iHola!
Den Satz, in dem das mit den andernorts so bezeichneten "Urdeutschen" vorkam, habe ich nicht wegen dieses Wortes klein geschrieben, sondern nur, weil es ein Einwurf ist, den ich der besseren Lesbarkeit halber nicht nur eingeklammert, sondern auch kleiner geschrieben habe. Habe ich ja an anderer Stelle in meinem Beitrag nochmal gemacht, ich mach das öfter.
Ain, ich denke mitnichten, dass wir in Deutschland weniger Recht auf eine eigene Kultur haben als andere - um Himmels Willen! Aber der Begriff "Urdeutsch" ist nun mal völlig hanebüchen und entstammt aus genau den machthungrigen, psychotischen und zum Teil esoterisch angehauchten Kreisen, die du ja genau so ablehnst wie ich und alle anderen halbwegs vernünftigen Leute.
Germanien und
Deutschland sind zwei Begriffe, die nur sehr wenig miteinander zu tun haben. Als erstes wäre da, dass Germanien der Name ist, den die Römer übergreifend dem nicht römisch besetzten Gebiet östlich des Rheins gegeben haben - womit sie gleichzeitig den dort lebenden Völkern den übergreifenden Namen "Germanen" gegeben haben. (Neben "den Kelten", ebenfalls verallgemeinert, westlich und den Skythen östlich davon.) Die germanischen Stämme empfanden sich dabei aber nie als politische Einheit.
Dagegen ist Deutschland halt eine große, zusammenhängende Nation - etwas, das den alten Germanen völlig fremd war.
Es gab also jede Menge germanische
Stämme (Langobarden, Alemannen, Burgunden, Franken, Goten u.s.w.), aber die lebten jeweils völlig autark in kleinen Gruppen.
Die hatten keinen Begriff von etwas, das man Germanien oder eben Deutschland nennen könnte.
Von daher geht
Germanen und
deutsch schon mal nicht zusammen.
Weiter ist da das Problem, wie man den Begriff "urdeutsch" überhaupt betrachten soll.
Kulturell? Ja dann möcht ich doch mal sehen, was an uns heutigen Deutschen kulturell noch eindeutig auf die ollen Germanen zurückzuführen ist. Nicht mehr viel, denn die germanischen Kulturen gibt es schlicht nicht mehr. Unsere heutige Kultur in Deutschland ist (und war auch schon Jahrhunderte bevor wir ein Einwanderungsland wurden) ein Mix aus verschiedensten Einflüssen, und die Germanen - gemeinsam mit Kelten, Slawen und Römern, wenn schon - spielen dabei nur eine sehr kleine Rolle. Und müssen sich die auch noch mit eben genannten Völkern teilen.
Ethnisch? Dann kann man die Germanen als Titelträger des "Urdeutschen" getrost in den Wind schreiben, denn das Gebiet des heutigen Deutschland wurde damals außer durch germanische Stämme maßgeblich durch Kelten, Römer (deren Armee an sich schon äußerst multikulturell war), Slawen und natürlich durch den Einfall der Hunnen geprägt. "Urdeutsch" ist also höchstens ein wilder Mix aus so ziemlich allem, was Europa damals hergab.
Aber das größere Problem hierbei wäre, dass ethnische Begriffe den Germanen wiederum fremd waren. Angehöriger eines germanischen Stammes war man aus kulturellen, nicht ethnischen Gründen. Jeder konnte sich einem germanischen Stamm anschließen - dafür war es völlig Wumpe, woher der vorher kam. Wichtig war, dass du ein brauchbares Mitglied deiner Gruppe sein konntest und bereit warst, deren Kultur zu teilen. Und damit wird klar, dass sich die ganzen germanentümelnden Nazis so dermaßen selber ins Knie schießen, weil die im Grunde nämlich so un-germanisch sind wie's nur geht.... Aber leider ist das noch nicht allzu weitreichend bekannt. Es wäre ein Quell der Heiterkeit, wenn's nur nicht so ekelhaft wäre.
Insofern geht die Verwendung des Begriffs "Urdeutsche" eindeutig auf die historisch völlig verquere Germanentümelei der Nazis zurück. Denn es gibt kein Ur-Deutschland, die Germanen waren keine Deutschen und die Deutschen sind und waren von Anfang an ethnisch wie kulturell ein bunter Mischmasch.
Und ich weiß, dass das hier völlig OT ist, aber ich wollte es erklären, da ich (anscheinend zu Recht) befürchtete, dass der Begriff nicht jedem als das ins Auge springt, was er ist. Und ich finde, in solchen Dingen besteht Klärungsbedarf.
ON TOPIC:
Ich weise nicht sofort von der Hand, dass an der Theorie von langen Haaren als "Sinnesorganen" in irgendeiner Form was dran sein könnte. Ich denke aber, das ist nicht verallgemeinerbar und auch weniger durch tatsächliche Sinneseigenschaften erklärbar als durch die Bedeutung, die eine Person den eigenen Haaren beimisst - oder eben nicht.
Andererseits fungieren die Follikel ja auch als Tast"organe", ähnlich wie Schnurrhaare, nur weniger stark ausgeprägt. Schnurrhaare haben an den Follikel ein Blutgefäß, das sogar feinste Luftbewegungen etc. als Reiz weiterleiten kann. Das haben normale Haare natürlich nicht, aber eine gewisse Tastfunktion der Follikel ist trotzdem da. Keine Ahnung, vielleicht wird das durch längere Haare verstärkt?
Edit: Follikel. Nicht Kapillaren.