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BeitragVerfasst: 22.09.2008, 16:00 
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***Titel geändert, damit Link funktioniert. Sirja***

Schon seit ungefähr 7 Monaten bin ich beglückte HES- Benutzerin; während andere Shampoos meine Haare und Kopfhaut zu sehr austrockneten, ist das HES so gut für meine Haare, dass ich normalerweise nicht drauf verzichte, außer ich bin auswärts (juhuu Alverde-Shampoos, aber an die HES kommt's einfach nicht ran).
Das Problem, das andere HES-ler kennen: Diese komisch klebrigen Klümpchen, die ab und an nach der HES auf den wohlgepflegten Locken hängenbleiben. Während diese Klümpchen hier im Forum immer wieder mit der Denaturierung/ Gerinnung des HES erklärt wurden, konnte ich das nicht glauben, weil:

- Ein Ei, besser gesagt das Eigelb, gerinnt ab so 60°C, das Eigelb erst ab ca. 80°C
- Die menschliche Haut trägt jedoch schon ab einer Wassertemperatur von 50°C bei längerem Kontakt Verbrennungen davon.

------> Das HES kann also eigentlich garnicht denaturieren, außer man spült es mit so heißem Wasser aus, das man sich die Kopfhaut verbrennt.

***Wer nicht den ganzen Eintrag lesen will (ich weiß, er ist lang ^^), springt einfach zu "4. Und die Moral von der Geschicht")***

Aber woher stammen dann diese Klümpchen? In diesem "Projekt" habe ich eine Versuchsreihe (hört hört) durchgeführt, in der endlich rauskommt, woher das Klebezeug kommt- und wie man es in der heißgeliebten HES vermeiden kann.


1. Hinweise auf die "Ãœbeltäter"

Vor einiger Zeit, als ich meine HES anmischte, bemerkte ich, dass um das Eigelb herum eine Haut ist, die es begrenzt: diese Haut heißt Dotterhaut. Ich hatte eine Idee, entfernte die Dotterhaut (was ziemlich fummelig ist- erst zerteilen, dann mit einem Löffel vorsichtig aus dem Ei herausfischen) und siehe da- keine Klumpen nach dem Waschen mit der HES.
Aus Gewohnheit entferne ich auch die Hagelschnur beim HES, das ist diese "Nabelschnur", mit denen der Eidotter quasi im Eigelb "aufgehängt" und fixiert ist, da ich vermutete, dass sie, ebenso wie die Dotterhaut, der eigentliche Grund für die Klumpen wäre. Denn sowohl Hagelschnur als auch Dotterhaut sind fest, nicht flüssig, und werden beim Mischen des HES mit dem Schneebesen (oder was auch immer ihr dafür nehmt ;) ) nur zerteilt und zu kleineren Proteinteilchen. Um die wahren "Ãœbeltäter" herauszufinden, die die Klümpchen verursachen, habe ich mir eine Versuchsreihe ausgedacht, bei der nun geprüft wird, ob die Klumpen durch Denaturierung des Eis oder Hagelschnur und Dotterhaut entstehen.


2. Der Versuch- Tadaa!

a) Meine Idee war, jeweils HES ohne Hagelschnur und Dottersack (weil die Wörter so lang sind, nenn ich dass jetzt HD) und HES mit HD herzustellen und zu vergleichen, wie diese Mischungen auf verschieden warmes Wasser reagieren, also ob und ab wann sie denaturieren, und dann nach dem Aufgießen mit dem Wasser auch zu gucken, wie viele Schwebeteilchen welcher Beschaffenheit sich in den Mischungen befinden.

b) Ich wollte mehrere Wassertemperaturen: Eine, bei der sich die meisten die Haare waschen (dazu hab ich in meinem Bekanntenkreis rumgefragt), eine, die so heiß ist,wie es aus der Leitung nur geht, und als Referenz dazu Wasser, das ca. 10°C über der Temperatur des zweiten liegt.
Die Temperaturen waren: 30°C, 45°C, 55°C.
Dabei muss ich anmerken, dass ich mir schwer vorstellen kann, das sich jemand, vor allem hier im Forum, die Haare bei 45°C wäscht, aber um zu zeigen, ob das HES überhaupt mit dem heißesten Wasser aus einer Durchschnittsleitung denaturieren kann, hab ich diese Temperatur gewählt.

c) Das ganze lief dann also so ab: Ich stellte aus einem Ei, von dem ich erst HD entferte, einem halben EL Honig und einem Teelöffel Zitronensaft eine HES her, teilte sie auf zwei Gläser auf, mischte in eines der Gläser HD und verrührte nochmal gut.
Das ganze machte ich drei Mal, also hatte ich am Ende sechs Gläser, 3 ohne HD, 3 mit HD, wobei die zwei, auf die eine HES-Mischung verteilt wurde, mit gleich temperierten Wasser aufgegossen wurden.


Bild
Auf den Bildern sieht man Hagelschnur und Dotterhaut, letztere aber leider nicht so gut- ich verfluche Dich, oh Kamera! (zum Vergrößern Klicken)


Nach einiger Wirkzeit habe ich die Mischungen durch Teefilter gegossen, um zu gucken, was für Schwebeteilchen und Feststoffe jeweils in welchen Mischungen vorhanden waren.


Bild
Hier ist der Versuchsaufbau zu sehen. Klick zum Vergrößern.


3. Ergebnis


Spaßeshalber habe ich auch einen 60°C-HES-Aufguss mit HD gemacht.
Gleich nach dem Aufgeießen mit dem verschieden temperiertem Wasser sah man kleinste Schwebeteilchen,die mit zunehmender Wassertemperatur größer wurden. In alle Mischungen mit HD waren zusätzlich deutlich kleine weiße Häutchen und gelbe, ebenso kleine Fetzen (wenige mm) sichtbar.


Filtrieren. Die erste Mischung ist immer ohne HD, die zweite mit.
30°C:
1:kleinste, fädige Strukturen.
2:kleinste, fädige Strukturen, dazu größere, fädige Verklumpungen und kleine Teile die Aussehen wie Eiweißkügelchen (4mm Durchmesser)

45°C:
1: kleinste, fädige Strukturen.
2: mehr kleinste, fädige Strukturen, dazu noch größere fädige Strukturen wie Haut, ebenso Eiweißkügelchen

-55°C:
1: kein Unterschied zu 45°C.1
2: wie 45°C.2, nur fädige Strukturen dichter und größer (siehe Bild)

-60°C: deutlich erkennbare fädige und klumpige, weiße Gebilde, ebenso Eiweißkügelchen

Bild
Hier die Bilder von dem, was in den Teefiltern übrig geblieben ist. Vor allem bei der HES-55°C-HD sieht man die zukünftigen Klumpen sehr gut. Bei dem 60°C-Ansatz war die HES teilweise denaturiert, deswegen auch die schaumigen Ãœberbleibsel. Klick mich zum Vergrößern!

---> bis zu einer Temperatur von 53°C denaturiert das Ei nur gering, das HES ohne Dottersack und Hagelschnur hat kaum /gar keine Klümpchen und und die fädigen Kleinststrukturen, die durch die Vermischung mit Wasser in allen Ansätzen entstanden, hatten keinerlei Ähnlichkeit mit dem Zeug, das im Haar bei ungereinigter HES hängen bleibt, vielleicht entstehen die durch die Zitronensäure, welche ja auch Proteine denaturieren kann.

Was die störenden Klumpen und hängen bleibenden Eiweißbrocken verursacht, ist nicht die Temperatur des Wassers, mit dem man sich die Haare auswäscht (außer man tut das mit so 60°C- heißem Wasser), sondern Hagelschnur und Dotterhaut, welche beim Zubereiten des HES einfach zerstückelt werden und klebrige Eiweißbestandteile darstellen, die sich ans Haar haften und schlecht/gar nicht auszuwaschen sind. Sie waren bei allen HES-Ansätzen mit HD sichtbar und wurden schlimmer, umso wärmer das Wasser war, aber keine Ahnung warum- vielleicht denaturieren H. und D. ja früher als Eigelb und -weiß?

Klar ist aber, dass, nimmt man HD heraus, die Klumpen ganz oder bis auf wenige Ausnahmen, die vermutlich durch unsauberes Arbeiten enstehen, weg sind.


4. Und die Moral von der Geschicht

Was lernt der Langhaar-HES-fan daraus?
Wascht euch eure Haare und Kopfhaut ruhig wieder warm nach der HES, aber wenn ihr keine Klumpen wollt, tut Hagelschnur und Dotterhaut heraus, denn sie, nicht die Wassertemperatur, sind verantwortlich für die Klebeklümpchen- außer ihr wascht eure Haare so heiß aus, das ihr euch die Kopfhaut verbrennt. Aber dann sind die Klumpen, glaube ich, nicht das primäre Problem. ;)



Ich hoffe das ich damit irgendjemand helfen konnte.
Kritik und Anmerkungen, aber auch Fragen zu keine-Ahnung-welchem Aspekt freuen mich natürlich ^_^ .

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Zuletzt geändert von Mira am 22.09.2008, 18:29, insgesamt 2-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 22.09.2008, 16:24 
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da hast du dir ja wirklich viel Arbeit gemacht :wink: danke dir.
Was vielleicht auch gut hilft wegen HD ist ein Pürierstab. Damit mixe ich immer mein HES an und hatte bisher keine Probleme mit den Klümpchen. Auch ist das anrühren dann nicht so aufwendig :oops: .
Ausspülen tu ich HES aber auch lieber mit kaltem Wasser, was aber eher den Grund hat, daß meine Haare dann net so nach nassem Hund riechen :lol:

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BeitragVerfasst: 22.09.2008, 16:35 
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Respekt, da hast du dir ja wirklich Mühe gegeben! :D

Das könnte natürlich erklären, warum ich selten bis nie Probleme mit Klümpchen hatte - die Hagelschnur habe ich sowieso immer entfernt (ich glaube, das hatte im HES-Thread auch irgendwann mal jemand erwaehnt) und zum mixen ein Rührgerät verwendet, so dass da die Dotterhaut wohl auch noch gut zerfetzt wurde.

Ein tolles Experiment auf jeden Fall und definitiv interessant! (Und bestimmt auch für den ein oder anderen sehr hilfreich, der bisher Probleme mit Klümpchen hatte.)

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Also Mira, das finde ich ganz toll, so eine Versuchsreihe hätte von mir sein können, da ist wohl eine Chemikerin an Dir verlorengegangen. Soviel Arbeit, hoffe es hat auch Spaß gemacht. Mir gefällt so etwas, wenn man mit Fakten arbeitet und experimentiert. Weiter so. Danke

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nun nur noch Henna und Indigo
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BeitragVerfasst: 22.09.2008, 19:13 
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Finds auch total klasse, dass du dir soviel Mühe gemacht hast und dann auch noch mit so aufschlussreichem Ergebnis :!: :D

Jetzt müsste man nur noch wissen, wie der Geruch hinterher wegzukriegen ist :roll:


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BeitragVerfasst: 22.09.2008, 19:36 
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Also seit ich nur noch das Eigelb nehme, riecht mein HES eigentlich fast neutral. Der penetrante Schwefelgeruch, der mich sehr gestört hat, ist ohne Eiweiß weg. Zusätzlich bekommt meine HES- neben Jojobaöl- auch ein, zwei Tropfen Kokos-Parfümöl aus der Apotheke und riecht so wirklich lecker- meine Haare natürlich auch ^^.

Ungünstiger Nebeneffekt ist natürlich, dass man weniger HES hat, wenn man das Eiweiß weglässt, da hilft bei mir nur ein Eigelb zusätzlich. Dafür ist die Konsistenz weniger schleimig, eher cremig, und so- für mich jedenfalls- einfach angenehmer anzufassen und aufzutragen.

Vielen, vielen Dank für Euer positives Feedback! Das freut mich sehr ;) Und ja, es hat Spaß gemacht ^^. Herumpanschen mit tierischen Erzeugnissen, jippieh!

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BeitragVerfasst: 22.09.2008, 23:29 
Wow, Respekt vor so viel Arbeit!
Also, dass eine Haut ums Eigelb rum ist, wusste ich und dass man die entfernen kann, auch, aber Hagelschnur hab ich noch nie gehört. Sowas ist mir auch noch nie aufgefallen.
Ich muss das echt mal probieren (am besten mit Lupe, damit ich die Hagelschnur erkenne...)


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BeitragVerfasst: 23.09.2008, 00:25 
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Das ist interessant, so unauffällig ist die Hagelschnur bei den Eiern, die ich verwende eigentlich gar nicht. Vielleicht sind deine Eier ja von glücklicheren Hühnern, die so ein Schnickschnack nicht brauchen ;) ?
Meistens bleibt die Hagelschnur, die am Dotter und an der Eihaut angewachsen ist, am Dotter hängen, wenn man Eier trennt. Ich schneide sie dann immer mit der Eischale vom Dotter ab. Nur selten ist die Hagelschnur nach dem Trennen im Eiweiß, vielleicht hast du sie deswegen noch nicht bemerkt. Sie sieht wirklich aus wie ein weißer Faden oder wie eine weiße Mininabelschnur (wegen dieser Assotiation habe ich angefangen, sie aus meinem HES zu verbannen).

Bild[/url]
Nummer 4 und 13 sind die Hagelschnüre. Die Obere ist, meiner eigenen Erfahrung nach, länger als die Untere und relativ leicht auszumachen, wenn man weiß, wonach man suchen muss ^^.

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