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Verfasst: 08.05.2009, 13:47
von catch-22
einsel hat geschrieben: Ich sehe es so: Sicher kann man die Zeit nicht anhalten und verändert sich mit dem Alter, wird vielleicht konservativer, "spießiger", legt Wert auf andere Sachen als früher ... aber das kommt ganz von selbst. Vielleicht habe ich mit 40 ja wirklich die Nase voll von langen Haaren, das weiß ich doch jetzt noch nicht. Aber ich finde es schon furchtbar, anderen Leuten vorschreiben zu wollen, was sie toll zu finden haben, bloß weil "man" das gerade so macht.
Wäre doch tragisch wenn wir uns mit der Zeit nicht ändern würden, schliesslich wächst man am Leben u. das ist auch gut so. Was bedeutet konservativ? Ist man konservativ wenn man sich der altersgerechten Mode anpasst oder versucht man damit nur modern zu sein? Für mich bedeutet konservativ nach gewissen Werten zu Leben u. die betrachte ich als zeitlos. Dazu gehören Achtung u. Respekt vor meinen Mitmenschen, d.h. auch es obligt nicht mir anderen vorzuschreiben wie sie aus zu sehen haben, denn das hat mit Respekt nichts zu tun. In diesem Sinne bin ich sicher konservativ u. das auch sehr gern, trotz langer Haare. In 10Jahren, mit 40, werde ich das hoffentlich auch noch sein. :)

Konservativ ist trotzdem ein schöner Stichwort. Bringt mich auf eine andere Frage. Wenn ich den Thread gut durchlese fällt mir auf, dass die These "ab 40 kurze Haare" ehr von Frauen vertreten wird, dass die hier wiedergegebenen Kommentare weniger von Männern stammen. Wie stehen die Herren in euerm Umfeld dazu?

In meinem Umfeld wird man als Frau, gerade ab einem gewissen Alter, mit langen Haaren ehr für konservativ gehalten. Ganz übertrieben ausgedrückt, lange Haare-> Heimchen am Herd, kurze Haare -> Emanze. Auch wenn das jetzt negative Begriffe sind, negativ meine ich das gar nicht, die Herren eigentlich auch selten, mir fallen nur keine besseren ein um den Gegensatz auf zu zeigen. Real zeigt sich das meist, das die Männer bei Frauen mit langen Haaren ehr dazu neigen einen bisschen zu Umsorgen, wie Tür aufhalten, aufstehn wenn Frau aufsteht, den Stuhl zu recht rücken...eben versuchen sich ganz nach der "alten Schule" zu verhalten. Während bei Frauen mit kurzen Haaren sie sich das weniger trauen und ehr versuchen stets zu zeigen dass sie die Eigenständigkeit der Frau Respektieren.
Auch wenn ich hier immer wieder lese "Ü40 mit langen Haaren stehen nicht zu ihrem Alter, wollen jünger wirken" sehen das die Männer in meinem Umfeld ganz anders, da gilt ehr das Frauen mit kurzen Haaren modern, sportlich, jung geblieben sind/sein wollen, was dann wiederum dazu führt das sie sich erst recht nicht trauen oben geschlidertes Verhalten an den Tag zu legen, weil es altbacken ist u. man nicht will das Frau sich alt fühlt.
Ist mal so das was ich in meinem Bekanntenkreis beobachtet habe. Ist das bei euch auch so oder schliessen sich die Herren ehr der (Frauen)Meinung, Frau ab einem gewissen Alter sollten kurze Haare haben, an?

Verfasst: 08.05.2009, 14:35
von wuschlon extraordinaris
Dass irgendein Mann möchte, dass seine Frau sich die Haare abschneidet, kann ich mir nicht vorstellen. Männer stehen doch eigentlich schon von der Biologie her auf lange Haare.
Bei älteren Frauen dachte ich bisher eigentlich, dass sie oft nur kurzes Haar tragen, weil sie die weiß werdenden Haare färben wollen, und färben irgendwann das Haar zerstört, so dass es nicht mehr lang sein kann.
Natürlich gibt es auch die Fraktion, die sich mit kurzen Haaren jünger fühlt :roll: (wieso eigentlich? Weil man dann die jung machenden Falten besser sieht?)

Verfasst: 08.05.2009, 17:48
von Silbermond
catch-22 hat geschrieben: Für mich bedeutet konservativ nach gewissen Werten zu Leben u. die betrachte ich als zeitlos.
Es gibt einen wunderbaren Satz: Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Weiterreichen der Flamme. In diesem Sinne schließ ich mich Dir an.

Es wundert mich auch immer wieder, dass die Botschaft: Haare ab ab 40 - ausgerechnet von Frauenseite kommt. Was ist das bloss und was steckt dahinter? Nun, wer so etwas kommuniziert, sagt im Grunde nur etwas über sich selbst aus - nämlich Schubladendenken. Schliesslich und endlich sind wir alle sowieso un_vergleichlich und jeder ist aufgerufen, seinen eigenen Weg zu gehn, wie immer der auch aussieht.

Ich erlebe es ebenfalls so, dass einem seitens der Herren mit langen Haaren eine gewisse "Ritterlichkeit" entgegengebracht wird. Ich finde das schön und geniesse es. ;-) Das mindert - in meinem Empfinden - auch keinesfalls meine "Qualifikation" zur Selbständigkeit, die habe ich sowieso.

Verfasst: 08.05.2009, 19:07
von catch-22
Der Satz ist schön, muss ich mir merken :)

Das Frag ich mich eben auch, vielleicht nicht unbedingt Schublandendenken(mag den Begriff auch nicht wirklich, weil jeder von uns mehr oder weniger dazu neigt, so sehr wir es an anderen auch hassen mögen, der Mensch filtert nun mal in für ihn interessant/uninteressant, nur bindet nicht jeder anderen seine Filtermechanismen auf die Nase oder versucht gar sie anderen aufzuzwingen), sicher auch nicht wirklich bösgemeint von den Meisten zu mindest. Das Alter 40 ist sicher auch nicht willkürlich gewählt, warum nicht 30, warum nicht 50? Was steckt psychologisch dahinter? Würd mich ja brennend interessieren, hat es was mit der Nähe zu den Wechseljahren zu tun? Das Frauen oft große Veränderungen im Leben, wie z.B. das Beenden einer Beziehung, auch mit ihrer Frisur ausdrücken, ist nun wirklich kein großes Geheimnis, den Inneren Drang nach Wandel auch im Auftreten/Erscheinungsbild nach aussen tragen.
Wenn man nun heranzieht das lange Haare für Weiblichkeit stehen, die Wechslejahre jedoch mit dem Verlust der Weiblichkeit assoziiert werden, könnte ein sich damit abfinden/arrangieren/es akzeptieren, bzw. der versuch all dessen, im Abschneiden der langen Haare u. tragen einer Kurzhaarfrisur enden. Dementsprechen könnte doch auch der Rat, eine "altersgemäße" Kurzhaarfrisur zu tragen, doch auch wohlwollend gemeint sein, nach dem Motto: Quäl dich nicht rum, akzeptier es u. setz ein Zeichen.
hui...ich saug mir mal wieder Dinge aus den Fingern :D bringt aber einen zum Grübel, wenn man bemerkt dass es ehr von Frauenseite kommt.

Die Ritterlichkeit lass ich mir auch sehr gern gefallen. Bei mir kommt noch hinzu, dass ich selbst nach einer gewissen Etikette erzogen wurde, das wird man nie wirklich los. Stachelt natürlich die Herren dann an sich erst recht so zu verhalten, weil eben die entsprechende Gegenreaktion kommt. Unselbständigkeit will keiner damit einem unterstellen, es ist mehr eine Form des Miteinander Umgehens. Sie fürchten ehr man könnte ihnen diese Denkweise unterstellen, wenn sie sich so verhalten. Ein Teufelskreis ;)

Verfasst: 08.05.2009, 21:09
von Silbermond
Ob man es nun Schubladendenken nennt oder Filter - spielt letztendlich keine Rolle. Und ja, natürlich hat das jeder und im Grunde ist auch jeder aufgefordert, sich seine eigenen Filter zu basteln und nicht einfach allgemeine zu übernehmen ;-)
Das mit der Frisurveränderung bei Wandlungen fasziniert mich schon lange - ich selbst habs nie getan. Das muss irgendein weiblicher Urinstinkt sein (dem können wir ja im Steinzeit Fred mal intensiver nachgehen) - ein archaischer Trieb (?), Opfer an die Götter(?) - spannend, ich denk immer mal wieder drüber nach, woher das kommt.

Wechseljahre = Verlust der Weiblichkeit? Sicher nicht. Verlust der Fruchtbarkeit: ja. Verbunden mit Trauer und Abschied von der Fruchtbarkeit. Jedoch genauso verbunden mit dem Wandel und der Veränderung zu einer anderen, tieferen Weiblichkeit. Von Mutter zu grosse Mutter. Es mag seltsam klingen - aber ich fühle mich noch deutlich weiblicher als vor dem Wechsel.
Rein vom Bauchgefühl her sage ich: lange Haare nach dem Wechsel - natürlich, sicher. Gerade jetzt! Wann sonst? Vielleicht bin ich da noch zu sehr geprägt vom Anblick meiner Grossmutter und ihres wunderbaren langen weissen Zopfes :D

Verfasst: 08.05.2009, 21:55
von Yasha
ich glaube negative Aussagen bezgl. langes Haar für Ü40 kommen darum eher von Frauen, weil Frauen sich vielmehr bekriteln als Männer.

Ich glaube es liegt daran (Vorsicht, Hobbypsychologie) dass manche Frauen immer in einer Art ewigen Angst leben den Mann an eine Schönere, Jüngere, Hübschere etc. zu verlieren.
Da ist jede Konkurrenz scharf beäugt, und wo immer sich die Angriffsfläche bietet, wird gnadenlos kritisiert um sich zu versichern dass man die Konkurrentin nicht zu fürchten braucht.
Für Ü40 kann dann die Erwartungshaltung der jungen Damen gelten, dass die älteren sich aber nun doch langsam vom "Markt" zurückziehen und die Pracht absäbeln.

Das sage ich als verheiratete 25jährige die langhaarigen älteren Damen bewundernd hinterhergafft wenn ich denn mal welche sehe :pfeif:

Verfasst: 08.05.2009, 22:29
von Rapunzelchen
Mich interessiert dieses Thema auch sehr, muß ich mal ehrlich zugeben. Vielleicht formt sich in meinen Gedanken eine Geschichte, die ich zu Tastatur geben werde. - Mal schauen, wie das so wird. Bin echt gespannt darauf.

Verfasst: 08.05.2009, 23:47
von catch-22
@Silbermond
Ist zwar nicht Steinzeit sondern bissl später, aber muss da zwangsläufig an das sumerische Mythos "Inannas Abstieg in die Unterwelt" denke, wie sie auf dem Weg durch die 7 Tore muss, jedes mal was von ihrer Kleidung ablegend, um dann nackt u. ihrer Eitelkeit beraubt vor ihre Schwester zu stehen und zu sterben, um dann Wiedergeboren zu werden.

Wieso seltsam? Find ich gut. Ist doch immer eine Frage vom Bezug zu sich selbst, die eine erfährt es so die andere so. Die deine Art finde ich "Gesünder" als anders :)
Ist doch schön so positiv geprägt zu sein, möcht auch so eine Großmutter haben :( hab meine nie kennengelernt.

@Yasha
Kann auch sein, möcht mich nur nicht wirklich zu äussern, bin dazu zu unerfahren im Umgang mit anderen Frauen. Hatte bis vor ein paar Jahren ein ehr männerdominiertes Umfeld. Im Umgang mit anderen Frauen wirkt noch oft vieles sehr merkwürdig u. seltsam auf mich, daher auch oft meine merkwürdigen Gedankengänge, Versuch das eine oder andere zu verstehen, aber bei vielem mehr beobachtend. Möchte aber auch nicht immer negatives anderen unterstellen, bin doch so gern eine Optimistin.

Verfasst: 09.05.2009, 01:29
von Nachtelfe
Hallo,

also Eure philosophischen Überlegungen finde ich gerade echt spannend.

Ich finde irgendwie auch einen Wiederspruch darin:

- kurze Haare waren doch mal ein Zeichen der Emanzipation ( ab 1920er)
- lange Haare - "Heimchen am Herd"

Aber lange Haare waren doch schon auch immer ein Zeichen für Freiheit, wenn man die verliert oder aufgibt, wurden sie abgeschnitten...
Bsp. die mir kreuz und quer einfallen:

Nonnen und Mönche, Armee, Bestrafungen für Ehebrecherinnen in alten Zeiten (fragt mich bitte nicht wann - wo sind die angehenden Historikerinnen hier :help: ), die kleine Meerjungfrau, die ihr Haar (und noch auch ihre Stimme) der Meerhexe geben mußte (sie hat ihre Freiheit/ihr Selbst aufgegeben)....(Also nochmal sowas, langes Haar als Zeichen der Persönlichkeit/Individualtität)
Rapunzels Haar, das gleichzeitig "Stell-Dich-Ein-Leiter" war und ihr dann als Strafe abgeschnitten wurde...(die Sinnlichkeit abgeschnitten, außer der Freiheit natürlich)
Kurze Haare waren also entweder eine Strafe und es war eine Schande oder man tat damit seinen Gehorsam/Ehrerbietung (irgendwie fallen mir nicht die treffenden Wörter ein) kund...
Denke lange Haare hatten mit Freiheit, Selbstbestimmung und auch mit Sinnlichkeit zu tun....
Vielleicht ist die Situation so paradox, weil beide "Mythen" bestehen bleiben....
Lange Haare sind anziehend, aber auch das "Weibchen", daher dieses ritterliche Verhalten - Schützerinstinkte ?
Kurzhaarige können selber auf sich aufpassen, eigenständig, aber vielleicht auch ein Zeichen, daß in unserem speziellen Fall (über 40 Haare ab), die Sinnlichkeit/Erotik sich langsam verabschieden sollte und man in die "asexuellen Gefilde des Alters hinübergleitet"...Man also sich dezent aus dem "potentiellen Heiratsmarkt" (so hätte man es früher wohl gesagt - ich weiß nicht, wie ich es jetzt ausdrücken sollte) verabschieden sollte...
Ich habe hier schon seit Jahren :oops: Simone de Beauvoirs "Das Alter" rumstehen, wo etwas drüber erzählt wird und ich nur drin geblättert habe...
Darin wird halt über diese Altersasexualisierung gesprochen...
Aber auf der anderen Seite heißt kurzhaarig auch selbstbestimmt, eigenständig - als Zeichen der Emanzipation - im hohen Alter erst Recht...
Also kurzes Haar - Emanzipation - Selbstbestimmung - auch der eigenen Sexualität - anziehend - jung ?
Vielleicht auch, weil man im Alter nicht nur mit Falten etc. zu kämpfen hat, sondern auch mehr mit körperlichen Beschwerden und kurze Haare mit "noch rüstig" zu tun haben...
Das ist der andere Gedankenstrang, den ich so habe....
Vielleicht ist das sowas wie: "Du hast Dich ab einem gewissem Alter aus dem "Angebot" zu verabschieden, wo kämen wir dahin, wenn Du noch "sexuell" wärst und mir Konkurrenz machst (und ab 40 hast Du bitte die Sexualität von Plüschtieren zu haben), aber Du solltest auf jeden Falls selbstbestimmt und unabhängig bleiben - rüstig und jung" ?
Äh - beißt sich das nicht oder ist es doch so ?

Das andere Buch von ihr "Das andere Geschlecht" paßt leider nicht mehr in unsere Zeit - (Eine Analyse der Frauensituation von der Antike bis Anfang/Mitte des letzten Jahrhunderts) , aber sie meinte dort, daß sich neue Mythen um Frauen ranken werden, die es ihr genauso schwer machen, wie die alten, so habe ich es wenigstens verstanden...
Kennt das Buch jemand ?

Und was ist mit den Männern ?
Lange Haare - Zöpfe - Bärte - Stolz, Freiheit, Männlichkeit ?
Und jetzt hat das ganze einen Touch des sozial anrüchigen, gegen den Strom schwimmend - "piratmäßiges" - gefährlich ?
Wie kam es dazu ?
Ach ja und wie viele Frauen finden Männer mit langen Haaren (also alles was länger als der Uni-Nacken-Schnitt ist) aufregend und sinnlich und weshalb ? Sind Langhaarmänner gefährlich interessant :kicher: oder nur gefährlich ? Und Männer unter sich - gefährlich oder potienzielle Konkurrenz - daher ab mit den langen Haar ?

Also ich hoffe, ich konnte mich verständlich machen...
Vielleicht kann mir noch jemand helfen es treffender auszudrücken, irgendwie paßts für mich noch nicht so richtig...

Meine Hirnzellen wollen jetzt allerdings keine weiteren Analysen mehr :betzeit:

Gute Nacht/Morgen

Nachtelfe

Verfasst: 09.05.2009, 01:53
von LizardQueen
Ich muss an der Stelle mal kurz berichten, was mir heute im Altersheim so aufgefallen ist. Einige der Damen, die ich gesehen habe, hatten etwas über schulterlange graue Haare. Endlich mal was anderes als diese altbackenen kurzen lila Locken! :)

Verfasst: 09.05.2009, 08:21
von lucky
wenn morgen meine freundin ulli mit dem bunten stoppelschnitt kommt werde ich sie fragen was sie dazu bewegt mit ü60 so rumzulaufen. :wink:

Verfasst: 09.05.2009, 10:02
von Silbermond
@Nachtelfe: ich denke, diese zwei Strömungen, die sich durchaus widersprechen, basieren auf a) der alten Zeit und b) der sogenannten modernen Zeit.
Noch zu Zeiten meiner Oma war ein uneheliches Kind ein riesiger Makel. Von Kirche und Gesellschaft höchst geächtet. Man überlege, dass es die Pille - auf die Geschichte der Menschheit gesehen - ja noch nicht wirklich lange gibt. Biologisch tragen Frauen die Last der Aufzucht - und die Freiheit, sich mal eben mit dem attraktiven Raubritter aus der Nachbarschaft zu vergnügen, ohne mit Folgen rechnen zu müssen, hatten erst die Frauen, die durch den Wechsel waren *breites Grinsen*. Natürlich gab es immer schon andere Verhütungsmethoden - doch so wirklich sicher waren sie nicht unbedingt.
Sakrileg - kein Wunder, dass dies vor allem der Kirche sicher nicht passte und dieses "Alter" daher entsexualisiert zu sein hatte samt Haare ab/Attraktivität weg. Anders hätte man diese Frauen ja nicht unter Kontrolle bekommen :P
Erst das Dasein der Pille hat die Freiheit des Postwechsels im Prinzip vorverlegt. Emanzipation und kurze Haare gingen damit Hand in Hand. Wir schneiden die alten Zöpfe ab! Aber die alten Mythen und Vorstellungen sind in ein paar Jahren nicht wegzukriegen - daher besteht beides und daher auch der Widerspruch. So mal meine unprofessionelle Interpretation ;-)

@Catch: der wunderschöne Mythos von Inanna beschreibt eine Initiation. Der Abstieg, die Verluste, das Durchschreiten der Tore.. Doch üblicherweise kommen diese Änderungen von aussen. Sei es, dass die Kinder ausziehen, seien es Vorstellungen, die sterben und durch neue ersetzt werden, seien es Krankheiten, Schicksalsschläge... Die Wandlungsstürme sind oft heftig genug, da braucht man sich nicht noch selbst die Haare abschneiden. Zumal das Frauen ja in jedem Lebensalter machen und nicht nur in Zeiten der Transformation.
Es ist und soll sicher ein sichtbares Zeichen der Veränderung sein - aber warum erwischt es bei Frauen immer die Haare? Das gibt mir Rätsel auf *grübel* ;-)

Und tröste Dich. Ich habe zwar meine Grossmütter gekannt und auch meine Mam war lange genug am Leben, um mir wichtige Dinge mitgeben zu können - trotzdem ging sie viel zu früh und ich bin in der direkten Linie weiblicherseits schon seit 24 Jahren "die Älteste" und "ganz hinten" :?

Verfasst: 09.05.2009, 11:30
von einsel
So, was ich unter "konservativer/spießiger als früher" verstehe: daß ich nicht mehr in den billigsten Klamotten rumrenne (das habe ich früher aus Überzeugung getan), daß ich (tatsächlich!) ordentlicher geworden bin, daß ich nicht mehr scharf drauf bin, die Nacht möglichst durchzumachen ...

Solche Werte wie Achtung und Toleranz habe ich von klein auf mitbekommen, das hat bei mir nichts mit konservativer Haltung zu tun. Auch ist mir die Familie immer wichtig gewesen. Sicher fand ich als Jugendliche manche Lebensweisen von anderen Leuten komisch und kann die jetzt besser akzeptieren, auf der anderen Seite fand ich manche Sachen moralisch nicht schlimm (wie Schwarzfahren), was ich jetzt anders sehe, aber das schiebe ich auf die Erfahrung. Im Wesentlichen hat sich aber an meinen Werten nicht viel geändert.

Verfasst: 09.05.2009, 11:41
von Bastet
Ich finde den Gedanken schön das je länger die Haare werden mit dem Alter/der Zeit auch die Weisheit/Erfahrung zunimmt.(Im Idealfall :wink: )
Ein älterer/alter Mensch mit (sehr)langen Haaren strahlt für mich Würde und Weisheit aus.(gilt auch für Männer)

Zu den Postings vor mir:

Nennt mich Emma,aber ich finde im Endeffekt ist das was den Frauen als Emanzipation in Form von Haare abschneiden eingeprägt wurde ,eigentlich genau das Gegenteil ist.
Wer sind wir denn,wenn wirs nötig haben unsere Stärke durch ein Verlust eines Teils unserer Weiblichkeit zu demonstrieren?!
Die wahre Stärke entsteht in einem selbst und durch das akzeptieren der Weiblichkeit die naturgegeben in jeder Frau steckt.
Nicht das nacheifern männlicher Werte macht uns stärker,nein!!
Wahrhaft weibliche Stärke ist etwas wundervolles und sollte nicht verloren werden,sie ist ein wichtiger Bestandteil dieser Welt!!

HUGH !!! :lol: :wink:

So,die Lanze mußte ich jetzt mal brechen 8)

Verfasst: 09.05.2009, 12:46
von Mata
Richtig - Emanzipation ist Wahlfreiheit. Wahre Emanzipation umfaßt den Strickstrumpf genauso wie die Pilotenkanzel - als freie Wahl, nicht als "eine Frau sollte...". Wer sich mit kurzen Haaren sieht, sollte sie abschneiden können, wer sich mit langen Haaren sieht, sollte sie wachsenlassen können.

Interessanterweise sind es oft gerade wir Frauen untereinander, die sich gegenseitig vorschreiben, was Frauen zu tun und zu lassen haben. Das fängt bei der Katzigkeit zwischen Kinderlosen und Müttern, bezahlt-arbeitenden und daheim-arbeitenden Müttern, Stillmüttern und Fläschchenmüttern... und vielen anderen Gruppen von Frauen an. Die einen sprechen den anderen die Daseinsberechtigung ab, eine wertet die andere, jede ist überzeugt, sie hat den Schrein der Weisen gefunden.

Ich bin ganz und gar für persönliche, individuelle Entfaltung, ohne konventionelle Regeln (die sich ohnehin dauernd ändern).