Langhaarnetzwerk

Ist momentan überall wieder "Haareabschneidenlassen über 40" angesagt?

Ich ging eben hier die Straße hoch und habe meine Bekannte getroffen, die wohnt drei Häuser über uns und sie hatte immer welliges/lockiges 2c F - Haar bis BSL, allerdings genauso so dünn wie meine.
Jetzt sind sie ab, auf Ohrläppchenlänge (Bob) und leicht anrasierter Nacken, also hinten etwas kürzer als vorne.
Sie meinte, sie hätte ihr dünnes Haar so furchtbar häßlich gefunden und jetzt wären sie ja viel dicker und schöner...
Ich war recht geschockt, ich fand ihr Haar trotz Dünnheit immer wunderschön.
Das Kurze steht ihr auch, aber die langen Haare habe ich an ihr trotzdem schöner gefunden.

Na immerhin steht es ihr.

Ich hab eher einen gaaanz leichten Trend zu längeren (nach Haarmuggelvorstellungen zumindest) Haaren in meinem Umfeld. Gestern hat mich ne Freundin aus der Nachbarstadt besucht, sie ist Anfang 40 und hat Haare bis fast Midback, glatt, glänzend und schokobraun, ganz toll! Und eine Chorkollegin lässt wachsen und ist bei Schulter (sie ist Mitte Ende 50) und blond fast wie ich mit etwas grauweiß drin. Wir beiden Soprane wurden auf einem Konzert schon als Engel bezeichnet wegen unserer Haare (und Stimmen).

Sogar meine Schwiegermutter trägt die Haare nicht mehr im sehr kurzen Pixie sondern überohrenlang, was ihr sehr gut steht.

Engel - ja, das kann ich mir gut vorstellen; Alma

Komisch, hier auf dem Dorf ist oft einiges sehr "rückständig".
Gerade hier in dieser wirklich sehr ländlichen Umgebung müsste man doch meinen,
dass langes Haar mit "Natur, natürlich" gleichzusetzen wäre,
aber nein, das "schickt sich nicht" für eine "anständige Frau über 40".
Diese Argumente hört man hier recht häufig, vor allem von den Leuten, die streng katholisch sind
(das sind mind. 80%).
Ohne das jetzt als Negativ-Wertung zu sehen, aber es fällt mir derzeit wieder vermehrt auf.
Eigentlich geht das schon los, wenn Frauen heiraten/Kinder kriegen, dann muss ja schnellstens das Haar ab, das ist fast schon ein ungeschriebenes Gesetz

Dann bin ich lieber "unanständig und unangepasst"; sollen sie doch über mich ratschen
Ich komme mir hier aber echt manchmal vor wie im Mittelalter.
So gern wie ich hier wohne wegen der schönen Natur, so kann ich oft die Ansichten/Meinungen vieler Leute hier absolut nicht nachvollziehen.
Vielleicht liegt's auch an mir?

Hallo Bernstein,
ich glaub nicht, dass es an Dir liegt: Mir ist schon öfter aufgefallen, dass
im städtischen Bereich viel öfter "leben und leben lassen" gilt. Bei einer großen
Anzahl Menschen, die man jeden Tag sieht, stört man sich offenbar nicht so an
unangepassten Erscheinungen.
Als ich mit 11 aus der Großstadt in ein schwäbisches Dörfle umzog, waren meine
Schulkameradinnen in den 80ern schon richtig modisch gekleidet, Stufenschnitt
u. Dauerwelle gab's auch schon früh. Wo ich herkam waren die meisten in dem Alter noch
eher kindlich: Lange Haare mit Pony (die Mädchen), Cordhosen und Nickipulli...
Auf dem Land beäugt man sich nach meiner Erfahrung viel mehr und will nicht unmodisch
sein.

Grüßle,
Röslein

Bernstein, ja... Kind und Hare kürzer ist fast eines. Weil viele halt davon ausgehen, dass lange Haare sehr pflegeintensiv seien.

Überleg mal, tgl. Waschen, fönen, stylen... das Geld sitzt in der Zeit auch nicht so locker.... so sieht es i.d.R. doch aus.

Das man einen langen Waschrythmus hat, Seife oder gutes Shampoo nimmt und dann einfach trocknen lässt, das kennen die meisten Damen doch gar nicht.

Bernstein, ich glaube, daß lange Haare heute vielleicht einen anderen Stellenwert haben als früher. Damals war es üblich, daß konservative Frauen lange Haare trugen, so wie du meinst, natürlich und so. Diese langen Haare wurden dann sicher spätestens nach der Eheschließung immer im Dutt getragen. Heute wählt man statt Dutt oft den Kurzhaarschnitt, der ist ja noch viel praktischer als ein Dutt. Ein Dutt muß ja täglich neu gesteckt werden. Soviel Zeit hat eine vernünftige Hausfrau nicht für sich.

Ich verstehe lange Haare eher als so ein, ich mache, was ich will und bin authentisch. Meine Haare wachsen nach ihrer Facon. Die Kurzhaarstufen bei Euch im Dorf können einem leid tun. Im Dorf wird sicher mehr beobachtet und bewertet als das in der Anonymität einer Stadt möglich wäre.

Stadtluft macht frei.

Ich habe heute eine Dame bei Aldi an der Kasse gesehen, naturrotblond, so ca. 55-60,
die Haare aufgeduttet und mit einem Schal umschlungen.
Fand ich natürlich sehr gut.

Ostwind hat geschrieben:Heute wählt man statt Dutt oft den Kurzhaarschnitt, der ist ja noch viel praktischer als ein Dutt. Ein Dutt muß ja täglich neu gesteckt werden. Soviel Zeit hat eine vernünftige Hausfrau nicht für sich.

Ja, das stimmt wohl.
Einleuchtend.
Und schade, wenn man keine Zeit mehr für sich selbst hat bzw. diese einem abgesprochen wird.

Ich verstehe lange Haare eher als so ein, ich mache, was ich will und bin authentisch. Meine Haare wachsen nach ihrer Facon. Die Kurzhaarstufen bei Euch im Dorf können einem leid tun. Im Dorf wird sicher mehr beobachtet und bewertet als das in der Anonymität einer Stadt möglich wäre.

Stadtluft macht frei.

Sehe ich auch so.
Meine Haare dürfen wachsen.

Wenn ich die Wahl hätte zwischen hier und einer Großstadt, würde ich hier bleiben.
Bin nicht für die Stadt gemacht.
Hat alles seine Vor- und Nachteile.
Der Nachteil ist, dass hier jeder nach jedem guckt, bis ins kleinste Detail.
Leute, die ich noch nicht mal kenne, wissen über den Dorftratsch und -klatsch mehr über mich und meine Lebensumstände, als mir lieb ist; das geht mir (und noch einigen anderen) ziemlich auf den Senkel.
Anonym und völlig frei ist man hier nie; man kann noch nicht mal von der Haustür bis ans Auto gehen, ohne dass sich im Nachbarhaus die Gardinen an den Fenstern bewegen

Bernstein, ist bei uns genauso! Ich wohne ich einem kleinen Dorf, und bin immer überrascht, für welchen Sch*** die Leute sich hier so interessieren. Man steht immer unter Beobachtung....obwohl ich hier auch viele liebe Freunde ( allerdings fast alle aus der Stadt zugezogen ), die auch nach dem Motto "Leben und Leben lassen" agieren.

Schön ist das wenn die Leute mehr über mich wissen als ich selber

MumLadw hat geschrieben:Schön ist das wenn die Leute mehr über mich wissen als ich selber

Nicht wahr? Man kann da echt noch was über sich dazulernen.

ich wohn ja nun in einer Großstadt... nur, auch da schauen die Nachbarn und wissen immer mehr als man selbst über sich.

Leben und Leben lassen ist auch bei mir die Devise und halt mit einigen Dingen offensiv umgehen.


Das kann gut Tratsch vorbeugen.

Leben und Leben lassen ist auch bei mir die Devise und halt mit einigen Dingen offensiv umgehen.

Das kann gut Tratsch vorbeugen.

Wie mit etwas offensiv umgehen,
was man erst Monate später und über tausend Ecken erfährt?

Komisch - ich hatte in dem kleinen bayrischen Dörfchen, wo ich bis Ende letzten Jahres lebte, weniger Stress wegen meines Aussehens (Piercings im Gesicht) als hier am Rande der schwäbischen Großstadt ...
Ich hab vorher echt nicht geahnt, wie spießig die hier sind ...

Na ja, manches kann ich schon im Vorfeld entschärfen.....

Meine Beziehung mit meinem Deckel bspw. . Als wir zusammen kamen war ich noch verheiratet und lebte mit meinem Ex in einer wohnung...

Also zeigte ich mich bewusst mit meinen Deckel und versuchte erst gar nicht, meine Affaire mit ihm iwie zu verbergen.

Ich setze meinem damaligen Mann vor die Tür ( was sich da schon längst im Vorfeld schon ein Jahr zuvor abgezeichnet hatte und andere Gründe hatte als mein jetziger Deckel).

Und auch das ich mich scheiden liess war kein Geheimnis.

Und was du selbst outest, dass kann Dir hintenrum nicht nachgetragen werden.

The same bei Töchterchens Behinderung, ihrem Arbeitsplatz und auch bei Sohnemann.

Unserem Hobby, des Deckel`s Hobby.

Der früheren Tätigkeit meines Vater`s . Waffenhändler in der Passage ums Eck und man selbst arbeitet da.... da empfiehlt sich Offenheit.