Wind In Her Hair hat geschrieben:
Kennst du dich auch mit Altsächsisch aus?
Ein bißchen. Altsächsisch ist ein anderes Wort für Altniederdeutsch, also die Vor-Form des Platt. Das heutige Platt, dass im Norden, aber auch beispielsweise in Nordrhein-Westfalen (wobei Rheinländer ihren Dialekt gerne als Platt bezeichnen, was er aber nicht ist, sondern eine Zwischenform zwischen Hoch- und Niederdeutsch) und Nordhessen gesprochen wird, ist Mittelniederdeutsch. Das Plattdeutsche gilt als ausgestorben mit dem Untergang der Hanse, denn Sprache braucht Überregionalität (Fernsehen, Zeitung, Internet tragen dazu bei). Was es jetzt noch gibt, sind kleine Sprachinseln, selten geht aber die Unterhaltung über die Familie/ Ehepartner hinaus, weil mit den Kindern/ Enkeln und im Supermarkt usw. Hochdeutsch gesprochen wird. Bei uns hier in NRW und auch in Nordhessen hat jedes Dorf "sein eigenes Platt". Im Norden wird das Platte mehr gepflegt.
Äh, Moment, was wolltest du denn wissen?
Gibt es auch Verwandschaft zwischen der gesprochenen Runensprache und Deutsch?
Du sprichst jetzt den Kamm an? Um wieder zurück zum Thema zu kommen?
Ich hol mal aus, versuche aber, mich knapp zu halten.
Man spricht von der Indogermanischen/ Indoeuropäischen Sprachfamilie.
Fast alle europäischen Sprachen (außer Finnisch, Baskisch und Ungarisch) sind enger oder weiter miteinander "verwandt".
Warum "Indo-"?
Ein britischer Hobbyforscher (eigentlich Beamter des englischen Königshauses) wurde in die Kolonie Indien geschickt. Dort fand er heraus, dass es eine heilige indische Sprache namens Sanskrit gibt, die unseren Sprachen, besonders dem lateinischen, ähnlich ist. Der Deutsche Franz Bopp vertiefte diese Forschungen.
Vorher gab es in der Wissenschaft überhaupt keine richtigen Fakultäten, wie man es heute kennt, sondern den sogenannten Universalgelehrten. Jetzt aber versuchte sozusagen das ganze 19. Jahrhundert, das Gegenteil zu Beweisen, dass die heilige Sprache Latein und auch nicht das geliebte Deutsch mit einer Kolonialsprache, mit etwas minderwertigem verwandt sein könnte. Kurzum, sie fanden nichts als Beweise FÜR die Verwandschaft.
Historisch gesehen geht es also mit einer angenommenen und teilweise rekonstruierten Sprache namens Indogermanisch los. Dafür gibt es keine Beweise, aber man nimmt vielfach an, dass alles aus einer Sprache entstanden ist.
Die ältesten bekannten Sprachen sind dann Latein, Altgriechisch, Sanskrit (es gibt noch mehr, ausgestorbene Sprachen, ich füg gleich am Ende mal einen Link zu seinem Sprachbaum ein, da kann man das super sehen).
Es ist ein bißchen kompliziert, ich versuche zu vereinfachen.
Zuerst einmal: Man kann nicht "vom Germanischen" sprechen. Es gibt wahrscheinlich etliche germianische Dialekte, deswegen spricht man von "den germanischen Sprachen". Daher wohl auch der Begriff "Altsächsisch", denn die Sachsen waren das größte germanische Volk, sie sind ja sogar bis England (Angelsachsen) gelangt
Die germanischen Sprachen splitten sich irgendwann zwischen 10.000 und 1.000 vor Christus durch die 1. Lautverschiebung (Grimm's Law) von den Indogermanischen Sprachen (s.o.) ab. Wann genau oder warum das geschah, weiß man nicht. Neuere Forschungen gehen von 500 vor Christus aus.
Alle Laute haben sich verändert, besonders aber die Verschlusslaute p, t und k. P=F wie in lateinisch piscis, deutsch Fisch, engl. fish; k=ch (später h): lat. corde, engl heart; t=th (im Deutschend später weiter zu d): lat. tertius, engl. three. Es gibt noch mehr, aber wir wollen es hierbei belassen.
Aus dem Germanischen entwickelte sich das Althoch- und Altniederdeutsche. Und zwar wieder mit einer Lautverschiebung. Die zweite Lautverschiebung geschah um 600 n. Chr. Um 800 war sie noch nicht abgeschlossen. Karl der Große verbreitete mit seiner Christianisierung das Althochdeutsche. Man geht beim Althochdeutschen daher von einem Zeitraum von 800 bis 1050 aus.
Die anderen germanischen (Westgermanisch: Niederländisch, Flämisch, Englisch; Nordgermanisch: Norwegisch, Isländisch, Dänisch, Schwedisch usw.) Sprachen haben die zweite Lautverschiebung nicht mitgemacht.
Wieder Beispiele:
Wieder waren am deutlichsten p,t und k betroffen:
P=PF (Wortanfang) oder f (Wortmitte) engl. pan, deutsch Pfanne; niederl. slapen, deutsch schlafen
T=TS oder SS: engl. cat, deutsch Katze; engl. niederdt. water, deutsch Wasser
K=KCH (später ch, außer in der Schweiz und Teilen Bayerns): englisch cook, deutsch kochen, englisch make, deutsch machen usw.
gibt noch mehr tolle Beispiele, das Thema ist vollkommen fesselnd, finde ich, weil es für Jedermann zeigt und belegt, dass die Sprachen verwandt sind und wie sie sich entwickelt haben.
Außerdem war das Althochdeutsche volltönend, das heißt, zwischen den Konsonanten stand immer ein betonter Vokal. Beispiel: Himile.
Der Mittelhochdeutsche beginnt 1050 und endet 1350.
Frühneuhochdeutsch 1350 bis 1650, ab da Mittelhochdeutsch (eine genauere Einteilung werden wohl spätere Generationen machen).
"Wechselerscheinungen" sind nicht so einschneidend wie die Lautverschiebung, aber auch deutlich und für uns alle spürbar. Diesmal betrifft es mal Vokale.
Neuhochdeutsche Monophthongierung:
li-eb - lieb
guot - gut
Neuhochdeutsche Diphthongierung:
Mus - Maus
min- mein
usw.
Um die Frage zu beantworten: Der Kamm gehört ins Germanische, das wäre also der Uropa unserer heutigen Sprache.
Ich übernehme keinerlei Garantien.
Liebe Grüße, Beanrua