rabenschwinge hat geschrieben:Was hab ich am Anfang zu hören bekommen?
Zu unpraktisch, zu aufwandsintensiv, Bun zu streng oder Frise zu altbacken.
Vor allem das Aufwandsargument höre ich auch gelegentlich, und die Leute sind dann erstaunt, wenn ich erzähle wie wenig aufwändig meine Haarpflege ist - im Wesentlichen besteht sie ja aus dem Weglassen all der Dinge, von denen die Werbung uns vorgaukelt, dass wir sie unbedingt bräuchten, und morgens bin ich mit meiner Frise meist schneller fertig als die kurzhaarigen Kolleginnen, die dann noch mit Stylen beschäftigt sind.
Emmaline hat geschrieben:Ich bekomme eigentlich nie Kommtare zu meinen Haaren
Das halte ich für ziemlich normal. In meinem Umfeld interessieren sich die meisten Menschen nicht so arg für das, was sich auf den Köpfen der anderen abspielt. Im größeren Familienkreis schon eher, da gibt's ab und an ein Kompliment für eine schöne Frisur, im beruflichen Umfeld eher selten. Und da sind es fast immer die einfachen Flechtzöpfe, also Franzose oder Holländer. Das liegt wohl auch daran, dass viele Leute das nicht können, oder zumindest nicht an sich selbst. Haarschmuck interessiert die meisten nicht die Bohne, da habe ich nur mal von einer kurzhaarigen Kollegin ein Kompliment für eine Riccio gekriegt - sie meinte, dass die wohl auch ihrer Tochter gefallen hätte, die früher lange Haare hatte. Oft bewundert sie eher still, was ich auf dem Kopf habe. Und ich habe den Eindruck, je mehr Komplimente man an sein Umfeld verteilt, umso mehr kommen auch zurück

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gwenyfar hat geschrieben: Ich habe für mich jedenfalls entschieden, bei der Arbeit frisurentechnisch keine Angriffsfläche zu bieten, träume aber insgeheim manchmal vom "großen Auftritt" mit Flechtzopf oder offen zum Kostüm/Hosenanzug - nicht, dass meine Haare von der Dicke her einen "großen Auftritt" hergeben würden.
Ich habe den Eindruck, dass nicht die Frisur oder die Kleidung eine Angriffsfläche bietet, sondern eher die Persönlichkeit. Wenn man wie man so schön sagt "eine Persönlichkeit ist" ist es ziemlich wurscht wie man sich genau kleidet oder frisiert, es muss einfach zu einem passen, das kann auch ziemlich individuell sein. Wenn man Diskussionen über seinen persönlichen Stil nicht zulässt und ihn selbstverständlich als Teil der eigenen Persönlichkeit präsentiert, ist das auch keine Angriffsfläche - und wenn doch mal Angriffe kommen und mit einem "Na und?" beantwortet werden, verlaufen sie sich ganz schnell im Sand.
Ich finde, spezielle Persönlichkeiten (die sich auch optisch speziell ausdrücken) gewinnen häufig, und auf den Lacebraid-Kommentar hätte ich wahrscheinlich mit einem "Mir war heute so danach" reagiert. Meiner Erfahrung nach lassen auch konservative Berufsfelder eine ziemliche Bandbreite von Optiken zu, wenn man sie selbst bewusst vertritt und es nicht so wirkt wie "Ich probier heute mal was aus, wenn's nicht ankommt, schalte ich morgen wieder einen Gang zurück."
In welchem Stil man seine Haare trägt ist letztenendes eine sehr persönliche Frage, das Wichtigste ist, dass man sich damit wohlfühlt - ich trage meine Haare insgesamt sehr selten offen oder halboffen, im Job noch seltener als privat. Karrierefragen in die Outfit-Frage miteinzubeziehen ist für mich auch völlig in Ordnung, das gehört zum Selbst-Marketing. Aber ich halte es für einen Trugschluss zu glauben, dass man weiter kommt, wenn man nach außen hin möglichst kantenlos erscheint. Ich finde, da darf es ruhig Dinge geben, die kantig erscheinen oder Aufmerksamkeit erregen - eine Karrierebremse wird's erst, wenn es zuviel des Guten ist.