Über 40 - Haare ab oder in mit langem Haar?

[Lotti]

So solls sein, BeanSidhe

[wuschlon extraordinaris]

Wo kommt dieses Haare abschneiden ab einem gewissen Alter eigentlich plötzlich her? Früher war es doch selbstverständlich, dass Frauen lange Haare hatten und die Oma mit Dutt war doch "das" Klischee schlecht hin. Meine Schwiegeroma hatte bis zum Schluss einen silbernen Dutt (und rührend Angst um meine langen Haare als mein Mann und ich einen Strandurlaub geplant hatten )
Als ich mal im Krankenhaus war, habe ich auch festgestellt, dass die alte Dame mit langen Haaren und ich wesentlich weniger Probleme mit den Haaren hatten als die kurzhaarigen Damen. Im Bett waren unsere Haare einfach geflochten und hochgesteckt und gut. Die kurzen Haare sahen viel strubbeliger aus, und eine der Kurzhaardamen mußte (bzw. wollte) sich sogar die Haare nachschneiden lassen während der Krankheitsphase, weil der Schnitt rausgewachsen war. Solche Probleme haben Langhaarige nie. Also praktische Gründe kann dieses Abschneiden definitiv nicht haben. Solange man seine Arme auf Kopfhöhe heben kann, kann man sich ja auch selbst lange Haare kämmen. Ausserdem müssen kurze Haare ja auch gekämmt werden. Und kurze Haare müssen in der Regel viel häufiger gewaschen werden als lange, weil sie sonst nicht mehr in Form zu kriegen sind und viel schneller fettig wirken als lange Haare. Und Haarewaschen macht alten Leuten doch sicher viel mehr Probleme als kämmen, oder nicht?

[ackerwinde]

@wuschlon: Das ist halt immer ne Modeerscheinung. Früher waren lange Haare bei Frauen "in", seit etlichen Jahren halt "kurze" im Alter. In den 20ern des letzten Jahrhunderts waren Frauen mit kurzen Haaren revolutionär, heute sind es die Ü40jährigen, die noch/wieder lang tragen. Irgendwann, da bin ich mir sicher, ist lang wieder up-to-Date und dann gibts Kommis wie: Was? Du bist schon über 40 und willst kurze Haare haben? Das geht doch überhaupt nicht, die müssen lang sein!
In welchen Zeiten man halt grad lebt

[Donna Luna]

Stimmt, früher (vor den 1920er Jahren galt) : Bis zur Heirat durfte lang und offen sein, dann lang und hochgesteckt. Heute geht lang und offen spätestens ab Mitte 50 auch nicht wirklich (will die einen auf Jung machen?). Also muss das Gemüse ab, wenn man aus Sicht der meisten nicht mehr s**** anziehend zu sein hat. Und viele meinen ja, kurze Haare machen ja viiiiel jünger.....(nicht meine Meinung ). Mich nerven diese Stereotype auch immens. Man muss auch mal gucken, wie viele Frisörläden es gibt! Quasi an jeder Ecke einen. Und die brauchen die ganzen ollen, zahlungskräftigen Damen ü40...

[Clanherrin]

Hihihihi, ja, das ist genau der Widerspruch, den ich nie verstanden habe: "Du willst auf jung machen, wenn du lange Haare hast, also schneide dir die Haare ab, damit du jünger wirkst."

[BeanSidhe]

@Clanherrin, genau DAS finde ich echt abartig ! Mach was du willst, irgendjemand wird bestimmt irgendetwas daran auszusetzen haben. Darum mach ich schon mein Leben lang was ICH will und was die anderen Leute sagen oder davon halten ist mir immer schon egal gewesen....
liebe grüße. ...

[Donna Luna]

Ich auch nicht, Clanherrin!! Total paradox. Oder damit ist vielleicht gemeint, dass man bis zur Menopause s*** sein darf, danach höchstens "jung geblieben pfiffig- fesch" . .... Neeee, neeee.

[undine11]

http://www.ravishly.com/2015/05/26/bye- ... -hair-rule

[~Pandora herself~]

Jaja, die Carolin Das Video hab ich neulich schonmal auf Youtube entdeckt.

Ich bin mittlerweile zu dem Schluss gekommen, dass diese Gesellschaft eh nicht weiß, was sie will und man es nie allen recht machen kann. Also versuch ich es gar nicht erst.

[Sanna]

Danke Undine für diesen Lacher herrlich

Trotzdem würde ich mich als normale Arbeiterin nie an Heidi Klum messen.
Die wuppt das schließlich nicht alleine mit Beruf, Haushalt und Kind.
Sicher hat sie Hauspersonal und Nannys ?
Und einen Personal Trainer ?

Ich habe das auch so in Erinnerung das in den 20ern die Kurzhaarfrisur für Frauen revolutioniert hat.
Mit dem Wunsch nach einem eigenen Beruf und Moderne, rannten schon junge Frauen regelrecht die Salons nieder, habe ich in einem Bericht mal gesehen.
Dabei waren die ersten richtig schön, feminin und abwechslungsreich.
Bis dann die 80er Jahre Dauerwelle gekommen ist, ab da habe ich das Empfinden es unterscheidet sich nicht mehr groß.
Wobei positive Frisurenbeispiele wären für mich unter anderem Meg Ryan und Michelle Pfeifer ♥ Vor allem Michelle Pfeifer in "Der Tag des Falken" (1985) und Lady Diana natürlich

[wuschlon extraordinaris]

Doch, Pandora, ich glaube, die Gesellschaft weiß sehr wohl was sie will, nämlich Dir möglichst viel Geld aus der Tasche ziehen, und das geht bei langen Haaren schwerer als bei kurzen.
Ein Teil des Kurzhaartrends bei älteren Frauen ist sicher auch der Grauphobie geschuldet (die aus wirtschaftlichen Interessen heraus natürlich auch unbedingt massiv geschürt werden muß. Wo kämen wir denn hin, wenn jemand seine Haarfarbe einfach kostenlos haben könnte ). Lange Haare gehen eben meist kaputt, wenn sie gefärbt werden und müssen dann abgeschnitten werden. Natürlich gibt es hier im Forum einige, die es schaffen, ihre Haare trotz färben lang zu halten, aber in der Regel macht färben Haare nicht gesünder.

[Federmaus]

Stimmt, wuschlon!

Langhaars gehen viel seltener bis garnicht zum Friseur, kaufen nicht jede Silibombe oder Haarfarbe aus der Werbung, auch wenn die das Haar noch so gut pflegen, reparieren u.s.w...

[joeymc]

*Historikerin und Politikwissenschaftlerin meldet sich zu Wort*
Ich hatte schon mal den historischen und gesellschaftlichen Kontext der Kurzhaarfrisur beschrieben und zitiere nunmehr mich selbst:
Wie kam es zur Kurzhaarmode für Frauen über 40?

Bis mindestens 1910 waren lange Haare auch bei älteren Damen völlig normal. Sie wurden in verschiedenen Frisuren, meist im Dutt, getragen.

http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/9422/index.html

Nach dem 1. Weltkrieg veränderte sich die Frisurenmode radikal, der Kurzhaarschnitt als Bubi- oder Pagenkopf war auch Ausdruck der neuen, gleichberechtigten Frau.

http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/20052565/index.html

Während des Nationalsozalismus wurde wieder ein anderes Frauenbild idealisiert, zudem, von der Frisur her, auch wieder längere Haare gehörten. Allerdings war zuviel Styling verpönt.

https://www.dhm.de/lemo/bestand/objekt/99001927_1

Nach dem 2. Weltkrieg gab es den New Look von Dior, zu dem ein Chignon gehörte, was aber eher keine Alltagsfrisur war – in den 40ern direkt nach dem Krieg war das eher der Trümmerfrauenlook, zottelig oder mit Kopftuch.

http://www.hdg.de/lemo/bestand/objekt/f ... rauen.html

Richtig lang wurde es dann aber für normale Alltagsfrisuren nie mehr – maximal APL oder BSL in wechselnden Stylings, aber eigentlich nie in „Frisuren“ wie Zöpfe oder Dutts.

Für mich ergeben sich (neben den schon genannten mit Sexualität assoziierten) mehrere Interpretationsansätze für den Kurzhaarzwang jenseits der 40:

1. Historisch gesehen sind die kurzen Haare Ausdruck einer freien, selbstbestimmten Frau – vielleicht ist man dass vom Lebensgefühl her erst, wenn man nach erfolgreich abgeschlossenem Männerfang und gewisser beruflicher Etablierung in den 40ern angekommen ist – man hat lange Haare nicht mehr nötig.
Also eine bewusste (oder unbewusste?) Abkehr von „alten Zöpfen“ und tradiertem, konservativem Frauenbild.
2. Mit Zöpfen oder Dutts assoziiert man also ALT – und das kann man heutzutage ja gar nicht zugeben, dass man ALT ist – schließlich muss man mit 40 noch wie 20 aussehen. Deshalb Haare ab auf der Suche nach dem jungen, frischen, frechen Aussehen, welches einem von den Medien und der Werbewelt als erstrebenswert suggeriert wird.
3. Wenn man kleine Kinder hat, sind lange Haare (über schulterlang), so wie sie normalerweise getragen werden (offen), eher unpraktisch. Kleine Kinder neigen dazu, sich in den Haaren festzukrallen. Auch von der Pflege her werde kurze Haare in dieser Phase als praktischer empfunden. Und wenn man dann große Kinder hat die Haare nochmal lang wachsen zu lassen – dazu gehört viel Geduld.
4. Der Herdentrieb. Ich beobachte seit Jahren, wie alle Damen in meinem Alter in ähnlicher Lebenssituation immer kurzhaariger werden. Als wir um die 20 waren, gab es in meinem engeren Freundeskreis mehrere mit APL oder BSL oder länger – davon ist keine übrig geblieben außer mir.

Wer bis hierher durchgelesen hat, bekommt ein Fleißsternchen! *

LG

Joey

[Rapunzelchen]

@ Undine: Wie geil!

[~Pandora herself~]

Fleißsternchen!
Naja, also die Leute in meinem Alter empfinden es genaugenommen grade andersrum. Kurz=alt, lang=jung Wir kennen einfach nur die älteren Frauen mit Kurzhaarschnitten, von denen sich doch noch einige junge Frauen abgrenzen wollen, indem sie ihre Haare länger tragen. Ich denke mal, es hängt einfach von der Zeit ab, in der man aufgewachsen ist. Wer immer nur die alte Oma mit Dutt oder Zopf gesehen hat, verbindet damit eben alte Menschen und will später mal nicht so aussehen, also Kurzhaarfrisur. Wir sehen nur die Omas mit Kurzhaarschnitt und denken bei kurzen Haaren eben an alte Leute, also eher lange Haare.