Langhaarnetzwerk

Ich habe hier ne ganz interessante Kolumne in der neuen Maxi gelesen.
Die beschreibt ganz gut wie sich manche hier in Bezug auf Friseure fühlen wenn ich mir mal den Thread "Bevormundung durch Friseure" anschaue.
Ich tipp's einfach mal ab

"Wir sind hier nicht bei 'Wünsch dir was!'"

Maxi Autorin Charlotte Kapal geht nicht zum Friseur.
Warum?
Weil sie keine Lust mehr hat, für einmal Anschnauzen 90 Euro zu zahlen.

Kurz nachdem ich Platz genommen habe, passiert es.
Der Friseur mustert mich im Spiegel, legt den Kopf schräg und säuselt:"Na,was wollen wir beiden Süßen denn heute machen?"
Ich weiß was ich machen will.
Ich möchte,dass der Haarvorhang vor meinen Augen gekürzt wird und die Spitzen nur ganz wenig geschnitten werden.
Ich liebe meine langen Haare und will sie behalten-schließlich trage ich sie ja schon seit Jahren und sie stehen mir.
Finde ich zumindest.
Und das sage ich ihm.
Seine Reaktion: Blankes Entsetzen.
"Nein, nein, nein, also das geht gar nicht!", erklärt er mir, "bei deiner Figur, also das wäre gaaaanz unvorteilhaft. Langes Haar drückt ja richtig auf deinen Körper und deine Größe, dann siehst du noch breiter aus."
Aua.
Während er weiterplappert("Auf Ohrhöhe ab, ausdünnen, schräger Pony..."), möchte ich etwas sagen, mich wehren, aufstehen, gehen.
Aber ich bleibe sitzen.
Es ist, als ob seine Beleidigung zentnerschwer auf meinem Schoß läge.
Und so schneidet er mir die Frisur, die ich nie wollte und nach 1,5 Stunden schlurfe ich mit gesenktem Haupt und Tränen in den Augen aus dem Laden.
Mit erschüttertem Selbstbewusstsein und einem Haarschnitt, zu dem meine Kollegen später sagen werden: "Aaaaaah,ja,interessant-du traust dich immer Sachen. Dabei hattest du sooo schöne lange Haare!"
Ich wundere mcih über mich selbst.
Wieso lass ich das mit mir machen?
Wenn ich mir vorstelle, ich steige in ein Taxi in München und bitte den Fahrer, mich zu einem thailändischen Restaurant zu fahren, und er sagt: "Nein,nein,nein! Das geht gar nicht! Ich fahr sie mal besser ins Glockenbach Viertel zum Veganer"-ich säße kurz darauf trotzdem beim Thai, nicht beim Veganer, und der Taxifahrer hätte eine saftige Beschwerde am Hals.
Beim Friseur lasse ich dagegen alles mit mir machen.
Ein wildfremder Dienstleister darf mir seine Meinung und damit seine Vorstellung eines Haarschnitts aufdrücken.
Aber warum fragt er mich vorher, was ich gern hätte?
Da fällt mir ein: Manche fragen auch gar nicht.
Wie diese junge Friseurin, die mich auf meine Erklärung meiner Traumfrisur anfauchte: "Wir sind hier nciht bei Wünsch dir was!"
Sie ahnen was jetzt kommt:
Auch bei ihr bin ich sitzen geblieben, bekam, was ich nicht wollte und zahlte 90 Euro.
Der Sadismus mancher Trendfriseure gipfelt in München übrigens in einer ganz speziellen Art Salon.
Ich wollte spontan zum Haareschneiden, weil ich noch Zeit hatte, und steuerte auf diesen In-Laden zu.
"Einlass vorbehalten"-stand da an der Tür.
Für einen kurzen Moment glaubte ich, aus Versehen vor der Schickimicki-Disco P1 zu stehen.
Gesichtskontrolle beim Friseur?
Nicht mit mir.
Meine neue Haarschneideschere für knapp 10 Euro beleidigt mich nicht.

das ist hammer...
mich tät es interessieren ob sie noch mal zum frisör hin ist und sich beschwert hat und ihr geld zurück verlangt hatte.
ausserdem hat man da überhaupt recherchiert? es ist nämlich körperverletzung was da passiert ist und eine modezeitschrift wie maxi sollte vllt doch mal gerade bei sowas ihre leser informieren,

Ich finde, das sie bei dem Artikel psychologisch garnicht gut weg kommt.

Warum?

Weil ihr Selbstwertgefühl offensichtlich so gering ist, das sie sich nicht traut etwas zu sagen.
Ich hänge mal diesen Link an. Wenn man auch noch dort arbeitet und sich täglich unterbewusst vergleicht, Stundenlang...

Es geht einfach nicht in erster Linie darum, das alle Frisöre scheisse zu einem sind, sondern, dass "wir" Angst haben. Angst bewertet zu werden, nicht gut genug zu sein etc. pp..

Das ist ne Kolumne einer Frauenzeitschrift... das darf man nicht als Tatsachenbericht betrachten.

Diesmal ist es zwar "nur" eine Kolumne, aber im richtigen Leben ist es doch
leider oft Wirklichkeit.
Sehr viele Frauen trauen der Meinung Anderer mehr als der eigenen
Meinung.
Was gut aussieht und "passt" ist ja schließlich Geschmacksache.
Und was gerade "In" ist muss noch lange nicht gut aussehen.
Als ich noch viel jünger war, ließ ich mich auch von der jeweiligen
Mode oder öffentlichen Meinung beeindrucken. Fühlte mich aber in dem
Outfit oder dem Styling oft sehr unwohl.
Aber jetzt im etwas reiferen Alter lasse ich mir nichts mehr vormachen.
Ich trage was mir gefällt und meine Haare sind so wie sie mir gefallen.
So entwickle meinen eigenen Stil.

Deshalb kann ich es überhaupt nicht verstehen wenn gerade Frauen
reiferen Alters sich in Punkto Aussehen noch irgendwelche Vorschriften
machen lassen.
Und das passiert leider noch sehr oft.
Wenn auch nicht so offensichtlich wie in der Kolumne, aber
unterschwellig schon.

L.G. M.

Bei den letzten Sätzen musste ich an einen Friseur in der Sendlinger Str. denken...da steht allerdings "Haarschnitt vorbehalten".
Heißt, die Friseure da entscheiden, was man geschnitten bekommt. Das ist da aber keine Ãœberraschung oder Bevormundung in dem Sinne, weils nicht heimlich gemacht wird, sondern bewußt und "öffentlich". Es dürfte auch im Schaufenster stehen...
Angeblich sind sie damit auch sehr erfolgreich.

Wenn ich sowieso etwas radikales planen würde, würde ich den Laden glaube ich testen, bloß aus Neugierde...

Ain hat geschrieben:Weil ihr Selbstwertgefühl offensichtlich so gering ist, das sie sich nicht traut etwas zu sagen.
Ich hänge mal diesen Link an. Wenn man auch noch dort arbeitet und sich täglich unterbewusst vergleicht, Stundenlang...

Es geht einfach nicht in erster Linie darum, das alle Frisöre scheisse zu einem sind, sondern, dass "wir" Angst haben. Angst bewertet zu werden, nicht gut genug zu sein etc. pp..

Danke für den Link, Ain. Dem Link kann ich zustimmen. Im Grunde geht es hauptsächlich darum, die Leserinnen unzufrieden zu machen und ihnen das Bedürfnis einzureden, etwas an sich ändern zu müssen und möglichst so, indem sie bestimmte Produktversprechen glauben. Es läuft letztlich immer nur darauf hinaus, dieses oder jenes Produkt zu kaufen. Kaufe dies oder das und dir geht es besser.
Was natürlich nicht funktioniert, außer daß der Geldbeutel leerer wird und wir unsere Wohnung mit einem Haufen Plunder vollstellen.

Obwohl ich sehr energisch werden kann und ich so mancher merkwürdigen Verkäuferin auf ihr nicht immer freundliches "Kann ich Ihnen helfen?" schon mit einem Lächeln antwortete "Danke, mir ist nicht zu helfen." sind mir solche Erfahrungen wie der beschriebene Friseur-Besuch nicht ganz fremd.
Letztens im Berliner Nobel-Kaufhaus KaDeWe: Viele gut angezogene und perfekt gestylte Leute und vor allem Verkäufer/innen. Viele sehr teure Waren. Ich wollte endlich mal ein Make-up von Bobbi Brown ausprobieren. Schleiche zu dem Stand, gucke und probiere an den Testern. Dann kommt ein Verkäufer. Ich sage, ich wäre mit den vielen Farben überfordert. Er bietet mir an, es direkt an mir zu testen, mich ab- und wieder neu zu schminken. Natürlich ist er sehr selbstbewußt und eigentlich auch recht nett. Ich genieße das Schminken, fühle mich aber dooferweise auch tief in mir verunsichert und bin froh, als ich wieder zu Hause bin. (Das Make-up von Bobbi Brown ist allerdings tatsächlich sehr gut.)
Natürlich ärgere ich mich darüber, daß ich mich verunsichern lasse. Man wird so etwas eben verdammt schwer los.

imene hat geschrieben:Danke für den Link, Ain. Dem Link kann ich zustimmen. Im Grunde geht es hauptsächlich darum, die Leserinnen unzufrieden zu machen und ihnen das Bedürfnis einzureden, etwas an sich ändern zu müssen und möglichst so, indem sie bestimmte Produktversprechen glauben. Es läuft letztlich immer nur darauf hinaus, dieses oder jenes Produkt zu kaufen. Kaufe dies oder das und dir geht es besser.
Was natürlich nicht funktioniert, außer daß der Geldbeutel leerer wird und wir unsere Wohnung mit einem Haufen Plunder vollstellen.

Wenn wir solcherlei Geschehnisse einfach "ertragen"... stimmt mit uns etwas nicht...

die Verkäufer, Schreiberlinge, Kosmetiker(innen) etc. sind heutzutage alle psychologisch geschult/trainiert, den Kunden zu verunsichern und somit leichter das Geld aus der Tasche ziehen zu können.

Da gab es schon viele Dokus drüber wie so etwas abläuft. Der Markt wird hart umkämpft! LG

@Rhiannon

Ja, wir hier sind uns wenigstens der versuchten Manipulation bewußt.

Vielen Verkäufern, vor allem in den teuren Parfümerien, merkt man die Schulung deutlich an. Manchmal lag mir dann schon die Frage auf der Zunge: "Sagen sie mal, glauben sie eigentlich selbst an das, was sie mir hier erzählen?"

Es gibt hier ja auch viele Langhaars, die berichten dass der Friseur ihnen 20 cm abgesäbelt hat und sie erst zuhause in Tränen ausgebrochen sind. So selten ist das nicht. Es gibt ja auch Leute, die es nicht wagen Ärzten oder Polizisten zu widersprechen. Mir fällt das "Nein"sagen und wütend werden gegenüber Autoritätspersonen (und ein Friseur in einen Friseursalon ist in dem Moment eine Autorität) auch sehr schwer. Liegt unter anderem daran, dass in meiner Kindheit Widerworte und Wutanfälle Kapitalverbrechen waren. Mich hat auf der Straße mal ein alter Mann beschimpft, weil ich mein wütendes Kind auf dem Boden toben ließ und abwartete bis er sich beruhigte. Wenn Kindern das wütend sein so aberzogen wird ist es logisch dass viele später damit Probleme haben.

Aber um auf den Artikel zurückzukommen: eine Freundin von mir arbeitete mal bei so einer Zeitung. Ich glaube dass die Redakteurinnen sich irgendwas aus den Fingern saugen oder nur das Grundgerüst mal erlebt haben (Friseur schneidet nicht so wie sie will) und weil das nicht so spektakulär klingt wird es noch kräftig ausgeschmückt.

Autoritätspersonen bzw. Fachmann/-frau - das ist wohl das Stichwort.

Ich hab ewig gebraucht, um zu der Erkenntnis zu gelangen, daß es unter denen eben ganz viele Schaumschläger gibt. Woher weiß ich denn, wie z.B. der Arzt, bei dem ich lande, zu seinem Abschluß kam. Ist er grad so mit Ach und Krach durchgekommen und für mich evtl. lebensgefährlich oder weiß er tatsächlich, wovon er spricht und was er tut.

Schönes Beispiel hierzu aus der Geschichte ist ja Liselotte von der Pfalz. Die sich den Quacksalbern bzw. Ärzten ihrer Zeit konsequent verweigerte und lieber auf ihren eigenen gesunden Menschenverstand hörte und so wahrscheinlich mehrere Male bei Krankheit ihr Leben rettete.

Edit: Was nicht heißen soll, daß man heutzutage nicht zum Arzt gehen sollte, um Gottes willen.
Aber vor 200/300 Jahren war die Kunst vieler Ärzte eher fragwürdig

imene hat geschrieben: Ich hab ewig gebraucht, um zu der Erkenntnis zu gelangen, daß es unter denen eben ganz viele Schaumschläger gibt. Woher weiß ich denn, wie z.B. der Arzt, bei dem ich lande, zu seinem Abschluß kam. Ist er grad so mit Ach und Krach durchgekommen und für mich evtl. lebensgefährlich oder weiß er tatsächlich, wovon er spricht und was er tut.

ähm hierfür sind prüfungen nötig und nur weil jemand schlecht in prüfungen abschneidet, heisst es nicht, dass diese menschen dann auch schlecht in ihrem beruf sind. noten sagen letztenendes nur was darüber aus wie gut oder schlecht der jenige lernen bzw prüfungen schreiben kann, sie sagen nichts über die fähigkeit aus.

@saena

Ach was.