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Re: Beschwerden/Unmut/Unzufriedenheit

Verfasst: 23.04.2017, 08:34
von Liesschen
Ich finde die Wahl des Threadtitels merkwürdig weil jedes Ernährungsthema hier im Forum sofort unterbunden wird (was ich übrigens sehr gut finde).

Ich wäre dafür, den Titel umzubenennen, aber wenn das nicht geschieht, dann kann ich damit auch problemlos leben. Nein, natürlich kann man nicht auf alles Rücksicht nehmen, muss man auch nicht. Aber wenn hier im Forum Ernährungsthemen abgedreht werden, warum heisst dann ein Thread wie eine Essstörung? Wenn es in dem Thread um falsche Wahrnehmungen bezüglich der eigenen Haare geht, dann soll der Titel das doch aussagen und nicht irgendeine hier im Forum eigentlich ungewünschte Umschreibung.

Die Kirche soll im Dorf bleiben, das stimmt. Aber das Argument, dann könne ja alles triggern oder man dürfe nichts mehr sagen ist doch eines, mit dem man es sich in einer Diskussion sehr leicht macht. Wenn eine Sache gemeint ist, dann kann man die doch beim Namen nennen, Trigger hin oder her. Das nennt sich "sachliche Ausdrucksweise";) Ausserdem geht es mir hier nicht ausschliesslich um Trigger. Es geht mir darum, dass Anorexie eine furchtbare Krankheit ist. Wer mit 100 cm <a href="http://www.langhaarnetzwerk.de/phpBB3/viewtopic.php?t=17024">SSS</a> und 7,5 cm Umfang das Gefühl hat, seine Haare wären viel zu kurz (das habe ich auch oft), hat keine furchtbare Krankheit, diejenige verschiebt ihre Wahrnehmung von Haaren in Richtung "mit Nessa und Vila verglichen sindse ja kurz und dünn". Sollte jemand eine völlige Körperfehlwahrnehmung haben, dass ist das Forum ohnehin nicht der Platz um darüber zu diskutieren. (Siehe Regeln)

Es geht mir nur darum, das Wort persönlich zu überdenken. Wenn ich etwas sage oder schreibe, dann halte ich auch davor kurz inne und stelle mir zwei Fragen: Ist meine Aussage wirklich nötig? Ist meine Ausdrucksweise wirklich nötig?

Eine Grenzziehung was okay ist und was nicht, ist schwierig bis kaum machbar. Wenn allerdings der Betreiber eines Forums in seinen Regeln explizit Diskussionen über Ernährungsthemen und psychische Erkrankungen verbietet, dann ist die Wahl des Threadtitels doch etwas unpassend.

Re: Beschwerden/Unmut/Unzufriedenheit

Verfasst: 23.04.2017, 09:24
von Nadeshda
Aber nicht jeder zieht direkt den gedanklichen Bogen zur Ernährung, wenn er den Titel liest. Ich jedenfalls überhaupt nicht. Und für mich klingt dein Argument gerade, als müssten wir hier das Wort "Essen" zensieren.

Re: Beschwerden/Unmut/Unzufriedenheit

Verfasst: 23.04.2017, 09:31
von Tasha
Wie wäre denn der Threadtitel "Lange Haare gefühlt zu kurz" oder "Gefühlte/ Wahrgenommene Haarlänge zu kurz" oder "Kurzhaargefühl als Langhaar" etc.? Oder einfach "Meine Haare sind zu/ sooo kurz! oder "Forenkrankheit Kurzhaargefühl" etc.? Irgendeine Möglichkeit wird es doch geben, dieses Phänomen zu umschreiben. Der Thread ist ja meines Wissens für Leute, die eine Länge erriecht haben, die sie als lang wahrgenommen hatten und sich damit immer noch zu kurzhaarig fühlen. Also im Prinzip würde auch "Meine Haare sind immer noch zu kurz!" reichen oder knapper: (Immer noch) Kein Langhaargefühl/ Kein Langhaargefühl (bis jetzt).

@ Nadeshda: Das ist ein Argument (ich dachte auch nicht an "echte" Anorexie...).

LG von
Tasha

Re: Beschwerden/Unmut/Unzufriedenheit

Verfasst: 23.04.2017, 10:02
von Schwarzkittel
Mir geht es da wie Liesschen, ich finde den Ausdruck in diesem Zusammenhang befremdlich bis unangebracht und bin auch schon öfter darüber gestolpert. Die Vorschläge von Tasha finde ich gut, 'Forenkrankheit Kurzhaargefühl' hat für mich z.B. dieses gewisse Augenzwinkern was der Ausdruck Anorexie vermissen lässt.

Re: Beschwerden/Unmut/Unzufriedenheit

Verfasst: 23.04.2017, 10:05
von Gigglebug
Da fände ich Haarfurst (also allgemein) aber schöner. :nixweis:

So als Platz für alles mimimi und als Gegensatz zu "Was bei den Haarlis super läuft".

Re: Beschwerden/Unmut/Unzufriedenheit

Verfasst: 23.04.2017, 10:13
von Liesschen
Nein, ich habe nirgendwo geschrieben, dass man das Wort "Essen" zensieren muss, ich habe geschrieben, dass man laut Regeln über Ernährung, Abnehmen, Gewicht, psychische Krankheiten eigentlich nicht schreiben darf und ich halte mich einfach dran.

Dass jeder Mensch unterschiedliche Assozationen mit gewissen Dingen hat ist ja klar. Und ich finds auch okay, wenn jemand auf das Wort weniger sensibel ist wie ich. Und eben deshalb finde ich, dass man Dinge so benennen sollte wie sie sind und keine Umschreibungen verwenden sollte. Dann fällt viel freier Interpretationsraum weg!

Wenn irgendwo "Salami" draufsteht, ist da Salami drin. Wenn auf einem Auto "Jeep" steht, dann ist das Auto auch ein Jeep. Wenn irgendwo "Anorexie" draufsteht, dann ist darin eine Krankheit, viele Leidensgeschichten (Zwangseinweisungen in Kliniken, Zwangsernährung, Depressionen, Verzweiflung, Unverständnis von Familie und Freunden, körperliche Symptome des Verhungerns,...) und schlussendlich der Tod. Also Anorexie. Und kein Thread wo man sich über zu kurz empfundene Haare oder andere Unzufriedenheit austauscht.

Re: Beschwerden/Unmut/Unzufriedenheit

Verfasst: 23.04.2017, 10:25
von Feenblondi
Ich stelle mich an diesem Punkt mal hinter Liesschen.

Ich finde den Hinweis von ihr, seinen eigenen Sprachgebrauch von Zeit zu Zeit mal zu überdenken und zu hinterfragen gar nicht so verkehrt. Oft findet man da nicht nur Verharmlosungen von Krankheiten, Ereignissen usw, sondern auch richtig fiesen sexistischen und auch rassistischen Scheiß und üble Verallgemeinerungen.

Wer hat nicht schonmal über eine andere Frau, mit der man nicht klar kommt gedacht: "Was 'ne ***zensiert***!" Das sagt aber rein gar nichts darüber aus, ob sie eine ist oder nicht. Und selbt wenn, ab wann ist man eine ***zensiert***? Und sind Männer eigentlich auch ***zensiert***?
Wer hat nicht schon über einen Punker gedacht, dass der eh nur rumgammelt und Hartz IV bezieht. Ob der tatsächlich aber seit Jahren nicht einmal arbeitslos war und sich sehr bemüht spielt dann keine Rolle mehr. Nur dass er bunte Haare hat reicht aus für eine Verallgemeinerung.
Wer hat nicht schon über einen Grufti gedacht, dass die eh alle nur traurig rumhängen und von Tod quatschen und auf Friedhöfen schlafen? Dass diese Leute in der Regel echt witzig und intelligent sind, spielt auch hier keine Rolle mehr.

Allein ein Wort, eine beschränkte Ansicht führt dazu, dass man auch nicht weiter drüber nachdenkt. Das ist dann halt so und gut. Der Mensch vor dir ist stigmatisiert, so lange, bis man ihn anders nennt und im diesem Zuge plötzlich ganz andere Dinge mit ihm verknüpft.

Die Zeiten von Kant, der alles in Schubladen stecken wollte sind längst vorbei. Und wir sollten anfangen uns zu fragen, inwiefern welche Schubladen noch geeigent sind und wer oder was da wirklich rein gehört und was nicht.

Versteht ihr was ich meine?

Re: Beschwerden/Unmut/Unzufriedenheit

Verfasst: 23.04.2017, 10:39
von Nadeshda
Ehrlich gesagt, kommen mir bei solchen Diskussionen immer Menschen mit Krebs in den Sinn, die Tag ein Tag aus damit leben müssen, dass der Name ihrer schrecklichen Erkrankung in anderen Zusammnhängen benutzt wird...

Re: Beschwerden/Unmut/Unzufriedenheit

Verfasst: 23.04.2017, 10:44
von Inconnue
Ich möchte nochmal darauf hinweisen, dass der Thread "Haaranorexie-Selbsthilfegruppe" und nicht "Anorexie" heisst. Was der eine als Verharmlosung empfindet, empfindet ein anderer schnell als Überdramatisierung.

Re: Beschwerden/Unmut/Unzufriedenheit

Verfasst: 23.04.2017, 10:49
von chnapi
Hm, ich finde ja, dass diese allgemeinen Verallgemeinerungen mit dem was Liesschen meinte nicht viel zu tun haben.
Es geht ja nicht um eher harmlose Schubladen (und nein, ich habe noch nie schlecht über Punker und Gruftis gedacht, was aber sicher daran liegt dass ich selbst mehr oder weniger zu letzteren gehöre) sondern um die Verharmlosung von schlimmen Krankheiten.

Allerdings bin ich der Meinung, dass allein der Zusatz HAARanorexie reicht um nicht an Magersucht zu denken.
Es ist einfach eine Analogie die mMn nicht die Krankheit verharmlost sondern schlicht auf ein anderes Thema überträgt. Betroffenen mag das vielleicht ins Auge stechen, aber da gibt es doch sicherlich viel schlimmere Trigger als ein Thread in einem Haarforum.
Ähnlich wie Färbeleichen eben, wo auch keiner an echte Leichen denkt.
(Ok, vielleicht schon einige, aber vermutlich nicht die meisten)
Man verharmlost nicht die Krankheit oder die Tatsache tot zu sein sondern bedient sich einer Analogie.

Summa sumarum sehe ich das wie Nadeshda, habe allerdings auch einen eher lockeren Umgang mit Sprache und wäre gar nicht auf die Idee gekommen dass man sich daran stören könnte.
Zumal zwar im Forum Gespräche über psychologische und Essenstörungen etc. untersagt sind, es in diesem Thread aber überhaupt nicht darum geht - wie gesagt nur eine Analogie.
Wäre ja auch kein Problem wenn der Thread umbenannt werden würde, wäre aber mMn ein weiterer Schritt zur Hochsensibilität die ja momentan fast ein Trend der Gesellschaft ist. Denn es ist und bleibt eine Analogie, eine schlüssige Übertragung der Krankheit auf ein harmloses Thema - aber keine Verharmlosung der Krankheit an sich und das sollte jedem auch hoffentlich bewusst sein dass HAARanorexie und ECHTE Anorexie keinerlei Ähnlichkeit angesichts ihrer Schwere haben, wenn sie auch demselben Prinzip folgen (nämlich der Fehlwahrnehnung des Körpers oder Teilen von ihm)
Eben wegen letzterem finde ich den Titel sogar ganz passend, denn es geht um eine Fehlwahrnehnung der eigenen Haare - HAARanorexie.

Ups, Roman :oops:

Re: Beschwerden/Unmut/Unzufriedenheit

Verfasst: 23.04.2017, 10:56
von Eillets
Ich stimme chnapi da voll und ganz zu.
Auch ich habe eher einen lockeren Umgang mit Sprache und nein ich denke nicht immer 2x über alles nach, was ich sage.
Ich habe zudem einen eher sarkastischen/ schwarzen Humor und finde den Threadtitel deshalb überhaupt nicht schlimm sondern sarkastisch humorvoll..
Grad weil ich weiss wie schlimm echte Anorexie ist (ne nicht aus eigener Erfahrung) find ich das im schwarzhumoristischen Sinne echt lustig... :twisted: :oops:

Ich finde mit Sprache soll und darf man kreativ umgehen und man sollte einfach nicht immer jedes Wort auf die Goldwaage legen.
Meine Bescheidene Meinung dazu.

Re: Beschwerden/Unmut/Unzufriedenheit

Verfasst: 23.04.2017, 10:57
von Silberfischchen
Und ich weise ganz am Rand noch darauf hin, dass die schreckliche Krankheit Anorexia nervosa heißt. Anorexie heißt nicht mehr als Appetitlosigkeit und wird auch so gebraucht. Anorexie als Kurzform von Anorexia nervosa ist Jargon/Umgangssprache/Schlampigkeit.

Re: Beschwerden/Unmut/Unzufriedenheit

Verfasst: 23.04.2017, 10:59
von Yunasama
Ganz ehrlich: Wenn ich jetzt bei jedem Wort, dass sich mit einer Krankheit oder (wie im Falle der Anorexia nervosa eher richtig Psychischen Störung) in Verbindung lassen könnte, darüber nachdenken müsste, ob alle anderen sich eventuell davon getriggert/verärgert/ angegriffen fühlen könnten, die Analogie missverstehen würden oder ähnliches, dann würde ich vermutlich über meine Threads länger nachdenken müssen, als ich tippe...

Darüber hinaus gibt es einen Unterschied zwischen Anorexie (dem Ausbleiben des Hungergefühls) und der hier immer wieder gemeinten Anorexia nervosa (als Körperschemastörung). Kurz gesagt, wenn man schon über medizinische Dinge als Argumentation diskutiert, sollte man es richtig tun.
Hier wird auch nicht Ernährung als Thema verboten, sondern Ernährung als Diätempfehlung zur Behandlung von Krankheitssymptomen.

"Wer hat nicht schon über einen Grufti gedacht, dass die eh alle nur traurig rumhängen und von Tod quatschen und auf Friedhöfen schlafen? Dass diese Leute in der Regel echt witzig und intelligent sind, spielt auch hier keine Rolle mehr. "
Dies ist eines von mehreren Beispielen, die ich in den letzten Beiträgen gelesen habe, in denen Sprachsensibilität gefordert, aber selbst nicht eingehalten wird. Grufti...

Ich finde, als Idee und Hinweis, über Sprache und ihre Bedeutung nachzudenken, kann man es stehen lassen. Aber man sollte die Messlatte an sich selbst bitte genau so hoch anlegen, wie man sie anderen vorhält.


"Wenn irgendwo "Salami" draufsteht, ist da Salami drin"
Und nur weiß ich es mir nicht verkneifen kann: Stimmt nicht. Dank Veggie-Wurst, Schnitzel und co. :D

Und des guten Abschlusses willen: Dies ist ein Forum. Und wenn es keine Threads gibt, in denen man auch mal abseits vom Ernst diskutieren darf über das eigene individuelle Haarleid, dann würde das hier auch schnell wieder einschlafen...
Seinen Sprachgebrauch in vielerlei Hinsicht zu hinterfragen, gehört meiner Ansicht nach zur Nettiquette. Wenn ich allerdings nur noch mit Samthandschuhen tippen darf, würde ich mir eher ein anderes Forum suchen

Edit: In der Zwischenzeit wurdne paar Dinge schon gesagt, die ich jetzt nicht wieder rausnehme.

Re: Beschwerden/Unmut/Unzufriedenheit

Verfasst: 23.04.2017, 11:03
von Rosmarin
Danke, Silberfischchen und Yunasama! Ich hab die ganze Zeit überlegt ob ich das schreiben soll oder nicht, denn rein vom Namen her würde Haaranorexie bedeuten, keinen Appetit (quasi keine Lust?) auf die eigenen Haare zu haben.
Ich find den Namen des Threads auch unglücklich. Aber ich hab auch ein Problem mit dem Begriff "Färbeleichen" als Synonym für "Haare die mal gefärbt wurden". Haare sind tot, egal ob gefärbt oder nicht. Toter werden sie vom Färben auch nicht mehr. Nur kaputter.
Man kanns nicht jedem recht machen. Aber wenn der Titel des Haaranorexie-Threads anscheinend schon häufiger Ursache für Unmut war, wäre ein neutralerer Titel vielleicht garkeine schlechte Idee. Es wird diesmal ja sicher auch nicht das letzte mal sein, dass sich jemand darüber ärgert.

Re: Beschwerden/Unmut/Unzufriedenheit

Verfasst: 23.04.2017, 11:06
von Eillets
Hach, danke Yunasama (für die Begrifferläuterung)... man lernt doch nie aus!
Dann finde ich den Threadtitel sogar noch passender und weniger schlimm...
Aber eben... wenn die Mehrheit ihn Ändern will, dann macht das.