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Verfasst: 22.05.2012, 22:42
von Deatha
Aber ich finde es zum Kotzen, dass es heisst "Da sollte man nachts als Frau nicht alleine hingen" ..."ergo ist die blöde Nuss doch selbst schuld, dass ihr was passert ist" anstatt "es ist zum Kotzen, dass so was passiert und es hier nicht sicher ist!"
Egal, ob mit offenem Haar oder Dutt.
Verfasst: 22.05.2012, 22:46
von Minouche
Deatha, ich hoffe, daß viele Leute nicht so denken! Ein Verbrecher wird kein Unschuldslamm, nur weil jemand unvorsichtig war oder die Gegend nicht kannte.
LG Minouche
Verfasst: 22.05.2012, 22:51
von Angelegenheit
"Es ist halt so", das ist eine Formulierung die ich auch auf die afghanische Frau in der Burka anwenden kann, auf die Saudi-Frau die nicht autofahren darf und auf die Frau irgendwo in Afrika, die an irgendwelche Söldner verkauft wurde. Das passiert jeden Tag tausendmal irgendwo auf der Welt und das ist so und war schon immer so und man soll realistisch sein.
Ich glaube dass aus einer Diskussion darüber dass das eigentlich nicht so sein sollte weit mehr ergibt als aus schulterzuckendem Hinnehmen.
Wir haben (zumindest normale Menschen) kein Problem damit nach Übergriffen auf Ausländer zu sagen "Es gibt da wohl ein Problem, das wir an der Wurzel packen sollten" und da mischt dann die Politik mit und die Medien und so weiter und so fort. Gibt es aber Übergriffe auf Frauen, dann ist das halt schon immer so gewesen, das "passiert halt so". Aber Gewalt gegen Frauen hat vergleichbare Ursachen wie die gegen Migranten. Es scheint aber kein Bewusstsein dafür zu geben, dass eine Gesellschaft in der Frauen im Dunkeln nicht alleine raus können eigentlich eine reichlich kranke Gesellschaft ist. Und dass -neben anderen Ungleichgewichten- wir noch meilenweit von einer Gleichberechtigung von Männern und Frauen entfernt sind.
Verfasst: 22.05.2012, 23:14
von Deatha
Minouche: Naja, ich les das schon hier raus "wenn man doch weiß, dass es gefährlich ist..." *seufz*
Verfasst: 23.05.2012, 00:04
von Angelegenheit
Ich glaube Vergewaltigung ist das einzige Verbrechen bei den zuallererst die Schuld des Opfers thematisiert wird.
Verfasst: 23.05.2012, 00:11
von Minouche
Ja, natürlich verhalte ich mich anders, wenn ich weiß, daß bestimmte Dinge gefährlich sind. Ich werde mich nicht nachts in einer bekanntermaßen miesen Gegend allein auf eine Parkbank setzen und warten, was passiert. Was nützt es mir, wenn ich keine Schuld daran habe, wenn ich dabei Schaden nehme?
Wenn ich auf einer Baustelle zu tun habe trage ich einen Helm, beim Klettern trage ich einen Gurt. Edit: ich versuche, mich passend vor Ungemach zu schützen.
Anderes Beispiel: ein Radler ist im Straßenverkehr manchmal gut beraten, im Zweifelsfall lieber mal zu bremsen, wenn er merkt, daß ein Autofahrer gerade dabei ist, ihm die Vorfahrt zu nehmen.
Wenn ihm etwas passiert sagt niemand: selber schuld! Aber es hilft ihm auch nicht mehr, wenn die Leute mitleidig sagen: er hatte doch Vorfahrt. Die Tatsache, daß hier der Radler in einer schwächeren Position ist, bedeutet, daß er in seinem eigenen Interesse lieber zweimal schaut, es bedeutet aber nicht, daß jetzt ein Autofahrer immer Vorfahrt hat, weil Radler ja eh bremsen.
LG Minouche
Verfasst: 23.05.2012, 00:32
von rubia
Angelegenheit hat geschrieben:Ich glaube Vergewaltigung ist das einzige Verbrechen bei den zuallererst die Schuld des Opfers thematisiert wird.
ich hab mal irgendwo gelesen, dass das gemacht wird, weil man sich dadurch selber einzureden versucht, dass einem selbst das nicht passieren kann. also mal angenommen, das opfer trug einen kurzen rock und war nachts alleine unterwegs. dann kann man sich beruhigt zurücklehnen und denken "jo, ich mach sowas ja nicht, dann passiert mir auch nix". wenn dann natürlich statistiken belegen, dass die opfer oft eben nicht leicht bekleidet rumliefen oder die täter aus dem bekanntenkreis kamen, dann klappt das schon nicht mehr so gut. aber versuchen kann mans ja mal. es ist halt nicht so angenehm, wenn man sich eingesteht, dass man es im ernstfall vermutlich nicht beeinflussen kann, weil da viel zu viele faktoren zusammen kommen und es auf ein "zur falschen zeit am falschen ort" hinausläuft.
Verfasst: 23.05.2012, 00:47
von saena
rubia hat geschrieben: also mal angenommen, das opfer trug einen kurzen rock und war nachts alleine unterwegs.
und weil das ein polizist in kanada behauptet hat, gabs ne zeit lang slutwalks.
Verfasst: 23.05.2012, 06:30
von Kat
Minouche hat geschrieben:Anderes Beispiel: ein Radler ist im Straßenverkehr manchmal gut beraten, im Zweifelsfall lieber mal zu bremsen, wenn er merkt, daß ein Autofahrer gerade dabei ist, ihm die Vorfahrt zu nehmen.
Wenn ihm etwas passiert sagt niemand: selber schuld!
Och doch, einige Autofahrer können dahingehend ziemlich ekelhaft sein (solche Aussagen habe ich schon persönlich gehört, obwohl die Schuld nicht beim Fahrradfahrer lag).
Minouche hat geschrieben:Die Tatsache, daß hier der Radler in einer schwächeren Position ist, bedeutet, daß er in seinem eigenen Interesse lieber zweimal schaut, es bedeutet aber nicht, daß jetzt ein Autofahrer immer Vorfahrt hat, weil Radler ja eh bremsen.
Aber sollte der Stärkere aufgrund seiner "Überlegenheit" dann nicht besonders auf den Schwächeren achten?
Ich würde mich auch nicht an gefährliche Orte wagen, aber es ist doch traurig, dass es die gibt und ich als Frau die meiden muss, während es bei Männern niemanden interessiert und die einfach hingehen können, wo sie wollen.
Verfasst: 23.05.2012, 06:58
von Sydney
Angelegenheit hat geschrieben:Ich glaube Vergewaltigung ist das einzige Verbrechen bei den zuallererst die Schuld des Opfers thematisiert wird.
Das glaube ich nicht.
z.B. nicht auf die Handtasche aufgepasst - selber Schuld wenn sie weg ist.
Da kommt keiner auf die Idee zu sagen, tja aber eigentlich sollte das ja nicht passieren...
Verfasst: 23.05.2012, 06:59
von Minouche
Kat hat geschrieben:Aber sollte der Stärkere aufgrund seiner "Überlegenheit" dann nicht besonders auf den Schwächeren achten?
Das tun sicher ganz viele. Der Schwächere kann sich aber leider nicht darauf verlassen, daß es alle ohne Ausnahme tun.
LG Minouche
Verfasst: 23.05.2012, 07:06
von Angelegenheit
Sydney hat geschrieben:Angelegenheit hat geschrieben:Ich glaube Vergewaltigung ist das einzige Verbrechen bei den zuallererst die Schuld des Opfers thematisiert wird.
Das glaube ich nicht.
z.B. nicht auf die Handtasche aufgepasst - selber Schuld wenn sie weg ist.
Da kommt keiner auf die Idee zu sagen, tja aber eigentlich sollte das ja nicht passieren...
Habs grad gegoogelt, weil ich doch nicht sicher war: Diebstahl einer Handtasche zählt zu den Vergehen (=alles unter 1 Jahr Mindeststrafe) Erst ab schwerem Bandendiebstahl fängt bei Diebstahl Verbrechen an.
Verfasst: 23.05.2012, 08:18
von bluhbluh
Kat hat geschrieben:
Ich würde mich auch nicht an gefährliche Orte wagen, aber es ist doch traurig, dass es die gibt und ich als Frau die meiden muss, während es bei Männern niemanden interessiert und die einfach hingehen können, wo sie wollen.
Seit wann das denn? Werden Männer nie zusammengeprügelt und ausgeraubt? Außerdem gab es hier im Thread schon genug Analogien zu schwarzen, schwulen etc, sind das keine Männer?
Diese völlig unnötige Zuspitzung Frauen vs Männer statt dem Schwerpunkt Gewaltbereitschaft und Probleme unter Berücksichtigung der Geschlechterspezifik ist völlig banane.
Verfasst: 23.05.2012, 09:12
von Fredda
Das Muster, wie man vorgehen kann, ist eigentlich immer das Gleiche:
-IST-Zustand existiert
(Frauen werden in bestimmten Gegenden zu bestimmten Zeiten ggf. Vergewaltigt, Schwarze/Schwule werden in bestimmten Gegenden zu bestimmten Zeiten evtl. verkloppt, Hantasche wird alleine gelassen geklaut, Fahhradfahrer bekommen bei einem Unfall mit Auto mehr ab usw.).
-Feststellung: IST-Zustand ist scheiße
unterschiedlich sind nur die Auswirkungen (Handtasche geklaut bekommen ist weniger schlimm als verkloppt oder vergewaltigr zu werden)
-Überlegung, was man tun kann/was getan werden muss
sehr unterschiedlich, hängt davon ab, wie die jeweilige Tunsweise sich auswirkt
(Handtasche festhalten: harmlos; nicht rausgehen: erhebliche einschränkungen der Lebensqualität; Täter "umstimmen": oft nicht möglich, aber ein grundsätzliches Bewusstsein in der Gesellschaft schaffen hilft)
Ich würde eine Mischung aus beidem machen: mich gegen blöde Meinungen wehren, aber nicht als Schwarze/Schwule in bestimmte Gegenden alleine gehen und auch als Frau nicht alleine um 1 durch komisches Gebiet laufen. Waffen (Pfefferspray) nur, wenn man sich damit gut auskennt und diese griffbereit hat. Wehren im Ernstfall: ja, aber volle Kanne!
Verfasst: 23.05.2012, 09:17
von Sydney
Angelegenheit hat geschrieben:Sydney hat geschrieben:Angelegenheit hat geschrieben:Ich glaube Vergewaltigung ist das einzige Verbrechen bei den zuallererst die Schuld des Opfers thematisiert wird.
Das glaube ich nicht.
z.B. nicht auf die Handtasche aufgepasst - selber Schuld wenn sie weg ist.
Da kommt keiner auf die Idee zu sagen, tja aber eigentlich sollte das ja nicht passieren...
Habs grad gegoogelt, weil ich doch nicht sicher war: Diebstahl einer Handtasche zählt zu den Vergehen (=alles unter 1 Jahr Mindeststrafe) Erst ab schwerem Bandendiebstahl fängt bei Diebstahl Verbrechen an.
Wennst I-Tipferlreiten haben willst: Amokläufe. Da sagt zwar keiner, dass es nur an den Opfern liegt. Aber eins der ersten Stichworte ist stets Mobbing. Da wird mal mehr mal weniger offen über eine Mitschuld diskutiert - auch von denen, die nicht aktiv gemobbt haben.