Hm, sag ich auch mal was, obwohl ich ja kaum noch hier bin.
Es gab immer im Notfall-Eckchen die von der konventionellen, werbemäßig propagierten Enttäuschten. Wie lange kann man Menschen suggerieren, daß sie ihr Haar ungestraft strapazieren können, bis sie merken, daß die Haare doch leiden? Und dann suchen sie Hilfe und landen hier.
Ich habe wirklich über lange Zeit hinweg in der Notfallecke viel Arbeit und Herzblut investiert, um die Verzweifelten zu trösten

weil ich selbst mal so verzweifelt war. Für mich ist die Antwort weder 1) das oft verlangte Rucki-Zucki-Wundermittel (denn das gibt es selbstverständlich nicht) noch 2) die reine Lehre des Natürlich-Selbstgemachten.
Mir geht es darum, das zu vermitteln, was ich selbst hier gelernt habe, nämlich: eines schickt sich nicht für alle. Was die Werbung verspricht, bedeutet gar nichts, und was andere von einem Produkt halten, ist ein Anhaltspunkt, mehr nicht.
Ich muß zwei Dinge lernen: 1. Inhaltsstoffe und ihre Auswirkungen auf mein persönliches Haar kennenlernen und 2. Mut entwickeln, mit fertigen Produkten kreativ umzugehen (Shampoo kann verdünnt werden, mit Tee oder Öl oder Conditioner angereichert werden, Silikonshampoos können im Wechsel mit Sili-Frei angewendet werden, Sili-Sprühbomben können verdünnt werden oder gemischt werden etc).
Beides war für mich sehr wertvoll. Ich habe gelernt, auf meine Haare zu hören. Anfangs dachte ich, wie werde ich je wissen, was mein Haar mag? Es klang so verwirrend, wenn andere selbstbewußt meinten, "meine Haare mögen X-Öl, aber kein Y-Öl" - wie weiß man sowas? Sobald ich aber erstmal meine Haare aufmerksamer beobachtete, hatte ich alle Antworten.
Diese Änderung des Focus von Ratschlag von außen zu Verarbeitung eigener Erkenntnisse ist in vieler Hinsicht für mich wertvoll geworden und entspricht auch meiner Denkweise in anderen Dingen.
Das Internet hilft dabei sehr, weil man heutzutage viel leichter andere findet, die genauso denken wie man selbst (die zB geglättetes Haar nicht automatisch schön finden), so daß man sich nicht mehr wie ein Geisterfahrer vorkommt. Ein Forum wie dieses (und es gibt ja auch andere, jeweils etwas anders gelagerte) zieht viele verschiedene Menschen an, mit manchen hat man sofort den Klick, mit anderen weniger, und wieder andere sind zwar anders als man selbst, aber gerade dadurch lernt man sehr viel von ihnen.
Ich habe meine eigene Foren-Zeit brutal beschnitten, weil ich zu viel Streß IRL habe, aber ich habe überwiegend gute Erfahrungen mit der Notfallecke gemacht, bei meinen vielen Einsätzen dort. Wenn ich auch nur einem Menschen dazu verholfen habe, nicht mehr zu denken "oh Gott, mein Haar ist nicht in Ordnung, denn es reagiert auf Produkt P nicht wie in der Werbung versprochen", sondern statt dessen "was brauchen meine Haare, um sich so wie sie sind gesund und glücklich zu fühlen?", dann war es das wert.
Auf welchem Wege schließlich jeder einzelne seine haarige Seligkeit findet, das ist schon nciht mehr meine Sache.
Ich selbst mische gern Haarbalsam- und Creme und -Kur zusammen, aber zum Reinigen bin ich Alverde seit Jahren treu. Ich liebe Kräuteraufgüsse und Öle und ätherische Öle und PHF, aber ich habe keine Probleme mit Leuten, die bei rein konventioneller Pflege bleiben. Sie sollen nur die anderen nicht niedermachen oder verächtlichmachen. Vielleicht bin ich zu selten hier, aber ich hab das eigentlich noch nicht erlebt. (Ich kenn aber auch längst nicht alle Threads).
Und was die Länge angeht: der grundlegende Unterschied zwischen Kurzhaar- und Langhaarpflege ist NICHT die Länge der Haare, sondern die Einstellung. Kurzhaarpflege sieht Haare als nachwachsenden Rohstoff, als Rohstoff für Styling-Experimente aller Arten. Das ist heutzutage die vorherrschende, von Frauenzeitschriften oft kultivierte Denkweise, und da Haare tatsächlich nachwachsen, ist da auch nichts Schlimmes bei (außer den gesundheitlichen Spätfolgen durch chemikalische Belastung - aber vermutlich ist Handy-Benutzung schon ungesünder).
Langhaarpflege sieht die Haare als Teil des eigenen Körpers, den es sorgsam zu pflegen und zu bewahren gilt, mehr so wie Gesichtshaut oder Hände. Auch meckikurze Haare kann man so behandeln, ich nenne das "das innere Langhaar", das die Haare so betrachtet.
Kurzhaar-Denkweise sieht Haarpflege als Sprint, bei dem man jedesmal neu anfängt, Langhaar-Denkweise als Marathon, in dem man jeden Fehler mitschleppt und später korrigieren muß.
Man kann ohne weiteres von einer zur anderen Denkart überwechseln. Es gibt Leute, die in bestimmten Phasen in ihrem Leben verrückte Experimente mit ihren Haaren angestellt haben oder sich ganz frauenzeitschrifts-konform gefärbt und gebügelt haben, um irgendwann zu naturfarbenen langen Haaren zurückzukehren. Oder umgekehrt.
Ich finde beides okay. Ich hab keine Probleme mit Frauen, die ihre Haare strapazieren wollen, um modische Ergebnisse zu erzielen, die aber hier erfahren möchten, wie sie das pflegemäßig ausgleichen können. Da gebe ich gern Tips und Ratschläge.
Ich empfinde das Forum nach wie vor als Biotop für "innerlich Langhaarige" wie mich, die die Haare gern pflegen, schmücken, dutten und die "altmodisch" als Kompliment empfinden. Wie gesagt, es kann sein, daß sehr vieles unter meinem Radar durchgeht und ich es nciht mitkriege.
Aber ich verdanke dem Forum so viel, allein schon der Tip mit der PHF!, daß ich anderen nicht die Chance nehmen möchte, sich hier ebenfalls die tips zu holen, die sie brauchen können. Und die, die sie nicht brauchen können, nun, die können sie eben liegenlassen.
Mich hat der scharfe Ton Rhiannon gegenüber schon erstaunt. Das empfinde ich als unangemessen, weil Rhiannon viel Wissen weitergeben kann. Daß sie scharf konturierte Meinungen hat, empfinde ich als wertvolle Orientierung. Wir haben im Laufe der Jahre sehr liebe Mitglieder verloren, um die es auch mir leidtut. Ich persönlich habe mich in anderen Haarforen umgesehen, aber mich nirgends so heimisch gefühlt wie hier. Es täte mir leid, wenn auch Rhiannon sich woanders ansiedeln würde.
Es kann Mainstream-Haarpflege-Anhängern doch nicht wehtun, mal eine andere Seite zu sehen, die konsequent und selbstbewußt vorgelebt wird.
Vielleicht sollte ich, mit so wenig Forums-Präsenz in der letzten Zeit, mich hier nicht einmischen.
Ich würde Goja auch gern aktiver sehen. Ich freu mich immer über Beiträge von unserem König
