Bevormundung durch Friseure

Lange Haare in unserer Gesellschaft und "dies und das"

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Violetta
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#841 Beitrag von Violetta »

:!: :!: :!:
Tobe, Welt, und springe,
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Froschfrollein
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#842 Beitrag von Froschfrollein »

Das unterschreib ich auch. Nur... ich hab eben kein Geld, um mir mal eine Friseur zu leisten, für die ich mehr als 20 € ablatze, und dann auch noch eine falsche Beratung und einen völlig unpassenden Schnitt bekomme. Für 20 Öcken kann ich eine ganze Woche ziemlich gut mampfen.

Ich habe in ein und demselben Billigsalon schon einen guten, und einen ziemlich schlechten Schnitt bekommen, es kommt eben darauf an, wen man kriegt.

(Die, die mir den schlechten Schnitt (und nebenbei noch eine schöne Ladung Silkone, "weil deine Haare ja so trocken sind" - ich wusste es nicht besser...) verpasst hat, hatte zu Tode gefärbte, kurz/lang geschnittene Haare mit mehreren Farben drin. Jetzt weiß ich dass ich zu solchen nicht mehr gehe, aber ärgerlich war es doch, als es völlig schief rauswuchs, weil sie völlig schief geschnitten hatte...
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Peretele
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#843 Beitrag von Peretele »

chagrineuse hat geschrieben:Und ausgebildete Fachkräfte sollten wie solche bezahlt werden (auch im Einzelhandel). Als Kunde kann man den Markt mitbestimmen. Wir hier im Forum gehen extrem selten zum Friseur. Da finde ich es an der falschen Stelle gespart, wenn dafür Dumpinglohnzahler unterstützt werden.
Auch wenns langsam total OT wird muss ich dazu was sagen. In der Theorie stimme ich dir da absolut zu! Keine Frage. Aber in der Praxis sieht sowas leider einfach anders aus. Ich bin in meinem Berufszweig selber auch davon betroffen. Wie vermutlich auch eine Friseurin wusste ich auch vorher das ich nicht reich werde und mach es trotzdem. In der Theorie hätte ich definitiv mehr verdient, in der Praxis müsste mein Geschäft aber einfach zu machen wenn jeder von uns Vollzeitbeschäftigten das verlangen würde "was ihm zusteht".

Und ja, der Kunde kann zwar den Markt mitbestimmen, aber so leicht ist das gar nicht. Für manche Infos muss man sich richtig reinhängen um die zu bekommen.
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ratwoman
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#844 Beitrag von ratwoman »

teuer bedeutet nun aber eben nicht unbedingt gut. und einen schlechten, teuren Dienstleister würde ich nicht unterstützen - Marktwirtschschaft eben.

Und bevor ich selbst schneide, weil der teure so schlecht ist und ich den günstigen nicht unterstützen mag, dann erhalte ich eben lieber die Arbeitsplätze beim günstigen.

Zumal ich nicht glaube, dass die Angestellten mehr Geld bekommen, nur weil die Leistung den Kunden mehr kostet :!: Das ist arg kindisch, sowas zu glauben, vermutlich bleibt das mehr einfach an agressiverr Werbung und am Filialleiter hängen.

Ich arbeite zB im Einzelhandel - wir sind günstig, machen zB einen Kostenvoranschlag/Check umsonst, auch unsere Preise für einzelne Leistungen liegen so ungefähr bei der Hälfte von der Konkurrenz. Trotzdem rechnet sich das, weil eben viel mehr Leute diese angemessenen Preise zahlen möchten und das auch in Anspruch nehmen, wenn ich damit rechnen muss, 60€ zu zahlen, um zu erfahren, dass ein wirtschaftlicher Totalschaden ist, schmeiß ich das Teil lieber weg. Wenn man mir das ohne Kosten sagt, geh ich eher mal hin und dann kann man meist ja doch was machen.
Wirtschaft ist nicht so simpel und eben nicht Moral-gesteueert, sondern durch Nachfrage und Angebot. Es hat schon einen Grund, dass diese 10€-Läden wie die Pilze aus dem Boden schießen.

Und ehrlichgesagt ergreifen doch die meisten Leute einen Job aus nüchternen wirtschaftlichen Gründen, sonst gäbe es weniger Steuerberater und mehr Feuerwehrmänner, glaube ich. Wer halt trotzdem statt nem Job bei der Bank Künstler wird, der hat sich das vermutlich auch überlegt oder ist doof. Ist ja nicht so, dass man nicht gesagt bekommt, dass man als Frisuer nicht gut verdient und eben mit Chemie arbeitet - wenn das nicht eh zum Allgemeinwissen gehört.

Das hatten wir an anderer Stelle schonmal, die 400€-Kraft beim H&M bekommt das selbe Geld und die BG hat die selben Bedingungen angedacht, wie für die 400€ Kraft beim Kik. So einfach ist das nicht!
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chagrineuse
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#845 Beitrag von chagrineuse »

Die 400€-Kraft bei H&M bekommt knapp 10 € die Stunde, die bei KiK gerade mal die Hälfte. Die KiK-Kraft muss für dasselbe Geld also doppelt so viel arbeiten. Und: Du sagst es, Angebot und Nachfrage, das war genau das, was ich meinte. Und bei einem Billigfriseur hat man die Garantie, dass die Angestellten schlecht bezahlt werden.

Natürlich ist teuer nicht gleich gut. Da kann man auch Pech haben (sowohl was die Qualität angeht, als auch, was die Arbeitsbedingungen angeht). Aber wenn es einen wirklich interessiert, findet man es auch raus.

Meine Friseurin ist sehr glücklich in ihrem Salon. Das spiegelt sich auch darin wider, wie sie mit Kunden umgeht. Ich hab noch nie vorher so ne nette Friseurin gehabt. Und sie versteht auch noch was von dem, was sie tut (nimmt ja auch regelmäßig an Weiterbildungen teil, die ihr der Salon bezahlt). Sie arbeitet auch nicht beim teuersten Salon der Stadt. Aber eben auch nicht beim billigsten.

Es gibt auch bei den Billigfriseuren Ausnahmen. Mein Freund geht zu einer, die den Laden selbst besitzt und auch als einzige dort arbeitet, die Preise bestimmt sie also auch selbst. Sie ist extrem günstig. Sie muss allerdings auch keine Angestellten bezahlen. Und bei ner Weiterbildung war sie bestimmt auch ewig nicht, sie muss ja schließlich täglich im Laden stehen (und aus dem Laden kommen meistens nur alte Damen mit der Standard-Dauerwellenfrisur). Zum Spitzenschneiden könnte man bestimmt gut zu ihr gehen (und müsste dann auch kein schlechtes gewissen haben).

Ich war allerdings das letzte Mal 100 % (wenn man mal von der damals noch fehlenden Länge absieht) mit meinem Haarschnitt zufrieden, als ich noch den Schnitt drin hatte, den mir meine gut ausgebildete Friseuse in dem teuren Salon gemacht hatte. Wäre ich nicht mittlerweile 500 km von ihr weg, würde ich zusätzlich zu meinen regelmäßigen Mikrotrimms ab und zu zu ihr gehen, um wieder Form reinzubekommen.

@ Peretele: Es müsste sich insgesamt noch viel mehr tun, auch politisch. Aber man muss nicht wenigstens noch jemanden wissentlich unterstützen, von dem man weiß, dass die Angestellten extrem unterbezahlt sind.
Haartyp:2a/b M 9 cm (mit Zahnseide gemessen), Einzelhaar 0,04 bis 0,07 mm
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Länge am 1. Februar 2015: 92 cm
chagrineuses Haarschneidemethodenzusammenfassung
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ratwoman
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#846 Beitrag von ratwoman »

chagrineuse hat geschrieben:Und bei einem Billigfriseur hat man die Garantie, dass die Angestellten schlecht bezahlt werden.
du hast aber nicht im Umkehrschluss die Garantie, dass die Angestellten eines teuren Salons gut bezahlt werden - verstehst, was ich meine? das ist ne Milchmädchenrechnung!Ich kenn auch ne Dame, die bei Pfeiffer gearbeitet hat, die hat dort sehr schlecht verdient und arbeitet jetzt in einem Omi-Lädchen, da bekommt sie mehr, die Preise sind aber niedriger.

Vielleicht bin ich nicht dogmatisch genug, aber ich geh dahin, wo ich mit der Leistung zufrieden bin und nicht dahin, wo ich mit der Firmenphilosophie übereinstimme.
Ist ja schön, wenn das auf einen Laden fällt, tut es nur halt im Normalfall nicht.
Ich hab eben eine bestimmte Vorstellung und ich glaube nicht, dass es sinnvoll wäre, von der Abzurücken, nur weil ich ob des höheren Preises mutmaße, die Angestellten würden besser bezahlt - und die Zahlen vorlegen würde einem bestimmt keiner :wink:

allerdings ist das bei mir eh Perlen vor die Säue, ich schneide ja meist selbst, weil ich keine Zeit und kein Bock auf das geschwafel hab :roll:
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Guinea Pig B
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#847 Beitrag von Guinea Pig B »

Für mich spricht nichts dagegen, zu einem "Billigladen" zu gehen. An den neusten Schneide- und Färbe- und Waschtechniken habe ich kein Interesse, und "bitte die Kante um 1,5 cm angleichen" sollte sogar ein Lehrling im ersten Lehrjahr hinbekommen. Für einen geraden Schnitt gleiche ich auch gerne den niedrigen Grundpreis mit höherem Trinkgeld aus.

Als Nicht-Langhaar war das alles viel stressiger.
Haartyp: 1b/cFii
Umfang: 7 cm
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Odine

#848 Beitrag von Odine »

chagrineuse hat geschrieben:Wer ergreift denn heute noch diesen Beruf? Wenige, für die das ein Traumberuf ist (ist ja eigentlich auch schön - man kann kreativ tätig sein, sieht unmittelbar das Ergebnis seiner Arbeit und hat viel mit Menschen zu tun)
Es war mal mein absoluter Traumberuf, mittlerweile bin ich froh , mit der aufgedonnerten Plastikwelt, zu der die Branche sich entwicklet hat, nichts mehr zu tun zu haben.
Und ich wusste von Anfang an, dass ich damit nicht reich werden würde.

Und der Fred hier bestätigt meinen Entschluss immer wieder, nie wieder in meinem eigentlich wundervollen Job zu arbeiten.

Zum Glück waren meine Kunden immer zufrieden, vor allem die Langhaars.
Hier lesen macht mich traurig, aber ich muss es trotzdem ... :(
Odine

#849 Beitrag von Odine »

ratwoman hat geschrieben:
Zumal ich nicht glaube, dass die Angestellten mehr Geld bekommen, nur weil die Leistung den Kunden mehr kostet :!
Wir bekommen einen sehr niedrigen Tariflohn für einen schönen, aber extrem antrengenden Job.
Wir sind definitiv unterbezahlt und werden grundsätzlich ausgebeutet.
Wir bekommen in der Regel Überstunden weder frei noch bezahlt, es wird als selbstverständlich angesehn, dass man länger bleibt ohne was dafür zu bekommen.

Dass da die Motivation und das Engagement flöten geht, ist ganz klar.
Für was sollen wir Friseure uns den den Arsch aufreissen, für nen Nix und wieder nix ?

So lange sich nix ändert, wird auch die Qualität der Arbeit darunter leiden.

Verdi kümmert sich auch kaum um die Belange der Friseure.

Eigentlich sollten die alle mal streiken und um bessere Löhne und Arbeitsbedingungen kämpfen.

Aber das ist auch kaum machbar, weil die Konkurrenz viel zu gross ist.

Ach, alles doof....
Zuletzt geändert von Odine am 26.07.2011, 17:22, insgesamt 2-mal geändert.
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Peretele
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#850 Beitrag von Peretele »

Das ist doch nichts gegen dich persönlich Odine. Es ist nunmal so das ein unzufriedener Kunde es 10 Leuten erzählt, ein zufriedener erzählt es einer Person. Es ist leider menschlich lieber zu meckern als zu loben.
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Froschfrollein
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#851 Beitrag von Froschfrollein »

Ich empfehle gerne Friseure, die gut sind... aber schlechtes bleibt halt immer besser hängen.

Und wenn ich die Kohle hätte... :lol:
Die Erde ist eine Kartoffel. Ich mag Kartoffeln.
Wir sind alle Kartoffeln. Schrumpelkartoffeln die auf einem
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Kaiserdrache
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#852 Beitrag von Kaiserdrache »

Twentyfour-Seven hat geschrieben: Mein wichtigster Tipp wäre: Billigläden sind weiträumig zu meiden. Sorry, aber wer 10€-Schnitt-Angebote mit Selberföhnen o.ä. nimmt und dann hinterher unzufrieden ist, da hält sich mein Mitleid in Grenzen. Was kann man da bitte erwarten? ^^; Dann gehe ich lieber seltener zum Friseur, färbe selbst zu Hause und zahle für den Schnitt etwas mehr.
Würde ich niemals so unterschreiben, sorry. Meine beiden Stammfriseure berechnen 9€, respektive 12,50€ pro Schnitt und das sind die einzigen beiden, welche ich an meine Haare lasse. Dagegen waren die beiden Hochpreisfriseure die ich mir in den letzten Jahren gegönnt habe, absolute Katastrophen.

Ich würde sagen: Ein Friseur ist entweder gut oder schlecht, mit dem Preis hat das wohl weniger was zu tun.
Violetta hat geschrieben:Wenn man einen Haarschnitt für 10 Europäische bekommt, welchen Lohn erhält dann wohl der Friseur, die Friseurin? Und unter welchen Bedingungen müssen sie arbeiten?
Ziemlich simpel: 15 Minuten Aufwand für 10 Euro macht nach Adam Riese 40 Euro (80 Mark in echtem Geld) Stundenkosten. Damit liegt eine Friseurin also etwa auf dem Gehaltsniveau eines angestellten, studierten Informatikers mit Einstiegsgehalt in einer renommierten Firma. Und bevor ich hier gleich gesteinigt werde: Das ist die Sicht- und Rechenweise eines Kunden, nicht die von jemandem der in dem Job arbeitet.
1aMiii - 64,5cm [<a href="http://www.langhaarnetzwerk.de/phpBB3/viewtopic.php?t=17024">SSS</a>], Juni 2011 /// Ziel: 75-80cm <-- das war früher mal, jetzt: rappelkurz :)
~~~Der User Kaiserdrache wurde leider Opfer der berühmt berüchtigten Männerglatze und hat hier eigentlich nix mehr verloren~~~
Odine

#853 Beitrag von Odine »

Kaiserdrache hat geschrieben: Ziemlich simpel: 15 Minuten Aufwand für 10 Euro macht nach Adam Riese 40 Euro (80 Mark in echtem Geld) Stundenkosten. Damit liegt eine Friseurin also etwa auf dem Gehaltsniveau eines angestellten, studierten Informatikers mit Einstiegsgehalt in einer renommierten Firma. Und bevor ich hier gleich gesteinigt werde: Das ist die Sicht- und Rechenweise eines Kunden, nicht die von jemandem der in dem Job arbeitet.
Davon sehn wir nix. Wir bekommen im Gesamtdurchschnitt 4,91 Euro auf die Stunde.
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celluloide
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#854 Beitrag von celluloide »

Hatten wir das Thema nicht schon gefühlte 700 mal?
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"I am not free while any woman is unfree,
even when her shackles are very different from my own."
Audre Lorde

"Friede den Hütten, Krieg den Palästen!"
Georg Büchner
Odine

#855 Beitrag von Odine »

kinokuss hat geschrieben:Hatten wir das Thema nicht schon gefühlte 700 mal?
Kann schon sein. Trotzdem muss ich mal mit der Unwissenheit und falschen Information, die hier berbreitet werden, aufräumen.
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