Ich kann mir auch vorstellen, dass bei dem Spenden-Kommentar irgendwie diffus im Hintergrund schwebt: Haare wachsen einfach von selbst (gratis) nach wie Unkraut, wenn man sie nicht abschneidet - also leichter zu spenden als eine Niere. Und Spenden ist ja sowas Tolles, weil man damit ein guter Mensch ist (man bekommt Karma- und Ansehens- Pluspunkte). Aber Haare spenden können nur ganz außergewöhnliche Menschen bzw Schöpfe. Das heißt, damit spielt man in einer Liga mit zB den Inderinnen mit den bodenlangen und armdicken Zöpfen. Also ist das ein Ausdruck der Bewunderung: Wow, du könntest deine Haare sogar spenden. (Meiner Meinung nach: Wenn es wenigstens verkaufen wäre, das würde das ganze mehr aufwerten. XD )
Und außerdem, lange Haare sind beeindruckend, aber was tut man nützliches damit? Wenn an sie spendet werden sie dadurch mehr wert. Die Leute wollen immer Dinge die ihnen positiv auffallen sofort zu etwas nützlichem weiterempfehlen. "Wow, du bist so stark und mutig, du wärst sicher ein toller Feuerwehrmann!" Oh, du kannst so gut zuhören und Ratschläge geben, du wärst eine tolle Psychologin!"
Es darf nie einfach so da stehen und toll sein, es muss sofort einem Nutzen zugeführt werden. Und da kommt bei Haaren den meisten Leuten offenbar zuerst Spenden in den Sinn. Nicht verkaufen oder modeln.
Ich glaube auch, dass die Leute da einfach nicht groß darüber nachdenken, weil das in ihrem Alltag und Erlebnishorizont einfach nicht vorkommt. Und eben dass da auch die Idee dahintersteckt, die Haare werden einfach so lang, weil man sie ignoriert, ganz mühelos und gratis. Kann man einfach abernten wie Pflücksalat. Und früher oder später will doch sowieso jeder eine Veränderung und mal wieder neue Frisur... :rolleyes:
Aber natürlich ist es ein Kompliment, das unbedacht und übergriffig ist und nach hinten losgeht. Ich überlege nur, wie scheinbar so viele Leute unabhängig voneinander darauf kommen, lange Haare damit zu komplimentieren.
@Eyebone: Wegen dem Besen-Kommentar: Ich glaube, das ist auch wieder eine frager der Assoziationen. Wenn man an einen verklebten Besen mit Plastikborsten denkt oder einfach nur an Reinigungsgerät und Schmutz, dann ist das abwertend. Aber wenn man dabei an einen Naturborstenbesen denkt, der dichte, weiche, glänzende Borsten hat - und eben in einer Breite und Dichte, die man in der Natur sonst nie sieht - und dieser Besen gleichtet weich und schmeichelnd über den Boden, dann ist es keine Abwertung deiner Haare mehr. Dass deine Haare auf dem Boden nach so einer dichten, glänzenden, weichen, breit aufgefächerten Masse aussehen... (Ich bin immer wieder sehr fasziniert von meinem Naturborstenbesen und ich finde den wirklich schön.^^)
Genauso wäre es mit einem Staubwedel: Superweicher Puschel, kaum etwas kann zb das Gesicht so weich berühren wie ein Staubwedel.
Ich weiß natürlich nicht woran die Leute denken. Genauso könnte es einfach "nur" die Assoziation sein: Wow, so lange Haare dass man damit den Boden fegen kann (im Stehen) - was ja durchaus als gängige Rapunzel-Metapher gilt. Den Boden fegen zu können ist die häufigste Beschreibung von bodenlangen Haaren die ich in meinem Leben gehört und gelesen habe.
Es kann natürlich trotzdem treffen und sich blöd anfühlen. Dann ist das so und auch gerechtfertigt.
Aber ich glaube, dass Haarmuggel wirklich oft in einer "ganz anderen Realität" leben als Leute die seit Jahren liebevoll ihre Haare züchten.
Es ist noch nicht so lange her dass ich in die Community gekommen bin und ich hab extrem viele Dinge verstehen gelernt, die mir vorher niemals in den Sinn gekommen wären. Da gab es viele sehr naive Ansichten. Auch dass es Leute gibt deren Haare mal eben in 2 Jahren einfach durch ignorieren von schulterlang auf Classic wachsen. Oder dass ein ZU von 10 normal ist und für gesunde Haare steht und ein kleiner ZU heißt, man/die Haare sind ist gesund. Und so Unfug...
Ich glaube, dass diese Kommentare wirklich aus Unwissenheit entstehen. Diese Unwissenheit führt dann einfach zu ganz anderen Gedankengängen und das wiederum zu komischen Schlussfolgerungen.
Als LanghaarzüchterIn ist man halt spezialisiert und Profi in einem Gebiet - man kann nicht erwarten, dass die anderen das auch sind.
Ich glaube, das beste ist es, sich über sowas zu amüsieren und innerlich eine Hit-Liste zu führen, was die dämlichsten Kommentare waren die man gekriegt hat. Oder Eine Strichliste. Oder eine zum abhaken: Oh jetzt, hab ich diesen gängigen Kommentar auch mal bekommen, fehlt nur noch dieser und dieser. XD
Ich warte noch darauf, ob ich den spenden-Kommentar auch irgendwann mal kriege...
