Gürtel als Haargummi scheint doch nur wieder der Versuch der Modeindustrie bzw. "Trendsetter" zu sein, sich durch komische, abwegige Ideen Aufmerksamkeit zu verschaffen. Wäre Lieschen Müller so zur Schule oder zur Arbeit gekommen, wäre sie ausgelacht worden und mit Recht; aber jetzt wird das ganze als Modetrend verkauft und sicherlich wird der eine oder andere wenigstens mal vor dem heimischen Spiegel seine Gürtel ins Haar stecken...
Jerry hat geschrieben:
zB das Beispiel mit den Iren ist gut

wenn die rothaarigen Iren und Schotten wegen den roten Haaren ausgelacht und verstoßen wurden, aber die Reichen und Schönen sich die Haare rot färben und Kilts tragen, weils grad edgy, rebellisch, irgendwie in Mode ist, und sich nicht damit auseinandersetzen, was das für andere bedeutet, dann wäre das meiner Meinung nach auch kulturelle Aneignung. Es geht um so ein Gleichgewicht von Privilegierten und nicht Privilegierten
OT
Ich finde diese Argumentation überhaupt nicht nachvollziehbar, auch wenn ich sie schon oft gelesen habe. Das hat so etwas von gemobbtem Kind, das erwachsen wurde: Ich wurde aber früher deswegen ausgelacht und darum dürft ihr das jetzt auch nicht!
Ich finde immer, dass die Diskussionen am falschen Ende ansetzen: Es wird anderen etwas verboten, das für einen selbst Nachteile hat/te. Wenn ich es nicht kann/ kriege, dann darf es keiner haben!!!
Viel besser wäre doch, darauf aufmerksam zu machen, dass bestimmte Stile, Verhaltensweisen etc. bei bestimmten Leuten akzeptiert werden und bei anderen nicht und dafür zu kämpfen - Leute zu mobilisieren, vor allem halt die "Privilegierten" - dass es die benachteiligte Gruppe in den Genuss des Ansehens kommt bzw. ihren Stil pflegen darf, ohne schief angesehen zu werden.
Früher wurden bestimmte Schüler als Streber gehänselt. Wollen die jetzt beruflichen Erfolg verbieten?
So ähnlich klingt die Argumentation für mich oft.
Leute, die so argumentieren, zeigen mMn, dass sie sehr sensibel sind und bestimmte Probleme, meinetwegen auch Demütigungen, noch nicht verarbeitet haben. Statt das aber nun anzugehen und dafür zu kämpfen, dass das, wofür sie verlacht wurden, nun allen möglich ist, reagieren sie mMn wie beleidigte Kinder.
Das wäre alles nicht so schlimm, wenn es sich nicht meist um Aspekte handeln würde, die heutzutage normalerweise abgeschaut, verändert und weiterentwickelt werden: Stil im weitesten Sinne, Kunst, Musik usw. Man sieht etwas bei einem Promi, probiert es selbst, jemand verändert es und entwickelt es weiter. Das passiert vor allem in der Mode inklusive Frisuren und in der Musik und Literatur. Normalerweise ist diese Entwicklung nicht geschützt, wenn man nicht eins zu eins kopiert. Und eben heute normal. Jetzt wollen aber bestimmte Gruppen ein Monopol auf die von "ihnen" entwickelten Ideen anmelden. Das passt eben nicht in die heutige Zeit, in der für viele (Fans etc.) Kopieren und dann ggf. Weiterentwickeln (was ja automatisch passiert, wenn man nicht exakt kopiert) in vielen Bereichen so wichtig ist (die ganzen Promis leben davon, dass Fans sie kopieren und bestimmte Dinge dafür kaufen, die sie dann teilweise vermarkten).
Das "Ihnen" habe ich in Anführungszeichen gesetzt, weil natürlich der Trend immer nur von ganz wenigen Vertretern einer Gruppe erdacht und entwickelt wurde und von den meisten, die meckern, heute nur kopiert wird.
So wie hier ja auch nur wenige eigene Dutts erdacht haben, sondern die meisten Dutts tragen, zu denen es schon Anleitungen gibt. Der französische Zopf wurde ja auch nicht von jedem Franzosen erfunden. Insofern finde ich diese Argumentation MEINE Kultur etwas problematisch, weil dies eine Kopie von etwas einschließt, an dem man selbst gar keinen Anteil hatte und auch Stillstand. Jeder darf dann im Extrem nur noch auf das zurückgreifen, was irgendwann mal von "seiner Kultur" erfunden wurde und es darf nichts Neues mehr entwickelt werden, das auf etwas beruht, das nicht aus der eigenen Kultur stammt. Und dann beginnt wie bei den Dreadlocks die absurde Frage, wie weit man denn zurückgehen darf, wann die eigene Kultur begann und wer dazu gehörte.
Wenn man die Frisurengeschichte betrachtet - die Frisurengeschichte der eigenen oder von anderen Kulturen - dann sieht man sehr viel Wandel und immer wieder Neues, das durch Inspirationen und Weiterentwicklung entstand, selten Neues, das sich jemand komplett neu ausgedacht hat. Man trug nicht jahrhundelang nur traditionelle Frisuren. Wäre das so gewesen, hätte jede Kultur nur ganz wenige erlaubte Frisuren, weil keiner etwas weiterentwickeln durfte, weil es dann ja nicht mehr traditionell wäre und nicht mehr zur eigenen Kultur gehören würde....
LG von
Tasha