Sommer: Jetzt verstehe ich besser, was du meintest.
Meine Gedanken dazu: Bei einem grossen Einschnitt im Leben greifen viele Leute ganz intuitiv nach der Schere. Vielleicht liegt der Grund dafür viel tiefer, als man meinen könnte. Vielleicht haben Haare wirklich viel mit einem selber zu tun, und ein Haarschnitt könnte viel mehr Veränderung bringen, als dass es ein Wohnungsausmisten je könnte?!
Ich zb. habe meinen Radikalschnitt unmittelbar und komplett ungeplant nach einem einzigen Telefonanruf getätigt (und es auch nicht bereut). Carmela, und viele andere, haben ganz ähnliche Erfahrungen gemacht:
Als ich von meinem Vater am Telefon erfuhr, dass meine Mutter soeben verstorben war (ich lebe 700 km weiter südlich von meiner Heimatstadt) hatte ich das Gefühl zu ersticken. Ich stand vor dem Spiegel und konnte gar nicht anders, als mir auf der Stelle einen Pony zu schneiden. Danach konnte ich wieder durchatmen.
(darf ich das zitieren?)
Die Frage ist, warum tun wir das? Das Verlangen danach setzt sofort ein (in unseren Beispielen), und dieses Gefühl scheint ja von ganz tief Innen zu kommen. Wie falsch kann so ein Empfinden sein? Ich glaube das ist was total intuitives....vielleicht weiss da der Bauch einfach mehr, als der Kopf?
Irgendwoher muss dieses Gefühl doch herkommen, und dass es nicht auf Überlegungen beruht, dürfte klar sein.
Bei solchen Sachen ist dann meine Devise: Am besten einfach dem Gefühl folgen und sich nicht dagegen wehren. Es wird schon einen Grund haben.
Ich kenne persönlich niemanden, den dieses Gefühl in die Irre geführt hätte. Alle meine Bekannten, die einen sehr starken und ev. auch plötzlichen Drang hatten, sich die Haare abzuschneiden, fühlten sich danach befreit und bereuten es nicht.
Natürlich geht das Leben dann weiter...und es kann gut sein, dass man es irgendwann bereut. Nämlich dann, wenn man wieder etwas weiter ist (das kann allerdings auch sehr lange dauern!), wieder in einem anderen Gefühl, anderen Phase, mit einem anderen Ziel ---> zb. Haarlänge. Dass es einem dann wehtut, dass man nun so kurze Haare hat und soweit weg ist von seiner Traumlänge, das ist klar. ABER was man nicht vergessen darf: Damals hat man diesen Schnitt wirklich gebraucht! Und in der Zeit, in der man die kurzen Haare hatte, ging es einem ja gut und man fühlte sich eins mit seinen Haaren und seiner Umwelt. Das finde ich sehr wichtig!
Und wie man sich gefühlt hätte und was es für Auswirkungen auf einen gehabt hätte, wenn man diesem starken Drang damals nicht nachgegangen wäre, das will ich mich lieber nicht ausmalen! Denn wie gesagt: "es wird schon seinen Grund haben" - davon bin ich einfach überzeugt. (Ich habe selbst schon mehrmals versucht, diesen Gefühlen nicht nachzugeben. Mit dem Resultat, dass sie immer und immer stärken wurden, bis ich irgendwann nachgeben musste. Und das war auch ok so. Ich frage mich, wie weit wäre das noch gekommen? Hätte ich mich immer weiter schlechter und schlechter gefühlt, wenn ich dem nicht nachgegangen wäre? Ich vermute es. Denn offenbar wollte es gelebt werden, ganz egal, wie toll oder nicht toll ich das zu dem Zeitpunkt grade fand! Aber als ich es dann tat, kam die Erleichterung)
Die Gunst der Stunde nutzen, sozusagen. Wenn man in dem Moment ganz genau verspürt, dass dies das Richtige ist, dann sollte man es vermutlich tun. Es muss und kann wohl auch nicht das richtige für das restliche Leben sein! Aber der MOMENT ist doch wahnsinnig wichtig!
Ich könnte das hier auch mit einem Wohnungswechsel vergleichen. Ich bin selbst auf dem Land aufgewachsen, an einem absolut idyllischen Ort. Mit viel Natur, vielen Tieren, viel Ruhe, einem eigenen grossen Garten…
Jetzt in meinem Alter, mit meinen Erfahrungen und Bedürfnissen hört sich das absolut fantastisch und erstrebenswert an. Nur damals sah ich das anders. Ich habe gelitten, wollte weg, wollte in die Stadt, wollte Abenteuer erleben, wollte feiern, nur zum Schlafen heimkommen und ansonsten Party machen, wollte dass was los ist, wollte viele Menschen sehen…..Stille? Ruhe? Abgeschiedenheit? Bloss nicht!
Ich zog weg und machte das, was sich für mich in dem Moment richtig anfühlte. Und dies für eine sehr lange Zeit. Und es ging mir gut.
Mittlerweile bin ich da wieder rausgewachsen. Sehne mich nach der Natur, der Abgeschiedenheit, der Ruhe….bedeutet das nun, dass ich einen Fehler gemacht habe? Dass ich besser gleich dort geblieben wäre, dieser "Phase" besser keine Beachtung geschenkt hätte, dann dann hätte ich jetzt noch immer mein Häuschen in der Natur, welches ich jetzt ja so sehr anstrebe?
Die Antwort ist: nein! Ich habe keinen Fehler gemacht. Ich bin meinem Gefühl gefolgt und für diesen langen oder kurzen Moment, war es genau das, was ich gebraucht hatte.
Das Leben besteht doch nur aus einzelnen Momenten. Warum diese opfern für etwas zukünftiges, das noch nicht eingetroffen ist? Etwas von dem man denkt, dass man es will, dass man es braucht.... aber vielleicht kommt alles ganz anders? Und oft weiss man gar nicht, wozu etwas noch gut sein kann später. Man schenkt dem vielleicht gar keine Beachtung, denkt "darauf kann ich doch verzichten, das ist nicht so wichtig"....aber es war es dann schlussendlich doch!
Auf die Gegenwart zu verzichten für die (komplett ungewisse) Zukunft, ohje, das ist schon recht heftig.
Einen Input soll man ausnutzen, am besten in dem Moment, in dem er kommt.
Vielleicht muss man sich auch die Frage stellen, warum der Wunsch nach langem Haar so wahnsinnig gross ist? Was für ein Gefühl will man damit erreichen? Und könnte man das nicht auch durch etwas anderes, "gesünderes" erreichen? (Denn mit den eigenen Haaren oder Haarlänge nicht zufrieden zu sein und einem Ideal hinterherzutrauern, finde ich nicht gerade gesund. Oder fühlt ihr euch dabei etwa total glücklich und zufrieden? Oder denkt ihr wie ich nicht meist:"ach, das wäre sooo schön, hätte ich so lange Haare....") Hat man momentan denn ein Defizit? Was hat man jetzt noch nicht, was man glaubt, mit langen Haaren dann automatisch zu besitzen?
Haare züchten ist doch auch SEHR auf die Zukunft bezogen. Nicht ohne Grund gibt es den Haaranorexie-Thread! Scheinbar sind viele mit ihrer (oft bereits schon sehr langen) Haarlänge unzufrieden, wünschten sich so und soviel mehr Haarlänge, weil sie denken, dann wären sie zufriedener.
Also: Was genau ist es, von dem man denkt, man kann es nur mit langen Haaren fühlen, aber jetzt mit etwas kürzeren noch nicht? Das hört sich für mich recht schräg an. Tatsächlich nach einer Art Defizit, das man hat. Offenbar vermisst man im jetzigen Moment etwas. Irgendwas fehlt, und man glaubt, es nur mit langen Haaren erreichen zu können. (Ich zähle mich übrigens ebenso zu dieser Gruppe und werde mir darüber mal Gedanken machen!)
Wäre es nicht viel angenehmer, man fände in sich selbst dieses tolle Gefühl, diese Zufriedenheit, und zwar im Hier und Jetzt, und nicht in der Zukunft, und erst, wenn die Haare dann "endlich lang" sind?! Und wer sagt denn, dass wir dieses Gefühl auch tatsächlich erreichen, wenn dann die Haare mal
lang sind? (Man sieht ja auch hier im Forum dass viele sie länger und länger wachsen lassen, aber nie kommt der Moment, indem man zufrieden ist!)
Ich will jetzt aber nicht alle User über einen Kamm scheren. Ich bin mir sicher es gibt viele User/innen hier, die bereits zufrieden sind oder die Haare auch aus komplett anderen Gründen haben wachsen lassen und/oder sich auch nicht so stark über ihre Haare definieren. Viele tun es aber doch, und um die ging es mir hier. Und ich zähle mich da dazu.
Das hier sind übrigens meine Gedanken, da muss mir auch keiner zustimmen und darf das gerne anders sehen. Ich versuche nur selbst, mich dem Ganzen anzunähern….und merke dass ich scheinbar vom Thema abkomme, aber wiederum dann doch nicht.
Ich glaube dass ich Sommers Aussage für mich gerade nähergekommen bin:
Und, wie ich oben schon ausgeführt habe, ich denke, das Entscheidende ist wirklich die INNERE Änderung, die dann zu Verhaltensänderungen führt. Wenn man das schafft, wird man, daran glaube ich fest, glücklicher sein - egal ob mit äußerer Reflektion oder ohne.
Nur: Du redest hier vorallem von inneren Entscheidungen und Gefühlen, die besser auch nur im Inneren bleiben sollten (da sie ja sonst die "Zukunft" [langes Haar] kaputtmacht. - Meine Einstellung zum Thema ferne Zukunft und Gegenwart hab ich oben bereits erwähnt). Das mit "die Einstellung findet besser nur im Innern statt" sehe ich ein wenig anders. Ich glaube wirklich, dass man seinen "Eingebungen" folgen sollte. Und wenn mir diese Stimme sagt: "Die Haare müssen ab, und zwar sofort!"….dann wird das für den Moment das Richtige sein. Und wer weiss, was ich damit befreie? Was ich damit erlösen konnte, vielleicht? Oder was sich für mich damit eröffnet, oder später eröffnen wird, von dem ich keine Ahnung hatte, dass dies auf mich zukommen könnte, oder dies überhaupt möglich wäre? Wer weiss wozu das sonst noch gut war?
....Hingegen, sich dagegen wehren wegen irgendeiner fernen Zukunfft...von etwas von dem man denkt, dass man es will, und dass sich das in dieser fernen Zukunft noch genauso anfühlen wird, wie man sich das jetzt im Kopf ausmalt...das finde ich etwas gefährlich. Man nimmt sich ausserdem die Chance, dass sich etwas in diesem Moment entwickeln kann, dass sich offenbar so gerade "zeigen" möchte….
Ich glaube, es geht bei dem Thema um 2 verschiedene Dinge für mich: Das eine ist das Gefühl, das du beschreibst, Sommer, dass es besser ist oder sich besser anfühlt, wenn man es nicht "nötig" hat, ein inneres Gefühl auch nach Aussen hin "zeigen" zu müssen. Das hört sich für mich auch sehr schön an. Das schliesse aber auch lange Haare für mich ein. Denn aus irgendeinem Grund will ich ja lange Haare und will auch, dass die Leute sie sehen...da könnte ich ja genauso sagen: Das habe ich nicht nötig! Ich weiss wer ich bin, ich bin zufrieden mit mir, ich habe es nicht nötig, durch lange Haare aufzufallen! (Den Wunsch habe ich tatsächlich....)
Das andere ist aber: Haben wir das wirklich so im Griff und/oder steckt da etwa noch mehr dahinter, als meinen Mitmenschen bloss etwas mitteilen zu wollen oder besser oder interessanter auszusehen o.ä.? Wenn ich zb. den Drang nach superkurzen Haaren verspüre, dann weiss ich jetzt für mich, dass dies bestimmt nichts damit zu tun hat, dass ich ein Gefühl bei anderen Menschen für mich auslösen möchte. Aber auch hier kann man das natürlich bewusst deswegen machen wollen. Nur: Mir stehts nicht, und wenn ich plötzlich den Wunsch nach kurzen Haaren habe, dann hat das einen viel tieferen Grund als mein Äusseres (welches bedeutend schlechter aussehen wird, das weiss ich bereits), und hat nichts mit meiner Wirkung auf andere Menschen zu tun, sondern nur mit mir selbst. Was das genau ist, und woher das kommt, weiss ich allerdings nicht. Ich spüre nur intuitiv, dass es momentan das richtige für mich ist, dies zu tun. Und die sehr befreiende oder "ich fühl mich jetzt wieder mehr ich selbst, oder eins mit dem Universum oder was auch immer"...dieses Gefühl das dann auftritt, wenn man dieser Eingebung gefolgt ist, gibt mir recht. Zeigt, dass man sich darauf verlassen kann.
[quoteZ.B Und natürlich kann es einem helfen, anders aufzutreten, wenn man Kleidung/Frisur geändert hat. Ich glaube nur nicht, dass es so notwendig ist. Ich gebe dir Recht, im ersten Eindruck (!) geht es wirklich viel um Klamotten, Aussehen, Haltung etc. aber ich wage zu behaupten, dass die Leute, die einen "Riecher" dafür haben, welche Leute sie ausnutzen können, sich von einem frechen Kurzhaarschnitt nicht abhalten lassen. Ich glaube, die meisten Menschen schauen tiefer (bzw. die, die es nicht tun, können mir persönlich in der Regel gestohlen bleiben).[/quote]
Kann ich so unterschreiben. Und auch wenn ich blonde oder braune Haare habe, kurz oder lang, ich bin der Mensch, der ich bin, und über kurze oder lange Zeit bemerken auch die Leute um mich rum, wer ich wirklich bin. Wenn ich dann zb. einen Pixie trage, um selbstbewusster rüberzukommen, es allerdings gar nicht bin...ja da stimm ich dir zu, dann hilft es auch nicht, wenn ich mich auf eine bestimmte Art kleide oder meine Haare zurechtmache, um einen "bewusst geplanten" Eindruck bei anderen Menschen zu erwecken/erzwingen. Weil die wahre Natur kommt ja trotzdem durch das Äussere hindurch!
Nur eben wieder: "ob es notwendig" ist...das ist der Knackpunkt. Ist das wirklich die eigene Entscheidung? Vielleicht ist es noch notwendig, in einer Zeit, in der man noch auf der Suche ist. Vielleicht ist es aber genauso notwendig, wenn man sich bereits gefunden hat und zu sich und seinem Äusseren stehen kann. Und zufrieden mit seinem Leben ist. Dann möchte man vielleicht nicht mehr bewusst einen ganz bestimmten Eindruck hinterlassen, um etwas zu erreichen....aber es kann ja trotzdem passieren, dass man eine starke Eingebung hat, bei der man fühlt, dass man sie umsetzen muss. Auch WENN es das Äussere mit einbezieht. Eben: Wo kommt das her? Es kommt halt einfach. Und wird seine Berechtigung haben. Und es scheint mir nicht halt zu machen wenn man dann mal alt und grau ist. Ich glaube, man dürfte hier nicht sagen: Veränderung soll sich ausschliesslich im Innern vollziehen. Wenn man sich da einschränkt, wird’s ev. unangenehm. Wenn etwas raus will, will es raus. Ob man jetzt 20 und unsicher oder 60 und gefestigt ist….
Ps: Sorry für die furchtbar langen, schlecht gegliederten Texte
