ich denke, dass man das kind entscheiden lassen sollte, soweit möglich. aber das ist eben begrenzt. denn um sich richtig zu entscheiden, muss man ja die vor- und nachteile abwägen können und das überfordert die kleinen ja kognitiv. also gemeinsam versuchen, mit dem kind eine entscheidung zu treffen. also erklären, dass sie, wenn sie heute abgeschnitten werden, nicht morgen wieder lang sind. wenn das kind drauf beharrt gut, dann werden sie eben irgendwann abgeschnitten.
solange kinder auch dazu nicht in der lage sind, entscheiden eltern im interesse ihrer kinder und dabei sollten sie die interessen der kinder in den mittelpunkt stellen und nicht versuchen, eigene werte überzustülpen oder die bewertung durch die brille der eigenen ideen zu sehr zu beeinflussen.
der gedanke "die fünf minuten kämmen am tag kann man gut aushalten" ist aus unserer perspektive - 5 minuten stillsitzen ist für ein kleines kind was ganz anderes und da gilt unser maßstab nicht. ich finde, da muss man dann individuell entscheiden. man kennt sein kind ja und merkt, ob es darunter leidet oder nicht und kann es mit anderen situationen vergleichen, wo es stillsitzen soll. wenn mein kind also beim essen mühelos stillsitzen kann, beim kämmen aber nicht - dann würde ich es eben so verstehen, dass es beim kämmen für das kind eben schwerer ist und entsprechend überlegen, wie sehr es das kind anstrengt.
mein grundsatz in der kindererziehung ist eben auch in anderen fragen nicht "ich mute meinem kind soviel zu, wie es aushält." wieso sollte ich dann bei der haarpflege nach diesem grundsatz verfahren?
oder ziepen. woher wollen wir denn wissen, wie sehr es dem kind wehtut.
das schmerzempfinden kleiner kinder ist anders als bei erwachsenen. bei uns ziept es nur, weil unser gehirn im laufe eines langen prozesses schon gelernt hat, dass dieser reiz in der regel nicht gefährlich ist und daher sofort runterreguliert und die reize abschwächt. bei kleinen kindern fehlen noch die notwendigen reifungs- und lernvorgänge, es werden reize anders und diffuser weitergeleitet und die schmerzinterpretation geht eben auch noch nicht so. daher finde ich es physiologisch absolut vermessen, wenn behauptet wird, ein kind stellt sich nur an.
ehrlich gesagt möchte ich nicht an den punkt kommen, wo ich meinem zweijährigen kind regelmäßig schmerzen zufüge und das damit rechtfertige, dass die haare so wachsen oder es nett aussieht oder dass das kind es will (es ist zwei jahre und es kann so eine komplexe entscheidung nicht fällen).
ich finde es völlig unnötig und unverantwortbar, einem kind aus optischen gründen schmerzen oder unannehmlichkeiten zuzufügen - erst recht einem so kleinen. und selbst wenn es tausendmal plappert, dass es lange haare will.
ich finde es auch völlig unnötig und unverantwortbar, da eine konfliktquelle aufzumachen, die nicht sein muss. es muss nicht sein, dass mein kind jeden tag deshalb mit mir streit hat und so. lieber ein kurzhaariges kind als eins, dem ich die bindung belaste und dessen urvertrauen ich wohlmöglich angreife - weil die mutter, die es schützen sollte, es jeden tag durch so eine prozedur jagt und dabei dann auch nicht behauptet, es wolle ja selbst lange haare und völlig außer acht lässt, dass ein so kleines kind nunmal keine fundierte entscheidung treffen kann.
als mutter entscheide ich eben auch mal gegen den willen meines kindes für sein wohl und seine gesunde entwicklung. wenn es jeden tag nur noch eiscreme essen will, lass ich es ja auch nicht selbst entscheiden ;)
Zitat:
Aber ich denke - da es ja MEIN aufwand ist ist es auch MEINE Entscheidung wie mein Kind ihre haare trägt.
das sehe ich nicht so. es ist eben nicht nur DEIN aufwand. es ist auch die zeit DEINER tochter, die durch kämmen in anspruch genommen wird. es ist IHRE geduld, die verlangt wird. es ist IHR kopf der schmerzt, wenn sie sich auf den zopf kniet (was sie wohl kaum vermeiden wird immer, denn dazu ist sie zu klein). es ziept nicht dich, sondern SIE.
wenn lange haare eine belastungsquelle wären, würde ich sie bei einer zweijährigen abschneiden. ich möchte nicht, dass mein kind jeden tag unmut, angst, ärger und generve mit dem kämmen hat. es ist mit zwei jahren eben nicht in der lage, die entscheidung zu treffen "ich möchte lange haare, also nehme ich das geziepe in kauf."
es kann das kognitiv nicht. wenn es sagt "ich will lange haare" bedeutet es nicht, dass es auch sagt "ich halte das ziepen aus"
ich beziehe mich überwiegend auf kleinkinder und naja, wenn jetzt hier alle schreiben "ich hatte das auch. ich habe die langen haare geliebt" dann möchte ich mal einwerfen, dass die meisten menschen sich eher rudimentär an ihr kleinkindalter erinnern und vor dem spracherwerb auch die erinnerungen eher nichtsprachlich sind. woran ihr euch erinnert, wird also eher etwas später gewesen sein, im kindergartenalter.
und mit zunehmendem alter kann man das kind natürlich auch mehr miteinbeziehen.
melis