Leni vom Park hat geschrieben:
Diesen Teil der Aussage finde ich sehr interessant. Kann es sein, dass nahezu jede, welche hier her findet, die ein oder andere ähnliche Phase durchmacht?
So von wegen
- Erschlagensein ob des großen Informationsgehaltes
- Erschrecken über das, was man bisher vermeintlich falsch gemacht hat
- Ausprobieren eines maximalen Pflegeproduktsortimentes
- Anfixen lassen von vielen (oftmals kostenintensiven) Haardekorationen
...und eben auch das übervorsichtige Handeln mit Haaren.
Wie erwähnt, damit mag ich niemandem hier auf den Schlips treten. Ich habe diesen Prozess lediglich bei mir aktiv miterlebt und ab und an den Eindruck, anderen ginge es ebenso.
Das Problem sind allgemein heutzutage "Hobbycommunities". Egal, um was es geht, sobald man einem Forum beitritt, wird das Hobby oder Interesse zum Dreh- und Angelpunkt des Lebens.
Früher hat man bei der Frage nach dem Hobby überlegt, was man gerne und oft tut und das dann als Hobby angegeben.
Heute ist es oft umgekehrt: Man überlegt sich, was man gern mal ausprobieren würde, schließt sich dem entsprechenden Forum an und schleichend übernimmt "das Hobby" das eigene Leben.
Mir ist das schon zweimal passiert, und beide Male habe ich es erst spät bemerkt.
In einem Fall war ich in verschiedenen Foren zur Wellensittichhaltung unterwegs, bis ich merkte, dass mir der Austausch den Hals zuschnürte. Ich schrieb irgendwann mal "ich lebe MIT meinen Wellensittichen, nicht FÜR sie!" und mir wurde nahegelegt, dass man solche Leute dort nicht haben wollte.
In einem anderen Forum fing ich irgendwann, statt dem Hobby nachzugehen, mit extremen Käufen und sogar Sparplänen an - wann kann ich mir was kaufen - und in diesem Forum fragten tatsächlich viele auch "was kann ich mir als nächstes kaufen?" statt "was kann ich als nächstes machen/ lernen/ ausprobieren?"
Man merkt dann, dass es so eine Forenmentalität gibt: Diese Glaubenssätze sind richtig, müssen weitergegeben und dürfen nie angezweifelt werden. Und wer sie in Frage stellt, wird niedergeschrien.
Krass wurde es in beiden Foren, als User zugaben, (sehr) wenig Geld zu haben und dies völlig ignoriert wurde, in einem Fall mit Forderungen - überspitzt: dann hungerst du eben, damit deine Vögel einen größeren Käfig bekommen - im anderen Fall mit völliger Ignoranz (da fragte jemand nach Ausrüstung für 300 € max. und ihm wurde gesagt, unter 1500 € bekäme er keine Ausrüstung, mit der er wirklich zufrieden sein könne - also Unzufriedenheit schon im Vorfeld gezüchtet).
Ich finde es okay, wenn man mal für ein paar Wochen, Monate oder sogar Jahre einen bestimmten Aspekt - z.B. seine Haare - in den Mittelpunkt seines Lebens stellt, aber jeder sollte das so machen, wie es in sein Leben passt. Man kann hier im Forum lesen und bei vielem wird man sicherlich sagen "klasse, das wusste ich noch gar nicht, das probiere ich jetzt mal aus!", bei anderem wird man den Kopf schütteln und es für sich selbst ablehnen, weil es einfach nicht ins eigene Leben passt. Ich würde z.B. im Sommer nicht mit einem Tuch rumlaufen,
um meine Haare zu schützen, eher, um das Schwitzen durch die langen Haare zu minimieren, vermutlich aber in der Praxis eher gar nicht.
Jeder muss für sich eine Grenze definieren und auch dazu stehen.
Oft geht dieser Aspekt aber unter, wenn man in Foren mit zu "fanatischen" Glaubenssätzen ist.
Ein bisschen Haarschmuck und ein paar Pflegeprodukte zu kaufen, ist okay, aber nicht, wenn man dafür an anderem sparen muss, weil man wenig Geld hat, oder Produkte kauft, die im Verhältnis zum Einkommen zu teuer sind (und dann die Autoreparatur etc. verschiebt).
Im englischsprachigen Nachbarforum gibt es einen Thread über "verrückte Preise für Haarschmuck". Den eröffnete jemand unschuldig, indem er ein Produkt verlinkte, das vielleicht $100 kostete und eben seine Überraschung/ seinen Schock über diesen Preis mitteilte. Dann findet man seitenweise Kommentare
der Hersteller über Zeit und Mühe bei der Herstellung. Natürlich sind handgemachte Produkte teuer!
Aber genauso natürlich kann, will und
sollte sich diese nicht jeder leisten, besonders nicht, wenn an anderen Enden gespart werden muss, die wichtig für den Alltag sind.
Zu leicht gerät man aber durchs Lesen in Foren in den Sog, bestimmte Produkte kaufen "zu müssen", selbst, wenn einen keiner direkt dazu zwingt, weil man dazugehören möchte.
Hier mal einen Schritt zurück zu treten und vor dem Kauf zu überlegen, wie groß denn der Platz sein soll, den man seinen Haaren & der Community in seinem Leben einräumt, und wie weit man sich von einer Community zu Handlungen im RL "treiben" (anregen, drängen) lassen möchte, ist mMn sehr wichtig, wird aber selten mal diskutiert.
Wir leben in einem Zeitalter der Extreme, in dem man sich leicht dazu hinreißen lässt, die Regeln und Trends einer bestimmten Community mitzumachen, ohne darüber nachzudenken, ob diese im RL mit anderen Themen kollidieren, die vielleicht auch wichtig oder sogar wichtiger für einen sind. Es ist sehr leicht, sich von einer Community überrollen zu lassen und jegliches Maß zu verlieren, auch den Blick für die Realität außerhalb des Forums.
In einem der Vogelforen schrieben sehr viele User mit, die wenig Geld hatten und von bestimmten anderen Usern teilweise zum "SOFORTigen" Kauf teurer Volieren etc. gedrängt wurden. Was sie dann teilweise taten, weil sie sonst ein schlechtes Gewissen ihren Vögeln gegenüber hatten. Da schrieben dann Leute mit, die zugaben, für ein 25 € teures Buch sparen zu müssen, aber zum Kauf einer 600 € teuren Voliere gedrängt wurden, und zwar "morgen".
In solchen Fällen ist es gut, wenn man jemanden zu Hause hat, der nicht in der Community ist, und einen mal zurück auf den Teppich holen kann.
Solche Erfahrungen sind aber auch gut, um beim nächsten Mal entspannt zurück treten zu können und für sich selbst eine Grenze zu ziehen, ohne Schuldgefühle zu bekommen oder sich als schlechtes Communitymitglied oder gar dem Hobby/ Interesse unwürdig zu fühlen.
Die meisten Menschen werden für sich eine Grenze ziehen können, man muss aber bedenken, dass es auch User/ Leser geben kann, die allein, vereinsamt, depressiv sind oder zu Suchtverhalten neigen. Ein Forum kann dann in der Weise "süchtig" machen, dass man sich allen Trends unterwirft ohne zu prüfen, welche für einen selbst sinnvoll sind. Das sollte man sich immer mal wieder vergegenwärtigen und auch ggf. mal Usern (per PN) mitteilen, von denen man vermutet oder weiß, dass sie sich übernehmen (hier eher nicht der Fall, eher in Foren, in denen viel zu Käufen angeregt wird. Wenn aber hier jemand schreibt, dass er im Winter die Heizung runterdreht, um sich die tolle Haarforke leisten zu können, wäre es Zeit für eine PN

).
Zu meinem Haarschneidezyklus
:
Ich werde mit Sicherheit nicht den Rest meines Lebens lange Haare tragen. Ich werde sie jetzt vermutlich ein paar Jahre züchten, und dann wieder kurz schneiden lassen und dann geht der Spaß von vorne los.
Unterschied zu früher ist aber, dass ich das diesmal nicht aus Verzweiflung tun werde, weil es Sommer ist und mit der Zopf einfach zu schwer ist und ich deshalb im Nacken zu stark schwitze. Gestern z.B. bin ich die ganze Zeit mit Dutt rumgelaufen und habe die ganze Zeit nicht an meine Haare gedacht, sie also gar nicht bemerkt. Für die Entdeckung der Duttfrisuren und
Anleitungen bin ich dem Forum sehr dankbar! Immer wieder hatte ich versucht, so etwas mit Zopfgummis hinzubekommen und immer wieder hing dann der hochgebundene Zopf auf Halbmast. Finde es immer noch faszinierend, dass man die ganzen Haare nur mit einem Stöckchen hochstecken kann!
Sehr spannend finde ich auch den Thread im Forum, in dem Fotos gesammelt werden von allem, was man als Haarstab so nehmen kann (Löffel, Bleistifte usw.).
Mit so einem Augenzwinkern sollte man doch sein Leben und auch seine Hobbys/ Interessen betrachten!
LG von
Tasha