Ich hab ja nicht rauswachsen lassen, sondern geschnitten damals (mit 24). Ich fand das Silber allerdings auch immer schön, drum fiel's mir leicht, zu antworten.
Es kam ja eher sowas wie "Du hast ja graue Haare", darauf hab ich meistens: "ja, hübsch, was?" oder "schick, gell?" geantwortet. Oder "ja, seit die Weisheitszähne draußen sind.... ist das das Zeichen meiner Weisheit"
Und wenn ich schlechte Laune hatte oder der Kommentar blöd oder schnippisch rüberkam, hab ich meistens sowas wie: "was Du nicht sagst, ist mir noch gar nicht aufgefallen"

gesagt.
Richtige Diskussionen gab's bei mir nie, weil bei mir in der Familie färben nicht üblich ist. Bzw es eine Färber- und eine Nicht-Färber-Fraktion gibt und die Färber deutlich in der Minderheit sind.
Eine Kollegin (gefärbt, 40+) hat mir mal Vorträge drüber halten, wie ALT (sehr betont ausgesprochen) graue Haare machen würden, eine Freundin von ihr habe die Haare grau, und die sehe so
ALT aus.....
Da hab ich mich insgeheim gewundert, was sie mir damit sagen will, und wie taktlos sie eigentlich ist und ob sie wirklich glaubt, was sie da grad erzählt.... bzw ob sie wirklich denkt dass die Freundin wegen der Haare ALT aussieht oder vielleicht doch eher wegen ihres allgemeinen Lebenswandels, wegen UV-Schäden oder übermäßigen Sorgen (oder was auch immer einen altern lässt).
Eben, weil ich noch nie von irgendjemand (auf mein Aussehen bezogen) gehört habe, dass ich ALT aussehen würde. Bzw Schätzungen auch meist gehörig daneben gingen.
Auch heute noch werd ich entweder so alt geschätzt wie ich bin (was mir auch ganz recht ist), oder jünger, oder die Leute sagen sowas wie... kann man schlecht schätzen, weil "Körper wie ein junges Mädchen" (was allerdings bissle gelogen ist...) und am Gesicht würde man aber sehen, dass ich älter bin. (Wobei das ganz drauf ankommt, wie es meinem Gesicht geht, das kann ziemlich alt und ziemlich jung aussehen, je nach Tagesform und Lichteinfall.)
Ich bin jetzt auch nicht der Held in Selbstwertgefühl, aber mich um Äußerlichkeiten zu scheren war mir schon immer suspekt. Schon als Kind. Meine Selbstzweifel beziehen sich also nicht darauf,
dass es mir scheißegal ist, was andere schön oder richtig finden, sondern ob das grundsätzlich so in Ordnung ist.
Ich hab halt keine höhere moralische Instanz als mein eigenes Gewissen und ich hab nicht so ein grenzenloses Selbstvertrauen, dass ich mir sicher sein könnte, dass mich mein eigenes Gewissen nicht auch immer mal wieder verarscht. Dieses "ich mach mein Ding" liegt auch bei mir in der Familie, die einen machen das so, die anderen passen sich lieber an, und ich weiß nie mit letztgültiger Sicherheit, was nu eigentlich moralisch korrekt ist. Werd ich dann sehen, wenn ich an der Himmelspforte hochkant rausgeschmissen werde.
Amen. (Man merkt, es ist Sonntag)