Huhu Waldsterben

Ich trauere dem Motorradfahrer dooferweise immernoch hinterher, und das, obwohl jeder meiner auf Facebook zu dem Thema befragten Freunde mir genau das gleiche sagt, nämlich: Vergiss ihn, für ihn hat das nichts bedeutet"....
Und das ist auch ein Nachteil vom Reisen: man lernt sehr viele Leute kennen, aber verbringt mit kaum jemandem mehr als zwei oder drei Tage, weil sich dann die Reisewege wieder trennen.
Aber schön, dass du so begeistert mitliest, das freut mich wirklich
Von mir gibts auch mal wieder was Neues...
Ich habe die Wüstenregionen jetzt verlassen und bin auf dem Weg in den Nordwesten, in dem gerüchteweise ein kühleres, etwas regnerisches Klima herrschen soll. Bin sehr gespannt

Nach vier Wochen ohne ein Wölkchen am Himmel hätte ich nichts gegen einen kleinen Regenschauer (diese Luxusprobleme hier ^^) Meine Haare splissen weiter fröhlich vor sich hin, ab und zu werden sie mit Olivenöl verwöhnt. Mein Waschrhythmus liegt bei etwa vier Tagen. Ob sie noch grün sind, habe ich schon lange nicht mehr geschaut.
So langsam komme ich auch mit den Kopftüchern gut zurecht, was mit daran liegt, dass ich zwei Tage mit einem Tschador herumgelaufen bin. Das ist ein riesiges schwarzes Tuch, das besonders strenggläubige Muslimas über ihrer Kleidung tragen. Bei mir war es das Mittel, um in den Schrein des Imam Reza hineinzukommen, ohne von einem Übersetzer begleitet zu werden. Camouflage also, und außerdem ein sehr interessantes Experiment: wie verändert sich meine Wahrnehmung dadurch, wie werde ich von Menschen auf der Straße wahrgenommen? Ich fand es extrem krass und bin froh, nicht jeden Tag damit herumzulaufen und "nur" das leichte Kopftuch und langärmelige Kleidung zu tragen. Auf der Straße wurde ich übrigens von meinem Herbergsbesitzer erkannt, als ich mich kurz umdrehte, um Tschador und Kopftuch im Windschatten zu richten - er meinte, er habe mich von hinten gar nicht erkannt, und ich sähe aus wie eine Iranerin. Seine tschadortragende Ehefrau lächelte mich ganz gerührt an und meinte "very nice". Respektlos fanden sie es also nicht.
Eine andere schöne Begegnung hatte ich in der Toilette des Imam-Reza-Schreins (das ist übrigens flächenmäßig die größte Moschee der Welt). Dort ziehen die Frauen alle ihre Schleier ab und richten ihre Haare... so viele unverhüllte Frauen wie dort habe ich im Iran noch nie auf einem Haufen gesehen. Und auch noch nicht so viele kaputte, struppige und abgefressene Haare, die armen Haare taten mir wirklich leid. Die ganze Zeit unter einem Kopftuch zu sein, tut ihnen wirklich nicht gut.
Ein kleines Mädchen starrte mich ganz fasziniert an, als ich meinen Engländer neu flocht, und die Putzfrau stand plötzlich neben mir und hielt ganz vorsichtig meinen Zopf in der Hand. Also, das war schon süß
Hier ein paar Längen- und Farbfotos:
Ich habe mal meinen ganzen (vielen!!) Haarkram fotografiert.

Von links nach rechts:
- Zwei Puschel für die Haare - Krebsklammern, an die Tüll angeklebt ist. Tragen hier sehr viele, selbst wenn sie kurze Haare haben, da es eine schönere Kopfform macht und das Kopftuch dann besser hält.
- Eisentabletten. Davon habe ich noch viel, viel mehr
- Jaguar PreStyle Ergo 4,5' Haarschere
- Teedöschen mit Haarnadeln und Haargummis. Leider habe ich fast alle Haargummis schon wieder verloren
- Alverde Zitronenblüte-Aprikose Glanzspülung
- Stieprox Anti-Schuppen-Shampoo. Wenn ich es nicht oft genug verwende, fallen mir wieder vermehrt Haare aus
- Olivenöl
- Aubrey Organics White Camellia Haarspülung
- Darunter: mein einziger Haarschmuck, Baerreis-Forke in 4,25' Nutzlänge aus Ebenholz, nebst mit Karton verstärktem Aufbewahrungsbeutel. Die trage ich seit über einem Jahr fast jeden Tag.
- leere Schampooflasche zum Verdünnen
- Neobio Apfelshampoo
- Vier Kopftücher. Die obersten beiden aus dünner Baumwolle habe ich in Deutschland gekauft. Darauf folgte ein pinkes Revoluzzer-Kopftuch. Ich hasse Pink, aber mich deprimiert das viele Schwarz, das die Frauen hier tragen manchmal so sehr. Dann habe ich noch ein ultrakonservatives Maqne-Tuch, das ist dreieckig und an einer Seite fast zusammengenäht. Hält super, rutscht kaum, mit dem bin ich 500 Kilometer per Anhalter unterwegs gewesen, da es so eine "rühr mich nicht an, ich bin konservativ"-Aura schafft. Hat super funktioniert
Es fehlt mein gratfreier Afrokamm, ich hoffe, ich finde den noch irgendwo im Rucksack - ansonsten habe ich ihn wohl 1000 Kilometer entfernt von hier vergessen
