Fun-Fact: Als mein Bruder ca. 3 oder 4 Jahre alt war, wollte er Kleider tragen (tat das wohl auch mal beim Verkleiden) und Zöpfe haben. Warum auch immer (ich hatte keine, meine Mutter hatte keine). Mein Vater war panisch: "Der Junge wird schwuuuul!" (Damals wohl noch eine ganz andere Sache als heute.) Wenn man meinem Bruder das heute sagt, wird er unruhig, denn davon, sich "Frauensachen" anzuziehen oder sich die Haare länger als bis zu den Ohren wachsen zu lassen, wäre er heute weit entfernt.
Ich denke, die Geschlechterrollen sind angelernt. Keiner kommt mit der Idee auf die Welt, dass lange Haare und Kleider Frauensache sind (und man sieht ja heute: kurze Haare und Hosen sind nicht mehr nur Männersache).
Männer tragen heute Dutts, wenn auch meist sehr kleine.
Du hast einfach eine Vorliebe für etwas entwickelt, dass nicht als typisch männlich eingestuft wird. Warum auch immer. Warum finden manche Leute bestimmte Dinge attraktiv, die andere nicht interessieren?
Aus meiner Sicht ist das keine Schande!
Bedenke mal, vor nicht allzulanger Zeit galt kochen noch als unmännlich (wenn man es nicht professionell tat) und Kindererziehung auch. Frauenkram. Heute sind viele stolz darauf und bestehen darauf, im Haushalt vorrangig die Verantwortung fürs Kochen und Kindererziehen zu übernehmen (bleiben statt der Frauen in den frühen Jahren zu Hause) und keinen stört das mehr. In den 50er Jahren wäre das völlig unmännlich und lächerlich gewesen, jedenfalls hierzulande.
Du hast einfach etwas gesehen und es unabhängig von der gesellschaftlichen Bewertung, die dir noch nicht klar war, betrachtet und halt vorgezogen. Keine Schande. Im Prinzip ist es doch klasse, wenn man es schafft, unabhängig von Vorgaben zu denken und Vorlieben/ Geschmack zu entwickeln. Das sind später die Vorreiter, nicht die Trendfolger.
Siehe Männerdutts. Irgendwann war das völlig peinlich, bis einer damit anfing, und nun machen das viele. Es gibt Mütter, die unsicher sind, weil ihre Söhne in frühen Jahren für Mädchen gehalten werden, weil sie sehr lange Haare haben wollen (in einem Fall las ich mal in einem Elternforum von einem Jungen, der so im Grundschulalter Haare bis ca. Hüfte hatte und ständig für ein Mädchen gehalten wurde, sich die Haare aber definitv nicht schneiden lassen sollte und auch teilweise frisierte, also Zopf, Pferdeschwanz, Half-up. Die Mutter störte das nicht, sie war nur verunsichert, als er immer wieder für ein Mädchen gehalten wurde, wollte aber dem Sohn aus nicht die Haarlänge verbieten. Der Sohn war dann wohl in der Lage und bereit, sich gegen Hänseleien auch körperlich durchzusetzen... was ihn wieder "männlicher" erscheinen lies. Auch diese Wertung ist ja eher traurig.)
Ich würde mal einfach sagen: Du hast eine Vorliebe frei von gesellschaftlichen Normen entwickelt. Das ist heute mehr und mehr erlaubt. Entspanne dich und style und kleide dich so, wie du das möchtest. Es tragen Frauen Jeans unter Röcken. Warum sollten Männer nicht auch Kleider tragen können, wenigstens zu Hause und/ oder privat? Es gibt Frauen mit Bärten (habe mal vor längerer Zeit eine Doku gesehen: Da wurden Frauen gezeigt, die sich wirklich komplette Männerbärte wachsen ließen, trotz "weiblicher" Kleidung und stolz darauf waren). Warum sollte Körperschmuck allg. (am Körper + Kleidung) geschlechtsspezifisch sein? Heutzutage ist es leider immer noch so, dass sehr viel als "zu mädchenhaft" angesehen wird, aber wenig als "zu jungenhaft". Dabei war z.B. in den 1920er Jahren noch rosa die Jungenfarbe und hellblau die Mädchenfarbe. Das ist also alles kulturell festgelegt, von außen, und nicht irgendwie eine genetisch festgelegte Wahrnehmung. Die letzte große Bastion sind Stöckelschuhe. Mein Tipp: Probiere die nicht, sie machen langfristig die Füße kaputt! Aber wenn es bequem und gesund ist und du dich daran erfreust, mache halt alles, was du möchtest, lasse dich dabei nicht einschränken!
LG von
Tasha
PS
Bedenke mal, dass man mit "dem Anderen", evtl. Verbotenen immer auf zwei Arten umgehen kann: Bewunderung und Wunsch, es auch zu haben/ machen oder Ablehnung und Verachtung. Die meisten reagieren mit Ablehnung und Verachtung, daher "Mädchenecke", "Jungenecke" im Kindergarten. Wir bleiben unter uns und machen auf keinen Fall, was die anderen tun. Auch das löst sich heute oft auf. Zementiert werden Geschlechterrollen doch oft durch Kommentare und Verhalten der Erwachsenen: "Willst du das wirklich, das ist für Mädchen?" - hört man öfter als "Willst du das wirklich, das ist doch für Jugs!"
Und man denkt selten darüber nach, warum es "schlimmer" sein sollte, wenn der Junge etwas möchte, das "für Mädchen" ist als umgekehrt und warum Mädchen eher ermutigt werden, typische Jungenspiele etc. zu spielen als umgekehrt. Das Mädchen bekommt die Legoraumstation: Klasse. Der Junge bekommt die Puppenküche - äääähhhh?! Da sind wir einfach noch nicht so gleichberechtigt bzw. im Denken noch eingeschränkt. Aber später sollen Jungen Erzieher werden, weil es zu wenig Männer in dem Beruf gibt, oder dürfen halt Koch werden! Nur nicht als Kind das schon spielen...