Dann erlaube ich mir, als erste zu antworten (und direkt den Rahmen zu sprengen :lol:).
[An die Mods: vielleicht sollte der Thread auch in "Im täglichen Leben" stehen? Jedenfalls nicht bei den Projekten...]
Wir haben ja schon im Thread "das grau/weiß werden" fleißig geschrieben, und nachdem festzustellen war, dass einige nur ein wenig Mutmachen brauchen, um zu ihren wunderschönen Silberhaaren zu stehen, haben wir nun einen passenden Thread dazu. :yippee:
Ich bin daher mal so frei und poste meinen [zugegebenermaßen langen, aber wohl auch hilfreichen] Beitrag, den Judith als "Mutmacher" betitelt hatte, hier noch einmal - sozusagen als Einstieg für die, die sich immer noch nicht so richtig trauen, ihr "Engelshaar" [der Begriff stammt von Kerri :)] zu zeigen und die nicht auch den anderen Thread durcharbeiten wollen.
[Zur Info: Anstoß für den Beitrag war ein Beitrag von wuschlon extraordinaris, in dem sie schrieb, dass sie eine weiße Strähne in der Stirnpartie ihrer dunklen Locken hat, und dass jemand, der ihr sehr wichtig ist, diese am liebsten gefärbt sehen würde... :roll:]
wuschlon extraordinaris hat geschrieben:
Ich bin erst 32 [...]
P.S.: Wenn ich ganz ehrlich bin, gibt es nicht nur negative Kommentare zu meiner weißen Strähne. [...] Aber die paar negativen Bemerkungen, die kommen, hört man leider immer viel aufmerksamer als alles Positive.
Dann wollen wir doch mal die Anzahl der positiven Bemerkungen erhöhen :wink:
Ich habe dich zwar noch nicht gesehen, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, wie toll eine reinweiße Strähne im vorderen Bereich bei sonst sehr dunklen Haaren aussehen muss!
Vor vielen Jahren habe ich mal eine Frau gesehen, die damals wohl Anfang/Mitte 30 war und deren langen Haare lockig und großzügig durchgegraut waren - sie hatte aber eine wunderbar klare und selbstsichere Ausstrahlung [wohl auch daher, weil sie sich nicht hat bequatschen lassen, die Haare zu färben!], und obwohl ihre Haare nicht weiß sondern "grau" waren (weil nicht genug weiße Haare beieinander, sondern eher gleichmäßig über ihre dunken Haare verteilt waren), sah das insgesamt umwerfend gut aus.
In dem Moment habe ich mir geschworen, dass ich meine Haare nie färben werde!
Und es gibt auch einen großen Vorteil, wenn man früher als der Durchschnitt weiße Fäden bekommt: wenn die anderen Gleichaltrigen anfangen müssen sich mit dem Thema zu beschäftigen und ihre Ängste und Minderwertigkeitsgefühle erst noch überwinden müssen, hat man das schon hinter sich und strahlt schon längst Souveränität (auch im Sinne von "Unabhängigkeit gegenüber der Normierung durch die Industrie) und Selbstsicherheit aus.
So kann man denjenigen vielleicht sogar auch ein gutes Vorbild [im wahrsten Sinne des Wortes] sein, und sie somit unterstützen, sich selbst auch unabhängiger von der gängigen Meinung zu machen.
In Bezug auf den Menschen, der dir wichtig ist und der die Strähne lieber gefärbt haben möchte: vielleicht braucht er zur Meinungs-Änderung einerseits eine starke Wuschlon, die ihre Haare so liebt wie sie sind und die ihre seltene (und schöne) Variante zu unterstreichen weiß indem sie dazu steht und stolz darauf ist, und andererseits einfach ein wenig Zeit, sich selbst mal zu überprüfen, wie sehr er selber von den Normen beeinflusst ist...
Vielleicht kannst du ihm auch klarmachen, dass weiße Haare nicht mit "alt" assoziiert würden, wenn sich niemand die Haare färben würde - denn dann wäre es für alle gewohnt, dass Dunkelhaarige mit Anfang/Mitte 20 in der Regel die allerersten weißen Haare bekommen (und das ist ja bei Weitem nicht alt...).
Aber wenn in unserer Gesellschaft auch noch eine über 80-Jährige dunkelblond trägt und sich kaum jemand bewusst vor Augen führt, dass das garantiert nicht ihre Naturfarbe sein kann [vor allem wenn man dann (wie bei meiner Schwiegermutter) Fotos aus ihren 20ern und 30ern mit dunklen Haaren sieht :roll:], dann muss man sich nicht wundern, dass jemand, der nur halb so alt oder jünger ist, aber seine Haare nicht färbt, als "alt aussehend" eingestuft wird...
Das ganze Thema ist also eigentlich nur ein "Thema", weil sich die meisten Menschen (auch schon in jungen Jahren) die Haare künstlich anders gestalten als sie von Natur aus sind... Und die Friseure sind ja auch sehr geschickt in ihren Begründungen für das Färben, denn dadurch sichern sie sich Stammkundschaft.
Die Friseurin meiner Schwiegermutter hat ihr das Dunkelblond angedreht mit der Begründung, dass ihre Haare ja weniger werden und bei dem Weiß [ihre Haare waren wunderschön komplett schneeweiß und keinesfalls dünn] würde man die Kopfhaut mehr sehen, und bei Dunkelblond nicht... Nun, sehen kann man die Kopfhaut aber auch nur, weil meine Schwiegermutter "Helm" trägt (also alles aufgedreht, toupiert, Haarspray verklebt) - also eine Frisur, die direkt nach dem Friseur die Kopfhaut verdeckt, aber spätestens 2 Tage danach in die aufgedrehten Strähnen auseinanderfällt und dadurch die Kopfhaut eben deutlich zu sehen ist... Und da die Kopfhaut sehr hell ist, ist sie durch das Dunkelblond sogar deutlicher zu sehen als durch das Weiß... (so viel also zu der "Begründung" :roll:)
Ich freue mich jedenfalls immer, wenn ich eine alte Dame sehe, die ihre Haare weder färbt, noch sich Dauerwellen und Helm-Frisur verpassen lässt, sondern ihren langen grauen oder weißen Zopf oder Dutt erhobenen Hauptes trägt, mit dem gewissen Schimmer in den Augen, der verrät, das sich hier ein Mensch gegen die Werbung und die Normierungsversuche der Industrie seit Jahrzehnten bewusst durchsetzt.
Und warum sollten jüngere dies nicht mit genau solch einer Würde und Souveränität tun können?!
Silbrige Grüße,
dulcet