen Sprachraum

In meiner Erinnerung ist ein Bubikopf tatsächlich nicht dasselbe wie ein Bob, sondern ein Sammelbegriff für Frisuren mit maximal Kinnlänge. Da würden sowohl ein etwas längerer Pixie als auch ein kinnlanger Bob drunterfallen, aber nicht all die anderen Längen, die man als "Bob" bezeichnet.
Das Geschlechterargument ist glaube ich kein Grund, bzw. war es ja immer schon so, dass man die Bezeichnung Bubikopf nur bei Frauen verwendet hat, nicht bei allen Geschlechtern. Aber vielleicht hängt es dann doch mit dem Aufbrechen der Geschlechterrollen zusammen, dass man kürzere Haare nicht mehr als männlich konnotiert ansieht.

Das Wort fand ich aber auch immer schon schrecklich, als Nicht-Süddeutsche ist Bub kein aktiver Bestandteil meines Sprachgebrauchs und die Verniedlichungsform Bubi ist ganz schlimm.

Ich assoziiere mit Bubikopf auch eher sehr kurze Haare, so bis Ohrläppchenlänge, würde ich sagen - hab den Begriff aber auch nie im Leben verwendet oder gehört, den kenne ich nur aus Büchern etc.

Ein weiterer altmodischer deutscher Begriff für den Bob ist dann ja noch der "Pagenschnitt". Das sagt ja auch keiner mehr. Sprache wandelt sich halt; das wäre ja mal richtig interessant, Wörter für Frisuren, Haare etc. zu sammeln, die aus dem Sprachgebrauch verschwunden sind. Da muss es bestimmt noch mehr geben?

Aber dass "Zopf" komplett verschwindet halte ich für sehr unwahrscheinlich.