Ich bin auf diese ganze Sache mit schwarzen Frauen und ihren Haaren mal aufmerksam geworden, als ich mich bei der verzweifelten Suche nach irgendeinem Haar-Rezept mal auf so ein Forum verirrte. Das LHCF.
http://www.longhaircareforum.com/forums/
Da habe ich zu meinem riesigen Erstaunen bemerkt, was für ein Thema das ist, und welche Rolle es im Leben schwarzer Frauen und Mädchen spielt, und mit wie viel Emotionen das beladen ist. Ich war da vorher vollkommen "blissfully unaware".
Dabei hat mich ehrlich gesagt mehreres schockiert. Einerseits meine eigene harmlose Ahnungslosigkeit - ich wäre nie auf die Idee gekommen, daß schwarze Frauen gern Haare hätten wie weiße Frauen und daß glattes Haar ihnen als "besser" gilt. Nicht praktischer, nicht leichter zu behandeln, sondern als Statussymbol.
Mir wäre es wie Rassismus vorgekommen, wenn ich meinerseits davon ausgegangen wäre, "alle wollen bestimmt so aussehen wie wir Mitteleuropäer, das ist nun mal Das Beste" - ich gehe davon aus, daß menschliche Schönheit unendlich viele GEsichter hat und keines davon mehr oder weniger wert ist als andere.
So habe ich nie daran gedacht, wie es von der andren Seite des Gartenzauns aussieht.
Dann hat mich schockiert, wie viel versteckte und auch offene Aggression gegen weiße Frauen wie mich, die nie über die Probleme schwarzer Frauen mit ihrem Haar nachgedacht haben, dort im Spiel ist.
Hierein solcher Thread, über den ich lange nachgedacht habe....
Oh nein, was da noch für Gräben offen sind. Weiße haben Schwarzen großes Unrecht angetan, aber warum tun Schwarze sich das heute selbst an? Riesige Fragen. Immerhin sind in dem Forum viele Frauen unterwegs, die ihre Haare natürlich tragen, dafür aber Kritik ernten (u.a. von schwarzen Männern) und sich verbittert fragen, wie sie es denn nun richtig machen können...
Und das hab ich alles nicht gewußt, obwohl ich eine Cousine mit einem schwarzen Mann habe. Ich habe da nie weiter nachgefragt. Allerdings seh ich sie selten, wir mailen nur.
Mein Sohn hat ein schwarzes Mädchen in der Klasse, die ihre Haare immer ganz kurz geschoren und natürlich trägt. Es steht ihr sehr gut. Ob sie lieber längere Haare hätte, weiß ich nicht - typisch, es ist mir nie in den Sinn gekommen, daß das ein Problem sein könnte. Denn ihre Haare sind wirklcih wie Zuckerwatte, die wachsen nur geradeaus weiter und legen sich vermutlich nicht. Wenn sie lange Haare nicht im Afro-Look haben wollte, müßte sie glätten. Gut, daß sie es nicht tut.
Ein weiterer Augenöffner war dann vor ein paar Tagen ein Artikel über MIchelle Obamas Haar - kann gut sein, daß ich den schon irgendwo verlinkt habe (mein Hirn bröselt etwas um diese Tageszeit).
http://www.time.com/time/magazine/artic ... d=tsmodule
Ich habe ja die Hoffnung, daß Michelle Obama als kompetente, gebildete, auffallend schöne und vom Stil her ganz individuelle und durchaus weibliche Frau endlich mal zeigt, daß das Schönheitsideal der Welt nicht wie Catherine Deneuve oder Nicole Kidman auszusehen hat - auch wenn beide unleugbar gut aussehen. Aber Penelope Cruz und Michelle Obama eben kein bißchen weniger. Daß sie ihre Haare glättet, ist einerseits schade, zeigt aber auch, daß auch das eine legitime Wahl sein kann.
Wie das mit den Töchtern weitergeht, ist wieder eine andere Frage.
http://www.chicagotribune.com/news/nati ... 1475.story
Ich verfolge das Privatleben der Obamas nicht und kenne kaum Bilder, aber soweit ich mich erinnere, haben sie meist natürliches Haar. Das finde ich sehr positiv. Kindern schon Minderwertigkeitskomplexe einzureden, das finde ich so schockierend. Konnte die Show nicht zu Ende gucken. Man möchte die Mütter an den Ohren zur Erziehungsberatung schleppen...
Inwieweit es in den USA auch für weiße und hispanische Mädchen einen Schönheitsdruck im frühen Kindesalter gibt, kann ich nicht beurteilen. Auch bei uns gucken ja schon kleine Kinder Model-Shows und messen sich an unerreichbaren Vorbildern und so weiter... die westliche Welt ist wirklich pervers in der Richtung.
Kurz, dieser ganze verdammte Überlegenheitswahn der "weißen Rasse" hat ganze Generationen seelisch vergiftet, und der Schönheitswahn tut das Seine dazu. Sehr bedrückend und traurig, aber wert, darüber nachzudenken.