Also eine Haarveränderung im Sinner um inner Veränderung nach aussen zu zeigen habe ich nie gemacht.
Ich war nie Person die von 'Neuanfängen' oder so redet. Für mich bleibt man immer die gleiche Person, mit der gleichen Vergangenheit. Ich habe das selber schmerzhaft erlebt das man die Vergangenheit nie abschütteln kann. Erlebnisse und Erfahrungen sind eben da.
Allerdings verstehe ich schon das manche Menschen sich dazu entscheiden. Haar abschneiden, färben oder den Kleidunsstil extrem zu verändern
kann schon ein Form der Befreiung sein.
Als ich ein Kind war musste ich meine Haare immer lang tragen. Klassisch, ab und an sogar über Klassisch. Mein Vater wollte das so und nichts was ich sagte oder meine Mutter konnten ihn umstimmen. Ich mochte lange Haare zwar damals schon aber sie waren ungepflegt und ich konnte sie selber nicht bändigen.
Kämen war eine qual und tat super weh ausserdem konnte ich nur offen tragen oder Pferdeschwanz da niemand wusste was man anderes machen kann.
Als meine Mutter mich dann mit 11 zum Frisur mitnahm, nutzte ich die Chance um mir meine über klassisch langen Haare abschneiden zu lassen. BSL lang.
Dannach fühlte ich mich richtig befreit obwohl ich innerlich keine Veränderung hatte. Blonde Strähnchen gab es auch.
Ich wollte damals immer blond sein aber das erlaubte meine Mutter nicht. Im Endeffekt bin ich da sehr froh drüber weil mir blond nicht stehen würde. Sagen mir auch alle. XD
Etwa 1 1/2 Jahre später waren sie wieder über klassik hinaus und ich war auf dem Gymnasium wo mich wirklich jeder mobbte. Mit Worten, tritten, spucken, das volle Programm.
Und wirklich das halbe Gymnasium hatt mitgemacht. Als ich dann in einer Zeitschrift einen kurzen Bob mit Franzenschnitt sah wollte ich das, weil ich irgendwie das Gefühl hatte das es besser wäre ein Junge zu sein und da müssen natürlich kurze Haare her.
Zum einen weil 2-3 Jungs in meiner Klasse ab und an mit mir redeten und es wirklich mehr wurde mit dem Kurzhaarschnitt (den anderen wichtigen Grund will ich hier nicht weiter nennen. Das ist mir zu Privat). Aber abgesehen davon das die 2-3 Jungs etwas mehr mit mir redeten in den Pausen hatte sich nichts geändert.
Viel gemobbt wurde ich dennoch und viel allein war ich auch. Zudem auch noch unglücklich weil mir die kurzen Haare nicht gefielen. Ich wollte immer ein Mädchen durch und durch sein.
Aber was macht man nicht alles in der Hoffnung?
Angefangen mit Färben hatte ich da auch. Am liebsten rot. Ich mochte rote Haare immer. Wieso weiss ich nicht.
Nach einem Jahr Gymnasium und einer wirklich schlimmen Depression habe ich es dann aufgegeben mich anzupassen. Das funktionierte ja nicht also voll rebellion. Goth und Punkkleidung und die damals wieder länger gewordenen (Hüfte) Haare wieder ab. Zu einer feschen Visual Kei (so Japanischer Punkrock) Frisur. Bunt gefärbt.Der Look gefiel mir an mir selber gar nicht aber ich wollte es dennoch. Ich wusste eigentlich immer was ich wollte und was ich mochte aber unter Druck und so tut man manchmal eben doch was eigentlich gegen den Geschmack geht. (Also dieses Visual Kei mochte ich natürlich. Nur wollte ich den Look nicht an mir selber.)
Aber irgendwie war es wirklich schön die ganzen Probleme einfach zu ignorieren und in die eigene Welt abzutauchen. Ausserdem sah ich mit meinem 10kg dicken Makeup sehr abwehrend aus.
Das kam mir gelegen weil ich nicht mit anderen reden wollte. So gesehen hatte ich wohl schon so eine Art Haarveränderung zur inneren Veränderung. Aber so 100% glücklich war ich eben nicht. Dennoch behielt ich den J-Rock-look drei weitere Jahre. Immer mal eine etwas andere kurze, Stufenfrisur mit bunten Farben.
Die Schule wechselte ich auch. Da fand ich zuerst auch gute Freund und mein Aussehen wurde gleich etwas weniger Goth-Punk und mehr weich aber als die meisten sich dann in gemeine Lästertanten verwandelten kam der Rockigelook gleich wieder.
Ende der 10. dann der letzte richtige Kurzhaarschnitt und schwarze Haare. Das erste mal das meine Mutter mit ganz schwarze Haare erlaubte und dannach ging es ab in die Grossstadt ins Graphikstudium.
Da lernte ich auch viele super nette Leute kennen mit denen ich viel Spass hatte. Das Internet wurde auch mehr und mehr meins. Ich merkte dann aber auch das sich unangenehme Erinnerungen nicht abschütteln lassen und das Mobbig, Depressionen und noch ein par weitaus uneangehmere Sachen doch tiefe Spuren hinterliessen.
Das war aber irgendwie gut. Mir sind gutes und schlechtes mit langen aber auch mit kurzen Haaren passiert. Mit roten, lilanen, blauen, schwarzen...
Ende 2011 entschied ich mich dazu endlich wieder richtig lange Haare zubekommen und find an meine etwa Taillenlangen Haare zu züchten. Ich suchte nach Pflege und Frisuren.
Jetzt habe ich Steiss, naturhaarfarbe und trage seit ich 19 bin nur Röcke und Kleider, weil ich das so will. Sollte ich mir je wieder die Haare schneiden, dann einfach nur so.
Ich weiss jetzt das sich Probleme und schwere Zeiten nicht durch eine Frisur verbessern, habe aber gelernt was mir stattdessen hilft und ich denke ich kann sagen das ich eine starke Person bin.
Aber wie am Anfang gesagt, ich verstehe schon wie es für manche dazu gehört sich nach bestimmten Ereignissen die Haare zu verändern.
Es kann sich eben schön befreiend anfühlen und manchmal eben auch abschliessend. Jetzt sind die Haare ab, jetzt ist es vorbeit. So in der Art eben.
