Ich finde es ehrlich gesagt traurig, wie schnell mittlerweile Plagiat geschrien wird, denn aus meiner Sicht führt das auch bei "neuen" DIY-Bastlern zu sehr viel Unsicherheit. Manche trauen sich garnicht, einen kleinen Shop zu eröffnen, um sich über den Verkauf ihrer Handwerksware das Hobbie zumindest minimal zu refinanzieren, weil die Angst vor Abmahnungen vorherrscht.
Ich glaube, viele Verkäufer holen sich Ideen bei Pinterest. Also Bildermassen von anderen Dingen. Die wenigsten gehen - wie gewerbliche Fälscher - hin und ahmen zielgerichtet ein Produkt nach, um es minderwertig zu verkaufen. Und dann machen sie Haarschmuck, der aus Elementen zusammengesetzt ist, aber eben doch auch eine eigene Note hat, weil anderes Material, andere Verarbeitung, Inlay oder anderweitig verziert?
ALK ist hier nicht gerade für seine super ausgearbeiteten Forken bekannt, ich wage jedoch zu behaupten, niemand wäre auf die Idee gekommen, ihn anzuschreiben, weil es mittlerweile x Händler gibt, die gebeizte Flachstäbe und Forken verkaufen, deren Formen an ALK erinnern oder sogar gleichermaßen geschwungen sind. Jeder hätte sich nur gefreut, dass es haarschonendere Varianten gibt. Aber das ist nur meine persönliche Vermutung.
Eine Helixforke oder der Vierzinker mit Megatopper, wie sie von Grahtoe viel verkauft werden, ist auch kein Markenzeichen. (Und ich meine mich zu erinnern, dass diesbezüglich damals auch eine Diskussion losging, als andere Hersteller Helixforken verkauften..., da kann ich mich aber auch irren. Mir schwirrt da nur was im Kopf rum)
Extravagante Materialkombis wie Naturmaterial und Resin sind meines Wissens nach auch kein schützenenswertes Merkmal, sondern nur ein Anzeichen dafür, wie gut der jeweilige Hersteller mit diesen Materialien umgehen kann. Nur das Endprodukt in seinem Gesamtergebnis könnte man schützen lassen. Auf Youtube gibt es ja zuhauf Videos, wo Menschen die Materialkombi erklären, Dinge daraus herstellen und Tips zum Nachmachen geben.
Um von einem Plagiat zu sprechen, muss eine Idee, die in ihrer Gesamtheit einmalig ist, kopiert werden. Das einzige Objekt bei Haarschmuck, wo mir auf Anhieb gültiges ein Patent einfällt, ist der Verschluss der Flexi-8. Weshalb die liegende Acht mit Stab drin auch verkauft werden darf, denn das ist nicht Bestandteil des Patents und auch nicht hinreichend, um die
Technik der Flexi-8 nachzuahmen... So verstehe ich zumindest Plagiate und Patente.
Wenn jemand allerdings einen Haarstab herstellt, der exakt wie ein SL aussieht, also mit allen Merkmalen des Stabes, Topper und Materialverarbeitung, nur eben unter Umständen minderwertiger, dann würde es Sinn machen, an ein Plagiat zu denken, weil es nicht um einzelne Elemente geht sondern das gesamte Produkt. Gewerbliche Fälscher würden dann eben noch das Teil als Senza Limiti anpreisen.
Um ein Urheberrecht einzufordern, muss man es sich auch als Urheber gesichert haben. Die Geschichte lehrt uns mehrere Fälle, in denen Menschen an unterschiedlicher Stelle die gleiche Idee hatten und keiner vom anderen wusste. Es gab da nicht den einen Urheber, sondern mehrere. Und nur die einmalige Idee darf nicht kopiert werden. Das drumherum schon. Es kommt also auf die Produktgesamtheit an und darauf, wie die Produkte entstanden sind.
Hier dazu mehr (Auch zu der Frage, wie Ideen geschützt werden können):
https://www.deutsche-handwerks-zeitung. ... en-146372/
Für mich sehr interessant: Unter dem folgenden Link wird gezeigt, was Plagiatismus bei Produkten ist: die "Sieger" des diesjährigen Negativpreises Plagitarius sind hier verlinkt:
https://www.haustec.de/management/panor ... 1?page=all
Und daraus folgere ich, dass es für ein Plagiat eben nicht ausreicht, ein einzelnes Element nachzuarmen oder dass das Produkt an ein anderes erinnert, sondern das gesamte Produkt muss dazu geeignet sein, einen Kunden in der Herkunft und der Qualität des Produktes zu täuschen, denn alle Beispiele sind so, dass sie optisch dem Original gleichen und lediglich die technischen Aspekte anders sind, Marken geändert wurden oder Produktbilder retouschiert sind.
Um das ganze weiterzuspinnen: Nehmen wir mal den Igel (Käsereibe) aus dem Link. Da ganz klar eine Kopie, denn Material, Farbe und Aussehen sind gleich. Geht nun jemand hin und macht den Igel aus Metall, ist es dann ein Plagiat? Ist die Form des Igels so einzigartig, dass man es schützen kann? Ich glaube das nicht. Erinnert mich dann etwas an die BGH Entscheidung zum Goldteddy von Lindt, der auch Ähnlichkeit mit dem Haribo-Goldbären hat - und so wie er ist und heißt weiter verkauft werden darf.
Wenn
Ähnlichkeit bei Haarschmuck für ein Plagiat ausreichen würde, würde etsy ein Sammelsorium von Plagiaten sein. Insofern finde ich den Teil des Fadentitels auch etwas unglücklich, denn zumindest mir suggeriert dieser, dass eine Ähnlichkeit schon ein Plagiat / Ideenklau ist. Geht das anderen auch so?
- Ist das schon eine Kopie oder hatte da jemand nur eine gleiche Idee?
Ich persönlich glaube nicht, dass das Forum ein guter Ort ist, um eine solche Frage zu beantworten. Denn diese Frage richtet sich wohl eher an Patentrechtler als an uns Laien.